impressionen aus oberaudorf
Nach tagelangen Regenschauern motiviert uns die heutige Wetterbesserung zu einer kurzen Bergwanderung, die vorwiegend auf befestigten Almwegen und einem kurzen Waldsteig verläuft. Ziel ist der 1.208m hohe Schwarzenberg, zu dem wir von Mühlau – einem Weiler oberhalb von Oberaudorf bzw. Kiefersfelden - aus aufbrechen. Auf dem im Brünnsteingebiet gelegenen, bis zum Gipfel bewaldeten „Mühlauer“ Schwarzenberg waren wir noch nicht, im Gegensatz zu seinem 1.187m hohen Namensvetter im Wendelsteingebiet, den man zum Beispiel von Fischbachau-Elbach, Hundham oder Bad Feilnbach aus „erklimmen“ kann.
Bei der Anfahrt über das Sudelfeld orientieren wir uns nach Erreichen von Oberaudorf in Richtung Kiefersfelden und biegen im Ortsteil Mühlbach von der Kufsteiner Straße rechts in die Seestraße nach Mühlau ab (aus der Gegenrichtung kommend biegt man entsprechend links ab). Die schmale Straße führt bergauf, am Luegsteinsee und Gfallermühl-Stausee vorbei. An der Weggabelung nach der Zufahrt zum Berggasthof Wallerhof (mit Bushaltestelle) halten wir uns rechts. Am Ende der Mühlauer Straße in Mühlau-Kreit treffen wir auf den gebührenfreien Brünnstein-Wanderparkplatz.
Der Schwarzenberg ist am Ausgangspunkt mit 2 Stunden Gehzeit ausgeschildert. Der Aufstiegsweg ist bis zur Ramsauer Alm kurz vor dem Gipfel durchgehend markiert und nicht zu verfehlen. Wir starten auf 612m Seehöhe und folgen dem geschotterten Wirtschaftsweg in Richtung Rechenau. Da die asphaltierte Rechenau-Straße, die auf der anderen Bachseite verläuft, seit geraumer Zeit aufgrund eines Hangrutsches gesperrt ist, stellt die „Rodelbahn“ inzwischen den Hauptweg dar. Dieser führt uns – an landwirtschaftlichen Gebäuden vorbei - zunächst in den Mischwald hinein und dann stetig bergauf.
Nach rund 15 Minuten Gehzeit stoßen wir unterhalb des auf circa 800m liegenden Anwesens Rechenau auf die sich zu den Gebäuden hinauf schlängelnde Teerstraße. Von hier aus kann man den felsigen Gipfelaufbau des Brünnsteins erkennen. Wir biegen nun vom Aufstiegsweg zum Brünnstein(haus) ab und folgen dem Wegweiser zum Schwarzenberg bzw. zur Ramsauer Alm nach rechts. Unmittelbar nach Überquerung einer steinernen Bachbrücke orientieren wir uns nach links (rechterhand mündet die gesperrte Straße ein).
Es folgt ein schattiger, serpentinenreicher Almweg, der im Bergwald zunehmend steil ansteigt. Wir gewinnen so rasch an Höhe. Auf ungefähr 950m ignorieren wir die rechts abzweigende Sackgasse zur Waller Alm. Rund 1 Stunde 15 Minuten nach dem Start erreichen wir die auf einer Lichtung in rund 1.100m Höhe gelegene Ramsauer Alm. Vor der Hütte plätschert klares und kühles Quellwasser in einen urigen Holztrog. Auf der umliegenden Bergweide grast junges Braunvieh. Von rechts mündet der Aufstiegsweg von Oberaudorf via Hocheck (Seilbahn-Bergstation bzw. Berggasthof auf rund 850m Seehöhe) ein.
Hinter dem Almgebäude führt ein anfangs nur durch undeutliche Trittspuren erkennbarer Steig über licht bewachsenes Weidegelände in Richtung des nordwestlich gelegenen Schwarzenberg-Gipfels. Ab einem Überstieg am Waldrand ist der schmale Pfad mit deutlicheren Markierungen (an Bäumen und Felsen) versehen. In circa 20 Minuten steigen wir auf teils lehmigem, teils felsigem, teils laubbedecktem Boden den zunächst steilen, später flacher werdenden Schlussabschnitt (rund 100 Höhenmeter) hinauf. Der Aufstieg verläuft dabei weitgehend im dichten Wald, nur einmal können wir an einer lichten Stelle rechterhand hinab ins Inntal um Erl und auf die sich dahinter erhebenden Chiemgauer Alpen (im Nahbereich mit Heuberg, Kranzhorn oder Spitzstein) blicken.
