impressionen aus kufstein / Tirol
Das Ziel unserer heutigen Winterwanderung ist der Berggasthof Pfandlhof im idyllischen Kaisertal, in das wir über die sogenannte “Sparchenstiege” von Kufstein aus hinaufsteigen.
Bei der Anfahrt orientieren wir uns in Kufstein in Richtung Ebbs und biegen ungefähr einen halben Kilometer nach dem Ortsende von Kufstein rechts ab, der Beschilderung "Kaisertal“ folgend. Im Ortsteil Eichelwang parken wir direkt an der Gemeindegrenze zwischen Ebbs und Kufstein auf dem kostenpflichtigen Wanderparkplatz gegenüber dem Elektrizitätswerk am Kaiserbach (2,50 Euro Tagesgebühr).
Wir starten an der Kaisertal-Panoramatafel auf rund 500m Seehöhe und folgen dem gut ausgebauten "Kaiseraufstieg“ in den markanten Taleinschnitt zwischen dem Zahmen Kaiser und dem Wilden Kaiser. Das früher auch „Sparchental“ genannte Gebiet liegt größtenteils auf Ebbser Gemeindegrund und ist seit den 60er Jahren als Naturschutzgebiet ausgewiesen. 2016 wurde es zum „schönsten Platz“ Österreichs gewählt. Am Marterl-geschmückten Einstieg ist der traditionsreiche Pfandlhof mit 50 Minuten und die nicht weniger bekannte Antoniuskapelle mit 1,5 Stunden Gehzeit ausgeschildert.
Der zu Beginn ungefähr 200 Höhenmeter über einige Kehren durch lichten Bergwald aufwärts führende Steig mit seinen rund 280 steinernen und hölzernen Stufen ist dank regelmäßiger Wartung in aller Regel auch im Winter gut begehbar. Je nach Witterungsbedingungen kann es aber ggf. glatt oder rutschig sein, weshalb die Mitnahme von Grödeln im Rucksack grundsätzlich sinnvoll ist. Heute präsentiert sich dieser Streckenabschnitt aber nahezu schnee- und eisfrei. Der Aufstiegsweg, dessen Steigung in der zweiten Hälfte deutlich abflacht, bietet immer wieder herrliche Ausblicke auf Kufstein samt Inn und Festung, den Kufsteiner Hausberg Pendling mit dem Pendlinghaus auf dem Gipfelplateau sowie die hoch über der Stadt thronende Burgkapelle Thierberg. Wir passieren den Aussichtspunkt “Neapelbank” (dessen Bezeichnung soll von der auf Kufstein umgemünzten Redensart "Neapel sehen und sterben" stammen) und den Abzweig zur Tischofer-Höhle (älteste nachgewiesene Fundstelle menschlicher Besiedelung in Tirol).
Nach bisher rund 30 Minuten Gehzeit erreichen wir offenes Gelände. Linkerhand mündet die durch den Annatunnel heraufführende asphaltierte Kaisertalstraße ein, die nur die Anrainer des Tales, die Forstwirtschaft sowie Lieferanten und Notdienste nutzen dürfen. Bis zu deren Fertigstellung im Jahr 2008 war das Kaisertal mit seinen knapp 40 Einwohnern das letzte bewohnte Tal Österreichs, das nicht an das öffentliche Verkehrsnetz angeschlossen war.
Im Anschluß an ein Gatterl wandern wir auf dem breiten und im Winter geräumten, moderat ansteigenden Schotterweg geradeaus weiter. Oberhalb des Zottenhofs leitet uns dieser entlang der rechterhand steil abfallenden Bergwiesen bis zum Berggasthof Veitenhof (www.veitenhof.at, derzeit einmonatiger Betriebsurlaub). Etwa 15 Minuten später treffen wir nach einem Waldstück auf rund 780m Höhe auf eine Weggabelung, an der wir auf dem Hauptweg in Richtung Pfandlhof / Antoniuskapelle bleiben. Den nach links abzweigenden direkten Zustieg zur Ritzau-Alm bzw. zur Vorderkaiserfeldenhütte ignorieren wir. Die beiden auch im Winter bewirtschafteten Hütten haben wir auf dieser Route bereits besucht. Wenige Minuten später erreichen wir knapp 1 Stunde nach dem Start den Pfandlhof. Etwas tiefer liegt der kürzlich umfassend renovierte Berg-Käuter-Hof (früher Berghof Enzian).
