Hütten im Winter (46): Griesner Alm

impressionen aus kirchdorf / Tirol

Bei unserer kürzlichen Winterwanderung zum Pfandlhof (von Kufstein aus) haben wir aus westlicher Richtung in den Talschluss des Kaisertals geblickt, der vom 1.577m hohen Stripsenjoch (mit dem bekannten Stripsenjochhaus) markiert wird. Dieses bildet den Schnittpunkt von Zahmem und Wildem Kaiser und zugleich den Übergang zwischen dem Kaisertal und dem sich auf der Ostseite anschließenden Kaiserbachtal. Am östlichen Fuß des Stripsenjochs liegt auf 1.024m Seehöhe die ganzjährig geöffnete Griesner Alm. Sie ist das Ziel unserer heutigen Hüttentour, die in Griesenau zwischen Kössen und Kirchdorf in Tirol startet.

 

Bei der Anfahrt folgt man im Inntal – entweder aus Richtung Kufstein oder Oberaudorf kommend – immer der Bundesstraße nach Kössen. Wir passieren Niederndorf, Durchholzen und Walchsee. Am ersten Kreisverkehr in Kössen biegen wir nach rechts in Richtung Kirchdorf / St. Johann ab. Am Ende des Kaiserwinkls durchqueren wir auf der Verbindungsstraße die Ortschaft Schwendt sowie das sogenannte Kohlental, in dem auch eine sonnenverwöhnte Langlaufloipe verläuft. Im bald folgenden Weiler Griesenau biegen wir am gleichnamigen Gasthof (www.griesenau.at) rechts ab, passieren den Tischlerhof und folgen der schmalen Asphaltstraße rund 600 Meter bis zum großen Wanderparkplatz „Kaiserbachtal“. Nach der Brücke über den Kaiserbach kann man vor der Mautstelle für 2,00 Euro Tagesgebühr parken.

 

Zwischen April und November (Anfang und Ende je nach Wetterverhältnissen) ist die rund 5km lange, gut ausgebaute und bis zur Griesner Alm führende Mautstraße befahrbar. Im Winter wird sie zwar regelmäßig geräumt, bleibt aber für den öffentlichen Verkehr gesperrt. Sie wird dann nur von Berechtigten zur Versorgung der Bergwirtschaften bzw. zu Forst- und Jagdzwecken genutzt und dient als gut frequentierter Winterwanderweg durch das Naturschutzgebiet Kaiserbachtal, das den Kitzbüheler Alpen zugerechnet wird.

Wir starten am Taleingang auf 756m Seehöhe. Quasi als „Pförtner“ des wildromantischen Seitentals erhebt sich linkerhand das 2.122m hohe Lärchegg mit seiner zackenförmigen Gipfelpartie, die an eine Kaiserkrone erinnert. Die Griesner Alm ist am Parkplatz mit 1 Stunde 15 Minuten Gehzeit ausgeschildert. Links gibt es einen Loipeneinstieg, auf der rechten Seite des Kaiserbachs schlängelt sich die Mautstraße nach der Schranke sanft bergauf. Im unteren Abschnitt ist sie bereits stellenweise schnee- und eisfrei.

Im lichten Wald wandern wir stets leicht ansteigend taleinwärts. Über den Kaiserbach hinweg können wir immer wieder hinüber zu den schroffen, nahezu senkrecht aufragenden Felswänden des Wilden Kaisers blicken. In der imposanten „Koasa“-Gipfelkette folgen auf die Lärcheggspitze unter anderem die Erhebungen von Mitterkaiser und Predigtstuhl. Wir bleiben immer auf dem Hauptweg, etwaige Abzweigungen werden ignoriert.

Nach rund 45 Minuten Gehzeit erreichen wir auf 856m die ebenfalls ganzjährig bewirtschaftete Fischbachalm (www.fischbachalm.at, kein Ruhetag). Die einladende Einkehrmöglichkeit stellt für uns heute aber nur eine Durchgangsstation dar. Auch die Kaisertal-Kapelle lassen wir zunächst linkerhand liegen.

Nun weitet sich der Taleinschnitt und auch die Schneeauflage nimmt zu. Wir haben Glück, dass zur Mittagszeit die Sonnenstrahlen immer wieder zwischen den beeindruckenden Felszacken hindurch bis zum Talboden dringen. Zu einer anderen Tageszeit bzw. bei Bewölkung kann sich das Kaiserbachtal im Winter auch sehr schattig präsentieren.

In offenem Almgelände wandern wir weiter bergauf, wobei wir linkerhand die tief eingeschneite Hütte der Latschenbrennerei Hofmann - eine der ältesten in Tirol - passieren. Während der Sommersaison kann man hier bei der althergebrachten Gewinnung des naturreinen ätherischen Öls aus den Nadeln und Ästen der heimischen Latschen zuschauen. Das hochwertige Latschenkieferöl wird unter anderem für Salben, Einreibemittel, Badezusätze, Seifen und Zuckerln verwendet. Seine Heilwirkung kommt vor allem bei rheumatischen Beschwerden, Muskelkater oder Schnupfen zum Tragen (Informationen zum Betrieb und den Produkten findet man unter www.latschenkiefer.at).

Im letzten Aufstiegs-Drittel steigt der Weg nochmals merklich an. Der Ausblick auf die verschneiten Fluchten von Totenkirchl, Fleischbank und Predigtstuhl zieht uns immer wieder in seinen Bann. Direkt vor uns erhebt sich der 1.807m hohe Stripsenkopf, auf der rechten Seite schließen sich Feldberg und Wasserlahnerkogel an. Die Gemeindegrenze zwischen Ebbs (Bezirk Kufstein) und Kirchdorf (Bezirk Kitzbühel) verläuft mitten durch das am Kamm erbaute Stripsenjochhaus.

