impressionen aus kufstein / tirol
Unsere heutige Tour ist quasi eine „Schneerosen-Wanderung“, die von Kufstein im Inntal auf das rund 1.200m hohe Brentenjoch führt. Die geschützten Pflanzen mit ihren auffallend großen weißen Blüten sprießen hier zu Frühlingsbeginn (je nach Witterung zwischen Ende Februar und Ende April) zu Tausenden aus dem noch kalten Boden. Ein alljährliches Naturschauspiel, das wir auch schon an den Hängen des Pendling im Thierseetal bestaunen konnten. Die wohl üppigste Schneerosen-Blüte im Ostalpenraum gibt es allerdings am Kufsteiner Stadtberg zu bewundern.
Ausgangspunkt ist die Talstation des derzeit noch ruhenden Kaiserlifts (www.kaiserlift.at) auf etwa 500m Seehöhe. Bei der Anfahrt orientieren wir uns in Kufstein zunächst in Richtung Zentrum und folgen dann den Hinweisschildern zum Kaiserlift, der am östlichen Ortsende (Obere Sparchen) liegt. Direkt vor der Talstation bietet ein großer, während des Liftbetriebs von Mai bis Oktober kostenpflichtiger Parkplatz ausreichend Stellplätze.
Bei unserer letztjährigen Herbstwanderung zu Kaindlhütte & Hochegg haben wir noch auf den Kaiserlift als Aufstiegshilfe für die erste Etappe bis zum Brentenjoch zurückgegriffen. Diesmal wandern wir die rund 750 Höhenmeter von der Talstation bis zur Bergstation über die Mittelstation Duxer Alm zu Fuß hinauf. Leider kann sich die Sonne während der heutigen Tour nicht gegen die dichten und meist tief in den Tälern hängenden Wolkenfelder durchsetzen, der Himmel bleibt durchgängig bedeckt.
Auf der rechten Seite des Parkplatzes leitet uns ein Wegweiser auf den schmalen, am Fuß des weitgehend bewaldeten Stadtbergs entlang verlaufenden Teerweg. Unsere Zwischenstationen Duxer Köpfl und Duxer Alm sind hier mit 55 Minuten bzw. 1 Stunde 15 Minuten Gehzeit angegeben, die Brentenjochalm mit 2 Stunden. Wir folgen dem Weg nach rechts in Richtung Feste Kufstein, die wir immer im Blick haben (nach links ginge es zum derzeit geschlossenen Gasthof Theaterhütte).
Nach wenigen Minuten biegen wir unterhalb des eindrucksvollen List-Denkmals nach links ab (Beschilderung zur Duxer Alm / Brentenjochalm). Wir passieren das ursprünglich 1906 zu Ehren des Eisenbahnpioniers Friedrich List (1789 – 1846) erbaute Denkmal und tauchen dann in den Bergwald ein. Ein teils mit Holzstufen ausgebauter Steig leitet uns bergwärts. Wir queren den sogenannten „Bobweg“, die asphaltierte Zufahrt zum Berghotel Hinterduxerhof, und biegen kurz darauf nach links auf einen Wanderweg ein. Die Wege und Pfade am Stadtberg sind durchgehend komfortabel beschildert, so dass man die jeweils gewählte Route kaum verfehlen kann.
Auf dem serpentinenartigen Steig gewinnen wir im Fichten-, Buchen- und Föhrenwald rasch an Höhe. Zahlreiche blühende Frühlingsboten wie Leberblümchen, Schlüsselblumen, Buschwindröschen, Erika und Huflattich säumen den Weg. Insbesondere fallen einem aber die etwa 20cm hohen, auch Christrosen genannten Schneerosen ins Auge. Mit ihren auffallend weiß bis hellrosa gefärbten Kelchen und gelben Pollen bedecken sie teils großflächig die kargen Waldhänge.
Rund 30 Minuten nach dem Start erreichen wir die auf einer Lichtung stehenden Gebäude des kleinen Weilers Vorderdux. Hier folgen wir nicht dem geradeaus weiter zum Berghotel Hinterduxerhof führenden Fahrweg, sondern wählen den nach links abzweigenden Pfad in Richtung Marienkapelle / Duxer Köpfl. Wenige Minuten später können wir auf einem mit Marienkapelle und Brotzeitbankerl bebauten Plateau auf 705m frei über Kufstein blicken.
