Impressionen aus Sachrang
Winterlicher als bei unserer Auftaktwanderung geht es heute bei der Rundtour von Sachrang via Mitterleiten zur Stoana-Alm in den westlichen Chiemgauer Alpen zu. Die Jausenstation an der Südflanke des Spitzsteins hat zwar derzeit noch Betriebsurlaub und öffnet erst nach Weihnachten wieder, bleibt dennoch unser Tagesziel. Einkehren werden wir stattdessen auf der Abstiegsroute via Erler Berg und Reichenau im Gasthof Moosbauer.
Bei der Anfahrt ins bayerische Priental passieren wir auf der Innbrücke zwischen Oberaudorf und Niederndorf die Landesgrenze nach Tirol. In Sebi biegen wir von der Bundesstraße in Richtung Walchsee / Kössen nach links ab und folgen der Wildbichler Straße, die sich in Kehren den Niederndorfer Berg hinauf schlängelt. Kurz nach Wildbichl kehren wir über die Grenze nach Bayern zurück und erreichen wenig später Sachrang. Der malerische Ort ist vor allem durch den Roman des Schriftstellers Carl Oskar Renner über den Müller, Musiker und Heilkundler "Müllner-Peter von Sachrang" und dessen Verfilmung 1978 bekannt. Seit 2017 zählt Sachrang zudem zu den bislang erst vier „Bergsteigerdörfern“ im bayerischen Alpenraum.
Bei einem Ausflug nach Sachrang sollte der Besuch der sehenswerten Ölbergkapelle St. Rupert, Ziel einer jährlich im September stattfindenden bayerisch-tirolerischen Wallfahrt, nicht fehlen. Da sich die Kapelle unweit der Bundesstraße unmittelbar vor dem Ortsbeginn befindet, legen wir hier noch vor unserer Winterwanderung einen kurzen Stopp ein. Einige kostenfreie Parkplätze befinden sich auf Höhe des Ortsteils Grenzhub direkt an der linken Straßenseite (vor der Bushaltestelle). Von dort sind es nur wenige Gehminuten bis zur Kapelle, die man auf einem breiten Schotterweg oder alternativ einem schmalen Wiesenpfad nach leichtem Anstieg erreicht.
Der auf einer Lichtung am Fuß des bewaldeten Berghangs zwischen Felsen eingebettete Barockbau mit Zwiebelhaube und ausklappbaren Läden wurde mehrfach erweitert und 1734 fertiggestellt. Vorläufer der Kapelle soll eine um das Jahr 1665 an diesem Ort errichtete hölzernen Klause gewesen sein. Ältester Teil des vierräumigen Kirchleins ist der mittlere Gebäudeteil mit Ölberggrotte am Altar und zahlreichen Votivtafeln. Peter Huber, der „Müllner-Peter von Sachrang“ (1766 – 1843), veranlasste als Ortsvorsteher 1826 die erste Renovierung der Ölbergkapelle.
Von der Ölbergkapelle führt auch ein circa 10- bis 15-minütiger beschilderter Fußweg nach Sachrang (Öko-Kultur-Weg). Dieser quert jedoch die Piste bzw. Trasse des Kaiserblick-Schlepplifts, weshalb wir ihn heute angesichts des gerade anlaufenden Skibetriebs auslassen. Wir fahren nach dem Kapellenbesuch weiter ins Sachranger Dorfzentrum und wählen den kostenpflichtigen Wanderparkplatz am Schweibernlift (nach einer Brücke am Ende der Kirchstraße) als Ausgangspunkt unserer heutigen Tour. Die am Automaten zu entrichtende Tagesgebühr beträgt 2 Euro.
Die Hauptrouten am Spitzstein werden auch im Winter von zahlreichen Wanderern und Tourengehern begangen, so dass man in aller Regel ohne Hilfsmittel auskommt. Bei Glätte sollte man sicherheitshalber Grödeln im Rucksack mitführen, bei ungewöhnlichen Schneehöhen oder Neuschnee sind gegebenenfalls auch Schneeschuhe für einzelne Abschnitte zu empfehlen.
Am Parkplatz mündet von oben die Zufahrt zum Weiler Reichenau ein, über die wir auf unserer Runde zurückkehren. Wir starten auf rund 760m Seehöhe und folgen der Beschilderung in Richtung Mitterleiten / Spitzstein. Ein Forstweg leitet uns entlang der Prien – hier noch ein kleiner Wildbach - bergauf, an einer Weggabelung halten wir uns halbrechts. Nach einem Waldstück queren wir über den verschneiten Wiesenhang hinauf zum Weiler Mitterleiten mit seinen urigen Bergbauernhäusern (rund 850m). Von rechts mündet die geteerte, von der Sachranger Dorfkirche heraufkommende Bergfeldstraße ein.
