Frühlingswanderung (55): Alpbacher Höhenweg

impressionen aus inneralpbach / tirol

Bei unserer kürzlichen Winter-Hüttentour von Alpbach über den aussichtsreichen Oberen Höhenweg zur Inneralpbacher Böglalm haben wir aus Zeitgründen retour den Regionalbus gewählt. Unsere erste Frühlingswanderung nutzen wir dazu, die damals vorgesehene Rückweg-Route nachzuholen. Sie führt von Inneralpbach über den Mittleren Höhenweg auf der östlichen Talseite nach Alpbach. Über den schon bekannten Oberen Höhenweg mit den Einkehrmöglichkeiten Gasthof Roßmoos und Jausenstation Wurmhof sowie den Steig im Weikartgraben kehren wir bei der heutigen Rundtour zum Ausgangspunkt zurück.

 

Bei der Anfahrt verlassen wir aus Kufstein kommend die Inntalautobahn (nach Innsbruck) an der Ausfahrt Kramsach und orientieren uns nun immer an der Beschilderung ins „Alpbachtal“. Nach Brixlegg leitet uns ein kurzer Umfahrungstunnel an Reith vorbei. Wir folgen der Alpbacher Landesstraße durch den engen Taleinschnitt entlang der Alpbacher Ache und passieren die Talstation der Wiedersbergerhornbahn. Die Zufahrt hinauf nach Alpbach lassen wir linkerhand liegen und fahren geradeaus weiter in Richtung des südlichen Talschlusses. Kurz nach der Talstation der Pöglbahn sind im Ortszentrum von Inneralpbach (vor dem Hotel Wiedersbergerhorn) öffentliche Parkmöglichkeiten ausgewiesen, die Tagesgebühr beträgt 3 Euro.

 

Die abwechslungsreichen Höhenwege zwischen Alpbach und Inneralpbach verlaufen weitgehend entlang schmaler Bergsträßchen, die die verstreut liegenden Bauernhöfe und Weiler im Alpbachtal erschließen (meist öffentlich befahrbar, aber trotzdem verkehrsarm). Wir starten auf rund 1.060m Seehöhe. Nach der Brücke über die Alpbacher Ache zweigt nach rechts eine Straße ab, die in einer Schleife – an der Volksschule vorbei – hinauf in den Weiler Rading führt. Dort ist der Mittlere Höhenweg nach Alpbach ausgeschildert. Es geht weiter sachte bergauf, bereits jetzt können wir beim Schulterblick den Talschluss hinter Inneralpbach überblicken. An den Hängen des Wiedersberger Horns auf der westlichen Talseite läuft der Skibetrieb noch. Etwas unterhalb der Mittelstation der Gondelbahn erkennen wir die Jausenstation Böglalm.

Nach etwas über 30 Minuten Gehzeit in weitgehend freiem Gelände endet der asphaltierte Fahrweg an einem alleinstehenden landwirtschaftlichen Anwesen mit Hofkapelle (Erbhof Weikarten). Der sich anschließende befestigte Schotterweg leitet uns hinab in den schattigen und noch schneereichen Weikartgraben. Nach der Holzbrücke über einen Bachlauf mündet von rechts der vom Oberen Höhenweg herabführende Waldsteig ein - auf dieser Route kommen wir später zurück. Nach kurzem Gegenanstieg haben wir wieder freie Sicht. Über uns schweben die Gondeln der Inneralpbacher Verbindungsbahn zum Schatzberg (1.898m, der geschlossene Höhenzug bis zum Sonnjoch trennt das Alpbachtal von der Wildschönau). Wir werfen einen Blick auf die am Weg liegende „Brechelstube“, ein Nachbau der früher im Alpbachtal abseits der Höfe betriebenen Hütten zum Rösten von Flachs als Vorstufe zur Leinenherstellung. Aufgrund der Heizmöglichkeit wurden sie auch als „Badstuben“ genutzt.

