impressionen aus Thiersee / Tirol
Das derzeit milde Winterwetter nutzen wir für einen ausgedehnten “Weihnachts-Spaziergang” zwischen zwei idyllischen Tiroler Seen. Die Route deckt sich weitgehend mit der unserer Herbstwanderung vom Thiersee zum Stimmersee. Der auch während des Winters meist ohne Hilfsmittel wie Schneeschuhen gut begehbare Verbindungsweg führt uns über das sogenannte Dreibrunnenjoch, mit 732m der höchste Punkt der kleinen Tour.
Unser Ausgangspunkt liegt im Thierseetal, das wir – aus Bayrischzell kommend – via Ursprungpass (Grenzübertritt) und Landl erreichen. Wir folgen der Thiersee-Landesstraße nach Vorderthiersee und orientieren uns im Zentrum weiter in Richtung Kufstein. Auf Höhe des Thiersee-Ostufers biegen wir am “Breiten” (beim Lang- bzw. Breitenhof) rechts ab und fahren auf der schmalen Straße wenige hundert Meter bis zum kostenpflichtigen, oberhalb des Strandbad Ost gelegenen Parkplatz. Aus Richtung Kufstein über die Marblinger Höhe kommend biegt man von der Hauptstraße entsprechend links ab. Die am Automaten zu entrichtende Tagesparkgebühr beträgt 2 Euro.
Das Dreibrunnenjoch ist mit 45 Minuten und der Stimmersee mit 1 Stunde 15 Minuten Gehzeit ausgeschildert. Bei sehr winterlichen Verhältnissen folgt man vom Parkplatz aus am besten der öffentlich befahrbaren und gemächlich ansteigenden Straße, die an der Privatklinik “Armona Alpinresort” endet. Dort führt dann ein zunächst noch asphaltierter, später geschotterter Weg in bewaldetem Gelände weiter bergauf.
Wir wählen heute eine Alternative und marschieren stattdessen auf dem Gehweg wenige Höhenmeter hinab zum Thiersee-Ufer. Dort wenden wir uns nach links und folgen zunächst dem See-Rundweg. Während der letzten Eiszeit entstanden, liegt der Natursee auf 616m Höhe unterhalb der mächtig und teils schroff anmutenden Pendling-Nordostseite inmitten eines Talkessels und prägt den Anblick des gesamten, derzeit schneebedeckten Hochtals. Am Horizont ragen die Erhebungen um Veitsberg, Hinteres Sonnwendjoch und Trainsjoch in die Höhe.
Der klare und fischreiche, 1930 als eines der ältesten Tiroler Naturdenkmäler unter Schutz gestellte Thiersee ist im Sommer ein beliebtes Badegewässer. Im Winter friert er bei längere Zeit anhaltenden Minus-Temperaturen komplett zu, dann tummeln sich – bei entsprechend dicker Eisdecke – häufig Schlittschuhläufer und Eisstockschützen auf dem See. Er wird von den drei Zuflüssen Thierseebach, Streicherbach und Untererbach gespeist, ist etwa 25 Hektar groß und erreicht eine Wassertiefe von 12 Metern. Ein geschotterter, etwas über 2km langer Gehweg führt eben in rund 20 Minuten um den von einem Schilfgürtel eingerahmten und zu jeder Jahreszeit malerischen See herum. Dabei passiert man eine Fischerhütte, mehrere Liegewiesen und Stege, einen Campingplatz sowie das große Strandbad mit Freizeitgelände und dem Café / Bistro “Blaubart”. Unweit des Nordufers steht auch das eindrucksvolle, 1926 errichtete Passionsspielhaus. Die erstmals 1799 aufgeführte Thierseer Passion, die das Leiden und Sterben Jesu Christi in Form eines Mysterienspiels darstellt, findet alle 6 Jahre statt, das nächste Mal im Jahr 2022. In dem Gebäude ist zudem ein Museum zur Filmgeschichte im Thierseeetal eingerichtet, das daran erinnert, dass Thiersee einst eine Hochburg der österreichischen Filmproduktion war. Unter anderem wurden hier “Das doppelte Lottchen“, „Blaubart“ und "Der Weibsteufel" gedreht.
Wir umrunden den See diesmal nicht komplett, sondern biegen an der Südspitze, an der wir bis zu den Chiemgauer Alpen blicken können, vom Uferweg nach links ab. Der Wegweiser zum Dreibrunnenjoch leitet uns über freies Wiesengelände zum Waldrand, wobei wir die See-Loipe queren. Wir folgen dem schmalen Pfad bzw. vorhandenen Trittspuren kurz ansteigend bis zu einem Bachlauf. Dort biegen wir nach links auf einen steinigen, aber breiten Steig ab, der uns im Hochwald bergauf führt. Insbesondere im oberen Bereich, in dem der Streicherbach einen rauschenden Wasserfall ausbildet, fällt der Hang linkerhand steil ab. Bei nassen oder eisigen Bodenverhältnissen ist hier aufgrund der Rutsch- und Absturzgefahr besondere Vorsicht geboten. Gleich danach queren wir den Bach über ein Holzbrückerl und treffen auf den von Vorderthiersee heraufkommenden Forstweg.
