Almsommer-Tour (42): Maria Klobenstein

impressionen aus Kössen / Tirol

Nach der gestrigen Aiplspitz-Gipfeltour zieht es uns heute zu einer kurzen, besinnlichen Flachwanderung ins Tirolerische. Unser Ziel ist die Wallfahrtskirche Maria Klobenstein, die wir von Kössen aus auf dem schattigen, aber reizvoll parallel zur Tiroler Ache verlaufenden Schmugglerweg erreichen.

 

Bei der Anfahrt in den Tiroler Kaiserwinkl folgt man im Inntal – entweder aus Richtung Kufstein oder Oberaudorf kommend – immer der Bundesstraße nach Kössen. Wir passieren Niederndorf, Durchholzen und Walchsee. Auf dem Weg ins Kössener Ortszentrum orientieren wir uns am ersten und zweiten Kreisverkehr jeweils links in Richtung Schleching. Kurz vor Ortsende biegen wir links in den Mühlbachweg ab und überqueren die Staffenbrücke. Im Ortsteil Erlau befindet sich unmittelbar nach der Einmündung der Erlaustraße linkerhand der ausgeschilderte Wanderparkplatz. Dieser ist kostenpflichtig, man wirft die 3,00 EUR Tagesgebühr in ein Holzkasterl.

 

Wir starten auf rund 590m Seehöhe. Vom Parkplatz aus marschieren wir wenige Meter in Richtung Staffen und wenden uns an der folgenden Straßenverzweigung nach rechts. Maria Klobenstein ist hier mit einer Gehzeit von 1,5 Stunden ausgeschildert. Wir folgen dem Teerweg, der erst den Staffenbach überquert und dann entlang der Auen der Tiroler Ache flach nach Nordwesten verläuft. Eigentlich heißt der Fluß, der auf dem Pass Thurn entspringt und in den Chiemsee fließt, hier noch Großache und wird erst im bayerischen Durchbruchstal nach der österreichisch-deutschen Grenze zur Tiroler Ache.

Nach dem Niederwies-Bauernhof wendet sich die Fahrstraße nach rechts und endet zwischen einem kleinen Teich und einem weiteren Anwesen. Sie mündet in den sich anschließenden, verengten „Schmugglerweg“, der nun links zum Waldrand hin ansteigt. Im leichten Auf-und-Ab führt der Wanderpfad in nördlicher Richtung weiter. Rechterhand können wir immer wieder hinunter zur unter uns gen Bayern fließenden Ache blicken. An einigen Stellen fällt der bewaldete Hang steil ab, an diesen sollte man ggf. ein Auge auf mitwandernde Kinder haben.

Der Pfad schlängelt sich ohne große Anstiege über Wurzeln und Steine durch den meist dichten Mischwald, immer wieder leiten Holzbrücken über kleinere Wildbäche. Man kann sich lebhaft vorstellen, dass auf dieser Route einst Schmuggelware wie Kaffee, Zigaretten und Alkohol über die nahe Grenze transportiert wurde. Am höchsten Punkt der Strecke mündet auf rund 660m Seehöhe von vorne der Zustieg aus der Gegenrichtung (Schleching-Ettenhausen) ein. An der Weggabelung biegen wir – dem Wegweiser nach Maria Klobenstein bzw. zur Hängebrücke über die Tiroler Ache folgend – rechts ab. Der Pfad führt uns einige Höhenmeter hinab zu einem exponierten Aussichtspunkt mit Geländer. Von diesem aus können wir einen ersten Blick auf die Wallfahrtskirche sowie die etwas tiefer liegende Gastwirtschaft werfen.

Nun geht es auf einem serpentinenartigen, aber mit einigen Treppenstufen gut ausgebauten Steig, der steil bergab zur Ache (auf rund 600m) führt, weiter. Durch das Blätterwerk der Bäume hindurch fällt der Blick auf die eindrucksvolle Hängebrücke, die hier die Entenlochklamm auf 33m Länge überspannt. Die stabile, aber trotzdem leicht schwankende Brücke („Schaukeln ist untersagt“) ersetzt seit dem Jahrhunderthochwasser im Juni 2013 die vormalige Konstruktion, die Treibholz zerstört hatte.

