impressionen aus kufstein / tirol
Die Lawinengefahr der letzten Tage und Wochen hat nachgelassen, so dass wir uns heute wieder in höhere Gefilde wagen. Am Kufsteiner Stadtberg wandern wir auf dem Versorgungsweg über Duxer Alm und Brentenjoch hinauf zum 1.270m hoch gelegenen Weinbergerhaus, das im Winter insbesondere von Skitourengehern angepeilt wird.
Bei der Anfahrt biegen wir in Kufstein nahe der Festung von der Salurner Straße in die Weissachstraße ab. Die nächste Abzweigung nach links ist die Mitterndorfer Straße, deren Verlauf wir geradeaus durch ein Wohngebiet folgen. Nahe des Waldrands gibt es gebührenfreie Parkmöglichkeiten. Bei den derzeitigen Schneemengen ist die Kapazität jedoch auf wenige Fahrzeuge beschränkt.
Am Ausgangspunkt auf 508m Seehöhe münden von links sowohl der Gehweg entlang des Motorik-Parcours als auch die hinauf zum Berghaus Aschenbrenner führende Forststraße ein. Wir folgen der beschrankten Forststraße, die im Winter eine beliebte Rodelbahn darstellt. Insofern gilt auf dem ersten Wegabschnitt erhöhte Vorsicht bezüglich abfahrender Rodler und eisiger Bodenbeschaffenheit (je nach Verhältnissen sollte man ggf. Grödeln mitführen). Das Weinbergerhaus ist mit 2,5 Stunden Gehzeit ausgeschildert, bei Schnee ist eine etwas längere Dauer einzuplanen.
Die regelmäßig präparierte und an heiklen Stellen mit Fangnetzen ausgestattete Naturbahn befindet sich derzeit in hervorragendem Zustand. In weiten Kehren schlängelt sie sich stetig ansteigend den bewaldeten und tief verschneiten Stadtberg, der über ein dichtes Geflecht an gut beschilderten Pfaden verfügt, ins Naturschutzgebiet Kaisergebirge hinauf. An lichten Stellen können wir auf Kufstein mit der Festung im Zentrum blicken, dahinter erhebt sich der markante Pendling mit seinem breiten Gipfelplateau (kürzlich auch Ziel unserer Hüttentour zum Pendlinghaus von Thiersee aus). Auch die Burgruine / Kapelle Thierberg ragt aus der tief hängenden Wolkendecke heraus.
Wir bleiben immer auf dem breiten Hauptweg, die abkürzenden und durch einzelne Trittspuren erkennbaren Sommerpfade werden ignoriert. Rund 30 Minuten nach dem Start passieren wir die auf 698m liegende Waldkapelle, weitere 30 Minuten später die sogenannte Krampuswand.
Kurz darauf verlassen wir an einer Weggabelung die Rodelstrecke, deren weiteren Verlauf wir bereits von unserer Hüttentour zum Berghaus Aschenbrenner (1.128m, Homepage: www.berghaus-aschenbrenner.com) kennen. Entsprechend der Beschilderung in Richtung "Weinbergerhaus / Brentenjochalm (über Duxer Alm)" orientieren wir uns nach links. Der Versorgungsweg wird bei geöffnetem Weinbergerhaus regelmäßig mit der Schneeraupe befahren und ist insofern meist auch so befestigt, dass er sich zum Winterwandern eignet. Wer bei Neuschnee sicher gehen möchte, packt Schneeschuhe und Stöcke in den Rucksack.
Im Hochwald leiten uns die Raupenspuren zunächst in eine Senke hinab und dann wieder in Schleifen ansteigend die Hänge hinauf. Nach bisher knapp 1,5 Stunden Gehzeit passieren wir die Wegkreuzung, an der von links der „Elfenhain-Steig“ (via Kienbachklamm bzw. Hinterdux) einmündet. Eine weite Kehre später öffnet sich vor uns die Lichtung der Duxer Alm (905m, Homepage: www.duxeralm.at). Die Jausenstation, die wir schon von zahlreichen Wanderungen am Stadtberg kennen, hat im Winter in der Regel nur am Wochenende geöffnet. Direkt gegenüber blicken wir auf die Mittelstation der ausschließlich während der Sommersaison betriebenen Kaiserlift-Sesselbahn, die an der Bergstation Brentenjoch auf 1.204m endet.
Nach kurzem Verweilen an der Duxer Alm setzen wir den Aufstieg auf dem Versorgungsweg (Forststraßen-Route) fort. Dieser führt uns unterhalb der Lifttrasse durch einen Graben und – nun in etwas tieferem Schnee - weiter im Wald bergauf. Eine weite Schleife nach Osten ermöglicht uns linkerhand schöne Einblicke hinüber ins Kaisertal. Der Schulterblick schweift über das Inntal samt seiner Randberge bis zum heimischen Wendelstein. Im oberen Abschnitt queren wir mehrfach die ehemaligen Pisten und Liftschneisen des seit Jahren aufgelassenen Kufsteiner Skigebiets. Über die vergleichsweise lawinen-sicheren Trassen erfolgt in der Regel der Aufstieg bzw. die Abfahrt der Skitourengeher (von der Talstation des Kaiserlifts im Ortsteil Sparchen aus).
