Almsommer-Tour (43): Kaiser Hochalm

impressionen aus Scheffau / Tirol

Das Ziel unserer heutigen Sommerwanderung ist die Kaiser Hochalm, idyllisch auf rund 1.420m unterhalb der schroffen Felszinnen des Wilden Kaisers gelegen. Der optimale Ausgangspunkt für die Rundtour über die Wegscheid-Almen (Ost-Aufstieg) bzw. die Kaiser-Almen (West-Abstieg) ist der Wanderparkplatz am Berggasthof Jägerwirt („Jagawirt“) in Scheffau-Wegscheid.

 

Bei der Anfahrt via Kufstein orientieren wir uns nach der Inn-Überquerung immer in Richtung St. Johann / Felbertauern und verlassen die Bundesstraße schließlich nach links ins Ortszentrum von Scheffau. Direkt hinter dem Gasthof Weberbauer (nahe der Kirche) biegt man am Wegweiser zum Jägerwirt rechts von der Hauptstraße ab, die weiter zum Hintersteiner See – einem alternativen Startpunkt - führen würde. Am Ende des schmalen und deutlich ansteigenden Stichwegs (etwa 1,5km lang und asphaltiert) befinden sich kurz vor dem Berggasthof auf der rechten Auffahrtsseite kostenfreie Parkmöglichkeiten.

 

Die Kaiser Hochalm ist am Ausgangspunkt auf 883m Seehöhe mit 1 Stunde 45 Minuten Gehzeit (auf der direkten Route über die Kaiseralm) ausgeschildert. Von hier aus kann man auch zu diversen, aber größtenteils erfahrenen Bergsteigern vorbehaltenen Gipfeltouren – vor allem zum Scheffauer, Sonneck, Treffauer oder Tuxeck – aufbrechen. Den Proviant haben wir heute im Rucksack dabei, da sich die malerischen Almen auf der gewählten Route zwar zur Rast anbieten, aber (bis auf eine Ausnahme) nicht bewirtschaftet sind. Der Jägerwirt als Einkehrmöglichkeit am Tourende hat am heutigen Montag Ruhetag.

Wir folgen der beschrankten, rechts vom Gasthof-Areal sachte bergauf führenden Forststraße. Auf rund 910m überqueren wir den Wegscheidbach über ein Holzbrückerl (neben der Furt) nach rechts. Eine lange Linkskehre leitet uns nun durch lichten Wald und Weidegelände hinauf zur Wegscheid-Niederalm (Viehunterstand) auf 989m. Hier könnte man auf dem geschotterten Fahrweg weiter bis kurz unterhalb der Wegscheid-Hochalm marschieren. Wir wählen jedoch den gut beschilderten bzw. markierten Wanderweg, der links am Almgebäude vorbei und entlang des Gebirgsbachs aufwärts verläuft. Dabei hat man den zacken- und türmegespickten „Koasa“ stets im Blick.

Etwa 30 Minuten nach dem Start gabelt sich auf 1.041m der Pfad im Anschluß an eine weitere Bachüberquerung. Über die geradeaus zunächst zur Kaiseralm führende Hauptroute könnte man in 1 Stunde zur Kaiser Hochalm aufsteigen. Wir orientieren uns auf der Rundtour um das Kaiseregg aber nach rechts in Richtung Treffauer / Wasserfall. Der Pfad steigt nun zunehmend an, auf rund 1.169m passieren wir das obere Ende des befahrbaren Almwegs. Nach bisher rund 1 Stunde Gehzeit erreichen wir auf 1.212m Höhe die Wegscheid-Hochalm mit ihrem weitreichenden Ausblick ins Sölllandl, auf die Kaiseralm sowie das darüber thronende Seilabodenkreuz.

Oberhalb des Gebäudes der Wegscheid-Hochalm wendet sich der Bergpfad nach links und leitet uns durch Felsen- und Sträucher-durchsetztes Wiesengelände hinauf zu den steil abfallenden Wänden von Treffauer (Gipfelhöhe 2.304m) und Tuxeck (2.226m). Am Fuß des Klettergartens Multerkarwand stoßen wir auf den Wilder-Kaiser-Steig bzw. Adlerweg, der nach rechts weiter in Richtung Gruttenhütte führt. Wir folgen diesem stattdessen ein kurzes Stück bis zur nächsten Abzweigung nach links (nord-westlich).

