Hütten im Winter (51): Pendlinghaus

impressionen aus thiersee / Tirol

Der 1.563m hohe Aussichtsberg Pendling ist ein Wander-Klassiker für jede Jahreszeit. Das in Gipfelnähe auf einem Plateau über dem Tiroler Inntal thronende und insbesondere von Kufstein aus gut erkennbare Pendlinghaus hat auch im Winter sporadisch geöffnet (meist zwischen Weihnachten und Neujahr, in den Faschingsferien und an schönen Wochenendtagen). Die konkreten Öffnungszeiten erfährt man auf der Hütten-Homepage www.pendlinghaus.at. Wir nutzen dies heute zu einer weihnachtlichen Tour vom Thierseer Ortsteil Schneeberg aus. Den Abstieg kann man – spätestens ab der Kala Alm – durch eine Rodelpartie beschleunigen.

 

Bei der Anfahrt folgt man – gleich ob aus Richtung Bayrischzell oder Kufstein kommend - in der Ortsmitte von Thiersee (bei der Thierseetal-Info) der Beschilderung nach Hinterthiersee. In Mitterland zweigt beim Gasthof Pfarrwirt linkerhand die Straße hoch zum Parkplatz am Gasthof Schneeberg (www.gasthof-schneeberg.at) ab. Die Auffahrt erfolgt in einigen Serpentinen. Die Parkgebühr von 3 Euro enthält einen Verzehrgutschein von 2 Euro, den man am gleichen Tag im Gasthof einlösen kann.

 

Am Parkplatz (auf rund 970m Seehöhe) ist der Weg zum Pendling bereits ausgeschildert. Auch unser heutiges Einkehrziel, das Pendlinghaus, können wir hoch über uns auf der steil abfallenden Nordwest-Seite des Bergs bereits erkennen. Auf asphaltierter Straße marschieren wir – parallel zum derzeit nicht betriebenen Schlepplift - die ersten Meter bergauf. Nach den letzten Häusern des Ortsteils geht diese in eine gut ausgebaute Forststraße über (offizielles Ende der Rodelbahn). Je nach Schneeverhältnissen kann man von Anfang an entlang der familienfreundlichen Rodelstrecke in Serpentinen zur Kala Alm aufsteigen oder alternativ einen direkter und steiler verlaufenden Waldpfad wählen (ungünstig, wenn man Schlitten mitführt).

Angesichts der geringen Schneeauflage tun wir letzteres und biegen am Schilderbaum nach der Schranke rechts ab (Wegweiser „Kala Alm / Jochalm / Höhlensteinhaus“). Kurz darauf zweigt linkerhand der durchgehend beschilderte Wanderpfad ab. Ein Mindestmaß an Trittsicherheit wird vorausgesetzt, insbesondere bei Glätte besteht auf dem steinigen bzw. felsigen und von Wurzeln durchzogenen Steig erhöhte Rutschgefahr. Wir bleiben immer auf dem Hauptpfad, mögliche Abzweiger werden ignoriert.

Nach Etwas mehr als der Hälfte der Strecke zur Kala Alm vereinigen sich beide Wege wieder und der Wirtschaftsweg führt die letzten Kehren im Wald hoch zur Jausenstation auf 1.370m Höhe, die für uns heute nur Zwischenstation ist. Wie auf allen Bahnen gilt besondere Vorsicht bezüglich abfahrender Rodler und vereister Stellen.

Nach rund 1 Stunde Gehzeit, in der wir fast 400 Höhenmeter überwunden haben, legen wir auf der Lichtung der – von Betriebsferien im Herbst und Frühjahr abgesehen - ganzjährig bewirtschafteten Kala Alm einen kurzen Stopp ein und genießen das sich bietende Bergpanorama um Veitsberg, Hinteres Sonnwendjoch und Trainsjoch. Details zur Jausenstation, die Montags - außer an Feiertagen - Ruhetag hat, enthält unser Bericht über die Wintertour zur Kala Alm und deren Website www.kala-alm.at.

Anschließend folgen wir weiter dem breiten Forstweg bergauf. Bei geöffnetem Pendlinghaus wird dieser zwar zur Versorgung befahren, aber nicht für Rodelzwecke präpariert, so dass generell mit höherer Schneeauflage gerechnet werden muss. In Kehren geht es weiter bergan, wobei die Steigung abnimmt und sogar flache oder abfallende Passagen durchschritten werden. Rechterhand eröffnen sich immer wieder weite Ausblicke über das – derzeit noch grüne - Inntal hinweg bis zum Alpenhauptkamm.

Kurz vor dem Schlußanstieg zu unserem Tagesziel mündet von links der Pendlingsteig ein, der außerhalb des Winters eine Alternative zum Schotterweg-Aufstieg bietet. Je nach Schneeverhältnissen kann man an dieser Stelle geradeaus der Forststraße bis zum Pendlinghaus folgen oder nach rechts auf einen Steig abbiegen, der über den Gipfel zur Einkehrstation führt. Wir entscheiden uns heute für die Gipfelroute und folgen den Spuren im nun tieferen Schnee nach rechts in den Wald. Nach etwa 10-minütigem Anstieg und bislang fast 2 Stunden Gehzeit erreichen wir den zentral gelegenen Hauptgipfel des 1.563m hohen Pendling. Das dortige Holzkreuz, auf Felsblöcken errichtet, ist von Bäumen umgeben und bietet wenig Aussicht. Diese kann man wenige Minuten später am zweiten Gipfelkreuz, auf fast gleicher Höhe am Rand des großflächigen, aber weitgehend bewaldeten Gipfelplateaus hinter einem kleinen Altar stehend, nachholen. Der beliebte Aussichtsberg in den Brandenberger Alpen stellt die letzte Erhebung des über dem Inntal verlaufenden Berggrats mit Feuerköpfl, Köglhörndl und Hundsalmjoch dar. Der Blick reicht vom Zahmen und Wilden Kaiser über die Kitzbüheler Alpen und Hohen Tauern bis zu den Zillertaler Alpen. Tief unter uns liegen der Stimmersee und der Langkampfener Segelflugplatz. Im Bereich des Gipfelkreuzes ist allerdings auch erhöhte Vorsicht geboten, da der Berghang direkt dahinter ohne sichernden Zaun fast tausend Meter steil ins Inntal abfällt.

