Almsommer-Tour (46): Karspitze & Wandberg

impressionen aus wildbichl / Tirol

Bei unserer letzten Almsommer-Tour zum Brennkopf (von Walchsee-Schwaigs aus) waren wir der Karspitze und dem Wandberg schon recht nahe. Die heutige Wanderung führt uns erneut in die südlichen Ausläufer der Chiemgauer Alpen, um die beiden Gipfel, die wir schon bei winterlichen Verhältnissen besucht haben, auch im Sommer einmal zu erkunden. Als Ausgangspunkt wählen wir den Ritzgraben nahe Wildbichl.

 

Bei der Anfahrt passieren wir auf der Innbrücke zwischen Oberaudorf und Niederndorf die Grenze von Bayern nach Tirol und folgen der Bundesstraße nach Walchsee / Kössen. Im Ortsteil Sebi orientieren wir uns nach links in Richtung Wildbichl und kurven die Serpentinenstraße am Niederndorfer Berg hinauf. Dabei hat man einen schönen Blick auf die felsige Nordseite des Zahmen Kaisers. Im Weiler Gränzing-Mittertrain biegen wir vor dem Feuerwehrhaus am Wegweiser nach Rettenschöss von der Wildbichler Straße nach rechts ab. Eine schmale Zufahrtsstraße führt durch die Senke des Ritzgrabens zum erhöht liegenden Wanderparkplatz. Dieser ist kostenpflichtig (2 EUR Tagesgebühr am Automaten).

 

Unser Startpunkt liegt auf etwa 740m Seehöhe. An der Einfahrt zum Parkplatz biegt nach einer Bachbrücke rechterhand der für den öffentlichen Verkehr gesperrte Schotterweg zur Wildbichl-Alm ab. Von hier aus können wir auch unser erstes Tagesziel, die 1.241m hohe Karspitze schon sehen. Die Route ist durchgängig beschildert und praktisch nicht zu verfehlen. Die Gehzeit zur Wildbichl-Alm wird am Einstieg mit 1 Stunde, der weitere Aufstieg zur Karspitze mit zusätzlichen 45 Minuten und zum Wandberg auf der kürzesten Route mit insgesamt 2 Stunden 15 Minuten angegeben.

Hinter einer Schranke steigt die Almstraße zunächst deutlich an. Nach zwei Kehren im lichten Wald flacht der Weg etwas ab. Über Almwiesen-Gelände zieht er nun in gleichmäßiger Steigung bergwärts. Nach rund 20 Minuten Gehzeit passieren wir den linkerhand liegenden Gabn-Hof (861m). Im oberen Abschnitt der rund 3km langen Strecke zur Wildbichl-Alm folgen viele Serpentinen, in denen sich der breite Wirtschaftsweg an vereinzelten Hütten vorbei den waldfreien Südwesthang hinauf schlängelt. Je höher man kommt, umso beeindruckender wird der Schulterblick zurück ins Tal bzw. auf die umliegende Bergwelt. Die Fernsicht reicht bis zu den Erhebungen auf der anderen Inntalseite vom Pendling über Wildbarren, Brünnstein und Traithen bis zum Wendelstein. Im Nahbereich dominieren neben dem Zahmen Kaiser im Süden vor allem das Kranzhorn und der markante Spitzstein im Norden.

Nach der letzten Kehre geht es noch ein Stück gerade hinauf bis zur auf 1.040m Höhe liegenden Wildbichl-Alm, die am heutigen Montag geschlossen hat. Für den bisherigen, rund 300 Höhenmeter ausmachenden Aufstieg zur Jausenstation haben wir etwas weniger als 1 Stunde benötigt.

Bis zur Karspitze verbleiben noch rund 200 Höhenmeter. Den Abzweiger nach rechts in Richtung Rettenschöss / Feistenau ignorieren wir, auf dieser Route kommen wir auf unserer Rundtour zurück. Wir marschieren geradeaus an der Wildbichl-Alm vorbei und bleiben dabei immer auf dem Wirtschaftsweg, der erst an der (unbewirtschafteten) Karalm endet. In einer ansteigenden Rechtskurve führt er nach der Einmündung des Zustiegs aus Sachrang (von links) zunächst in den Wald hinein und dort stetig, aber selten steil bergauf. Dabei vollziehen wir per Saldo einen großen Bogen um die Karspitze herum (alternativ gibt es auch einen direkter verlaufenden Waldsteig, der seltener begangen wird und nur stellenweise markiert ist). Wir bewegen uns hier in unmittelbarer Nähe zur deutsch-österreichischen Landesgrenze. An lichten Stellen blicken wir linkerhand hinüber zum Bergzug zwischen Spitzstein, Brandelberg und Klausenberg.