Im „Häferl“ (Wegpunkt auf 1.391m) könnte man geradeaus auf dem entlang der Kaiser-Südflanke verlaufenden Höhenweg weiter bis zur Hochalm wandern (ausgeschilderte Gehzeit: 35 Minuten). Wir möchten uns aber noch den Wasserfall unterhalb der Kopfkraxen ansehen und biegen hier nach rechts in Richtung Sonneck ab. Der bergseitige Pfad wird nun ruppiger und fordernder. Rund 30 Minuten nach der letzten Abzweigung bzw. knapp 2 Stunden nach dem Aufbruch nähern wir uns auf 1.524m dem imposanten, aus dem Schneekar gespeisten Wasserfall. Dieser ergießt sich aus etwa dreißig Meter Höhe über den latschenbewachsenen Fels in die Tiefe.

Nach kurzer Erfrischungspause folgen wir dem nach links zur Kaiser Hochalm führenden Wanderweg (noch 1 Stunde Gehzeit, rechterhand zweigen die Gipfelsteige zum Treffauer bzw. Tuxeck ab). Der schmale, aber durchgehend markierte Pfad wird zunächst etwas anspruchsvoller. Unterhalb der teils überhängenden Felswände queren wir ein Geröllfeld und steigen einige Höhenmeter empor. Der sich anschließende, von Latschenfeldern und Almrausch gesäumte „Panoramaweg“ verläuft nun in leichtem Auf-und-Ab auf der Höhe in westlicher Richtung. Wir genießen die fantastische Aussicht über die Kitzbüheler Alpen bis zu den weißen Spitzen des Alpenhauptkamms.

Eine Abzweigung nach rechts zur Kopfkraxen (Gipfelhöhe 2.178m) bzw. zum Sonneck (2.260m) ignorieren wir, bevor sich der Steig wieder sachte bergab wendet. Auf 1.605m marschieren wir unter dem Sonnenstein, einem 1.714m hohen und dicht mit Latschen bewachsenen Felskopf, der der Hauptkette des Wilden Kaisers vorgelagert ist, hindurch (Vorsicht Steinschlaggefahr!). Über ein weiteres Geröllfeld und durch lichten Bewuchs schlängelt sich der Pfad nun hinunter zum Weideboden der Kaiser Hochalm.

Nach insgesamt etwa 2 Stunden 45 Minuten Gehzeit haben wir unser Tagesziel erreicht. Auf rund 1.420m Höhe genießen wir den urigen Charakter der Alm samt des herrlichen südseitigen Berg- und Tal-Panoramas. Das Vieh grast inmitten der blühenden Almrausch-Pracht. Über den drei Hütten der Kaiser Hochalm erhebt sich der auffällige, aber als Gipfelziel bedeutungslose Sonnenstein (oft auch nur als "Sonnstein" bezeichnet). Der Blick nach Norden wird von den nahen Steilwänden des Wilden Kaisers mit seiner Gipfelkette um die Hackenköpfe (2.125m) und den Wiesberg (1.998m) sowie dem sogenannten "Muttergries" darunter dominiert.

Von der Kaiser Hochalm aus gibt es diverse Übergänge. So könnte man die Tour über den Wilder-Kaiser-Steig zur Steiner Hochalm bzw. Walleralm fortsetzen, die wir beide im letzten Jahr (von Scheffau-Bärnstatt bzw. vom Hintersteiner See aus) besucht haben. Ein breiter Almweg führt zur tiefer gelegenen Kaiser Niederalm.

Wir entscheiden uns für den Abstieg zur bereits unter uns erkennbaren Kaiseralm (1.146m). Über offenen Almgrund mit etwas Baumbestand führt der Steig anfangs stärker, später gemächlicher abfallend hinab. Bei Nässe kann es auf dem teils lehmigen, teils felsigen Untergrund rutschig werden. Knapp 30 Minuten nach der Kaiser Hochalm erreichen wir den Schilderbaum oberhalb des Almgebäudes. Von der Kaiseralm, auf der man ggf. auch wochentags ein Getränk oder eine kleine Brotzeit erhalten kann, könnte man in rund 50 Minuten direkt via Wegscheid-Niederalm retour zum Ausgangspunkt wandern.

