Hütten im Winter (49): Jausenstation Beham-Ried (via Hechenbergl)

Impressionen aus Niederndorf / Tirol

Während man in Regionen über 800 Meter Seehöhe bereits auf eine geschlossene Schneedecke trifft, sind in den tieferen Lagen derzeit nur die Temperaturen winterlich. Da viele Berghütten aber noch Betriebsruhe nach der Herbstsaison haben, wählen wir als Ziel unserer ersten Hüttentour des Winters das urige Gasthaus Beham-Ried – an den südwestlichen Ausläufern des Niederndorfer Bergs hoch über der gleichnamigen Ortschaft im Tiroler Unterland gelegen.

 

Aus Bayrischzell kommend fahren wir via Ursprungtal (Grenzübertritt nach Tirol) und Thiersee hinab ins Inntal nach Kufstein. Dort orientieren wir uns nach Nordosten in Richtung Oberndorf / Ebbs. Nach Durchquerung des Ebbser Dorfzentrums biegen wir - der Beschilderung nach Erl folgend - von der Wildbichler Bundesstraße nach links in die Niederndorfer Straße ab. Wir passieren den Jennbach, von dem aus man vor der Silhouette des Kranzhorn-Gipfels die Kapelle auf dem bewaldeten Hechenbergl erblickt. In Niederndorf angekommen suchen wir uns im Ortskern zwischen Pfarrkirche und Eislaufplatz eine öffentliche Parkmöglichkeit. Unser Ausgangspunkt ist das Heimatmuseum in der alten Schmiede (circa 490m Seehöhe).

 

Die schnellste Aufstiegsvariante (rund 45 Minuten Gehzeit) zum Einkehrziel bietet der sogenannte Behamriedsteig, der von der ersten Kehre der Riedstraße in fast direkter Linie durch den Elfenwald hinaufführt. Bei sehr winterlichen Verhältnissen wären die (wenig frequentierten) Zufahrten nach Beham-Ried über die Riedstraße (von Westen) oder die Bergstraße via Pittlham (von Osten) Alternativen, die regelmäßig geräumt werden. Angesichts der geringen Schneeauflage entscheiden wir uns heute für eine etwas ausgedehntere Rundwanderung über das Hechenbergl und den Weiler Hölzelsau. Vermutlich sind im Winter nicht alle Abschnitte dieser Route gespurt oder geräumt, so dass man je nach Verhältnissen gegebenenfalls eine der anderen Varianten wählen kann.

Am Fuß der in Karten offiziell als Höhenberg bezeichneten, von den Einheimischen aber nur „Hechenberg“ bzw. „Hechenbergl“ genannten Erhebung folgen wir der asphaltierten Erler Straße zunächst rund 200 Meter ortsauswärts in Richtung Hölzelsau. Am Ortsschild von Niederndorf zweigt auf der linken Straßenseite mit kürzlich erneuerter Beschilderung zur „Wallfahrtskapelle Mariahilf“ ein breiter Forstweg ab. Dieser führt im Mischwald stetig ansteigend bis zum höchsten Punkt, auf dem die Kapelle errichtet wurde. Die handgemalten Kreuzwegtafeln, die den Anstieg sonst flankieren, wurden bereits abgebaut. Denn die rund 1km lange, kurvenreiche Strecke wird bei entsprechender Schneelage auch zum Rodeln genutzt. An kritischen Stellen der Naturbahn sind zur Absicherung Holzbanden angebracht. Bei Rodelbetrieb ist grundsätzlich erhöhte Vorsicht geboten (abfahrende Rodler, eisige Stellen).

Kurz vor einem Wasser-Hochbehälter befindet sich auf der linken Seite der exponierte Aussichtsplatz „Wildschütz“ mit christlicher Kunst, Klangspiel-Skulptur und Panoramablick über Niederndorf hinweg bis zu den hohen Felswänden des Zahmen Kaisers. In weiten Kehren zieht sich der Weg anschließend weiter im Wald hinauf. An lichten Stellen können wir ins Inntal bis zur Ebbser Nikolauskapelle und nach Kufstein blicken. Kurz vor der Kapelle ignorieren wir zunächst den linkerhand abzweigenden Abstiegspfad in Richtung Hölzelsau, zu dem wir nach dem Abstecher zur Wallfahrtsstätte (einfache Strecke ca. 5 Minuten) zurückkehren.