Am nordöstlichen Rücken der Karspitze verlassen wir etwa 20 Minuten nach der Wildbichl-Alm den Bergwald wieder. Wir passieren einen Schilderbaum, zu dem wir nach dem Abstecher zur Karspitze zurückkehren, um weiter zum Wandberg zu gelangen. Es folgt eine mäßig ansteigende Passage, bevor es hinunter in eine kleine Senke geht. Wir blicken hier schon auf die nur noch wenige Minuten entfernte Graskuppe mit Holzkreuz, Stadel und Aussichtsbankerl. Der befestigte Weg führt nun direkt auf das Gebäude der Karalm zu. Bevor wir dieses erreichen, biegen wir rechts ab und folgen den Trittspuren über freies Weidegelände an einer Viehtränke vorbei in Richtung Gipfel. Ein kurzer, gutmütiger Anstieg bringt uns zum höchsten Punkt auf 1.241m, auf dem wir rund 30 Minuten nach der Wildbichl-Alm bzw. 1,5 Stunden nach dem Start ankommen.

Trotz der vergleichsweise geringen Höhe genießt man auf der Karspitze eine imposante Aussicht nach Süden, in die anderen Himmelsrichtungen wird sie weitgehend von Bäumen und den umliegenden Erhebungen begrenzt. Bei klarer Sicht kann man bis ins Inntal um Kufstein und darüber hinaus blicken. Das Bergpanorama reicht vom Zahmen Kaiser mit Pyramidenspitze, Petersköpfl und Naunspitze bis zu den Kitzbüheler und Zillertaler Alpen. In der Gegenrichtung ragt der 1.813m hohe Geigelstein aus den Chiemgauer Bergen heraus.

Nach kurzer Rast wandern wir in wenigen Minuten auf dem Aufstiegsweg zurück bis zur letzten Weggabelung. Dort biegen wir entsprechend des Wegweisers nach rechts in Richtung Wandberg ab. Nach einem Drehkreuz marschieren wir auf einem Wiesenpfad zur idyllisch auf einer großen Lichte gelegenen Rettenbach-Alm (1.240m). Dort treffen wir 15 Minuten nach der Karspitze auf den von Feistenau heraufkommenden Almweg, der gegen eine Wegerhaltungsgebühr (5 Euro) bis zur Wandberg- bzw. Burgerhütte grundsätzlich auch mit dem Auto befahren werden kann. In diesen schwenken wir nach links ein. Nach einem Bachbrückerl steigt der Fahrweg wieder leicht an. An der folgenden Wegkreuzung könnte man der Mautstraße bis zur Burgerhütte folgen und von dort den Wandberg „erklimmen“ (Gehzeit etwas mehr als 45 Minuten).

Wir verlassen hier den Hauptweg nach rechts und folgen dem mit 30 Minuten Gehzeit ausgeschilderten Wanderweg zum Wandberg. Er führt uns sachte ansteigend durch einen Waldstreifen, nach dessen Ende wir an einem Weiderost scharf nach links auf einen schmalen Pfad abbiegen. Entlang des Waldrands schlängelt sich dieser zunächst moderat, später steiler hinauf in Richtung unseres zweiten Gipfelziels. Rechterhand blicken wir über das Tal hinweg hinüber zum stets präsenten Kaisergebirge mit seinen schroffen Felswänden. Bald tauchen vor uns Brennkopf (1.353m) und Lochner Horn (1.448m) auf. Auch das Kreuz auf dem Wandberg können wir kurz darauf links über uns thronen sehen. Wir queren dessen Südflanke und gelangen zur privaten Obermaurach-Almhütte.

Vor dem Gebäude führt ein nach links abzweigender Karrenweg bergwärts. Nach einem Rechtsbogen geht er in den teils erodierten Gipfelpfad über. Auf diesem steigen wir steil hinauf zum 1.454m hohen Wandberg, den wir knapp 1 Stunde nach der Karspitze bzw. nach insgesamt fast 2,5 Stunden Gehzeit erreichen.