Wir sammeln nochmals Kraft für den hinter der Kaiseralm bergwärts in Richtung Hinterschießlingalm abzweigenden Gegenanstieg, der in 10 Minuten zum "Seilabodenkreuz" führt. Dieses lädt auf 1.204m Höhe zum Innehalten und Genießen der Aussicht ein. Von dem mit zwei Holzbankerln flankierten Kreuz aus schweift der Blick über das Sölllandl und die Kitzbüheler Bergwelt. Zudem kann man einen großen Teil des heutigen Routenverlaufs nachvollziehen.

Wir setzen den Abstieg hinter dem Seilabodenkreuz in westlicher Richtung fort, wo Trittspuren zu einem Überstieg am Weidezaun führen. Dahinter rückt schon die nahe Kaiser-Niederalm (1.197m) ins Blickfeld. Vor dem Almgebäude treffen wir auf einen geschotterten Fahrweg, in den wir nun nach links einbiegen. Auf eine weitere Ausdehnung der Tour über die in 30 Minuten erreichbare Hinterschießlingalm (an der kurz darauf folgenden Abzweigung nach rechts) verzichten wir heute. Auf dem breiten Weg marschieren wir nun gemütlich talwärts, an diversen Kreuzungen bzw. Einmündungen immer der Beschilderung zum Jägerwirt (ab der Niederalm rund 1 Stunde 15 Minuten Gehzeit) folgend.

Kurz vor dem ersten Hof des Weilers Vorderschießling biegen wir an einem Schilderbaum auf 949m scharf links ab. Der letzte, rund 15 Minuten lange Wegabschnitt verläuft über Wiesen und durch ein kurzes Waldstück leicht bergab bis zum Weiler Treffern. Wir passieren den Berggasthof Jägerwirt mit seinem kleinen Steinbock-Gehege und erreichen rund 2 Stunden nach dem Aufbruch auf der Kaiser Hochalm unseren Parkplatz. Insgesamt dauerte die abwechslungsreiche Tour etwas über 5 Stunden (inklusive jeweils kurzer Pausen).

 

Wer die Wanderung nicht gerade am Montag oder Dienstag (Ruhetage außer Feiertage) unternimmt, kann sich am Ende mit einer Einkehr beim Jägerwirt im Ortsteil Wegscheid belohnen. Der Ganzjahresbetrieb, auf 886m in Alleinlage am Fuß des Wilden Kaisers gelegen, bietet neben dem herrlichen Weitblick von der Sonnenterrasse eine Auswahl heimischer und internationaler Gerichte. Alles Wissenswerte zum Gasthof mit Pension sowie Genuss-Ladl in Scheffau-Ort kann man auf dessen Homepage www.jaegerwirt-scheffau.at nachlesen.

Eine kurzweilige Almen-Wanderung mit wenigen anspruchsvollen Passagen auf der Südseite des Kaisermassivs. Die Region ist nicht umsonst als großartige Filmkulisse (z.B. „Der Bergdoktor“, "SOKO Kitzbühel“) bekannt !

Günter Etschel ALMVOLK

 

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Die Berichte sind jedoch grundsätzlich subjektiver Natur und explizit auch nicht als Wanderführer gedacht. Gehzeiten und Schwierigkeiten sind individuell unterschiedlich, Bedingungen vor Ort wie Wegverhältnisse, Beschilderungen oder Hütten-Öffnungszeiten können sich jederzeit ändern. Eine eigenständige Tour-Vorbereitung und Beurteilung von Routen, Wetterverhältnissen und möglichen Gefahren sind unverzichtbare Voraussetzungen für jede Unternehmung in alpinem Gelände. Dazu zählen auch das vorherige Studium von Informations- und Kartenmaterial, das Mitführen einschlägiger Ausrüstung sowie die realistische Einschätzung der eigenen Leistungsfähigkeit. Dies gilt umso mehr bei Streckenverläufen abseits markierter Wanderwege oder gesicherter Steige.

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