Der mit einem Holzkreuz geschmückte höchste Punkt auf dem Gipfelplateau des „Mühlauer“ Schwarzenbergs (1.208m) ist ebenfalls von Bäumen umgeben. Allerdings eröffnet eine kleine, durch Holzeinschlag vor einiger Zeit entstandene Lichtung ein „Fenster“ mit freier Sicht nach Westen auf Brünnstein und Traithen.
Nach kurzer Rast steigen wir auf dem Gipfelpfad in knapp 15 Minuten wieder hinab zur Ramsauer Alm. Aus dem weichen Waldboden sprießen zahlreiche Pilze. Bei Nässe ist erhöhte Vorsicht aufgrund des rutschigen Untergrunds geboten.
Die zum Oberaudorfer Wagnerhof der Familie Gruber gehörende Ramsauer Alm (auf Kiefersfeldener Gemeindegrund liegend, zum Teil auch als „Ramserer Alm“ oder „Schwarzenberg-Alm“ bezeichnet) ist während der Sommersaison zeitweise bewirtschaftet. Insbesondere an Wochenenden und bei schönem Wetter kann man auf der aussichtsreichen Terrasse am Südhang des Schwarzenbergs Getränke und almtypische Brotzeiten genießen. Die Hütte wird auch an Selbstversorger-Gruppen für Feste, Familienfeierlichkeiten oder andere Events vermietet. Insgesamt können bis zu 40 Personen in Mehrbettzimmern bzw. Matratzenlagern übernachten.
Am heutigen Montag ist niemand da, aber auch ohne Bewirtung bietet die Alm ein idyllisches Plätzchen zum Verweilen. Am Almkreuz blicken wir über das Inntal hinweg auf den Zahmen Kaiser und die zahlreichen, seit wenigen Tagen wieder schneebedeckten Gipfelzacken des Wilden Kaisers. Links davon reicht die Aussicht weit in den Tiroler Kaiserwinkl hinein. In der Ferne ist bei klarer Sicht ein Teil des Alpenhauptkamms um den Großvenediger erkennbar, davor weitere Erhebungen der Kitzbüheler, Zillertaler und Brandenberger Alpen.
Eigentlich bietet sich für den Rückweg von der Ramsauer Alm nach Mühlau eine Rundtour mit Abstieg auf einem streckenweise steilen Waldsteig bis zum Hocheck an. Anschließend wandert man über Ramsau / Wall oder alternativ auf der anderen Bergseite via Lahnenwald / Wildgrub / Rechenau zum Ausgangspunkt. Diese Routenvarianten dürften geschätzte 1,5 bzw. 2,5 Stunden in Anspruch nehmen.
Aufgrund von Sturmschäden der letzten Tage sind beide Alternativen leider kurzfristig gesperrt worden. Also marschieren wir die bis ins Tal verbleibenden 500 Höhenmeter gemütlich in rund 1 Stunde auf dem vom Aufstieg bekannten Versorgungsweg zurück zum Parkplatz. Inklusive kleiner Pausen waren wir heute insgesamt etwas länger als 3 Stunden unterwegs.
Für eine abschließende Stärkung bieten sich in Mühlau zwei in Sichtweite befindliche Gasthöfe an. Da wir das Cafe Dörfl erst kürzlich bei unserer Almsommer-Tour zum Nusslberg (von Kiefersfelden aus) besucht haben, entscheiden wir uns heute für den Berggasthof Wallerhof. Die malerisch auf 855m Höhe am Fuß des Schwarzenbergs liegende Einkehrstation erreicht man entweder in wenigen Minuten zu Fuß über einen Wiesenpfad vom Parkplatz aus oder auf der Rückfahrt über die beschilderte, links abzweigende asphaltierte Zufahrt.
Der bis auf den Ruhetag am Mittwoch täglich geöffnete Wallerhof ist bekannt für seine Forellengerichte. Die Fische kommen fangfrisch aus den eigenen Gewässern des Familienbetriebs auf den Tisch. Darüber hinaus bieten die kleine Speisekarte und das wechselnde Tagesangebot regionale bzw. saisonale Schmankerln wie Pfannenschnitzel, Käsespätzle, Eierschwammerl-Gulasch oder Reiberdatschi. Zum Kaffee gibt es hausgemachte Kuchen. In den Gaststuben finden bis zu 60 Personen Platz, auf der (überdachten) Terrasse und im Biergarten nochmals ebenso viele.
Ein ruhiger Waldgipfel, den wir uns nochmals bei schönerem Wetter über den Steig vom Hocheck aus vornehmen !
Günter Etschel │ ALMVOLK
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