Vom Weiler Stettau aus blicken wir bereits auf die Ortschaft Alpbach und das sich dahinter erhebende Felsmassiv um die 1.899m hohe Gratlspitze, das sich vom Graber Joch und Hauser Joch über das Bischoferjoch bis zum Hösljoch erstreckt. Entlang der Mitterzeile wandern wir - nun wieder auf Asphalt und abfallend – an alten Bergbauernhöfen im traditionellen Alpbachtaler Holz-Baustil vorbei. Nach den Weilern Moos und Feilmoos steuern wir direkt auf unseren heutigen „Wendepunkt“ zu. Am Rosenhof passieren wir einen Selbstbedienungs-Almladen. Etwa 1 Stunde 15 Minuten und rund 4km nach dem Start erreichen wir den südöstlichen Ortseingang von Alpbach, wo wir uns in Richtung der Pfarrkirche im Dorfzentrum (circa 950m Seehöhe) orientieren. Den an einer Brücke beginnenden, derzeit aufgrund des Restschnees aber noch nicht begehbaren Mühlbach-Besinnungsweg merken wir uns für einen Ausflug im Sommer.

Wie bei fast jedem Besuch in Alpbach unternehmen wir auf Höhe des Böglerhofs noch einen kleinen Abstecher zur sehenswerten Böglerhof-Kapelle hinter dem Hotelgebäude. Der 2014 aus Holz und Glas erbaute Andachtsort besitzt einen neuneckigen Grundriss. Das sogenannte Enneagramm steht für neun verschiedene Menschentypen bzw. Religionen, die die Kapelle quasi unter ihrem geschindelten Spitzdach vereint. In der Mitte sprudelt Wasser aus einer Quelle. Der Blick aus der Kapelle erfasst die exponierte Spitze des Großen Galtenbergs, mit 2.424m der höchste Gipfel im Bezirk Kufstein und einer der höchsten der Kitzbüheler Alpen. Der Verbindungsweg zum Hotel wird durch geschnitzte Skulpturen flankiert, die die sieben Wurzelsünden verkörpern.

Zurück nach Inneralpbach könnte man neben dem Hinweg auch die Fortsetzung des Mittleren Höhenwegs auf der anderen Talseite, der sogenannten Schattenseite (Neader) wählen. Wir entscheiden uns heute für den bereits bekannten, sonnenverwöhnten Oberen Höhenweg, der zwei lohnende Einkehrmöglichkeiten erschließt. Nach Osten gewendet passieren wir das moderne, in die Bergwiesen eingebettete Kongresszentrum, in dem unter anderem jährlich das Europäische Forum Alpbach stattfindet. Am oberen Ende von Alpbach folgen wir der Straße in den Ortsteil Dorf. Dort biegen wir am Wegweiser zu den Gasthöfen Roßmoos bzw. Wurmhof nach rechts ab und überqueren die Holzbrücke über den Dorferbach.

Wir gewinnen rasch an Höhe und wandern oberhalb des Tals mit herrlichen Ausblicken über das Plateau um Alpbach und den Talboden entlang der Ache sowie auf die umliegende Bergwelt südwärts. Rechterhand blicken wir auf die imposante Gipfelkette um Ebner Joch, Rofanspitze und Vorderes Sonnwendjoch, die sich jenseits des Inntals erstreckt. Davor erheben sich der bewaldete Reither Kogel und der sich anschließende Bergrücken in Richtung Loderstein. Auf der gegenüberliegenden Talseite leuchtet das weiße Pistengelände am Gmahkopf (1.900m) unterhalb des Wiedersberger Horns (2.127m). Der Höhenzug setzt sich bis zum Standkopf fort. Etwa 40 Minuten nach der Böglerhof-Kapelle erreichen wir den Gasthof Roßmoos, unsere heutige Einkehrstation (rund 1.130m).

 

Der Erbhof Roßmoos zählt zu den ältesten Anwesen in Alpbach und wurde bereits im 12. Jahrhundert erstmals urkundlich erwähnt. Bis 1957 ausschließlich landwirtschaftlich genutzt ist er heute Kern eines stattlichen Gasthofs in urigem Ambiente mit angeschlossenem Hotel. Die Eigentümerfamilie Moser setzt auf eine bodenständige Küche mit vielen regionalen und hausgemachten Produkten. Die Speisekarte bietet ein breites Angebot an Tiroler Spezialitäten, darunter Schlickkrapfen, Graukäse, Wild- und Knödelgerichte, Alpbacher Rindsgulasch, Gröstl, Kasspatzen, Kaiserschmarrn oder Palatschinken. Diese kann man in gemütlichen Stuben (mit bis zu 150 Plätzen) oder auf der großen Sonnenterrasse genießen. Die idyllische Lage an einem Südwesthang oberhalb von Alpbach ermöglicht zusätzlich einen herrlichen Panorama-Blick über fast das gesamte Tal.

