Hütten im Winter (68): Gern Alm

impressionen aus pertisau / tirol

Die dritte Station unserer „Hütten-Trilogie“ im Naturpark Karwendel ist die im schneesicheren Talschluss des Gerntals gelegene Gern Alm. Der ganzjährig bewirtschaftete Alpengasthof ist über einen gut präparierten, weitgehend parallel zu den Langlaufloipen verlaufenden Winterwanderweg von Pertisau aus erreichbar.

 

Den Ausgangspunkt bildet wieder der große, gebührenpflichtige Wander- bzw. Loipenparkplatz am Eingang zu den Karwendeltälern. Aus dem Inntal kommend biegen wir nach der Serpentinen-Auffahrt von Wiesing nach Maurach links in Richtung Pertisau ab. Bei der Anfahrt aus dem Tegernseer Tal via Achenpass hält man sich hier entsprechend rechts. In Pertisau passieren wir das Achensee-Südwestufer, orientieren uns an der Beschilderung zur Karwendel-Bergbahn und folgen anschließend der Naturpark-straße geradeaus bis zum Parkplatz. Die am Automaten zu entrichtende Gebühr für 4 Stunden beträgt 3 Euro.

 

Wir starten auf rund 980m Seehöhe. Der etwa 5km lange Wanderweg zur Gern Alm (via Pletzachalm) ist ausgeschildert, die Gehzeit wird mit 1,5 Stunden für die einfache Strecke angegeben.

Wir lassen den ersten Zugang ins Falzthurntal linkerhand liegen und wandern parallel zu der im Winter nur von Berechtigten befahrenen, allee-artigen Mautstraße in Richtung Pletzachalm. Vor uns erhebt sich der kreuzgeschmückte Feilkopf mit der markanten Feilalm auf einem Geländeabsatz unterhalb des Gipfels. An der folgenden Wegkreuzung marschieren wir geradeaus weiter (links ginge es nochmals ins Falzthurntal, von rechts mündet der Sommerweg aus dem Gerntal / Seebergsteig ein). Kurz darauf passieren wir den bereits von der letzten Tour bekannten, linkerhand in den lichten Wald abzweigenden Zustieg zur Feilalm.

Nach rund 25 Minuten Gehzeit leitet uns ein Wegweiser von der Mautstraße nach rechts in einen Graben hinab. Wir queren die dort verlaufende Langlaufloipe und biegen anschließend am Waldrand links ab. Schon kommen die ersten urigen Hütten der Pletzachalm (auf rund 1.040m, mit der im Sommer bewirtschafteten Sennhütte) ins Blickfeld. Dahinter öffnet sich der breite, von Blaikenkopf, Rauenkopf, Juchtenkopf und Kelberg eingeschlossene Talkessel, den während der Weidesaison ungefähr 300 Stück Vieh bevölkern. Wir wandern an einer kleinen Kapelle und weiteren Almgebäuden vorbei. Nach Überschreiten des Pletzach-Baches über eine Brücke wenden wir uns nach rechts. Linkerhand könnte man nach bisher knapp 45 Minuten Gehzeit einen Abstecher zum nahen, ebenfalls im Winter geöffneten Almgasthof Pletzach (www.pletzach-alm.jimdosite.com) unternehmen.

Nach bisher weitgehend ebenem Streckenverlauf steigt der durchgehend gewalzte Weg nun gemächlich an. Entlang eines ausgetrockneten Bachbetts wandern wir – teils direkt an der Loipe, teils in Sichtweite davon – weiter taleinwärts. Das um die Mittagszeit von der Wintersonne beschienene Gerntal vollzieht nun einen Knick nach Osten, es wird deutlich kühler und schattiger. Nach einer längeren bewaldeten Passage am Hollerboden queren wir erneut die Loipe. Wir stoßen auf die Zufahrt zur Gern Alm, der wir noch wenige hundert Meter bis zum Tagesziel folgen.

Hier im Talschluss, umgeben von Gütenberg, Falzthurnjoch, Bettlerkarspitze sowie Mondscheinspitze und nur etwa 200 Höhenmeter über dem Ausgangspunkt, enden Winterwanderweg und Loipen. Der sich anschließende Versorgungsweg zur Plumsjochhütte ist im Winter gesperrt. Etwa 1 Stunde 15 Minuten nach dem Start freuen wir uns auf eine Brotzeit in der warmen Gaststube.

Die malerisch im Talschluss des Gerntals eingebettete Gern Alm liegt auf 1.172m Seehöhe und hat ganzjährig geöffnet. Während der Wintersaison von Ende Dezember bis Mitte März gibt es keinen Ruhetag. Auf der Speisekarte des gemütlichen Alpengasthofs stehen Tiroler Gerichte wie Graukäse, Gerstlsuppe, Achentaler Kaspressknödel, Spinatknödel, Hütten-Gröstl oder Kasspatzl‘n. Hausgemachte Mehlspeisen (unter anderem Germknödel, Kaiserschmarrn, Apfel- und Topfenstrudel) runden das kulinarische Angebot ab.

