Hütten im Winter (38): Lippenalm

impressionen aus walchsee / Tirol

Das Ziel unserer heutigen Hüttentour ist die Lippenalm, aussichtsreich auf einer großen Lichtung an den Hängen des Ebersberg oberhalb des Walchsee gelegen. Im Winter wird der Versorgungsweg zur Almwirtschaft bei entsprechender Schneelage auch gerne für eine Rodelpartie genutzt.

 

Bei der Anfahrt in den Tiroler Kaiserwinkl folgt man im Inntal – entweder aus Richtung Kufstein oder Oberaudorf kommend - der Bundesstraße nach Kössen. Über Niederndorf, Sebi und Durchholzen führt uns diese bis nach Walchsee. Kurz nach Ortsbeginn biegen wir nach rechts in die Seestraße ab und parken nach rund einhundert Metern am Tenniszentrum. Die am Automaten zu entrichtende Gebühr beträgt 3,00 Euro.

 

Wir starten auf 655m Seehöhe bei noch dichter Bewölkung. Unser Tagesziel auf rund 960m können wir aber dennoch schon erkennen. Vom Parkplatz aus könnte man der Straße in südlicher Richtung bis zum Ortsteil Oed folgen. Wir ersetzen die Hälfte dieser Strecke durch den abwechslungsreicheren Seeweg, der sich am westlichen Ende des Walchsee entlang schlängelt. Hinter dem See dominiert im Osten das schneebedeckte Unterberghorn (1.773m). In Oed biegen wir an der ersten Kreuzung rechts ab, der Beschilderung zur Lippenalm folgend. Eine schmale Asphaltstraße leitet uns den sanften Hang hinauf, vor uns türmen sich der 1.603m hohe (Walchseer) Heuberg und die schroffen Felswände des Zahmen Kaisers mit Kesselschneid und Pyramidenspitze auf. Am gebührenfreien Lippenalm-Wanderparkplatz, den wir alternativ auch hätten wählen können (auf 735m, zudem gibt es etwas weiter oben zusätzliche Parkmöglichkeiten für Tourengeher), halten wir uns nach bisher rund 30 Minuten Gehzeit links.

Die im Winter regelmäßig geräumte bzw. planierte Almstraße führt in circa 45 Minuten direkt hinauf bis zur Lippenalm. Einzelne Abzweiger werden auf dem durchgehend beschilderten Weg ignoriert. Beim Aufstieg ist auf eventuell entgegenkommende Rodler, die die etwa 2km lange Strecke auf eigene Gefahr befahren, zu achten. Zudem kann es vereiste Wegabschnitte geben. Nach Querung des bewaldeten Erzbach-Grabens öffnet sich das Gelände kurz. In einem Links- und einem Rechts-Bogen zieht der Weg bergauf und dann oberhalb einer Almhütte mit herrlichem Blick über den Walchsee geradeaus ostwärts am lichten Waldrand entlang. Im dichten und schattigen Bergwald geht es anschließend wieder moderat mit wenigen Kurven aufwärts.

Schließlich erreichen wir die Almlichte am steilen Nordosthang unterhalb des 1.164m hohen, weitläufigen und teilweise bewaldeten Ebersberg-Gipfelbereichs. Zwei langgezogene Kehren trennen uns noch von der Lippenalm. Nach fast 1,5-stündigem Aufstieg freuen wir uns auf die Einkehr. Bei unserer Frühlingswanderung zur Lippenalm hatte die Bergwirtschaft gerade Betriebsferien, bei der Überschreitung des Ebersberg im Sommer war sie lediglich Durchgangsstation.

Auf dem Plateau der Lippenalm genießen wir den beeindruckenden Tiefblick auf den größtenteils zugefrorenen Walchsee (samt gleichnamiger Ortschaft), den Miesberg sowie den Kaiserwinkl in Richtung Kössen. Auf der gegenüber liegenden Seeseite reihen sich die bekannten Chiemgauer Gipfel von Brennkopf, Lochner Horn, Geigelstein, Breitenstein, Karkopf, Harauer Spitze und Rudersburg aneinander. Darunter sind Hitscheralm, Knollalm und die Kohlenrieder Almen zu erkennen. In der Ferne glitzern die Spitzen des Mangfallgebirges mit dem dominierenden Wendelstein sowie Kranzhorn und Spitzstein auf der anderen Seite des Inns.

