Hütten im Winter (60): Almstüberl Gschwendt (via Kerschbaumer Sattel)

impressionen aus reith-hygna / Tirol

Das angekündigte sonnige Winterwetter lockt uns heute ins Tiroler Alpbachtal. Von dessen Eingang bei Reith aus wandern wir hinauf zum Kerschbaumer Sattel auf 1.111m Seehöhe, dem Übergang ins Zillertal. Im Abstieg führt uns die aussichtsreiche Rundtour über die Rosenkranzkapelle zum Almstüberl Gschwendt, dem heutigen Hüttenziel.

 

Bei der Anfahrt verlassen wir aus Kufstein kommend die Inntalautobahn (nach Innsbruck) an der Ausfahrt Kramsach und folgen nun immer der Beschilderung in Richtung Alpbachtal. Nach Brixlegg leitet uns die Alpbacher Straße durch den Umfahrungstunnel am Zentrum von Reith vorbei. Rund 300 Meter nach der Abzweigung zur Reitherkogelbahn, die wir rechterhand liegen lassen, biegen wir am Reither Anger rechts ab. Eine schmale Straße leitet uns hinauf in den Ortsteil Hygna. Bei der Kapelle in der Dorfmitte befinden sich kostenfreie Stellplätze (gegenüber dem Cafe-Restaurant „Bienenstich“).

 

Nach einem kurzen Besuch der Marienkapelle orientieren wir uns am Ausgangspunkt auf rund 800m Seehöhe in Richtung Neader / Hechenblaikenalm. Auf der anderen Kapellenseite führt ebenfalls ein Teerweg zum Almstüberl Gschwendt bzw. Kerschbaumer Sattel (Beschilderung zum Reither Kogel), über diese Route kommen wir später zurück. Auf Asphalt marschieren wir gemäßigt, aber stetig bergauf. Bedingt durch die zahlreichen, verstreut im ausgedehnten Gemeindegebiet liegenden Bergbauernhöfe verfügt Reith über eines der größten Güterwegenetze in Tirol. Die meisten dieser schmalen Fahrwege werden im Winter regelmäßig geräumt, aber meist nur von Anwohnern, Lieferanten und Übernachtungsgästen befahren. Insofern eignen sie sich gut zum Winterwandern ohne zusätzliche Hilfsmittel wie Schneeschuhe. Angesichts des Tauwetters der letzten Tage sind die Sträßchen nahezu schneefrei.

Nach dem ersten Höhengewinn können wir linkerhand ins Tal um die Ortschaft Alpbach blicken. Darüber erhebt sich die 1.894m hohe Gratlspitze, flankiert von Bischoferjoch (mit der Bischoferalm auf einem Geländeabsatz) und Hauserjoch. An der Kreuzung Hygnafeld gehen wir geradeaus weiter. Rechterhand können wir hoch oben die Bergstation der Reitherkogelbahn erkennen, der Schulterblick erfasst die Inntalberge. Wir passieren einen Wasserhochbehälter und einige Höfe in herrlicher Panoramalage, durchschreiten ein kurzes Waldstück und erreichen schließlich eine Kehre später den Zulehenhof. Nach bislang knapp 1 Stunde Gehzeit biegt der Winderwanderweg hier rechts in Richtung Reither Kogel ab (links ginge es weiter bis zum historischen Hechenblaikenhof).

Eine schmale, in den schneebedeckten Hang gefräste Querverbindung leitet uns nun unterhalb des Bergkamms zwischen Loderstein und Reither Kogel westwärts. Jenseits des Inntals erheben sich hinter dem Reither Kogel (1.336m) die Rofan-Spitzen zwischen Ebner Joch und Vorderem Sonnwendjoch. Im Quellgebiet des Hygnabachs passieren wir eine Hütte und zwei weitere Einzelgehöfte. Nach einem kurzen Waldgürtel treffen wir auf den talwärts in Richtung Hygna führenden Fahrweg. Hier biegen wir rund 1,5 Stunden nach dem Start stattdessen zunächst links ab und unternehmen noch einen wenige Minuten dauernden Abstecher zum Kerschbaumer Sattel.

Unterwegs legen wir einen Halt an der kleinen Kupfnerkapelle mit den beiden Heiligenfiguren Florian und Daniel ein, die 2004 vom Kupfnerbauern neu errichtet wurde. Ursprünglich hatte hier am Vorderkogel schon Anfang des 19. Jahrhunderts eine Wegkapelle gestanden. Kurz darauf erreichen wir den Kerschbaumer Sattel, der den Übergang ins Zillertal (Ortschaften Bruck bzw. Hart) markiert. Auf 1.111m Seehöhe genießen wir einen freien Blick auf die weißen Gipfelpartien der Zillertaler Bergwelt sowie des Karwendelgebirges.