Die Entenlochklamm – in Tiroler Mundart auch „Antenloch“ – ist rund 2,5km lang und zu Fuß eher nicht begehbar. Die von Süden kommende Großache zwängt sich durch den engen Durchlass, den mehrere Gesteinsriegel aus steilstehenden, widerstandsfähigen Schichten bieten. Diese reichen teilweise in das Flußbett hinein und geben ihm einen wildromantischen, Canyon-artigen Charakter. Einen „Steinwurf“ weiter nördlich bildet einer dieser Bergriegel den natürlichen Grenzverlauf zwischen Tirol und Bayern.

Nach Überquerung der Schlucht kann man am idyllischen und weitläufigen Kiesbett rasten, sich im klaren und eiskalten Wasser erfrischen sowie Kajakfahrer bzw. Rafter beobachten, die das Wildwasser der Ache für eine „Flußwanderung“ nutzen.

Zur am bewaldeten Hang auf etwa 650m gelegenen Wallfahrtskirche führt ein breiter Schotterweg in Kehren bergauf. Der kurze Gegenanstieg macht rund 50 Höhenmeter – von insgesamt circa 130 Höhenmetern auf dem Hinweg - aus. Wir passieren zunächst das Gasthaus (während der Öffnungszeiten gelangt man auch über den Gastgarten der Klause hinauf zur Kirche) und erreichen knapp 1 Stunde 15 Minuten nach dem Aufbruch unser Tagesziel.

Der namensgebende, nahezu 4,5m hohe und mittig „geklobene“ (gespaltene) Stein macht den sagenumwobenen Ort zur einmaligen Sehenswürdigkeit und Pilgerstätte. Eine der Legenden erzählt von einer Bäuerin, die vor langer Zeit beim Durchwandern des Tals von einem heftigen Gewitter überrascht wurde. Eine Mure schob einen Felsbrocken direkt auf die Schutzsuchende zu. Die verzweifelte Frau schickte ein Stoßgebet zur Mutter Gottes, worauf hin sich der große Stein vor ihr teilte und sie unversehrt blieb.

Dank der wundersamen Rettung wurde im 17. Jahrhundert an dieser Stelle, einer Geländesenke oberhalb der Klamm, zunächst ein Marienbild angebracht und später eine Waldkapelle errichtet. Die eigentliche Wallfahrtskirche entstand im Jahr 1707. Besucher können den schmalen Spalt im Bergsturzblock durchqueren. Es heißt, dass jedem, dem dies gelingt ohne die Felswände rechts und links zu berühren, ein Wunsch erfüllt wird - sofern dieser nicht materiell ist und unausgesprochen bleibt. Bei Brautpaaren, denen das „Durchschlupfen“ gelingt, soll die Ehe bis zum Lebensende halten.

Die große Wallfahrtskirche Maria Klobenstein mit ihren sehenswerten Votivtafeln ist direkt an den gespaltenen Felsen gebaut. Sie besteht aus zwei miteinander verbunden Kapellen (Loreto- und Marienkapelle). Zum Ensemble des „Kraftplatzes“ gehört zudem eine etwas tiefer liegende Lourdes-Kapelle, in der das Wasser der Gnadenquelle in einen kleinen Brunnen plätschert.

Oberhalb der Wallfahrtskirche verläuft entlang eines ehemaligen Römerwegs die Verbindungsstraße zwischen Kössen und Schleching / Marquartstein (mit einigen Parkmöglichkeiten), von ihr führt auch ein Kreuzweg herab. Unterhalb der Kirche liegt auf dem Areal einer ehemaligen Einsiedelei das Gasthaus Klobenstein.