Unmittelbar vor dem letzten Bauernhof, dem „Filmhaus vom Müllner-Peter“, zweigt die Route zum Spitzstein (im weiteren Verlauf oft auch als Wanderweg Nr. 6 beschildert) nach bisher rund 20 Gehminuten links ab. Ein Hohlweg leitet uns kurz hinunter in eine Mulde mit kleinem Bachlauf und Viehtränke. An einem Überstieg geht es rechts am Holzzaun entlang wieder hinauf. Der Pfad führt nun steiler ansteigend über freies Wiesengelände in dichten Mischwald hinein. Der Schulterblick erfasst die hügelige Landschaft um die Wiesenkanzel Mitterleiten mit den Priental-Bergen dahinter.
Auf einem steinigen Steig marschieren wir nun stetig bergauf. Durch Trittspuren, Wegweiser und Markierungen an Bäumen ist der Pfad durchweg gut verfolgbar. Im Quellgebiet der Prien erreichen wir wieder freies Gelände mit schneebedeckten Almwiesen. Hier teilt sich der Weg. Rechterhand ginge es entlang des bayerisch-tiroler Grenzverlaufs weiter bergwärts in Richtung Spitzstein. Die weiter oben liegenden ganzjährig bewirtschafteten Hütten haben wir bereits bei unseren Winterwanderungen zum Spitzsteinhaus (ebenfalls von Sachrang aus) und zur Altkaseralm (vom Erler Berg aus) besucht.
Bei schneereichen Verhältnissen empfiehlt es sich, dieser Route entlang des Waldrands noch ein Stück zu folgen und unterhalb der im Winter nur sporadisch bewirtschafteten Goglalm (1.143m) auf einen linkerhand abzweigenden und gelegentlich planierten Wirtschaftsweg einzuschwenken, der dann zur etwas tiefer liegenden Stoana-Alm hinüberzieht. Angesichts der dünnen Schneeauflage entscheiden wir uns heute aber für den beschilderten, aber nicht gespurten Sommerweg zur Stoana-Alm, die etwa auf unserer Höhe bereits zwischen den Bäumen eines Waldstücks hindurch erkennbar ist. Wir überschreiten die Grenze nach Tirol und queren in gerader Linie hinüber zu einem Bachgraben. Anschließend stapfen wir weglos über eine weitläufige Freifläche bis zur Jausenstation. Spuren von Ski-Tourengehern durchziehen das Gelände, da diese über die südseitigen Wiesen nicht nur aufsteigen, sondern auch abfahren (insofern ist bei dieser Routenwahl erhöhte Vorsicht geboten !). Rechterhand blicken wir hinauf zum 1.596m hohen Spitzstein mit Gipfelkapelle und großem Kreuz. Für die knapp 300 Höhenmeter bis zu unserem heutigen Tagesziel am höchsten Punkt der Tour haben wir im Anstieg etwas mehr als 1 Stunde benötigt.
Die Jausenstation Stoana-Alm liegt auf 1.055m Seehöhe und hat – von den derzeitigen Betriebsferien abgesehen – grundsätzlich ganzjährig geöffnet. Dienstag und
Mittwoch sind während der Wintersaison Ruhetage. Im Sommer beherbergt der Bergbauernhof ohne öffentliche Zufahrt und Übernachtungs-möglichkeiten auch Weidevieh. Nach Weihnachten kann man
hier wieder einkehren und sich Tiroler Hüttenküche wie Kaspress-, Spinat- und Speckknödel, verschiedene Braten und Eintöpfe sowie deftige Brotzeiten und hausgemachten Kuchen schmecken lassen. Die
sonnenverwöhnte Terrasse bietet einen herrlichen Weitblick ins Prien- und Inntal sowie auf die umliegende bayerische und tiroler Bergwelt samt des dominierenden Kaisergebirges. Aktuelle
Informationen zur Stoana-Alm findet man auf der Hütten-Homepage www.stoana-alm.at.