Am Gipfelkreuz angekommen laden eine Sitzbank mit Holztisch und das beeindruckende Panorama, das für diese Höhe seinesgleichen sucht, zum Verweilen ein. Der Talblick schweift über das Tiroler Unterinntal samt seiner Randberge. Darüber bietet sich auf der nahezu unverstellten Aussichtskanzel ein fantastischer Blick auf das umliegende Gipfelmeer, das vom Hochköpfl im Norden über Wandspitz, Geigelstein und Breitenstein bis zum Wilden und Zahmen Kaiser (mit ihren jeweiligen Vorbergen und zahlreichen Gipfelzacken) sowie zu den fernen, schneebedeckten Zinnen der Zentralalpen im Süden reicht. Westlich davon schließt sich das Mangfallgebirge an, aus dem die heimischen Massive von Traithen und Wendelstein herausragen. Die umliegenden Almen bzw. Almwirtschaften, vor allem Wandberg- bzw. Burgeralm, die Lochner Alm, Obere und Untere Kohlenriedalm, Hitscheralm sowie Harlander Alm und Staudinger Alm runden den großartigen Gipfelblick ab.

Vor der Einkehr in der östlich unter uns liegenden Burgerhütte statten wir noch der Maria-Hilf-Kapelle - auf etwa halbem Abstiegsweg zur Bergwirtschaft am grasbewachsenen Hang des Wandbergs gelegen – einen Besuch ab. Dazu steigt man entweder auf dem Aufstiegspfad ab und wendet sich nach der Obermaurach-Almhütte nach links, oder man nimmt hinter dem Gipfelkreuz die über Weidegrund hinab führende und den Trittspuren nach durchaus öfters frequentierte „Direttissima“.

Von der Kapelle aus kann man nochmals die bilderbuchhafte Almlandschaft überblicken. Von hier sind es dann nur noch wenige Höhenmeter hinunter zur Almkäserei, die samt angeschlossener Jausenstation auf einem sonnenverwöhnten Wiesensattel am Bergfuß auf circa 1.320m Seehöhe liegt und von weiteren Hütten umgeben ist.

 

Die Familie Fahringer bietet den Gästen zünftige Brotzeiten und Tiroler Hüttengerichte (wie Pressknödel, Fritattensuppe oder Kaiserschmarrn), hausgemachte Kuchen und weitere bäuerliche Spezialitäten. Dazu zählen neben Wurst und Speck aus eigener Erzeugung natürlich Milch- und Käseprodukte, für die die rund 30 Almkühe die Grundlage liefern. Nach alter handwerklicher Tradition werden vor Ort verschiedene, vielfach ausgezeichnete Heumilchkäse-Produkte (vor allem Bergkäse, Tilsiter, Kräuter- und Kümmelkäse, Weichkäse und Frischkäse) sowie Almbutter hergestellt. Diese kann man auch zum Mitnehmen erwerben.

Die zum Burgerhof in Rettenschöss gehörende Almwirtschaft hat je nach Wetterlage von Mitte Mai bis Anfang November täglich geöffnet, im Mai und Juni ist mittwochs Ruhetag. Wir genießen die Jause auf der großen, südseitig ausgerichteten Terrasse. Dabei können wir auf Kaisergebirge, Kitzbüheler Horn und bei guter Sicht sogar bis zu den Hohen Tauern mit dem Großglockner blicken. Für die Kinder gibt es einen kleinen Spielplatz und einige Streicheltiere. Während der Sommermonate kann man nach vorheriger Anfrage sowohl die Bio-Käserei besichtigen als auch gegebenenfalls auf der Burgeralm übernachten. Im Winter werden die zwei Hütten (mit Ein- bis Dreibettzimmern für 6 bzw. 9 Personen) komplett an Selbstversorger vermietet. Weitere Informationen zur Almkäserei und Bergwirtschaft kann man auf der Homepage www.burgeralm.at nachlesen.

