impressionen aus hundham
Da derzeit viele Touren in höheren Lagen und Waldstücken als Lawinen- und Schneebruchgefährdet eingestuft werden, unternehmen wir heute eine ausgedehnte winterliche Kapellenwanderung im „Flachland“. Diese führt über den Auerberg, einen sanft geschwungenen Höhenrücken zwischen dem Leitzachtal und dem Rosenheimer Land. Unser Einkehrziel ist die fast am höchsten Punkt gelegene Bergwirtschaft Hocheck (nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Gasthof im Oberaudorfer Skigebiet).
Als Ausgangspunkt wählen wir den kleinen, kostenfreien Wanderparkplatz „Am Egerer“, der nahe der Verbindungsstraße zwischen dem Fischbachauer Ortsteil Hundham und Bad Feilnbach am Fuß des bewaldeten Schwarzenbergs liegt. Über das Leitzachtal kommend biegen wir knapp einen Kilometer nach dem Ortsende von Hundham nach rechts in die Schwarzenbergstraße ab. Auf der rechten Seite befindet sich eine im Winter meist geräumte Parkbucht mit einigen Stellplätzen. Alternativ kann auch am Beginn des Almwegs in Schwarzenberg starten oder man fährt auf der Feilnbacher Kreisstraße noch ein Stück weiter bis zum größeren Wanderparkplatz im Deisenrieder Moos.
Heute wandern wir - bis auf zwei kürzere Wegabschnitte auf Forstwegen – ausnahmsweise entlang schmaler, aber öffentlich befahrbarer Sträßchen, die die zahlreichen Bauernhöfe und Weiler auf dem Auerberg verbinden. Die asphaltierten Fahrwege werden im Winter geräumt, aber weitgehend nur von Anwohnern und Lieferanten genutzt. Trotzdem gilt erhöhte Aufmerksamkeit bezüglich des ungewohnten Verkehrs. Die Ausschilderungen entlang der Strecke beziehen sich des Öfteren auf Routenverläufe, die im Winter ohne Schneeschuhe nicht begehbar sind.
Auf rund 800m Seehöhe überqueren wir zunächst die Kreisstraße in nördlicher Richtung. Die Gehzeit zum Berggasthof Hocheck ist hier mit 1 Stunde 15 Minuten (via Uslau) angegeben, allerdings peilen wir eine etwas größere Runde über Schnellsried an. Unser erstes Zwischenziel ist die Kapelle in Effenstätt. Bereits auf dieser ersten, am Gehöft Graben vorbeiführenden Teilstrecke können wir das winterliche Landschaftsbild des Auerbergs – von Einheimischen auch „Hundhamer Berg“ genannt – genießen. Auf dem langgestreckten, hügeligen Kamm hat sich die traditionelle Siedlungsstruktur von Einzelhöfen und Weilern, die malerisch zwischen schneebedeckten Wiesen sowie Wäldern eingebettet sind, erhalten. Im Süden erheben sich jenseits der Täler die markanten Gipfelpartien von Miesing, Aiplspitz, Benzingspitz, Jägerkamp und Brecherspitz.
Nach rund 30 Minuten Gehzeit passieren wir an einer Wegkreuzung die ursprünglich 1747 erbaute Effenstätt-Kapelle. Wie die meisten Hofkapellen ist sie im Winter verschlossen, lädt aufgrund des zentralen Standorts aber trotzdem zu einem besinnlichen Stopp mit Rundumblick ein.
Anschließend orientieren wir uns zunächst halbrechts (Wegweiser nach Bad Feilnbach, alle anderen Wegoptionen werden ignoriert) und marschieren den kleinen Hügel bei Frauenried hinauf. Dort biegen wir kurz nach dem alleinstehenden Anwesen rechts in Richtung Auerberg / Hocheck ab (geradeaus ginge es weiter nach Niklasreuth). Die Straße führt nun durch ein Waldstück, dann – mit Blick auf die linkerhand liegenden Halmannseckhöfe - sachte abfallend in eine Senke hinab und auf der anderen Seite wieder bergauf. Im Weiler Hammerer / Auerberg besuchen wir nach bisher 1 Stunde 15 Minuten Gehzeit die zugängliche alte Auerbergkapelle. Sie wurde um das Jahr 1900 erbaut, der Altar stammt aus einer noch älteren Hauskapelle. Etwas weiter in Richtung des Gehöfts Kuhberg liegt auf der anderen Straßenseite die eingeschneite neue Auerbergkapelle, im Jahr 2012 vor allem für die Pilger einer hier vorbeiführenden Variante des Jakobswegs errichtet. Zum besinnlichen Ensemble gehört auch das Holzkreuz inmitten der sich im Norden aufreihenden Baumallee, hinter der sich das Rosenheimer Land erstreckt.
