Hütten im Winter (48): Haagalm

impressionen aus hopfgarten / Tirol

Unsere voraussichtlich letzte Winterwanderung erfordert erneut eine etwas längere Anfahrt bis an den Rand der Kitzbüheler Alpen. Ziel der Hüttentour ist die in schöner Aussichtslage auf rund 1.350m Höhe am Nordhang des Feldalpjochs gelegene Jausenstation Haagalm. Der Zustieg vom Hopfgartener Penningberg aus erfolgt über eine Naturrodelbahn, die als eine der interessantesten in Tirol gilt und meist bis zum Frühlingsbeginn gut befahrbar ist.

 

Aus Kufstein kommend verlassen wir an der Anschlußstelle Wörgl-Ost die Inntalautobahn (nach Innsbruck) und folgen der Beschilderung in Richtung St. Johann bzw. Brixental. Nach dem Tunnel bei Bruckhäusl verlassen wir die Loferer Bundesstraße und orientieren uns nach rechts in Richtung Hopfgarten. In Hopfgarten biegen wir schließlich von der weiter nach Kelchsau führenden Brixentaler Straße nach rechts in die Penningbergstraße ab. Wir bleiben immer auf der rund 7km langen, stetig ansteigenden und an diversen Weilern vorbeiführenden Asphaltstraße bis zu deren Ende im Talschluss bei Innerpenning. Auf Schotter passieren wir nun einen Buswendeplatz und gelangen linkerhand über eine Brücke zum gebührenfreien Parkplatz am Ziel der Rodelbahn (je nach Schneelage Platz für etwa 15 bis 30 PKW).

 

Unser Ausgangspunkt am Innerpenningberg liegt auf 921m Seehöhe. Die entlang des Versorgungswegs zur Haagalm verlaufende Winterwander- bzw. Rodelstrecke mündet direkt in den Parkplatz und ist dank Hinweisschildern, Zielhäusl und „Fangnetz“ am Auslauf nicht zu verfehlen. Die Bärmöser- / Haagalm-Rennbahn wird vom örtlichen, 1977 in Hopfgarten gegründeten „Club der Rodler“ (CDR) gewartet und regelmäßig präpariert. Sie ist nicht nur Trainingsstrecke der ambitionierten Sportrodler, sondern auch Austragungsort für überregionale Amateurrennen. Der Verein hat inzwischen zahlreiche Sportrodel-Weltmeister in seinen Reihen. Außerhalb des Trainings- und Rennbetriebs ist die Naturbahn grundsätzlich frei begeh- und rodelbar. Es gilt natürlich besondere Vorsicht bezüglich eisiger Stellen und entgegenkommender Rodler. Aktuelle Informationen zum Zustand der Bahn kann man auf der Website des SV Penningberg unter www.sv-penningberg.com/cdr/haagalm.php abrufen.

Der Aufstiegsweg zum Alpengasthaus Haagalm ist mit 1 Stunde 15 Minuten Gehzeit ausgeschildert. Er führt uns zu Beginn noch moderat ansteigend durch ein Waldstück. Nach einer Linkskehre mit Bachüberquerung wird es zunehmend steiler. Dichter Wald und Lichtungen wechseln sich in der Folge ab. Einige kritische Kurven und Streckenabschnitte sind mit Holzbanden abgesichert.

Auf 1.092m Höhe passieren wir die Gebäude der Kühbrandalm. Hier weist die Rodelbahn ein kurzes Flachstück auf, bevor es in Kehren weiter bergauf geht. Rechterhand können wir an lichten Stellen hinauf zum Gipfelbereich des 1.923m hohen Feldalphorns blicken.

Nach knapp 1 Stunde Gehzeit erreichen wir freies Almgelände mit imposanter Aussicht über das Brixental. Der Schulterblick erfasst das Wildschönauer Markbachjoch (1.500m). Die Fernsicht wird heute leider etwas durch die weitgehend geschlossene Wolkendecke, die nur wenige sonnige Phasen zulässt, getrübt. Nun schlängelt sich die Aufstiegsroute sanft am Berghang entlang das letzte Stück zur Haagalm hinauf. Vor Erreichen der Einkehrstation marschieren wir zwischen den Gebäuden der landwirtschaftlich genutzten Haagalm (1.321m) hindurch. Auf der urigen, über 250 Jahre alten Haagalm-Hütte kann man an Sommer-Wochenenden - wenn der deutlich größere Berggasthof geschlossen hat – auch eine Jause bekommen.

Wenige Minuten später können wir uns circa 1 Stunde 15 Minuten nach dem Start eine verdiente Stärkung gönnen.

 

Die 1977 im Blockhausstil errichtete und von der Familie Astner geführte Jausenstation Haagalm wird vor allem während des Winters (sobald der Rodel- bzw. Liftbetrieb möglich ist, meist bis Mitte März) bewirtschaftet, hat in dieser Zeit aber täglich bei jeder Witterung ohne Ruhetag geöffnet. Der Skihütten-ähnliche, mit einer Selbstbedienungstheke ausgestattete Berggasthof verfügt über einen großen und hohen Gastraum (etwa 120 Sitzplätze), die „Rodler-Bar“ auf der Empore (weitere rund 40 Plätze) und eine südseitig ausgerichtete Aussichtsterrasse. Angeboten werden typische Tiroler Hüttengerichte, darunter neben Suppen, Salaten und kalten Brotzeiten zum Beispiel Kaspress- und Speckknödel, Schnitzel oder Fleischkäse.