Nach einem ausgedehnten Sonnenbad vor dem Almgebäude setzen wir unsere Rundtour fort. Zunächst marschieren wir auf dem breiten Versorgungsweg talwärts. Nach wenigen hundert Metern schwenken wir nach rechts auf eine Teerstraße ein. Als Zufahrt zu einem Hof wird diese im Winter regelmäßig geräumt. Wir folgen ihr rund 20 Minuten bergab bis zum Erlerberg-Parkplatz (mit Anschluss nach Erl), dem klassischen Ausgangspunkt auf tiroler Seite für Touren am Spitzstein.
Dort bietet sich uns ein herrlicher Blick ins Inntal und auf die Bergwelt zwischen Pendling und dem heimatlichen Wendelstein mit den markanten Erhebungen von Brünnstein, Trainsjoch und Traithen dazwischen. Rechterhand ist der Kranzhorn-Gipfelbereich einsehbar. Wir wenden uns nun nach links in Richtung des ausgeschilderten Gasthauses Moosbauer. Nach kurzem Anstieg leitet uns die asphaltierte Straße von einer Anhöhe in ungefähr 10 Minuten hinab zu unserer heutigen Einkehrstation.
Der Alpengasthof Moosbauer liegt in Alleinlage etwas unter 1.000m Höhe. Gäste können sich auf traditionelle Tiroler Hausmannskost freuen. Auf der Speisekarte findet man neben verschiedenen Brotzeiten, Suppen und Salaten zum Beispiel Krenschnitzel, Kaspressknödel, Nudel-Trio, Rindsgulasch oder Kaiserschmarrn. Ein besonderes Schmankerl sind die Ziegenprodukte aus eigener Erzeugung (Käse und Würste gibt es auch zum Mitnehmen). Montag und Mittwoch (außer an Feiertagen) hat der ganzjährig geöffnete Gasthof, der auch für Betriebs- und Familienfeierlichkeiten aller Art zur Verfügung steht, Ruhetag. Weitere Informationen, unter anderem zu den Gästezimmern, kann man im Internet unter www.moosbauer.info nachlesen.
Nach der Einkehr wandern wir auf der wenig befahrenen Straße in einem langgezogenen Linksbogen weiter in Richtung Sachrang. Auf einem Sattel passieren wir den Lauchhof, nach dem es nun stetig bergab geht. An der nächsten Weggabelung orientieren wir uns nach links (rechts ginge es in Richtung Wildbichl / Niederndorf). Wir blicken nochmals hinauf zu Spitzstein und der sich östlich anschließenden Tristmahlnschneid, die wir beide auch von oben kennen. Wenig später biegen wir vor einem erhöht liegenden, alleinstehenden Gehöft an einem Schilderbaum rechts von der Straße ab und folgen den Trittspuren – anfangs entlang eines kleinen Bachs - talwärts. Ohne erkennbare Markierungen kehren wir auf bayerischen Boden zurück. Der Fernblick erfasst die Bergwelt um Kampenwand, Geigelstein, Wandberg und Karspitze. Beim Weiler Reichenau stoßen wir erneut auf einen wenig frequentierten, aber schneefreien Teerweg. Dieser führt uns gemütlich in vielen Serpentinen durch bewaldetes und freies Gelände hinab zum Ausgangspunkt unterhalb des Weilers Schweibern, den wir rund 45 Minuten nach dem Aufbruch am Gasthof Moosbauer erreichen. Insgesamt waren wir heute ohne Berücksichtigung der Rastzeiten knapp 2,5 Stunden unterwegs.
Ein bayerisch-tiroler Grenzgang zu den untersten Gliedern der Spitzstein-Hüttenkette aus Altkaseralm, Spitzsteinhaus, Goglalm, Stoana-Alm und Gasthof Moosbauer !
Günter Etschel │ ALMVOLK
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Die Berichte sind jedoch grundsätzlich subjektiver Natur und explizit auch nicht als Wanderführer gedacht. Gehzeiten und Schwierigkeiten sind individuell unterschiedlich, Bedingungen vor Ort wie Wegverhältnisse, Beschilderungen oder Hütten-Öffnungszeiten können sich jederzeit ändern. Eine eigenständige Tour-Vorbereitung und Beurteilung von Routen, Wetterverhältnissen und möglichen Gefahren sind unverzichtbare Voraussetzungen für jede Unternehmung in alpinem Gelände. Dazu zählen auch das vorherige Studium von Informations- und Kartenmaterial, das Mitführen einschlägiger Ausrüstung sowie die realistische Einschätzung der eigenen Leistungsfähigkeit. Dies gilt umso mehr bei Streckenverläufen abseits markierter Wanderwege oder gesicherter Steige.
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