Der Gasthof Roßmoos hat dienstags Ruhetag. Während des Saisonübergangs kann aufgrund von Betriebsurlaub geschlossen sein. Details zu Öffnungszeiten, Übernachtungsmöglichkeiten und zur Geschichte des Hauses findet man auf der Homepage www.rossmoos.at.

Nach ausgiebiger Stärkung mit Sonnenbad wandern wir auf dem schmalen Teerweg entlang der Hochzeile weiter taleinwärts. Inneralpbach und der südliche, vom Mareitkopf, Großen Galtenberg, Dristenkopf und den Sagtaler Spitzen überragte Talschluss rücken nun zunehmend ins Blickfeld. Kurz nach dem Weiler Stolzenberg erreichen wir rund 15 Minuten später die zweite Einkehrmöglichkeit, die Jausenstation Wurmhof (1.154m). Hier könnte man den Oberen Höhenweg geradeaus fortsetzen und via Talgraben und Luegergraben (vorbei an der Buamkapelle) nach Inneralpbach zurückkehren. Diese Strecke kennen wir bereits von unserer winterlichen Hüttentour zur Böglalm. Wir wählen heute den direkten, etwas kürzeren Abstieg und biegen nach dem Wurmhof rechts ab. Der Wegweiser zum tiefer verlaufenden Mittleren Höhenweg leitet uns über einen Wiesenpfad in ein Waldstück hinab, in dem wir nochmals unterhalb der Verbindungsbahn hindurchqueren.

Es schließt sich ein Steig an, der in den Weikartgraben hinunter führt (es gilt erhöhte Vorsicht, rechterhand fällt der Hang teils steil ab !). Im Bachgraben angekommen passieren wir eine mitten im Wald stehende Getreidemühle. Früher gab es im Alpbachtal zahlreiche solcher wasserbetriebenen Getreidemühlen. Die auf den Originalfundamenten wieder aufgebaute „Stettauer Mühle“ ist die einzige verbliebene und wird zu Demonstrationszwecken jeden Sommer für einige Tage in Betrieb genommen.

Unterhalb der Mühle trifft der Steig an der Bachbrücke, die wir schon vom Hinweg kennen, wieder auf den Mittleren Höhenweg, Auf diesen schwenken wir nun nach links ein. Entlang der bereits bekannten Route marschieren wir in knapp 30 Minuten talwärts. Rund 1 Stunde nach dem Aufbruch am Gasthof Roßmoos sind wir zurück in Inneralpbach. Insgesamt dauerte die etwa 9km lange Rundwanderung mit ihren knapp 300 Höhenmetern (im Anstieg) ohne Berücksichtigung der Kapellenrast und Einkehrzeit rund 3 Stunden.

Ein aussichtsreicher Start in die Frühlingssaison am nordwestlichen Rand der Kitzbüheler Alpen !

 

Günter Etschel ALMVOLK

 

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Die Berichte sind jedoch grundsätzlich subjektiver Natur und explizit auch nicht als Wanderführer gedacht. Gehzeiten und Schwierigkeiten sind individuell unterschiedlich, Bedingungen vor Ort wie Wegverhältnisse, Beschilderungen oder Hütten-Öffnungszeiten können sich jederzeit ändern. Eine eigenständige Tour-Vorbereitung und Beurteilung von Routen, Wetterverhältnissen und möglichen Gefahren sind unverzichtbare Voraussetzungen für jede Unternehmung in alpinem Gelände. Dazu zählen auch das vorherige Studium von Informations- und Kartenmaterial, das Mitführen einschlägiger Ausrüstung sowie die realistische Einschätzung der eigenen Leistungsfähigkeit. Dies gilt umso mehr bei Streckenverläufen abseits markierter Wanderwege oder gesicherter Steige.

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