Herbstwanderung (40): Kranzhorn

impressionen aus nussdorf-windshausen

Eine bekannte Aussichtskanzel über dem Inntal ist das Ziel unserer heutigen Herbstwanderung. Das 1.365m hohe Kranzhorn, der südliche Nachbar des Heubergs, verfügt über gleich zwei Gipfelkreuze auf seinem kleinen Felsplateau: ein bayerisches und ein tirolerisches, da die deutsch-österreichische Staatsgrenze direkt über den höchsten Punkt verläuft.

Der Aufstieg zum Kranzhorn kann auf mehreren Routen erfolgen. Die kürzeste und familienfreundlichste Variante startet auf Tiroler Seite am großen Kranzhorn-Parkplatz am Erler Berg. Von Erl - Ortsteil Scheiben - aus führt auch der wohl anspruchsvollste und schönste Pfad über das „Erler Herz“ hinauf. Ein alternativer Ausgangspunkt in Bayern wäre Duft am Samerberg. Wir brechen heute vom Grenz-Weiler Windshausen nahe Nußdorf / Inn aus zur Gipfeltour auf.

 

Wer aus Richtung Inntaldreieck anreist, verlässt die Autobahn am besten an der Ausfahrt Brannenburg, fährt auf der Hauptstraße durch Nußdorf hindurch und anschließend südlich weiter in Richtung Erl / Tirol. Im Weiler Windshausen zweigt unmittelbar nach dem Ortsende bzw. vor dem ehemaligen deutschen Zollgebäude eine Sackstraße nach links ab. Wer aus Richtung Kufstein kommt, entweder über die Landesstraße via Ebbs / Niederndorf oder die Autobahn (Ausfahrt Oberaudorf), orientiert sich nach Erl, passiert den Ort und biegt kurz nach dem Grenzübertritt und der Kreuzkirche entsprechend rechts ab. Schilder leiten auf enger Zufahrt über den Euzenauer Bach zum kleinen, aber gebührenfreien Kranzhorn-Wanderparkplatz, der etwas erhöht am Ende der öffentlich befahrbaren Straße liegt und teilweise auch als Holzlagerplatz genutzt wird.

 

Am Parkplatz (auf rund 480m Seehöhe) ist das Kranzhorn mit 2,5 Stunden Gehzeit ausgeschildert. Bis zur bewirtschafteten Kranzhornalm (etwa 20 Minuten unterhalb des Gipfels) verläuft der Aufstiegsweg größtenteils im schattigen Wald. Wir folgen zunächst der geschotterten Forststraße in Kehren bergauf, wobei wir rasch an Höhe gewinnen. Etwa 30 Minuten nach dem Start zweigt nach rechts ein alter Karrenweg ab (geradeaus ginge es durch den Gänsgraben in Richtung Saureben / Euzenau / Heuberg). Der holprige, teils eingewachsene Pfad steigt kurzzeitig stärker an, bevor er wieder auf einen breiten Forstweg trifft. Auf diesen schwenken wir nach rechts ein und marschieren bei gleichmäßiger, moderater Steigung weiter aufwärts. Der befestigte Weg schlängelt sich auf der jetzt steiler abfallenden Nordseite des Kranzhorns im Buchendurchsetzten Hochwald stetig bergauf. An lichten Stellen können wir linkerhand bzw. später nach einer spitzen Kehre rechterhand hinüber zum Heuberg mit der Hellwand bzw. zu dessen südlichsten Gipfelpunkt, dem 1.398m hohen Kitzstein blicken. Der Heuberg bildet mit dem Kranzhorn die westliche Begrenzung der Chiemgauer Alpen. Einen beschilderten Übergang in diese Richtung lassen wir linkerhand liegen. Anschließend marschieren wir entlang der sogenannten Spaderleiten weiter bergan. In einer Linkskehre mündet bald darauf auf rund 1.070m von rechts der Zustieg aus Erl / Scheiben (via Kranzwald) ein.