Nach der aussichtsreichen Gipfelrast marschieren wir auf dem Kammpfad wenige Minuten in östlicher Richtung sachte bergab und erreichen – rund 2 Stunden 15 Minuten nach dem Start - das auf 1.537m Höhe gelegene Pendlinghaus.

Das urige Schutzhaus auf dem Pendling (früher auch „Kufsteiner Haus“ genannt) wurde ursprünglich im Jahr 1909 erbaut, 1965 von Albert Mairhofer sen. erworben und ist seitdem (wie auch der Gasthof Schneeberg und die Kala Alm) in Familienbesitz. Trotz einiger Renovierungen sind Steinmauern, Wandvertäfelung und Gaststube noch weitgehend im Originalzustand erhalten. Eine Holztafel im Außenbereich erinnert an eine Begegnung der Wirtsleute mit dem Braunbären „Bruno“, der wenige Tage später im Rotwand-Gebiet erlegt wurde. Die Speisekarte bietet traditionelle Tiroler Hausmannskost. Neben Suppen, Salaten und deftigen Brotzeiten gibt es unter anderem Schweinebraten, Rindsgulasch, Selchfleisch mit Sauerkraut, Spinatknödel, Kaspressknödel und Speckknödel, natürlich auch Germknödel sowie verschiedene hausgemachte Kuchen und Strudel.

Die große Sonnenterrasse mit ihrer freien Aussicht ist zu den beiden Massiven des Kaisergebirges (mit den Erhebungen von Feldberg und Stripsenkopf dazwischen) und den Zentralalpen hin ausgerichtet. Der eindrucksvolle Tiefblick fällt auf Kufstein mit der Festung im Zentrum und auf den Inn, der sich durch das breite Tal in Richtung Bayern zieht und von Brünnstein und Wildbarren bzw. Spitzstein, Kranzhorn und Heuberg flankiert wird. Dahinter ragen die eingeschneiten Gipfel der Chiemgauer Alpen um den markanten Geigelstein auf. Auch der nahe Hechtsee ist östlich unter uns erkennbar.

Wir genießen die sonnige Einkehr im Pendlinghaus ausgiebig, bevor wir wieder aufbrechen. Diesmal folgen wir immer dem beschilderten Versorgungsweg talwärts, der uns zunächst auf die schattigere Ostseite führt. An lichten Stellen des Bergwalds können wir rechterhand hinüber zum Vorderen Sonnberg, Trainsjoch, Schönfeldjoch und Hinteren Sonnwendjoch sowie hinab zu den Ortschaften Hinterthiersee und Landl blicken. Ab der Kreuzung Pendlingsteig kennen wir die Route vom Aufstieg schon. Rund 40 Minuten nach dem Aufbruch am Pendlinghaus können wir kurz vor der Kala Alm noch einen kurzen Abstecher nach links unternehmen und einen Blick in den Talkessel um die alte Kahleralm werfen.

Bei der dank schneesicherer Rodelstrecke auch im Winter immer sehr gut besuchten Kala Alm kann man sich Schlitten für die rund 10- bis 15-minütige Abfahrt zurück ins Tal ausleihen. Die als leicht bis mittelschwer einzuschätzende Rodelbahn wird regelmäßig präpariert, ist kurvenreich, über 3 km lang, bei guter Schneelage praktisch durchgehend befahrbar und abends für die länger Verweilenden sogar abschnittsweise beleuchtet. Zu Fuß benötigt man etwas 45 Minuten, wobei wir bergab auf dem Forstweg bleiben und den Waldsteig auslassen.

Nach rund 1,5-stündigem Abstieg vom Pendlinghaus (fast 650 Höhenmeter ohne wesentliche Gegenanstiege) und insgesamt knapp 4 Stunden Gehzeit (ohne Berücksichtigung der Einkehr) sind wir zurück am Ausgangspunkt.

Eine weihnachtliche Wander- und Rodeltour, die auch später im Winter bei ggf. geschlossenem Pendlinghaus reizvoll ist. Alternative Einkehrmöglichkeiten bieten sich dann in der Kala Alm auf halber Abstiegsstrecke oder im Gasthof Schneeberg am Ausgangspunkt !

 

Günter Etschel ALMVOLK

 

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Die Berichte sind jedoch grundsätzlich subjektiver Natur und explizit auch nicht als Wanderführer gedacht. Gehzeiten und Schwierigkeiten sind individuell unterschiedlich, Bedingungen vor Ort wie Wegverhältnisse, Beschilderungen oder Hütten-Öffnungszeiten können sich jederzeit ändern. Eine eigenständige Tour-Vorbereitung und Beurteilung von Routen, Wetterverhältnissen und möglichen Gefahren sind unverzichtbare Voraussetzungen für jede Unternehmung in alpinem Gelände. Dazu zählen auch das vorherige Studium von Informations- und Kartenmaterial, das Mitführen einschlägiger Ausrüstung sowie die realistische Einschätzung der eigenen Leistungsfähigkeit. Dies gilt umso mehr bei Streckenverläufen abseits markierter Wanderwege oder gesicherter Steige.

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