Den beschilderten Weiterweg zur Bergstation der Reitherkogelbahn ignorieren wir. Stattdessen marschieren wir weitgehend eben zurück zur letzten Wegkreuzung, an der wir uns nun geradeaus halten und in Richtung Hygna bergab wandern. Etwa 20 Minuten nach dem Kerschbaumer Sattel bietet sich die nächste Gelegenheit zu einem Kapellenbesuch. Linkerhand führt an einem Marterl der Kreuzweg über 14 Stationen hinauf zur Rosenkranzkapelle auf rund 1.100m. Sowohl die alte (Baujahr 1976) als auch die neue (Baujahr 2000) Gebetsstätte hat der Bergbauer vom Blaikenhof, Josef Stoll, mit vielen sakralen Kunstwerken ausgestattet. Zum Ensemble gehören auch ein Bildstock und eine angebaute Pilgerstube. Von der Kapelle zurück zur Straße kann man alternativ auf der anderen Seite über den rund 200m langen Rosenkranzweg mit 59 Stationen gelangen.

Entlang des Fahrwegs setzen wir den Abstieg mit Aussicht ins Alpbachtal fort. Rund 15 Minuten nach der Rosenkranzkapelle erreichen wir unser heutiges, auf rund 950m Seehöhe neben einem Bauernhof gelegenes Einkehrziel.

 

Das Almstüberl Gschwendt grenzt direkt an die Piste der Familienabfahrt am Reither Kogel und hat während der Skisaison täglich ohne Ruhetag geöffnet. Der Ausblick reicht über das Skigebiet hinweg hinab nach Reith mit dem eiszeitlich entstandenen See im Ortszentrum sowie bis zum Talboden des Unterinntals. Dahinter erheben sich die östlichen Brandenberger Alpen.

Im gemütlichen Stüberl oder im Wintergarten kann man traditionelle Tiroler Hüttengerichte genießen. Auf der Speisekarte stehen neben Suppen und kalten Brotzeiten zum Beispiel Kaspress- und Spinatknödel, Rindsgulasch, Schnitzel oder Kaiserschmarrn. Auf Vorbestellung gibt es für Gruppen Käsefondue mit Alpbachtaler Heumilchkäse. Die Hütte kann auch für private Veranstaltungen wie Familienfeiern gebucht werden. Weitere Informationen und Kontaktdaten findet man auf der Homepage www.almstueberl-gschwendt.at.

Nach der Stärkung im Almstüberl Gschwendt wandern wir auf dem Zufahrtsweg talwärts. Linkerhand können wir nochmals hinauf zum bewaldeten Gipfel des Reither Kogel blicken. Eine Abzweigung nach links in Richtung Reith (via Wölzenberg) ignorieren wir. In einer langgezogenen Rechtskehre rückt neben dem Gebirgszug zwischen Schatzberg und Lämpersberg nun auch die kreuzgeschmückte Spitze des Wiedersberger Horns ins Blickfeld. Kurz nach dem Kögelerhof nähern wir uns wieder Hygna. Rund 30 Minuten nach der Einkehr sind wir zurück am Ausgangspunkt.

Insgesamt dauerte die etwa 8,5km lange Rundtour am Reither Kogel mit knapp 350 Höhenmetern rund 2 Stunden 45 Minuten (ohne Berücksichtigung der Pausen).

Eine aussichts- und kapellenreiche Winterwanderung am Eingang des Alpbachtals !

 

Günter Etschel ALMVOLK

 

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Die Berichte sind jedoch grundsätzlich subjektiver Natur und explizit auch nicht als Wanderführer gedacht. Gehzeiten und Schwierigkeiten sind individuell unterschiedlich, Bedingungen vor Ort wie Wegverhältnisse, Beschilderungen oder Hütten-Öffnungszeiten können sich jederzeit ändern. Eine eigenständige Tour-Vorbereitung und Beurteilung von Routen, Wetterverhältnissen und möglichen Gefahren sind unverzichtbare Voraussetzungen für jede Unternehmung in alpinem Gelände. Dazu zählen auch das vorherige Studium von Informations- und Kartenmaterial, das Mitführen einschlägiger Ausrüstung sowie die realistische Einschätzung der eigenen Leistungsfähigkeit. Dies gilt umso mehr bei Streckenverläufen abseits markierter Wanderwege oder gesicherter Steige.

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