Ungefähr 30 Minuten nach dem Start erreichen wir das sehenswerte Kirchlein, das ursprünglich 1778 zum Dank an die erfolgreiche Abwehr feindlicher Angriffe während des österreichischen Erbfolgekrieges auf knapp 640m Höhe erbaut worden ist. Geschichtsträchtig sind das barocke Eisengitter, die Löfflerglocke aus dem Jahr 1557, der spätklassizistische Altar sowie die historischen Votivbilder. Südlich des Gebäudes steht ein gemauerter Nischenbildstock. Der Legende nach fanden hier noch vor dem Kirchenbau Waldarbeiter ein Marienbild, das fortan verehrt wurde. Vor der Kapelle laden hölzerne Bankerln mit Aussicht auf den benachbarten Niederndorfer Berg zur besinnlichen Rast ein.

Nach dem Kirchenbesuch marschieren wir zunächst auf dem Hinweg wieder bergab bis zur zuvor passierten Abzweigung. Hier setzen wir den Hechenberg-Rundweg nach rechts über ein Waldsteigerl mit anfänglichem Holzgeländer fort. Dieses führt serpentinenartig den steilen Hang bis zu einer Bank mit Wegweiser hinunter. Dort biegen wir nach links auf einen Forstweg ab, auf dem wir in der Folge bleiben (alle Abzweiger werden ignoriert). Der breite Weg leitet uns zunächst in westlicher, dann nördlicher Richtung auf der anderen Seite der durchgehend bewaldeten Erhebung mit ihren zwei Kuppen sachte bergab. Knapp 30 Minuten nach der Kapelle treffen wir auf die aus Niederndorf kommende Fortsetzung der Erler Straße, auf die wir - zurück auf der Ausgangshöhe von knapp 500m - nach links einschwenken.

Wir lassen die Ausfahrt des dortigen Steinbruchs rechterhand liegen und biegen kurz vor den landwirtschaftlichen Anwesen im Ortsteil Hölzelsau rechts ab. Ab hier folgen wir immer der durchgehenden Beschilderung zur Jausenstation Beham-Ried. Eine schmale, wenig befahrene Asphaltstraße leitet uns westlich des Steinbruchgeländes in Kehren die Hänge des Niederndorfer Bergs hinauf. Im Westen erheben sich die im Gipfelbereich bereits schneebedeckten Inntalberge um Brünnstein und Wildbarren.

Auf der Anhöhe nach dem Weiler Vorderhaunold angekommen biegen wir nach rechts auf einen Forstweg ab (geradeaus ginge es weiter in Richtung Erl / Obersteigental). Wir queren oberhalb des Steinbruchs nach Osten, Schilder warnen vor dem Betreten des nur abschnittsweise eingezäunten Betriebsgeländes. Wenig später biegen wir vom Weg nach links auf einen schmalen Pfad ab, auf dem wir ein kurzes Waldstück durchschreiten. Beim ersten Riedhäusl-Hof treffen wir auf die Riedstraße, der wir nur noch ein kurzes Stück folgen müssen, um das Tagesziel zu erreichen (Gehzeit ab Hölzelsau knapp 45 Minuten, insgesamt etwa 1 Stunde 45 Minuten).

