impressionen aus schliersee
Nach dem Schneefall der letzten Tage sind die Bergspitzen und Höhenlagen in der Region weiß eingefärbt. Trotz föhniger Temperaturen bekommen wir bei unserer heutigen Herbsttour einen Vorgeschmack auf den Winter. Die Rundwanderung führt uns vom Schlierseer Breitenbachtal via Gindelalm auf die oberhalb des Tegernsees liegende Neureuth. Nach der Einkehr im dortigen Berggasthof geht es über die Gindelalmschneid und Kreuzbergalm wieder zurück.
Bei der Anfahrt aus Richtung Bayrischzell durchqueren wir Schliersee und biegen kurz vor dem Ortsende am Bahnübergang nach links in die Breitenbachstraße ab (aus Miesbach / Hausham kommend orientiert man sich kurz nach dem Schlierseer Ortsschild entsprechend nach rechts). Wir folgen der öffentlichen Straße rund 2,5km geradeaus bis zu deren Ende am gebührenfreien Wanderparkplatz in der „Hennerer Au“.
Auf rund 840m Seehöhe startend wählen wir die direkte Route zur Neureuth, die über die Gindelalm führt. Sie ist am Ausgangspunkt mit 1 Stunde 45 Minuten Gehzeit ausgeschildert. Über die rund 30 Minuten längere, links abzweigende Variante (via Kreuzbergalm) kommen wir später zurück. Wir marschieren rechts am Hennererhof - einem historischen, 2004 neu wieder aufgebauten Bauernhof mit Cafe und Hofladen - vorbei und biegen kurz darauf am Waldrand links ab. Bis zum Tagesziel folgen wir immer dem Streckenabschnitt des sogenannten Maximilianswegs, einer erstmals 1858 vom bayerischen König Max II begangenen Weitwanderroute zwischen Lindau und Berchtesgaden.
Ein breiter Forstweg führt uns stetig ansteigend in den Hochwald des Schilchentals hinein. Das laute Rauschen des Breitenbachs, der im Graben links unter uns verläuft, begleitet uns eine Zeit lang. An lichten Stellen können wir linkerhand hinüber zur Baumgartenschneid blicken, später auch zum Holzkreuz unterhalb der Kreuzbergalm. Im letzten Drittel des Aufstiegs zur Gindelalm, das nach einer Bachüberquerung beginnt, steigt der Weg in mehreren Kehren nochmals stärker an. Auch die Schneeauflage nimmt nun spürbar zu.
Knapp 1 Stunde nach dem Start verlassen wir den Bergwald und erblicken wenige Höhenmeter vor uns die erste von drei Hütten der Gindelalm, die sich auf rund 1.250m Seehöhe am Sattel zwischen Gindelalmschneid und Auerberg aufreihen. Von Norden mündet der aus Hausham heraufführende Almweg ein. Diesen kennen wir schon von unserer Winterwanderung zum Almbad Huberspitz.
Die Gindelalm bildet das größte geschlossene Almgebiet rund um den Schliersee. Alle drei Hütten, die unterschiedlichen Eigentümern gehören und zur besseren Orientierung von 1 bis 3 durchnummeriert wurden, sind während der Sommersaison bewirtschaftet. Derzeit herrscht am beliebten Ausflugsziel schon winterliche Ruhe. An einem südostseitig aufgestellten Rastbankerl genießen wir das Bergpanorama, das vom Breitenstein und Wendelstein dominiert wird. Weiter westlich erheben sich in der Nähe Baumgartenschneid (1.444m) und Kreuzbergköpferl (1.273m).
Von den Hütten aus wandern wir auf das große, auf der langgestreckten Schneid thronende Gipfelkreuz zu. Den Aufstieg heben wir uns heute allerdings für den Rückweg auf und wenden uns am folgenden Wegweiser nach rechts in Richtung Neureuth (45 Minuten verbleibende Gehzeit). Der Weg quert nun über freies, schneebedecktes Almgelände in circa 10 Minuten westwärts hinauf zum Waldrand. Dort zweigt ein zweiter Zustieg zur Gindelalmschneid ab, den wir zunächst linkerhand liegen lassen. Nach dem „Abstecher“ auf die Neureuth kehren wir hierher zurück.