Außerhalb des Winters ist die Gern Alm – deren großer Parkplatz dann auch über die Mautstraße anfahrbar ist – aufgrund der einfachen Erreichbarkeit ein beliebtes Ausflugsziel für Familien und Ausgangspunkt für anspruchsvollere Touren ins innere Karwendel. Übernachtungsgästen werden gut ausgestattete Mehrbettzimmer und eine Außen-Sauna geboten. Die im Sommer immer gut frequentierte Terrasse und der Abenteuerspielplatz liegen jetzt unter einer dicken Schneedecke. Im angrenzenden Wildgehege herrscht dagegen Hochbetrieb an der Futterstelle. Weitere Details zur heutigen Einkehrstation kann man auf der Homepage www.gernalm.at nachlesen.

Nach der Jause wählen wir für den Rückweg zunächst die schneebedeckte, von Bäumen flankierte Gernstraße auf der rechten Talseite. An lichten Stellen blicken wir bis zur Seebergspitze. Auf Höhe des Abzweigs zur Feilalm (Almweg bzw. Rodelstrecke) eröffnet sich etwa 20 Minuten später wieder die freie Aussicht über die winterliche Kulisse der Pletzachalm. Dahinter erheben sich Zwölferkopf und Bärenkopf. Man könnte an dieser Stelle weiter entlang des Fahrwegs hinab bis zum Parkplatz Karwendeltäler marschieren. Wir entscheiden uns für den kurzen Übergang nach links zur bekannten Zustiegsroute. Auf dieser wandern wir nun talauswärts bis zur Sennhütte.

Am Schilderbaum nach der Sennhütte teilen sich Winter- und Sommerwanderweg. Der breite und präparierte Winterweg mündet kurz danach wieder in die Straße ein. Wir entscheiden uns aufgrund der geringen Schneeauflage heute alternativ für den schmalen Sommerpfad zurück zum Ausgangspunkt (bei eisigen Boden-Verhältnissen empfiehlt sich bei dieser Routenwahl das Mitführen von Grödeln).

Der im Winter ebenfalls vielbegangene Waldsteig verläuft etwas oberhalb des Talbodens und stellt am frühen Nachmittag die sonnigere Variante dar. In leichtem Auf-und-Ab leitet er uns im lichten Wald südostwärts. An einer Wegkreuzung wählen wir den unteren Seebergsteig nach Pertisau.  Es folgt ein kurzer Abschnitt auf einer geschotterten Forststraße, bevor wir wieder nach links auf den deutlich markierten Steig abbiegen, der oberhalb eines Bachbetts bergab führt. Schließlich mündet er in den breiten Forstweg am Seeberg ein, dem wir nach rechts bis zur bekannten Straßenverzweigung Falzthurntal / Gerntal folgen (Gehzeit ab dem Abzweig bei der Pletzachalm etwas mehr als 30 Minuten). Von dort sind es nur noch wenige Gehminuten entlang der Loipe bzw. Mautstraße bis zum Parkplatz, den wir rund 1 Stunde 15 Minuten nach dem Aufbruch auf der Gern Alm erreichen.

Insgesamt waren wir heute circa 2,5 Stunden (reine Gehzeit ohne Berücksichtigung der Einkehr) unterwegs. Via Achensee verabschieden wir uns aus dem winterlichen Karwendel.

Wie Gramai Alm und Feilalm ist auch die Gern Alm ein lohnendes, durch hervorragend präparierte Winterwanderwege erschlossenes Einkehrziel inmitten herrlicher Karwendel-Gebirgswelt !

 

Günter Etschel ALMVOLK

 

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Die Berichte sind jedoch grundsätzlich subjektiver Natur und explizit auch nicht als Wanderführer gedacht. Gehzeiten und Schwierigkeiten sind individuell unterschiedlich, Bedingungen vor Ort wie Wegverhältnisse, Beschilderungen oder Hütten-Öffnungszeiten können sich jederzeit ändern. Eine eigenständige Tour-Vorbereitung und Beurteilung von Routen, Wetterverhältnissen und möglichen Gefahren sind unverzichtbare Voraussetzungen für jede Unternehmung in alpinem Gelände. Dazu zählen auch das vorherige Studium von Informations- und Kartenmaterial, das Mitführen einschlägiger Ausrüstung sowie die realistische Einschätzung der eigenen Leistungsfähigkeit. Dies gilt umso mehr bei Streckenverläufen abseits markierter Wanderwege oder gesicherter Steige.

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