Nach bisher rund 1,5 Stunden Gehzeit erreichen wir einen bewaldeten Sattel, auf dem sich zwei alternative Routen anbieten. Geradeaus würde der Weg zunächst wieder bergab führen, bevor er auf den vom Erler Berg via Hintermoar- und Schindlau-Alm heraufkommenden, meist deutlich stärker frequentierten Aufstiegsweg trifft. Wir biegen am Wegweiser stattdessen nach rechts auf den Kranzhornsteig ab, der eine Abkürzung in Richtung Kranzhornalm darstellt. Dieser führt uns ungefähr 10 Minuten in fast direkter Linie den Hang hinauf. Ein Überstieg markiert das Ende des Steigs. In der drittletzten Kehre vor der Alm treffen wir auf den breiten Schotterweg, dem wir nun nach rechts bis hinauf zur beliebten Jausenstation folgen. Wir passieren ein Weidegatter und befinden uns in offenem Weidegelände. Die Kranzhornalm (1.230m) liegt jedoch in einer kleinen Mulde, so dass sie sich erst kurz vor dem Erreichen zeigt.

Für uns endet hier nach fast 2 Stunden die „Durststrecke“ noch nicht, wie das Willkommensschild suggeriert, denn vor der Einkehr steht noch der rund 20-minütige Gipfelanstieg (rund 135 Höhenmeter) an. Der deutlich steilere Weiterweg ist gut beschildert und verläuft rechts an der früheren Schutzhütte vorbei. Der gestufte, teils steinige bzw. ausgetretene Steig führt uns zunächst über Bergwiesen hinauf zum hölzernen Almkreuz, von dem aus man auch bereits einen ersten Blick Richtung Tiroler Inntal um Ebbs und Kufstein werfen kann.

Nach einer Kehre geht es nochmals ein Stück den freien Wiesenhang hinauf, bevor uns der Pfad nach links durch lichten Wald zum Gipfelgrat führt. Die letzten Meter zum höchsten Punkt sind schmal, drahtseilgesichert und eher für schwindelfreie und trittsichere Bergwanderer geeignet. Denn das exponierte Kranzhorn thront etwa 900 Höhenmeter über dem Inntal, zu dem es fast senkrecht abfällt (Achtung: mit Kindern besonders gut aufpassen, es besteht erhöhte Absturzgefahr !).

Nach insgesamt etwas weniger als 2,5-stündigem Aufstieg werden wir auf dem kleinen Gipfelplateau mit Sitzbankerl trotz nicht ganz klarer Sicht durch ein grandioses Panorama belohnt. Die Fernsicht vom 1.365m hohen Kranzhorn erfasst beispielsweise Loferer Steinberge, Kaisergebirge, Karwendel und Zillertaler Alpen sowie weite Teile des östlichen Mangfallgebirges einschließlich unserer heimischen Gipfel um Traithen und Wendelstein. Im Nahbereich sind jenseits des Inns vor allem der Brünnstein sowie direkt gegenüber Wildbarren, Rehleitenkopf und Großer Riesenkopf (mit der Hohen Asten darunter) einsehbar. Der herrliche Tiefblick erfasst den sich durch das breite Tal ins Alpenvorland schlängelnden Inn. Zwei große Kreuze weisen auf die genau über den Gipfel verlaufende Grenze hin.

Vor dem Abstieg besuchen wir noch die nahe des Gipfels im 17. Jahrhundert erbaute und dem heiligen Joseph geweihte Kranzhorn-Bergkapelle. Ein Hinweisschild leitet uns für den kurzen Abstecher vom Steig nach rechts. Daneben gibt es einen (ungesicherten) Aussichtspunkt, von dem aus man nochmals zum Gipfelfelsen hinüberblicken kann. Auf dem bekannten Pfad geht es dann in rund 15 Minuten wieder hinunter zur verdienten Einkehr in der Kranzhornalm.