Nach Etwas mehr als 2,5 Stunden Gehzeit erreichen wir das Brentenjoch (1.204), an dem wir uns nach rechts orientieren. Endlich öffnet sich das Gelände und die uns seit dem Tourbeginn begleitende Wolkendecke reißt ebenfalls vollends auf. Wir blicken über das Hochplateau der Steinbergalm hinweg auf das eindrucksvolle Massiv des Wilden Kaisers. Vor uns liegt – unter Schneemassen begraben - die im Sommer bewirtschaftete Brentenjochalm (1.220m). Unterhalb des 1.256m hohen „Jahnhügel“ passieren wir das Betriebsgebäude des ehemaligen Brentenjochlifts (wie alle anderen Anlagen des ehemaligen Skigebiets zurückgebaut) und steigen die letzten von insgesamt rund 760 Höhenmetern nochmals steil zum Tagesziel hinauf.
Vor der Einkehr im Weinbergerhaus warten fast 3 Stunden nach dem Start auf 1.272m Seehöhe noch einige Alpakas, ein großes Holzkreuz und das beeindruckende Berg- und Tal-Panorama auf uns. Über das Almdorf um die Kaindlhütte hinweg blicken wir auf die schroffen Felswände des Wilden Kaisers mit seinen schneebedeckten, vom Lärcheck bis zum Zettenkaiser reichenden Gipfelzacken. Links davon erhebt sich hinter dem Gamskogel der Zahme Kaiser mit dem Stripsenkopf am Übergang beider Massive. Unterhalb von Naunspitze und Petersköpfl sind die Ritzau-Alm und die Vorderkaiserfeldenhütte erkennbar. Im Nordwesten dominiert die Aussicht ins Unterinntal bzw. auf die bayerisch-tiroler Bergwelt um Pendling, Veitsberg, Hinteres Sonnwendjoch, Trainsjoch, Traithen, Brünnstein, Wendelstein und Wildbarren. Auf der anderen Inntalseite erheben sich Kranzhorn und Spitzstein sowie die Chiemgauer Alpen westlich des Geigelsteins.
Das Weinbergerhaus, früher auch als Brentenjoch-Hütte bekannt, wird – von Betriebsferien abgesehen - seit einiger Zeit wieder ganzjährig bewirtschaftet. Montag ist während der Wintersaison Ruhetag. Bei guten Skitourenbedingungen bleibt die Einkehrstation Dienstag bis Donnerstag abends länger geöffnet. Die privat betriebene Schutzhütte auf dem Kufsteiner Stadtberg verfügt über eine aussichtsreiche Terrasse (derzeit aber noch unter dem Schnee versteckt) und gemütliche Gaststuben. Die Küche bietet eine feine Auswahl Tiroler Spezialitäten und traditionelle Hausmannskost. Neben kalten Brotzeiten, Salaten und Suppen stehen beispielsweise Spinat-, Kaspress- und Speckknödel, Schnitzel sowie Kasspatzl oder Kaiserschmarrn auf der Speisekarte. Dazu kommen hausgemachte Kuchen und Strudel. Übernachtungsmöglichkeiten bestehen aufgrund von Renovierungsarbeiten in diesem Winter keine. Alle Details zur Hütte (mit tagesaktuellen Webcam-Bildern, Veranstaltungen etc.) findet man im Internet unter www.weinbergerhaus.at.
Nach der Einkehr marschieren wir auf der vom Hinweg bekannten Route zurück. Alternative Pfade, zum Beispiel via Panoramaweg zum Berghaus Aschenbrenner oder auf dem sogenannten "Schneerosen-Steig" zur Duxer Alm, wären derzeit ohne Hilfsmittel wie Schneeschuhe nicht begehbar.
Am Brentenjoch wenden wir uns nach links und tauchen in den Bergwald ein. Der breite Weg zieht in Kehren sachte bergab, zunächst in nördlicher, dann in westlicher Richtung. Etwa 1 Stunde nach dem Aufbruch am Weinbergerhaus passieren wir erneut die Duxer Alm. Während wir zuvor weitgehend einsam unterwegs waren, nimmt die Zahl der Berggeher ab der Einmündung in die kurvenreiche Rodelbahn 20 Minuten später wieder deutlich zu. Gemütlich wandern wir weitere 40 Minuten talwärts. Nach insgesamt rund 2-stündigem Abstieg erreichen wir den Parkplatz. Mit einem letzten Blick auf die Festung endet unsere heutige Winterwanderung nach ungefähr 5 Stunden Gehzeit (ohne Berücksichtigung der Einkehrpause). In Kürze kann man am Kufsteiner Stadtberg wieder die wohl üppigste Schneerosen-Blüte im Ostalpenraum bewundern.
Ein knapp 800 Höhenmeter über Kufstein gelegenes Einkehrziel mit unvergleichlichem Inntal- und Kaiserblick !
Günter Etschel │ ALMVOLK
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Die Berichte sind jedoch grundsätzlich subjektiver Natur und explizit auch nicht als Wanderführer gedacht. Gehzeiten und Schwierigkeiten sind individuell unterschiedlich, Bedingungen vor Ort wie Wegverhältnisse, Beschilderungen oder Hütten-Öffnungszeiten können sich jederzeit ändern. Eine eigenständige Tour-Vorbereitung und Beurteilung von Routen, Wetterverhältnissen und möglichen Gefahren sind unverzichtbare Voraussetzungen für jede Unternehmung in alpinem Gelände. Dazu zählen auch das vorherige Studium von Informations- und Kartenmaterial, das Mitführen einschlägiger Ausrüstung sowie die realistische Einschätzung der eigenen Leistungsfähigkeit. Dies gilt umso mehr bei Streckenverläufen abseits markierter Wanderwege oder gesicherter Steige.
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