Nach der aussichtsreichen Mittagspause führt uns der Heimweg zunächst in Richtung Wandberghütte, die in Sichtweite halbrechts auf einer kleinen Bergnase in 1.350m Höhe steht. An der Wegkreuzung unterhalb dieser alternativen Einkehrmöglichkeit, die wir bereits bei unserer Frühlingswanderung zum Lochner Horn (von Walchsee-Winkl aus) besucht haben, orientieren wir uns nach links. Auf dem geschotterten Fahrweg wandern wir nun auf der Nordseite des Wandbergs stetig talwärts (dem Wegweiser nach Feistenau / Wildbichl folgend). Geigelstein und Spitzstein liegen jetzt zur Rechten.

Rund 30 Minuten nach dem Aufbruch auf der Burgeralm passieren wir erneut die Rettenbach-Alm, wobei wir diesmal auf der breiten Almstraße bleiben. Wenige Minuten später biegen wir an der Abzweigung zur Staudinger Alm nach rechts auf einen Querweg ab. Man könnte dem Hauptweg auch bis zum Feistenauer Gasthaus „Schöne Aussicht“ folgen, von wo es ebenfalls einen Übergang zurück zur Wildbichler Alm gibt. Die gewählte Route stellt allerdings eine Abkürzung dar und verläuft aussichtsreich auf der Höhe.

Nach einem kurzen Gegenanstieg marschieren wir entlang des Waldrands auf dem Wirtschaftsweg direkt auf die Staudinger Alm (1.175m) zu. Linkerhand blicken wir nochmals zurück zu Wandberg und Brennkopf sowie auf den Walchsee am Talboden des Kaiserwinkls. Hinter dem Bauernhof erhebt sich ein sanft geschwungener Wiesenbuckel mit dem Staudinger Kreuz (1.229m). Wir halten uns nach dem Gebäude links und wandern auf einem markierten Wiesenpfad hinunter zu einem Schilderbaum. Hier ist nach bisher etwa 1-stündigem Abstieg die Wildbichl-Alm mit 30 Minuten Gehzeit ausgeschildert. Nach einem Durchschlupf zwischen den Weidezäunen geht es weiter über Wiesengrund bergab. Linkerhand grüßen Kilianberg und Chiemkogel (1.066m), dahinter öffnet sich ein weiter Inntal-Blick. An der folgenden Weggabelung halten wir uns rechts (von links kommt der Pfad vom Feistenauer Wanderparkplatz bzw. der „Schönen Aussicht“ herauf). In gemütlichem Auf-und-Ab in bewaldetem und später offenem Gelände nähern wir uns wieder der Wildbichl-Alm.

Wenn man nicht gerade am Montag oder Dienstag (Ruhetage) unterwegs ist, kann man vor dem nur noch bergab führenden Schlussabschnitt in der urigen, ganzjährig bewirtschafteten Jausenstation nochmals eine kulinarische Pause einlegen. Wir waren zuletzt bei unserer Winterwanderung zur Wildbichl-Alm hier.

Auf der vom Aufstieg schon bekannten Route geht es für uns heute via Gabn-Karalm-Weg in knapp 45 Minuten zurück zum Ausgangspunkt am Ritzgraben. Ohne Berücksichtigung von Einkehr und Gipfelrast waren wir auf der Rundtour insgesamt etwa 5 Stunden, davon circa 2,5 Stunden auf dem Rückweg vom Tagesziel Wandberg unterwegs.

Eine Genusswanderung mit doppeltem Gipfelerlebnis, fantastischem Bergpanorama und mehreren lohnenden Einkehr-Almen !

Günter Etschel ALMVOLK

 

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Die Berichte sind jedoch grundsätzlich subjektiver Natur und explizit auch nicht als Wanderführer gedacht. Gehzeiten und Schwierigkeiten sind individuell unterschiedlich, Bedingungen vor Ort wie Wegverhältnisse, Beschilderungen oder Hütten-Öffnungszeiten können sich jederzeit ändern. Eine eigenständige Tour-Vorbereitung und Beurteilung von Routen, Wetterverhältnissen und möglichen Gefahren sind unverzichtbare Voraussetzungen für jede Unternehmung in alpinem Gelände. Dazu zählen auch das vorherige Studium von Informations- und Kartenmaterial, das Mitführen einschlägiger Ausrüstung sowie die realistische Einschätzung der eigenen Leistungsfähigkeit. Dies gilt umso mehr bei Streckenverläufen abseits markierter Wanderwege oder gesicherter Steige.

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