Vor der Einkehr setzen wir die Wanderung noch bis zur Antoniuskapelle und dem historischen Hinterkaiserhof fort. Der entsprechenden Beschilderung folgend wählen wir an der nächsten Wegteilung die linke, stetig ansteigende Variante. Von hier aus können wir bis in den bewaldeten Talschluss blicken, in dem unterhalb des 1.577m hohen Stripsenjochs die im Winter geschlossenen Hütten Anton-Karg-Haus (Hinterbärenbad) und Hans-Berger-Haus liegen. Das Bergpanorama prägen die felsigen, derzeit weiß eingefärbten Gipfelpartien des Kaisermassivs.
Der weiterhin breite, aber zunehmend schneebedeckte Fahrweg führt uns an der plätschernden Eliasquelle vorbei. Rund 30 Minuten nach dem Pfandlhof rückt die auf 855m malerisch in die Landschaft eingebettete Antoniuskapelle ins Blickfeld. Das sehenswerte Kircherl wurde ursprünglich im Jahr 1711 zu Ehren des Heiligen Antonius, des Fürsprechers in Not und Gefahr, errichtet und seitdem mehrfach erweitert bzw. renoviert. Die Holzbänke vor der Kapelle bieten sich für eine besinnliche Rast an. In Sichtweite liegt taleinwärts der aus dem 13. Jahrhundert stammende Hinterkaiserhof, der älteste ganzjährig bewirtschaftete Bauernhof im Kaisertal.
Da es immer sonniger wird (echtes „Kaiserwetter“ eben), entscheiden wir uns dafür, die Tour auch noch bis zum 1.161m hohen Aussichtsplateau um die Ritzau-Alm fortzusetzen. Hinter dem Hinterkaiserhof zweigt nach links der im Winter zur Versorgung der höher gelegenen Einkehrhütten genutzte und daher meist auch ohne Hilfsmittel wie Schneeschuhe begehbare Zufahrtsweg ab. Dieser verläuft zunächst – immer leicht ansteigend - noch ein Stück im Mischwald ost- bzw. taleinwärts. Die Schneeauflage nimmt nun spürbar zu. Wir bleiben immer auf dem beschilderten Hauptweg, auf dem wir die Bödenalm sowie einen weiteren Abzweig nach rechts in Richtung Hechleitalm / Hinterbärenbad passieren. Nach einer Spitzkehre schlängelt sich der Weg in nordwestlicher Richtung deutlich steiler bergauf.
Rund 1 Stunde 15 Minuten nach dem Hinterkaiserhof lassen wir den Bergwald hinter uns und marschieren auf den linkerhand zwischen den Gebäuden von Kaissenalm und Manharteralm liegenden Berggasthof Ritzau-Alm (www.ritzaualm.com) zu. Die ehemalige Schutzhütte, im tief verschneiten Sattel zwischen Zehnerkopf (1.241m) und Naunspitze (1.633m) eingebettet, hat am heutigen Montag Ruhetag.