Gegenüber dem Gasthof thront auf einem Hügel ein großes Gedenkkreuz, von dem aus man einen herrlichen Panoramablick in Richtung Kaisergebirge genießt. Die in sonnenverwöhnter Lage auf einer Lichtung in 610m Höhe liegende Ausflugsgaststätte hat – von kurzen Betriebsferien im Frühjahr und Herbst abgesehen - grundsätzlich ganzjährig geöffnet. In der Kachelofen-beheizten Stube oder bei schönem Wetter auch auf der Terrasse kann man sich Tiroler Hausmannskost schmecken lassen. Neben Salaten, Suppen und kalten Brotzeiten stehen beispielsweise Almgröstl, Schnitzel, Kasspatz’n, Kaspressknödel oder Reiberdatschi auf der Speisekarte. Dazu kommen wechselnde Tagesgerichte, heute Blut- und Leberwürste, Lüngerl, Kassler und Kaiserschmarrn, sowie eine Kuchen-Auswahl. Dienstag und Mittwoch ist – außer an Feiertagen – Ruhetag. Prompt treffen wir auch wieder auf eines unserer letzten Motive, den Auerhahn (nicht ausgestopft an der Wand, sondern in Form des Logos einer Brauerei, deren Bier hier ausgeschenkt wird).

Aktuelle Informationen zur Alpengasthof Beham-Ried, dessen gemütliche Räumlichkeiten auch für private Feiern verfügbar sind, bietet die Homepage www.behamried.com. Dort findet man auch Wegskizzen der verschiedenen Zustiegsrouten.

Für den Heimweg bieten sich mehrere unterschiedlich lange bzw. steile Gehvarianten an. Rechterhand unterhalb der Jausenstation zweigt an einer Treppe der schon erwähnte Behamriedsteig ab. Da wir diesen bereits von unserer Hechenbergl/Beham-Ried Rundwanderung im Frühling kennen, wählen wir heute eine alternative Route. Wir folgen linkerhand der Straße nach Pittlham bzw. Niederndorf und biegen kurz nach Beginn eines Waldstücks nach rechts auf einen talwärts führenden Forstweg ab (nicht beschildert). Der befestigte Weg quert den bewaldeten Berghang zunächst in östlicher Richtung und wendet sich dann wieder nach Westen. Oberhalb der ersten Häuser von Niederndorf blicken wir hinüber zum Hechenbergl. Den beschrankten Dorfweg, der entlang eines Bachlaufs ebenfalls in den Ort führt, lassen wir linkerhand liegen. Nach der Einmündung des Behamriedsteigs (von rechts) wandern wir noch ein kurzes Stück weiter und biegen am folgenden Wegweiser links auf dessen Fortsetzung ab. Ein schmaler Waldpfad leitet uns hinunter zur Riedstraße, auf die wir nach links einschwenken und ihr bis ins Dorf folgen. Die verbleibende Strecke zurück zum Parkplatz ist uns ab der Erler Straße bereits vom Hinweg bekannt.

Nach circa 45-minütigem Abstieg von Beham-Ried bzw. rund 2,5 Stunden Gehzeit für die gesamte Runde (ohne Berücksichtigung von Kapellenbesichtigung und Einkehr) erreichen wir wieder unseren heutigen Ausgangspunkt. Inklusive der Gegenanstiege waren dabei nur knapp 260 Höhenmeter zu bewältigen.

Eine entspannte und zu jeder Jahreszeit lohnende Rundwanderung zu einer urigen Jausenstation am Rand des Inntals !

 

Günter Etschel ALMVOLK

 

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Die Berichte sind jedoch grundsätzlich subjektiver Natur und explizit auch nicht als Wanderführer gedacht. Gehzeiten und Schwierigkeiten sind individuell unterschiedlich, Bedingungen vor Ort wie Wegverhältnisse, Beschilderungen oder Hütten-Öffnungszeiten können sich jederzeit ändern. Eine eigenständige Tour-Vorbereitung und Beurteilung von Routen, Wetterverhältnissen und möglichen Gefahren sind unverzichtbare Voraussetzungen für jede Unternehmung in alpinem Gelände. Dazu zählen auch das vorherige Studium von Informations- und Kartenmaterial, das Mitführen einschlägiger Ausrüstung sowie die realistische Einschätzung der eigenen Leistungsfähigkeit. Dies gilt umso mehr bei Streckenverläufen abseits markierter Wanderwege oder gesicherter Steige.

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