Die Jausenstation hat Anschluss an das Kelchsauer Familien-Skigebiet, rechterhand bevölkern Skifahrer die Pisten am Hagerjochlift. Auf 1.349m Seehöhe blicken wir über das bereits grünende Brixental hinweg zur Hohen Salve und zum Kitzbüheler Horn. Dahinter erheben sich die Loferer und Leoganger Steinberge. Im Nordosten erkennen wir Pölven und Kaisergebirge, im Süden prägen die noch komplett schneebedeckten Erhebungen um den Kelchsauer Grund das Panorama.

Nach der Einkehr geht es auf der Aufstiegsroute über fast 4km und 430 Höhenmeter zurück ins Tal. Die Rodelstrecke startet direkt an der Jausenstation. Nachtbeleuchtung gibt es nicht. Dank professioneller Wartung bietet die Naturbahn fast immer optimale Verhältnisse. Selbst jetzt am Ende des Winters gibt es nur wenige vereiste und ruppige Abschnitte (vor allem im Wald). Der Charakter der rassigen, stets abfallenden Bahn mit ihrem durchschnittlichen Gefälle von 12% ist durchaus anspruchsvoll. Die Abfahrt beginnt im freien Gelände noch weitgehend gerade und mäßig steil, bevor man Geschwindigkeit aufnimmt und kurvenreich talwärts braust. An einigen Stellen gibt es Sicherungen.

„Freizeit-Rodler“ erreichen den Parkplatz innerhalb von 10 bis 15 Minuten, die Bestzeiten der einheimischen Sportrodler betragen etwas mehr als 4 Minuten. Zu Fuß benötigt man für den Abstieg rund 1 Stunde und damit eine Gesamt-Gehzeit ohne Berücksichtigung der Einkehr von knapp 2,5 Stunden.

Auf der Heimfahrt kann man noch dem weithin sichtbaren Naturdenkmal Grattenbergl einen Besuch abstatten. Die Kalkinsel befindet sich inmitten des Inntals auf Kirchbichler Gemeindegebiet in der Fortsetzung des Paisslbergs mit seinen Steinbrüchen. Auf dem höchsten Punkt steht - flankiert von zwei Mahnmalen - die malerische Mariahilf-Kapelle. Die Zufahrt erfolgt über den Kreisverkehr kurz vor der Autobahn-Anschlußstelle Wörgl-Ost, von dem man nach rechts in Richtung Gewerbegebiet Lofererstraße und gleich darauf nach links in die Gasteigstraße abbiegt.

Die Wallfahrtskapelle wurde im Jahr 1738 als Ersatz für einen hölzernen Vorgängerbau errichtet. Auch wenn sie nur bei Gottesdiensten geöffnet ist, lohnt sich der kurze, nur wenige Minuten in Anspruch nehmende Aufstieg. Oben bietet sich uns ein herrlicher Ausblick auf das Unterinntal um Wörgl und Kirchbichl sowie auf die umliegende Bergwelt mit Plessenberg, Zunterköpfl, Hundsalmjoch, Köglhörndl (alle jenseits des Inns) sowie Möslalmkogel, Hohe Salve, Pölven und Kaisergebirge. Im Sommer bevölkert Weidevieh die 582m hohe, von Stollen durchzogene Erhebung. Das Grattenbergl war in früherer Zeit besiedelt und Schauplatz des Tiroler Freiheitskampfes gegen die bayerischen und französischen Truppen.

 

Die folgenden Fotos entstanden - wetterbedingt - einige Tage später:

Ein abwechslungsreicher Hüttenausflug mit spätwinterlichem Rodelspaß !

Günter Etschel ALMVOLK

 

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Die im ALMVOLK Blog veröffentlichten Tourenberichte beschreiben unsere persönlichen Erlebnisse und Erfahrungen, die wir nach bestem Wissen und mit größtmöglicher Sorgfalt aufbereiten. Wir freuen uns, wenn sie den Lesern als Motivation und Anregung für eigene Ausflüge in die bayerische und tiroler Bergwelt dienen.

Die Berichte sind jedoch grundsätzlich subjektiver Natur und explizit auch nicht als Wanderführer gedacht. Gehzeiten und Schwierigkeiten sind individuell unterschiedlich, Bedingungen vor Ort wie Wegverhältnisse, Beschilderungen oder Hütten-Öffnungszeiten können sich jederzeit ändern. Eine eigenständige Tour-Vorbereitung und Beurteilung von Routen, Wetterverhältnissen und möglichen Gefahren sind unverzichtbare Voraussetzungen für jede Unternehmung in alpinem Gelände. Dazu zählen auch das vorherige Studium von Informations- und Kartenmaterial, das Mitführen einschlägiger Ausrüstung sowie die realistische Einschätzung der eigenen Leistungsfähigkeit. Dies gilt umso mehr bei Streckenverläufen abseits markierter Wanderwege oder gesicherter Steige.

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