Wir orientieren uns nach rechts und bleiben nun immer auf dem Hauptweg. Im weiteren Verlauf ignorieren wir mehrere Abzweiger auf der linken (Forstweg in Richtung Maistaller Berg) sowie rechten Seite (Wanderpfade nach Hausern / Mitterland bzw. auf den Pendling). Rund 40 Minuten nach dem Start erreichen wir das auf 732m Höhe liegende Dreibrunnenjoch mit Marterl, Gedenkstein (für einen im Jahr 1837 an dieser Stelle ums Leben gekommenen Geistlichen), Holzbrunnen (mit drei Ausflüssen) und Brotzeitbankerl.
Ab hier führt der Weg zwischen dem rechterhand aufragenden Pendling (1.563m) und dem linkerhand liegenden Maistaller Berg (998m) am Bach entlang bergab in Richtung Inntal. Etwa 120 Höhenmeter tiefer mündet von links der Stimmersee-Steig ein, der derzeit aufgrund von Windwurf gesperrt ist. Kurz darauf blicken wir an einem hölzernen Wetterkreuz linkerhand auf den kleinen, im Wald versteckten Stimmer-Stausee (590m, Zutritt verboten !). Wir wandern daran vorbei, der abschüssige Weg vollzieht anschließend einen weiten Linksbogen. Zwei Abzweiger in Richtung Unterlangkampfen lassen wir rechterhand liegen und folgen der Beschilderung zum Stimmersee. Wir verlassen den Wald und passieren ein auf einer großen Lichtung stehendes Anwesen. Der Fernblick erfasst die weißen Gipfelzacken des Zahmen und Wilden Kaiser. Auf dem geteerten Dreibrunnenweg geht es nach einer Schranke weiter talwärts.
Etwa 30 Minuten nach dem Dreibrunnenjoch verlassen wir den breiten Fahrweg nach links und stoßen kurz nach dem Elektrizitätswerk auf die Westspitze des Stimmersee. Der Zugang zum Erholungsraum Stimmersee, der auf Privatgrund im Gemeindegebiet von Langkampfen liegt, ist bis 20 Uhr gestattet.
Der Stimmersee wurde in den Jahren 1928 bis 1934 unter der Leitung von Peregrin Stimmer auf einer kleinen Anhöhe über dem Inntal auf 522m Seehöhe künstlich angelegt. Gespeist von zwei Bächlein weist er eine Wasserfläche von etwas über 3 Hektar auf und ist maximal 6 Meter tief. Ein knapp 1km langer Pfad führt um den im Sommer beliebten Badesee mit sehr guter Wasserqualität herum. Am flachen Westufer – von den Einheimischen auch als “Langkampfener Seite” bezeichnet – und Ostufer (“Kufsteiner Seite”) gibt es baumfreie Liegewiesen. Die beiden langen Seeseiten, die Nordseite am Fuß des Maistaller Bergs und die zum Inntal hin abfallende Südseite sind weitgehend dicht bewaldet.
Wir spazieren entlang der Südseite zum Ostufer, wobei wir den Abfluss des Stimmersees, den in den Inn mündenden Rochenbach passieren. Am Ostufer können wir zurück auf den teils wolkenverhüllten Pendling (mit Pendlinghaus am Gipfel) blicken. Hinter dem Strandbad liegt das halbrund gebaute Seehaus (mit Gästezimmern und Seminarraum), etwas tiefer der ganzjährig geöffnete Gasthof Stimmersee mit großem Parkplatz und mehreren Gaststuben. Details zum kulinarischen Angebot sowie zu Öffnungszeiten und Übernachtungsmöglichkeiten kann man auf der Homepage www.stimmersee.at nachlesen. Mit Blick auf die Uhr stellt der Gasthof für uns heute nach bisher knapp 1,5 Stunden Gehzeit nur die „Wendemarke“ unserer Wanderung dar, da daheim noch die letzten Vorbereitungen für den Heiligen Abend anstehen. Die Einkehr holen wir ein anderes Mal nach.
Auf dem See-Rundweg – diesmal am Nordufer, wo wir den rechterhand abzweigenden Stimmersee-Steig auslassen – geht es zurück zur Westspitze. Auf der vom Hinweg bekannten Route wandern wir – jetzt stetig bergauf – zurück zum Dreibrunnenjoch, das wir rund 45 Minuten nach dem Stimmersee passieren. Anschließend folgen wir dem Forstweg in Richtung Vorderthiersee, wobei wir nun bis zum Parkplatz auf dem Hauptweg bleiben.
Nach einer Gehzeit von knapp 1 Stunde 15 Minuten für den Rückweg bzw. insgesamt fast 3-stündiger Zwei-Seen-Tour mit Jochüberschreitung endet unser kurzer Weihnachtsausflug.
Auch im Winter hat der Übergang von Thiersee ins Inntal seinen Reiz !
Günter Etschel │ ALMVOLK
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Die Berichte sind jedoch grundsätzlich subjektiver Natur und explizit auch nicht als Wanderführer gedacht. Gehzeiten und Schwierigkeiten sind individuell unterschiedlich, Bedingungen vor Ort wie Wegverhältnisse, Beschilderungen oder Hütten-Öffnungszeiten können sich jederzeit ändern. Eine eigenständige Tour-Vorbereitung und Beurteilung von Routen, Wetterverhältnissen und möglichen Gefahren sind unverzichtbare Voraussetzungen für jede Unternehmung in alpinem Gelände. Dazu zählen auch das vorherige Studium von Informations- und Kartenmaterial, das Mitführen einschlägiger Ausrüstung sowie die realistische Einschätzung der eigenen Leistungsfähigkeit. Dies gilt umso mehr bei Streckenverläufen abseits markierter Wanderwege oder gesicherter Steige.
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