Wir folgen stattdessen weiter dem Wanderweg, der über den waldreichen Höhenzug westwärts ins Tegernseer Tal hinüberwechselt. Anfangs fast eben, dann leicht abfallend schlängelt sich der befestigte, von einigen Rastbankerln flankierte Forstweg durch den Wald. An lichten Stellen beeindruckt rechterhand die Weitsicht ins Voralpenland bis nach München. Linkerhand können wir bereits auf das südliche Ende des Tegernsees und die sich dahinter erhebenden Gipfel zwischen Fockenstein, Hirschberg und Wallberg blicken. Kurz vor dem auf einer großen Lichtung auf der Westseite des Ostiner Bergs liegenden Berggasthof Neureuth mündet von rechts der Aufstiegspfad aus Ostin-Oedberg bzw. Gmund-Gasse ein. Unmittelbar darauf folgt von links der breite Hauptweg aus Tegernsee.
Nach fast 2-stündigem Aufstieg erreichen wir auf 1.264m Seehöhe den historischen Berggasthof Neureuth. Die Geschichte der beliebten Ausflugs-Wirtschaft begann 1883 mit dem Bau der Neureuth-Alpe. In den gemütlichen Stuben können heute bis zu 90 Gäste bewirtet werden. Das kulinarische Angebot umfasst eine Auswahl klassischer und saisonal angepasster Gerichte, nach Möglichkeit aus frischen regionalen Produkten zubereitet. Neben Suppen, Salaten und Brotzeiten stehen beispielsweise Rindergulasch, Bratensülze, Spinatknödel, Wammerl, Schweinebraten, Tafelspitz oder Kaiserschmarrn auf der Speisekarte. Dazu kommen wechselnde Tagesgerichte sowie verschiedene Kuchen und Strudel.
Die sonnige Terrasse bietet eine herrliche Aussicht auf die Tegernseer Voralpenidylle mit dem etwa 540 Höhenmeter tiefer im Tal liegenden See und der ihn umgebenden Bergkulisse. In der Ferne glitzern die Gipfel der Zillertaler Alpen. Der Berggasthof Neureuth hat mit Ausnahme des Betriebsurlaubs (meist Ende November bis Weihnachten) ganzjährig geöffnet. Montags ist Ruhetag (außer an Feiertagen). Die urigen Räumlichkeiten stehen grundsätzlich auch für Privat- oder Firmenfeiern zur Verfügung, Übernachtungsmöglichkeiten bestehen nicht. Weitere Details und aktuelle Informationen kann man auf der Hütten-Homepage www.neureuth.com nachlesen.
Neben der Einkehr lohnt ein Besuch der kleinen Gedenkkapelle, die nur wenige Meter entfernt auf der Westseite steht. Diese wurde erst kürzlich nach über 40-jährigem Bestehen umfassend renoviert.
Nach Verpflegungspause und Kapellenbesichtigung wandern wir von der Neureuth auf dem bewaldeten Höhenweg – nun moderat ansteigend - zurück in Richtung Gindelalm. Hinter dem Waldrand biegen wir nach rund 25 Minuten Gehzeit am Wegweiser zur Gindelalmschneid rechts ab. Auf dem durch Trittspuren im Schnee vorgegebenen Pfad stapfen wir rund 15 Minuten steil den im Schatten liegenden Hang hinauf. Die letzten Meter zum höchsten Punkt verlaufen dann flach. Auf 1.330m Höhe genießen wir die weit ins Voralpenland reichende Aussicht. Auch der Schliersee samt Ort und die dahinter aufragenden Erhebungen Rohnberg (mit Schliersbergalm) und Auracher Köpferl sind nun erkennbar. Der Talblick reicht bis Bayrischzell. Nach Süden verstellt dichter Wald die Fernsicht.
