Hütten im Winter (53): Neureuthhaus (von Gmund)

impressionen aus gmund

Angesichts der Schneemassen samt Lawinenwarnungen, die der Jahresanfang in der Region um Bayrischzell mit sich gebracht hat, starten wir heute im Tegernseer Tal zu unserer ersten Hüttentour des Jahres. Von Gmund-Gasse aus wandern wir hinauf zum Berggasthof Neureuth, der auf 1.264m Höhe ein herrliches winterliches See- und Bergpanorama bietet. Talwärts kann die nordwestliche Forstweg-Route zum Rodeln genutzt werden.

 

Bei der Anfahrt orientieren wir uns im Ortszentrum von Hausham in Richtung Tegernsee. Wir passieren die Zufahrt zu den Oedbergliften in Ostin und biegen kurz darauf von der Bundesstraße nach links in den Gmunder Ortsteil Gasse ab. Aus der Gegenrichtung kommend zweigt die Zufahrt rund 800m nach dem Kreisverkehr in Gmund-Seeglas nach rechts ab. Ein schmales Sträßchen leitet uns circa 1km entlang mehrerer Anwesen bis zum linkerhand gelegenen, kostenpflichtigen Wander- bzw. Loipenparkplatz „Gmund-Gasse“. Die Tages-Parkgebühr beträgt 3,00 Euro.

 

Unser Ausgangspunkt liegt auf rund 800m Seehöhe, der Berggasthof Neureuth ist mit 1,5 Stunden Gehzeit ausgeschildert. Auf Asphalt marschieren wir wenige hundert Meter nach Süden bis zum Weiler Oberbuchberg. Geradeaus ginge es dort auf dem Tegernseer Höhenweg weiter in Richtung St. Quirin. Wir biegen stattdessen vor dem Hofladen des Oberbuchberghofs mit angeschlossener Verzehrstube (www.oberbuchberghof.de), der sich für einen Besuch am Ende der Tour anbietet, nach links auf den beschrankten Forstweg zur Neureuth ab. Dieser wird – auf eigene Gefahr - auch zum Rodeln genutzt, so dass besondere Aufmerksamkeit bezüglich abfahrender Rodler und vereister Streckenabschnitte geboten ist (ggf. lohnt sich das Mitführen von Grödeln). Moderat ansteigend führt uns die Forststraße in weiten Kehren die Hänge zwischen Buchberg und Neureuth hinauf. Anfangs bieten sich rechterhand noch schöne Ausblicke auf das nördliche Ende des Tegernsees, danach dominiert der Hochwald den weiteren Anstieg. Dafür begleiten uns heute zahlreiche Heißluftballone der gerade stattfindenden Montgolfiade. Die Folgen des Schneebruchs der letzten Wochen wurden entlang des breit angelegten Wegs bereits größtenteils beseitigt.

Nach etwas über 45 Minuten Gehzeit endet der präparierte Rodelbahn-Abschnitt. An einer Weggabelung kann man zwischen zwei beschilderten Aufstiegsvarianten zum Tagesziel wählen. Nach rechts führt ein Steig in fast direkter Linie hinauf, geradeaus vollzieht der Pfad eine Schleife, die nicht durchgehend steil verläuft (Winterweg, ungefähr 10 Minuten zusätzliche Gehzeit). Da beide Alternativen gespurt sind, entscheiden wir uns heute für eine Runde und wählen für den Aufstieg das anspruchsvollere Steigerl. Wer einen Rodel mitführt (kein Verleih in der Bergwirtschaft !), der sollte die längere Variante wählen.

Nach dem folgenden, rund 15-minütigen Anstieg, der je nach Schneeverhältnissen ein hohes Maß an Trittsicherheit erfordert, lassen wir den steilen Waldhang hinter uns und treffen auf freier Fläche auf den vom Tegernsee heraufführenden Sommerweg. Auf diesen schwenken wir nach links ein und stapfen die letzten der insgesamt rund 460 Höhenmeter bergwärts auf das schon sichtbare Neureuthhaus zu. Dabei passieren wir auch die in malerischer Lage unterhalb der Einkehrstation erbaute Gedenkkapelle.

Rund 1 Stunde 15 Minuten nach dem Start gönnen wir uns unter dem Vordach auf der Sonnen-Terrasse des historischen Berggasthofs Neureuth eine zünftige Mahlzeit. Die Geschichte der beliebten Ausflugs-Wirtschaft begann 1883 mit dem Bau der Neureuth-Alpe auf einer großen Lichtung an der Westseite des Ostiner Bergs. In den gemütlichen Stuben können heute bis zu 90 Gäste bewirtet werden. Das kulinarische Angebot umfasst klassische und saisonal angepasste Gerichte, nach Möglichkeit aus frischen regionalen Produkten zubereitet. Neben Suppen, Salaten und kalten Brotzeiten stehen beispielsweise Rindergulasch, Bratensülze, Kaspress- und Spinatknödel, Schweinebraten oder Tafelspitz auf der Speisekarte. Dazu kommen wechselnde Tagesgerichte sowie eine Auswahl an Süßspeisen, natürlich auch der beliebte Kaiserschmarrn.