 

Die seit 1986 von der Familie Freisinger betriebene Jausenstation mit uriger Gaststube und kleiner Terrassenfläche vor dem Gebäude hat – von Betriebsferien in den Übergangszeiten (in der Regel im April bzw. von Mitte November bis Ende Dezember) abgesehen - ganzjährig geöffnet. Am Lippenalm-Parkplatz hängt zumeist ein Aushang. Montag ist Ruhetag, Übernachtungen sind nicht möglich. Die Speisekarte bietet typische Tiroler Hüttengerichte, neben Brotzeiten und Suppen beispielsweise Rindsgulasch, Kaspressknödel, Kassler, Bratwürste und Kaiserschmarrn. Dazu kommen hausgemachte Kuchen.

Da wir heute auf die Mitnahme des Rodels verzichtet haben, wandern wir nach der Einkehr auf dem Versorgungsweg in rund 30 Minuten hinunter zum Lippenalm-Parkplatz. Den etwas unterhalb der Hütte abzweigenden Waldsteig zum südöstlich vom Walchsee gelegenen Lippenhof, der im Sommer eine alternative Aufstiegs- bzw. Abstiegsoption bietet, lassen wir dabei rechterhand liegen. Für Rodler hält sich der Anspruch der Naturbahn angesichts der weitgehend geraden Streckenführung mit wenigen Kehren und mäßig steilem Gefälle in Grenzen. An lichten Stellen können wir heute zahlreiche Heißluftballone bewundern, die im Rahmen der derzeit laufenden Kaiserwinkl-Ballonwoche in der Umgebung des Walchsees aufsteigen.

Für den restlichen, ebenfalls bereits bekannten Rückweg zum Ausgangspunkt benötigen wir etwas über 20 Minuten, so dass wir heute insgesamt knapp 2,5 Stunden (ohne Einkehrpause) unterwegs waren.

Wem die Hüttentour zu kurz war, der kann die Winterwanderung noch auf dem geräumten und beschilderten See-Rundweg fortsetzen. Die Umrundung des Walchsees verläuft eben, meist mit etwas Abstand zum unmittelbaren Uferbereich und nimmt rund 1,5 Stunden in Anspruch. Teils parallel zu den Langlaufloipen führt uns der Weg unter anderem am Campingplatz, dem Brückerl über den Weißenbach und der Seepromenade vorbei. Vom Nordufer aus kann man den Aufstiegsweg zur Lippenalm nochmals nachvollziehen. Im Ortsbereich von Walchsee gibt es zudem weitere Einkehrmöglichkeiten.

Eine gastfreundliche Hütte mit vergleichsweise einfachem Aufstiegsweg und herrlichem Walchsee-Tiefblick !

Günter Etschel ALMVOLK

 

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Die Berichte sind jedoch grundsätzlich subjektiver Natur und explizit auch nicht als Wanderführer gedacht. Gehzeiten und Schwierigkeiten sind individuell unterschiedlich, Bedingungen vor Ort wie Wegverhältnisse, Beschilderungen oder Hütten-Öffnungszeiten können sich jederzeit ändern. Eine eigenständige Tour-Vorbereitung und Beurteilung von Routen, Wetterverhältnissen und möglichen Gefahren sind unverzichtbare Voraussetzungen für jede Unternehmung in alpinem Gelände. Dazu zählen auch das vorherige Studium von Informations- und Kartenmaterial, das Mitführen einschlägiger Ausrüstung sowie die realistische Einschätzung der eigenen Leistungsfähigkeit. Dies gilt umso mehr bei Streckenverläufen abseits markierter Wanderwege oder gesicherter Steige.

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