Anschließend steigen wir nicht wieder zu den unter uns am Sattel liegenden Hütten der Gindelalm hinunter, sondern setzen die Rundtour entlang der breiten Gratschneide Richtung Südosten fort. Bei unserer Sommerwanderung zur Gindelalmschneid hatten wir die entgegengesetzte Route gewählt. Mit Blick auf die Bergwelt um den markanten Wendelstein folgen wir dem auch hier durch Trittspuren der Vorgänger vorgegebenen Wegverlauf. Nach einem Überstieg geht es zunächst hinab in eine tiefe Mulde (ungefähr 1.170m). Bei Regen oder Tauwetter kann der Wiesenhang sehr matschig und rutschig werden. Wir passieren die rechterhand liegende Bergwachthütte und steigen gleich wieder den Gegenhang hinauf. Auf dem rund 1.200m hohen Hügel erwartet uns etwa 30 Minuten nach der Gindelalmschneid die ursprünglich 1738 erbaute Kreuzbergalm (nur während der Almsaison bewirtschaftet).
Östlich unterhalb der Kreuzbergalm steht an einem malerischen Aussichtspunkt ein Almkreuz, an dem man nochmals den Blick vom
Breitenstein über Schweinsberg, Wendelstein und Sudelfeld bis zu Baumgartenschneid und Kreuzbergköpferl schweifen lassen kann. Auch zu unserem Ausgangspunkt im Breitenbachtal blicken wir hinunter.
Nach kurzem Verweilen marschieren wir in freiem Gelände nun bergab bis zu einem Wegweiser oberhalb einer weiteren Hütte. Dort wenden wir uns nach rechts, der Beschilderung in Richtung Schliersee / Hennerer folgend. An der nächsten Wegkreuzung biegen wir links ab. Geradeaus ginge es weiter zur Baumgartenschneid bzw. zum Riederstein (bergwärts) oder via Alpbachtal nach Tegernsee (talwärts). Der sogenannte Prinzenweg führt uns durch dichten Bergwald hinunter ins Tal. Rund 35 Minuten nach der Kreuzbergalm treffen wir auf den Wendeplatz der Forststraße im Stadeltal. Wir schwenken nach links auf den breiten, bis zum Parkplatz stetig abfallenden Schotterweg ein. Zwei Abzweigungen nach rechts in Richtung Neuhaus (via Lahner Höhenweg bzw. Untere Kranzbergeralm) ignorieren wir. Nach einem Rechtsbogen über eine Bach-Brücke (892m) geht es abschließend entlang des Breitenbachs talauswärts bis zum Hennererhof.
Nach der insgesamt rund 4-stündigen Wanderung (ohne Berücksichtigung der Einkehrpause) kann man sich im Cafe nochmals stärken oder im kleinen Hofladen einige der selbst hergestellten Produkte (Kräutertee, Liköre, Nudeln, Marmeladen, Seife und vieles mehr) erwerben. Öffnungszeiten und weitere Informationen, zum Beispiel zur demnächst stattfindenden "Woidweihnacht" bietet die Homepage www.hennerer.de.
Eine waldreiche Tour mit wunderschönen Ausblicken auf Tegernsee und Schliersee - diesmal schon recht winterlich und wahrscheinlich unsere letzte Herbstwanderung des
Jahres !
Günter Etschel │ ALMVOLK
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Die Berichte sind jedoch grundsätzlich subjektiver Natur und explizit auch nicht als Wanderführer gedacht. Gehzeiten und Schwierigkeiten sind individuell unterschiedlich, Bedingungen vor Ort wie Wegverhältnisse, Beschilderungen oder Hütten-Öffnungszeiten können sich jederzeit ändern. Eine eigenständige Tour-Vorbereitung und Beurteilung von Routen, Wetterverhältnissen und möglichen Gefahren sind unverzichtbare Voraussetzungen für jede Unternehmung in alpinem Gelände. Dazu zählen auch das vorherige Studium von Informations- und Kartenmaterial, das Mitführen einschlägiger Ausrüstung sowie die realistische Einschätzung der eigenen Leistungsfähigkeit. Dies gilt umso mehr bei Streckenverläufen abseits markierter Wanderwege oder gesicherter Steige.
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