Auf 1.264m Seehöhe bietet sich den Gästen eine herrliche Aussicht auf die winterliche Tegernseer Voralpenidylle mit dem Süd-Ufer des Sees und der ihn einrahmenden Bergkulisse mit Fockenstein, Schildenstein, Hirschberg und Wallberg. Im Tal liegt Rottach-Egern, in der Ferne glitzern die schneebedeckten Gipfel des Karwendel- und Wettersteingebirges.

Der Berggasthof Neureuth hat mit Ausnahme des Betriebsurlaubs (meist Ende November bis Weihnachten) ganzjährig geöffnet. Montags ist Ruhetag (außer an Feiertagen). Die urigen Räumlichkeiten stehen grundsätzlich auch für Privat- oder Firmenfeiern zur Verfügung. Weitere Informationen – im Winter beispielsweise zum tagesaktuellen Zustand der Rodelbahnen - kann man auf der Hütten-Homepage www.neureuth.com nachlesen.

Neben der Gmundner „Nordwest-Route“ kann man im Winter auch von Tegernsee aus zum Neureuthhaus gelangen. Der meist gut frequentierte, etwas aussichtsreichere Anstieg startet am Ende der Neureuthstraße auf rund 900m Seehöhe. Diese „Süd-Route“ ist ebenfalls eine beliebte Rodelstrecke, allerdings mit etwas kürzerem und deutlich rasanterem Profil.

Wir lassen den breiten Hauptweg nach Tegernsee rechterhand liegen und orientieren uns nach der Einkehr zunächst in Richtung Gindelalmen. Von dort sind wir zuletzt bei unserer Herbstwanderung zur Neureuth (mit Start in Hausham) gekommen. Nach circa zweihundert Metern folgen wir bei einem Marterl dem Wegweiser „Ostin / Gmund-Gasse“ nach links. Trittspuren führen uns in tiefem Schnee bergab. Im dichten Bergwald verläuft der Pfad zunächst noch ein Stück nordwärts. Dann schwenkt er nach Westen und leitet uns - nun sachter abfallend - in circa 15 Minuten bis zur Wegkreuzung, bei der wir im Anstieg auf den Steig abgebogen sind. Unterwegs ignorieren wir den Abzweiger nach rechts, der zwischen Gassler Berg und Oeder Kogel hinab nach Ostin führt.

Der restliche Rückweg erfolgt entlang der Aufstiegsroute. Die Naturrodelbahn ist anfangs etwas wellig, präsentiert sich ansonsten derzeit in hervorragendem Zustand (dicke und kompakte Schneeauflage ohne Eis, natürliche Schneebarrieren an den Rändern). Die Abfahrtsdauer ins Tal beträgt auf der ungefähr 3km langen, mit einigen Flachstücken und langen Geraden eher gemütlichen Strecke rund 20 Minuten. Wir marschieren heute zu Fuß zurück zum Ausgangspunkt, den wir etwa 1 Stunde nach dem Aufbruch am Berggasthof Neureuth erreichen. Insgesamt waren wir ohne Berücksichtigung der Einkehrzeit rund 2 Stunden 15 Minuten unterwegs.

Eine ruhige Zustiegsvariante zum Neureuthhaus, dessen beeindruckendes Tegernsee-Panorama für den weitgehend ausblicklosen Weg im Wald mehr als entschädigt !

 

Günter Etschel ALMVOLK

 

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Die Berichte sind jedoch grundsätzlich subjektiver Natur und explizit auch nicht als Wanderführer gedacht. Gehzeiten und Schwierigkeiten sind individuell unterschiedlich, Bedingungen vor Ort wie Wegverhältnisse, Beschilderungen oder Hütten-Öffnungszeiten können sich jederzeit ändern. Eine eigenständige Tour-Vorbereitung und Beurteilung von Routen, Wetterverhältnissen und möglichen Gefahren sind unverzichtbare Voraussetzungen für jede Unternehmung in alpinem Gelände. Dazu zählen auch das vorherige Studium von Informations- und Kartenmaterial, das Mitführen einschlägiger Ausrüstung sowie die realistische Einschätzung der eigenen Leistungsfähigkeit. Dies gilt umso mehr bei Streckenverläufen abseits markierter Wanderwege oder gesicherter Steige.

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