Die Bergwirtschaft in der gemütlichen Schutzhütte wird von der Familie Anker betrieben. Neben der rustikalen Almstube (50 Sitzplätze) gibt es um das Haus eine weitläufige Terrasse. Die Speisekarte der Kranzhornalm bietet traditionelle Tiroler Hüttenkost (z.B. verschiedene Brotzeiten, Press- und Speckknödelsuppen, Salate), regionale Spezialitäten (z.B. Kasspatzln, Holzknechtpfandl, Blutwurstgröstl) und süße Schmankerln (z.B. Kaiserschmarrn, hausgemachte Kuchen und Strudel). Morgenwanderer können sich auch auf ein Alm-Frühstück freuen. Wer draußen sitzt, bestellt am Tresen, die Gerichte werden dann gebracht. Insbesondere für die Unterhaltung der Kinder ist mit einem Kleintier-Gehege (Ziegen, Hühner, Kaninchen) und einem großen Kinderspielplatz mit Klettergerüsten und Fußballfeld bestens gesorgt. Für Übernachtungsgäste stehen nach vorheriger Reservierung zwei Schlaflager für insgesamt 15 Personen bereit. Die Kranzhornalm hat von Anfang Mai (je nach Witterung ggf. auch schon an den April-Wochenenden) bis Mitte November ohne Ruhetag geöffnet. Details zur Hütte kann man auf der Homepage unter www.kranzhorn.at nachlesen.

Nach der Einkehr steigen wir vom Biergarten hinauf zum kleinen Teich oberhalb der Jausenstation. Dort kann man nochmals den Blick über die umliegende Bergwelt mit Heuberg, Hochries, Feichteck, Klausenberg, Spitzstein und Pasterkopf schweifen lassen. Von hier aus führt auch ein weiterer Abstiegsweg über die Bubenau-Alm hinunter zum Erler Berg, den wir bei unserer Almsommer-Tour zum Kranzhorn vor zwei Jahren gewählt hatten.

Heute wandern wir in etwas mehr als 1,5 Stunden auf dem Anstiegsweg wieder zurück nach Windshausen. Allerdings unternehmen wir am Sattel nach dem Kranzhornsteig noch einen wenige Minuten dauernden Abstecher nach rechts zum Waldrand. Hier gibt es einen bemerkenswerten Grenzstein mit Aussicht über die Schindlau zu sehen. Anschließend geht es auf der bekannten Route den Rest der rund 880 Höhenmeter ruhig hinab zum Ausgangspunkt. Insgesamt waren wir knapp 4,5 Stunden (ohne Berücksichtigung von Gipfelrast und Hütteneinkehr) unterwegs. Auf der Heimfahrt kann man vom Inn aus nochmals hoch zum markanten Kranzhorn blicken.

Eine Tour mit hohem Wald- / Forstweganteil, aber grandiosem Gipfelpanorama und familienfreundlicher Kranzhornalm !

Günter Etschel ALMVOLK

 

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Die Berichte sind jedoch grundsätzlich subjektiver Natur und explizit auch nicht als Wanderführer gedacht. Gehzeiten und Schwierigkeiten sind individuell unterschiedlich, Bedingungen vor Ort wie Wegverhältnisse, Beschilderungen oder Hütten-Öffnungszeiten können sich jederzeit ändern. Eine eigenständige Tour-Vorbereitung und Beurteilung von Routen, Wetterverhältnissen und möglichen Gefahren sind unverzichtbare Voraussetzungen für jede Unternehmung in alpinem Gelände. Dazu zählen auch das vorherige Studium von Informations- und Kartenmaterial, das Mitführen einschlägiger Ausrüstung sowie die realistische Einschätzung der eigenen Leistungsfähigkeit. Dies gilt umso mehr bei Streckenverläufen abseits markierter Wanderwege oder gesicherter Steige.

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