Der nächste Aussichtspunkt liegt nur wenige Höhenmeter darüber und etwa 5 Gehminuten entfernt. An der sogenannten „Musikantenrast“ am Duxer Köpfl steht seit 2011 eine kleine Kapelle als Gedenkstätte für verstorbene Musikanten. Links davon kann man an einer Felskante mit Holzgeländer auf 745m Höhe einen weiten Blick ins Inntal zwischen Kufstein und Kiefersfelden sowie auf die Bergwelt zwischen Pendling und Wildbarren werfen. Neben Trainsjoch, Ascherjoch und Saurüssel fällt vor allem die Burgruine Thierberg ins Auge. Rechterhand schließen sich die Ausläufer der Chiemgauer Alpen mit Kranzhorn, Spitzstein und Geigelstein an. Direkt unter uns liegt die Talstation des Kaiserlifts samt Liftstüberl.
Vom Duxer Köpfl aus sind es erneut nur wenige Gehminuten bis zum Berghotel Hinterduxerhof, das malerisch auf einem weitläufigen Wiesengelände mit freiem Pendling-Blick liegt (750m, Homepage: www.hinterduxerhof.at). Hier mündet auch der Zufahrtsweg aus Kufstein ein, der noch bis zu den Häusern von Vorderdux führt und dort endet. Unterhalb des Berghotels gibt es einen Übergang zum "Elfenhain", durch den ein alternativer Aufstieg zur Duxer Alm verläuft (siehe dazu auch den Bericht von unserer Frühlingswanderung zur Duxer Alm).
Wir wenden uns nach bisherigen rund 45 Minuten Gehzeit oberhalb des Hinterduxerhofs an einem alten Saunahäusl nach rechts und folgen dem nun deutlich steiler ansteigenden Karrenweg bergwärts. Die noch rund 30 Minuten entfernte Mittelstation des Lifts ist bereits erkennbar. Entlang der Lifttrasse, auf die wir in einer Waldschneise treffen, führt der beschilderte Weg nun bis zur Duxer Alm. Dabei queren wir auch die ehemaligen Abfahrtspisten des seit Jahren aufgelassenen Kufsteiner Skigebiets. Gegenüber der Mittelstation liegt auf 897m die nahezu ganzjährig bewirtschaftete Hütte, die auf dem Rückweg unsere heutige Einkehrstation bildet.
Rechts von der Jausenstation führt eine Forststraße weiter in Richtung Berghaus Aschenbrenner (rund 45 Minuten). Wir bleiben links davon auf einem Stein- und Wurzelpfad, der sich unterhalb des Sessellifts bergauf schlängelt. Am Ende eines Bachgrabens biegen wir entsprechend der Beschilderung zur Brentenjochalm rechts ab und stoßen kurz darauf auf einen geschotterten Fahrweg. Diesem folgen wir zunächst bergwärts und biegen dann am ersten Wegweiser in Richtung Brentenjochalm nach rechts ab (rund 30 Minuten nach der Duxer Alm). Weitgehend weg- und markierungslos steigen wir nun steil über die früheren, vom Wald begrenzten Pisten, auf denen sich noch zahlreiche Schneefelder gehalten haben, dem heutigen Tagesziel entgegen. Linkerhand blicken wir an lichten Stellen hinüber ins Kaisertal. Auch hier sind die blühenden Schneerosen unser ständiger Begleiter. Da sie unter Naturschutz stehen, dürfen sie nicht gepflückt werden, zudem sind sie giftig !
Nach insgesamt knapp 2,5-stündigem Aufstieg erreichen wir die noch winterlich ruhende Bergstation Brentenjoch auf 1.256m. Kurz dahinter befindet sich die
Aussichtsplattform am Jahnhügel (1.273m). Über das Hochplateau der Steinbergalm hinweg blicken wir auf die Felswände des Wilden Kaisers mit seinen schneebedeckten, vom Lärcheck bis zum
Zettenkaiser reichenden Gipfelzacken. Links davon erhebt sich der Zahme Kaiser mit dem Stripsenkopf am Übergang beider Massive. Unterhalb von Naunspitze und Petersköpfl sind die Ritzau-Alm und
die Vorderkaiserfeldenhütte erkennbar. Im Norden dominiert die Aussicht ins Inntal bzw. auf die Bergwelt um Hinteres Sonnwendjoch, Traithen, Wendelstein und Brünnstein.