Kurz nach der Querung der Loipe an deren oberen Wendepunkt kommt die zweite, im hinteren Kaiserbachtal auf 1.024m Höhe liegende Einkehrstation ins Blickfeld. Nach fast 1,5 Stunden Gehzeit für die knapp 270 Höhenmeter ansteigende Strecke haben wir unser Tagesziel erreicht.

 

Die Griesner Alm ist im Sommer – wie Anton-Karg-Hütte und Hans-Berger-Haus auf der jenseits des Stripsenjochs gelegenen Seite im Kaisertal – Ausgangspunkt für zahlreiche Gipfelbesteigungen und Klettertouren verschiedenster Schwierigkeitsgrade im Kaisermassiv. Von Anfang Dezember bis Ende März kehren hier Skitourengänger und Winterwanderer ein. Montags ist - außer an Feiertagen - Ruhetag. In den gemütlichen Gaststuben kann man sich eine feine Auswahl heimischer Küchenklassiker schmecken lassen. Neben diversen Brotzeiten und Suppen stehen beispielsweise mehrere Wildgerichte, Forelle, Tiroler Gröstl, Speck- und Kaspressknödel, Kasspatzl, Schweinebraten oder Schnitzel auf der Karte. Dazu kommen diverse Süßspeisen (wie Palatschinken, Germknödel oder Kaiserschmarrn) sowie Torten und Kuchen aus der hauseigenen Konditorei.

Von der Terrasse des Alpengasthofs blickt man direkt ins nahe Griesner Kar, mit etwas Glück und Geduld kann man dort Gämsen beobachten. Die Griesner Alm bietet auch Übernachtungsmöglichkeiten (38 Gästebetten in Doppel- und Mehrbettzimmern sowie 14 Plätze im Matratzenlager). Details dazu kann man auf der Homepage www.griesneralm.at nachlesen.

Nach ausgiebiger Stärkung wandern wir auf der bekannten Route talwärts. Kurz vor der Fischbachalm unternehmen wir diesmal noch einen kurzen Abstecher nach rechts, wo uns ein Holzbrückerl über den – derzeit nur ein Rinnsal ausbildenden - Kaiserbach führt und uns Gehspuren bis zur Kaisertal-Kapelle leiten. Der 1984 errichtete Andachtsort wird auch als "Bergtotenkapelle" bezeichnet, da im Inneren Messingtafeln an alle im Kaisergebirge verunglückten Bergsteiger erinnern.

Nach kurzem besinnlichen Verweilen kehren wir auf die andere Bachseite zurück und setzen den Heimweg auf der Mautstraße fort. Etwa 1 Stunde nach dem Aufbruch auf der Griesner Alm sind wir zurück am Kaiserbachtal-Parkplatz. Ohne Berücksichtigung der Einkehrzeit waren wir insgesamt rund 2,5 Stunden unterwegs.

Ein familientauglicher Winterausflug zum „Ost-Tor“ des Kaisergebirges, der Lust auf die ein oder andere Gipfeltour im Sommer macht !

Günter Etschel ALMVOLK

 

Gefahrenhinweis und Haftungsausschluss:

Die im ALMVOLK Blog veröffentlichten Tourenberichte beschreiben unsere persönlichen Erlebnisse und Erfahrungen, die wir nach bestem Wissen und mit größtmöglicher Sorgfalt aufbereiten. Wir freuen uns, wenn sie den Lesern als Motivation und Anregung für eigene Ausflüge in die bayerische und tiroler Bergwelt dienen.

Die Berichte sind jedoch grundsätzlich subjektiver Natur und explizit auch nicht als Wanderführer gedacht. Gehzeiten und Schwierigkeiten sind individuell unterschiedlich, Bedingungen vor Ort wie Wegverhältnisse, Beschilderungen oder Hütten-Öffnungszeiten können sich jederzeit ändern. Eine eigenständige Tour-Vorbereitung und Beurteilung von Routen, Wetterverhältnissen und möglichen Gefahren sind unverzichtbare Voraussetzungen für jede Unternehmung in alpinem Gelände. Dazu zählen auch das vorherige Studium von Informations- und Kartenmaterial, das Mitführen einschlägiger Ausrüstung sowie die realistische Einschätzung der eigenen Leistungsfähigkeit. Dies gilt umso mehr bei Streckenverläufen abseits markierter Wanderwege oder gesicherter Steige.

Die Nutzung aller hier aufgeführten Informationen und das Begehen bzw. Befahren der beschriebenen Wege erfolgt deshalb stets auf eigene Gefahr und Verantwortung. Wir übernehmen keine Gewähr für die Aktualität, Korrektheit, Vollständigkeit oder Qualität der bereitgestellten Inhalte und Daten. Es wird - soweit gesetzlich zulässig - keinerlei Haftung (gleich aus welchem Rechtsgrund) für etwaige Unfälle oder Schäden übernommen, die auf fehlerhaften oder fehlenden Angaben in unseren Berichten beruhen könnten. Siehe dazu auch den allgemeinen Haftungsausschluss im Impressum. Sollten Sie in einem Beitrag Fehler entdecken oder ergänzende Anmerkungen haben, sind wir für Hinweise jederzeit dankbar !