Vom westlichen Ausläufer des Zahmen Kaisers aus genießen wir den herrlichen Blick auf die imposanten Zacken des Wilden Kaisers um die Ellmauer Halt (2.344m). Das hölzerne Almkreuz, die Josefskapelle sowie eine steinerne Viehtränke runden das idyllische Winterpanorama ab. Im Süden erfasst der Rundumblick das sich fast 700 Höhenmeter tiefer erstreckende Unterinntal samt umgebender Bergwelt der Kitzbüheler und Brandenberger Alpen. In der Gegenrichtung ragen die Chiemgauer Alpen in den blauen Himmel. Unterhalb der nahen Gipfel von Naunspitze und Petersköpfl (1.745m) erkennen wir die auf einer Lichtung in 1.388m Höhe gelegene Vorderkaiserfeldenhütte (www.vorderkaiserfelden.com, Ruhetage im Winter: Dienstag und Mittwoch), die in zusätzlichen 30 Minuten Aufstiegsdauer erreichbar wäre.
Nach kurzer Rast steigen wir nicht auf dem direkter und steiler verlaufenden Steig von der Ritzau-Alm ins Kaisertal ab, sondern marschieren auf der etwas sonnigeren Aufstiegsroute zurück. Dazu biegen wir an der Wegkreuzung vor der Kaissenalm diesmal rechts ab. Der „Kaiserblick“ begleitet uns an lichten Stellen talwärts. Via Hinterkaiserhof und Antoniuskapelle nähern wir uns nach rund 1,5-stündigem Abstieg wieder dem Pfandlhof, unserer heutigen Einkehrstation.
Der Alpengasthof Pfandlhof, seit 1788 im Besitz der Familie Schwaighofer, bietet eine breite Auswahl an Tiroler Hausmannskost, darunter neben Brotzeiten und Suppen beispielsweise Gröstl, Pressknödel, Hirschragout oder Kaiserschmarrn. Dass die Familienmitglieder seit Generationen stolze „Jager“ sind, merkt man an den Trophäen-geschmückten Gasträumen und den Wildgerichten auf der Speisekarte. Die auf 783m liegende Bergwirtschaft ist von einer großen Sonnenterrasse umgeben und verfügt auch über Gästezimmer zur Übernachtung. Der Pfandlhof hat – von Betriebsferien abgesehen - ganzjährig geöffnet, Donnerstag ist Ruhetag. Ausführliche und aktuelle Informationen gibt es auf der Homepage www.pfandlhof.at.
Nach gemütlicher Einkehr geht es auf der Aufstiegsroute wieder zurück. Via Veitenhof und Sparchenstiege erreichen wir unseren Ausgangspunkt in knapp 45 Minuten Gehzeit. Auf der gesamten Winterwanderung waren wir heute - ohne Berücksichtigung der Panorama-Rast auf der Ritzau-Alm und der Jause im Pfandlhof – etwa 5 Stunden unterwegs. Davon machte die Wegstrecke zum Pfandlhof rund 1 Stunde 45 Minuten sowie die Abstecher zu Antoniuskapelle / Hinterkaiserhof etwa 1 Stunde und zur Ritzau-Alm circa 2 Stunden 15 Minuten aus (jeweils Hin- und Rückweg).
Ein ganzjährig lohnendes Traditions-Einkehrziel inmitten des urtümlichen Kaisertals !
Günter Etschel │ ALMVOLK
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Die Berichte sind jedoch grundsätzlich subjektiver Natur und explizit auch nicht als Wanderführer gedacht. Gehzeiten und Schwierigkeiten sind individuell unterschiedlich, Bedingungen vor Ort wie Wegverhältnisse, Beschilderungen oder Hütten-Öffnungszeiten können sich jederzeit ändern. Eine eigenständige Tour-Vorbereitung und Beurteilung von Routen, Wetterverhältnissen und möglichen Gefahren sind unverzichtbare Voraussetzungen für jede Unternehmung in alpinem Gelände. Dazu zählen auch das vorherige Studium von Informations- und Kartenmaterial, das Mitführen einschlägiger Ausrüstung sowie die realistische Einschätzung der eigenen Leistungsfähigkeit. Dies gilt umso mehr bei Streckenverläufen abseits markierter Wanderwege oder gesicherter Steige.
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