Das Gasthaus Klobenstein mit seinen historischen Mauern - bei Renovierungsarbeiten wurde eine gusseiserne Ofenplatte mit der Jahreszahl 1692 gefunden - ist während der Sommersaison (Juni bis August) in der Regel täglich von 11 bis 18 Uhr geöffnet. In der rustikalen Gaststube und auf der großen, teils überdachten Terrasse werden tagsüber zu Klobensteiner Quellwasser und anderen Getränken saisonale Brotzeiten mit Ripperl, Räucherforelle oder Grammelschmalz sowie Suppen angeboten. Bei vorheriger Anmeldung können auch regionale Grill- und Ofenspezialitäten genossen werden. Abends steht das Gasthaus vor allem Gruppen und geschlossenen Gesellschaften für Stubenabende, Firmenfeiern und private Feste zur Verfügung. Von dem begrünten Gastgarten aus, in dem auch ein Brunnen plätschert und eine alte Jagdhütte mit Platz für 15 Personen steht, blickt man entweder hoch zur Kirche oder hinunter zur Tiroler Ache. Alle Details zur Einkehrstation kann man auf der Homepage www.gasthaus-klobenstein.com nachlesen.

Nach besinnlicher Kirchenbesichtigung und gemütlicher Einkehr überschreiten wir erneut die Hängebrücke in der Talenge und wandern entlang der Route vom Hinweg wieder zurück. Dabei steigt nur das erste Stück von der Ache bis hinauf zum Aussichtspunkt bzw. zur Wegkreuzung stärker an. Die restliche, rund 3km lange Strecke bis zum Ausgangspunkt lässt sich dann ohne größere Anstrengung in rund 45 Minuten bewältigen.

Wem der – ohne Pausen insgesamt knapp 2,5-stündige - "Spaziergang" auf dem Schmugglerweg zu kurz war oder wer noch eine Einkehrmöglichkeit am Ende der Tour sucht, der kann unmittelbar vor dem Parkplatz rechts abbiegen und in 45 bis 60 Minuten zusätzlicher Gehzeit hinauf zum weithin sichtbaren Berggasthof Edernalm (www.edernalm.at) wandern.

Ein familienfreundlicher (aber nicht kinderwagentauglicher) Ausflug zu einer beliebten Wallfahrtsstätte – dank schattigem Wegverlauf und kühler Ache genau das Richtige für heiße Sommertage !

Günter Etschel ALMVOLK

 

Gefahrenhinweis und Haftungsausschluss:

Die im ALMVOLK Blog veröffentlichten Tourenberichte beschreiben unsere persönlichen Erlebnisse und Erfahrungen, die wir nach bestem Wissen und mit größtmöglicher Sorgfalt aufbereiten. Wir freuen uns, wenn sie den Lesern als Motivation und Anregung für eigene Ausflüge in die bayerische und tiroler Bergwelt dienen.

Die Berichte sind jedoch grundsätzlich subjektiver Natur und explizit auch nicht als Wanderführer gedacht. Gehzeiten und Schwierigkeiten sind individuell unterschiedlich, Bedingungen vor Ort wie Wegverhältnisse, Beschilderungen oder Hütten-Öffnungszeiten können sich jederzeit ändern. Eine eigenständige Tour-Vorbereitung und Beurteilung von Routen, Wetterverhältnissen und möglichen Gefahren sind unverzichtbare Voraussetzungen für jede Unternehmung in alpinem Gelände. Dazu zählen auch das vorherige Studium von Informations- und Kartenmaterial, das Mitführen einschlägiger Ausrüstung sowie die realistische Einschätzung der eigenen Leistungsfähigkeit. Dies gilt umso mehr bei Streckenverläufen abseits markierter Wanderwege oder gesicherter Steige.

Die Nutzung aller hier aufgeführten Informationen und das Begehen bzw. Befahren der beschriebenen Wege erfolgt deshalb stets auf eigene Gefahr und Verantwortung. Wir übernehmen keine Gewähr für die Aktualität, Korrektheit, Vollständigkeit oder Qualität der bereitgestellten Inhalte und Daten. Es wird - soweit gesetzlich zulässig - keinerlei Haftung (gleich aus welchem Rechtsgrund) für etwaige Unfälle oder Schäden übernommen, die auf fehlerhaften oder fehlenden Angaben in unseren Berichten beruhen könnten. Siehe dazu auch den allgemeinen Haftungsausschluss im Impressum. Sollten Sie in einem Beitrag Fehler entdecken oder ergänzende Anmerkungen haben, sind wir für Hinweise jederzeit dankbar !