Der Fahrweg führt uns nun in etwa 10 Minuten wieder leicht ansteigend bis zum Weiler Schnellsried. Bei unserer sommerlichen Hofkapellenwanderung zum Auerberg (vom Wanderparkplatz Deisenrieder Moos aus) sind wir hier nach links auf einen Wirtschaftsweg in Richtung Bad Feilnbach (Ortsteil Au) abgebogen und haben uns noch die oberhalb von Brettschleipfen bzw. Altenburg exponiert am vorderen Auerberg liegende Rastkapelle samt Kreuzwegsteigerl angesehen. Diese Passage lassen wir heute aus und marschieren – mit weit reichendem Ausblick ins Voralpenland und auf die Ausläufer der Chiemgauer Alpen - geradeaus in Richtung Hocheck weiter. Am Waldrand wechseln wir auf einen Forstweg, der 10 Minuten später am Weiler Holz wieder auf ein asphaltiertes Sträßchen trifft. Hier biegen wir nach links ab. Der Weg vollzieht einen Rechtsbogen und steigt in einem Waldgürtel leicht an. An dessen Ende steht rechterhand die weiß getünchte Schnitzenbaumer-Kapelle, etwas unterhalb des namensgebenden Bauernhofs an einer mächtigen, sie beschirmenden Linde gelegen. Die dem heiligen Koloman geweihte Sühnekapelle wurde ursprünglich um 1607 errichtet.
Linkerhand über uns können wir auf der Anhöhe bereits den Berggasthof Hocheck mit seinem weiß-blau angestrichenen Maibaum erkennen. An der nächsten Weggabelung biegen wir links ab und bewältigen in wenigen Minuten den Schluss-Anstieg zum heutigen Einkehrziel.
Nach rund 2 Stunden gemütlichem Winterwandern gönnen wir uns auf rund 900m Seehöhe eine deftige Mahlzeit. Auf der Tageskarte des „Hocheck“ stehen frisch zubereitete bayerische Schmankerln wie Rehragout, Schweinebraten, Kalbsrahmbraten, Schnitzel, Wildpflanzerln oder Kaiserschmarrn. Der Gasthof verfügt über urige Stuben und je nach Wetterverhältnissen auch Sitzgelegenheiten auf der Terrasse vor dem Gebäude. Mit Ausnahme der Betriebsferien, die in der Regel auf Aushängen an der Zufahrtsstraße bekannt gemacht werden, kann man ganzjährig einkehren. Ruhetage sind Donnerstag und Freitag.
Vom Gasthof Hocheck aus gibt es ein Steigerl zum etwas tiefer gelegenen Weiler Sonnenleiten mit einer weiteren Hofkapelle. Dieser Abstecher wäre derzeit aber nur mit Schneeschuhen begehbar. Gleiches gilt für den Wanderpfad via Schneeberg zum Lammerhof entlang der Kammhöhe mit Inntal-Panorama. Deshalb marschieren wir auf der Zufahrtsstraße – erneut vorbei am Dürreneck-Hof - zurück und wenden uns an der schon bekannten Wegverzweigung nach links (angegebene Gehzeit zum Wanderparkplatz: 1 Stunde). Bis zur Zufahrt zum Weiler Aich verläuft das Sträßchen weitgehend eben in südwestlicher Richtung, ab dem Weiler Hub stärker abfallend. Wir passieren das „Blitzmarterl“, einen linkerhand von zwei Bäumen eingerahmten steinernen Bildstock, und erreichen rund 30 Minuten nach dem Aufbruch am Hocheck wieder die Verbindungsstraße Hundham – Bad Feilnbach.
Am dortigen Wegkreuz folgen wir kurz dem rechterhand parallel zur Kreisstraße verlaufenden Fußgängerweg und überqueren diesen an der Ortseinfahrt von Deisenried. In der Dorfmitte passieren wir die 1899 erbaute Deisenrieder Kapelle (nicht zugänglich). Hier orientieren wir uns am Wegweiser nach rechts in Richtung Hundham / Schwarzenberg. Ein geräumter Wirtschaftsweg führt nach dem letzten Anwesen einen bewaldeten Anstieg hinauf. Am Waldrand angekommen blicken wir linkerhand die Hänge des 1.187m hohen Schwarzenbergs hinauf. Vor uns können wir über die schneebedeckten Wiesen hinweg bereits den Parkplatz erkennen. Zunächst leitet uns der Weg allerdings in die Ortschaft Schwarzenberg. Dort treffen wir wieder auf die Schwarzenbergstraße, der wir nun nach rechts bis zum Ausgangspunkt folgen (in der Gegenrichtung ginge es zum Gasthof Kirchstiegl).
Etwas mehr als 1 Stunde nach der Einkehrpause bzw. nach insgesamt rund 3 Stunden Gehzeit endet hier unsere knapp 11km lange, besinnliche Kapellenwanderung. Inmitten der winterlichen Kulisse des Auerbergs hatten wir inklusive Gegenanstiegen kaum mehr als 130 Höhenmeter zu bewältigen. Bei der Heimfahrt kann man in Hundham auch noch einen kurzen Halt zur Besichtigung der Leonhardi-Kapelle (neben dem Gasthof „Alter Wirt“) einplanen.
Eine landschaftlich reizvolle Rundwanderung im überwiegend Durchgangsverkehr-freien Wegenetz des Auerbergs mit vielen Kapellen und Marterln sowie lohnender Einkehrstation !
Günter Etschel │ ALMVOLK
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