Leider trübt die starke Bewölkung heute etwas das Gipfelerlebnis, so dass wir bereits nach kurzer Verschnaufpause wieder aufbrechen. Man könnte die Wanderung von hier aus auch bis zum Berghaus Aschenbrenner (1.128m, rund 30 Minuten Gehzeit, Homepage: www.berghaus-aschenbrenner.com) fortsetzen und von dort über den Fahrweg (im Winter Rodelstrecke) nach Kufstein oder via Panorama-Höhenweg und Schneerosenweg bis zur Duxer Alm absteigen. Angesichts des sich zunehmend verschlechternden Wetters wählen wir heute mit dem Abstieg in Richtung Brentenjochalm die kürzere Variante. Das nur wenige Gehminuten entfernte Weinbergerhaus (1.270m), während der Sommersaison ein beliebtes Panorama- und Einkehrziel, lassen wir dabei rechterhand liegen.
Auf der Forststraße passieren wir die im Sommer ebenfalls bewirtschaftete Brentenjochalm (1.216m) und wenden uns am eigentlichen Brentenjoch (auf 1.204m unterhalb des Jahnhügels gelegen) nach links. Der breite Schotterweg windet sich im Wald in Kehren sachte bergab, zunächst in nördlicher, dann in westlicher Richtung. Auch auf diesem Streckenabschnitt umgibt uns das leuchtende Blütenmeer der dicht stehenden Schneerosen. Kurz nach dem Riegen-Bründl treffen wir wieder auf die Stelle, an der wir beim Aufstieg zur Bergstation abgebogen sind. Auf bekannter Route geht es nun hinunter zur Duxer Alm, an der wir etwa 45 Minuten nach dem Aufbruch am Jahnhügel ankommen.
Die Jausenstation liegt auf einer kleinen Waldlichtung. Das Bergpanorama ist durch den dichten Baumbewuchs etwas eingeschränkt, aber der Pendling (mit Pendlinghaus) ist gut einsehbar. In der urigen Gaststube der Duxer Alm können rund 50 Gäste und auf der Terrasse bis zu 100 weitere Besucher bewirtet werden. Die Speisekarte bietet regionale Hütten-Klassiker (wie Kaspress- und Speckknödel, Kasspatzen, Schnitzel, Schlutzkrapfen, Kaiserschmarrn) und selbstgebackene Kuchen. Übernachtungsmöglichkeiten gibt es nicht. Weitere Details und aktuelle Informationen zur Duxer Alm, die derzeit von Mittwoch bis Sonntag geöffnet hat, kann man im Internet unter www.duxeralm.at nachlesen.
Nach gemütlicher Rast marschieren wir auf der Aufstiegsroute hinunter nach Kufstein. Nur zwischen dem Hinterduxerhof und Vorderdux nehmen wir diesmal die direkte Verbindung und lassen den Abstecher über das Duxer Köpfl aus. Rund 1 Stunde nach dem Aufbruch auf der Duxer Alm sind wir zurück am Ausgangspunkt. Insgesamt waren wir auf unserer diesjährigen Schneerosen-Wanderung, die schöneres Wetter verdient gehabt hätte, circa 4 Stunden (ohne Berücksichtigung der Einkehrpause) unterwegs.
Die Tour zum Brentenjoch bietet während der Schneerosenblüte ein faszinierendes Naturschauspiel und erschließt eines der größten Vorkommen der seltenen Pflanzen in den Ostalpen !
Günter Etschel │ ALMVOLK
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Die Berichte sind jedoch grundsätzlich subjektiver Natur und explizit auch nicht als Wanderführer gedacht. Gehzeiten und Schwierigkeiten sind individuell unterschiedlich, Bedingungen vor Ort wie Wegverhältnisse, Beschilderungen oder Hütten-Öffnungszeiten können sich jederzeit ändern. Eine eigenständige Tour-Vorbereitung und Beurteilung von Routen, Wetterverhältnissen und möglichen Gefahren sind unverzichtbare Voraussetzungen für jede Unternehmung in alpinem Gelände. Dazu zählen auch das vorherige Studium von Informations- und Kartenmaterial, das Mitführen einschlägiger Ausrüstung sowie die realistische Einschätzung der eigenen Leistungsfähigkeit. Dies gilt umso mehr bei Streckenverläufen abseits markierter Wanderwege oder gesicherter Steige.
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