impressionen aus landl / tirol
Die erste Frühlingswanderung des Jahres unternehmen wir in unseren Hausbergen auf Tiroler Seite. Von Ursprung aus geht es bei der Rundtour über die Ascherjochalm zu den Erhebungen von Saurüssel und Ascherjoch und anschließend über die Trockenbachalmen zurück. Während die letzte Winterwanderung im Kaiserwinkl bereits frühlingshaft war, erwarten uns heute streckenweise noch recht schneereiche Wegverhältnisse.
Unser heutiger Ausgangspunkt ist der Ursprungpass auf österreichischer Seite, den man aus Richtung Bayrischzell kommend über die Tiroler Straße etwa 1km nach der Staatsgrenze bzw. aus Kufstein / Thiersee kommend kurz vor der Grenze erreicht. Geparkt werden kann gebührenfrei direkt an der Ausmündung des Trockenbachtals rechts und links am Straßenrand. An sonnigen Ferientagen und Wochenenden sind die freien Kapazitäten jedoch meist rasch erschöpft.
Wir starten auf rund 830m Seehöhe und folgen dem geschotterten, nur von Berechtigten befahrenen Wirtschaftsweg, der durch das Trockenbachtal bis hinauf zur ganzjährig bewirtschafteten Mariandlalm führt. Er stellt zugleich eine Aufstiegsvariante in Richtung des bekannten Trainsjoch dar. Auch unser Zwischenziel, die Ascherjochalm, ist am Einstieg mit 1,5 Stunden Gehzeit ausgeschildert.
Stetig ansteigend wandern wir im anfangs dichten, später lichteren Wald am Trockenbach entlang aufwärts. Dieser führt dank Frühjahrs-Schneeschmelze derzeit tatsächlich Wasser, ansonsten macht er seinem Namen Ehre. Nach etwa 10 Minuten Gehzeit ignorieren wir einen Abzweiger nach links (Wanderweg zur Oberen Trockenbachalm) und folgen weiter dem breiten Fahrweg. Dieser wechselt über eine Brücke auf die andere Seite des Trockenbachs und vollzieht dann eine scharfe Rechtskehre. In der anschließenden Linkskurve verlassen wir – dem Wegweiser zur Ascherjochalm folgend – kurz vor der Unteren Trockenbachalm den Hauptweg nach rechts. Ein immer noch breiter, aber zunehmend schneebedeckter Forstweg führt uns nach bisherigen 20 Minuten Gehzeit in zunächst südwestlicher Richtung bergauf. Nach einigen Kehren eröffnen sich uns in nun offenerem Gelände schöne Ausblicke auf Mariandlalm, Nesselberg und Trainsjoch. In der Gegenrichtung dominiert das immer noch weiß eingefärbte Schönfeldjoch. Je höher wir kommen, umso besser wird die Sicht auf die Bergwelt im bayerisch-tiroler Grenzgebiet mit Großem Traithen und Unterberger Joch, Wendelstein und Breitenstein, Seeberg und Brunnerköpfl, Maroldschneid und Auerspitz sowie Sonnwendkamm, Veitsberg und Thalerjoch. Der Tiefblick reicht weit ins Ursprungtal und ins Seitental des Kesselbodens.
An den sonnengeschützten Nordhängen hält sich noch immer eine hohe Schneeauflage, die das Aufstiegstempo bremst. Dennoch können wir dem Weg ohne Orientierungsprobleme und ohne Hilfsmittel wie Schneeschuhe oder Wanderstöcke gut über einige zum Teil weit ausholende Kehren und Hangquerungen folgen. Rund 2 Stunden nach dem Start erreichen wir die auf 1.376m liegende Ascherjochalm. Der freie Blick nach Süden bietet ein beeindruckendes Bergpanorama. Die Sicht reicht über die Kitzbüheler und Brandenberger Alpen hinweg bis weit in den Alpenhauptkamm hinein. Unter uns verläuft das Tal der Thierseer Ache.
Von der Ascherjochalm aus könnte man auf der schneefreien Südseite über den Hinteren Sonnberg nach Landl (via Ascher-Niederalm) absteigen bzw. zurück nach Ursprung wandern. Wir wenden uns allerdings nach links in Richtung Trainsalm / Trainsjoch und steigen weglos den steilen Wiesenrücken empor. Nach einigen Höhenmetern zeigt sich am ebenfalls bereits weitgehend abgetauten Westhang des sogenannten "Saurüssel" ein deutlicher Pfad mit Wegmarkierungen an Felsen und Bäumen. Dieser leitet uns in circa 15 Minuten zum 1.530m hohen Gipfelpunkt, der - etwas unterhalb der höchsten Stelle - durch ein Steinmandl gekennzeichnet ist. Auf der kleinen, von dichtem Wald umgebenen Lichtung bietet sich am Saurüssel allerdings keine besondere Aussicht.
Wir setzen deshalb unsere Tour auf dem breiten Kamm in nordöstlicher Richtung fort. Auch hier sorgt eine geschlossene Schneedecke, die uns streckenweise knietief einsinken lässt, für herausfordernde Bedingungen. Zumindest geben uns die Trittspuren der Vorgänger (bei offenbar noch besseren Verhältnissen) die Route vor. Im teils ebenen, teils wellenförmig Auf-und-Ab führenden Gelände folgen wir immer dem Kammverlauf ohne wesentlich vom Gratrücken abzuweichen. Wir durchschreiten dabei mehrere kurze Waldstreifen, bevor wir rund 45 Minuten nach dem Saurüssel und insgesamt knapp 750 zurückgelegten Höhenmetern das zweite „Gipfelziel“ des Tages erreichen.
Auch das (kreuzlose) Ascherjoch – in einigen Führern und Karten auch als Semmelkopf bezeichnet - ist kein ausgeprägter Gipfel, sondern eher ein weitläufiges Plateau. Auf 1.558m Seehöhe gewährt die unscheinbare Kuppe allerdings eine tolle Aussicht in alle Richtungen, insbesondere auf die mächtigen Felsmassive des Kaisergebirges. Links vom Zahmen Kaiser zeigen sich die Chiemgauer Berge, hinter dem Wilden Kaiser schimmern die Gipfel der Zentralalpen. Im Nahbereich dominieren Trainsjoch, Brünnstein, Pendling und Hinteres Sonnwendjoch. Talwärts blicken wir – soweit es Baumgruppen und die dunstiger werdende Fernsicht zulassen – bis ins Thierseetal und Inntal.
Nach kurzer Panorama-Rast steigen wir über den breiten Bergrücken in direkter Linie Richtung Nordosten hinunter zur Einsattelung zwischen Ascherjoch und Trainsjoch. Trittspuren und einige aus dem Schnee ragende Holzpflöcke weisen den Weg. Im Trainssattel erreichen wir auf rund 1.450m eine Wegkreuzung mit Schilderbaum. Geradeaus könnte man zum viel besuchten Trainsjoch (1.707m) aufsteigen, dessen Gipfelkreuz von unten gut erkennbar ist und das wir uns bereits bei einer früheren Frühlingswanderung vorgenommen hatten. Nach rechts zweigt der Pfad zur Trainsalm mit ihren auf rund 1.320m liegenden Hütten ab.
Wir orientieren uns nach links in Richtung Mariandlalm / Trockenbachtal. Nur sachte abfallend zieht sich der schmale, kurzweilige Wanderpfad am Südwesthang des Trainsjochs entlang. Wir queren mehrere kleine, den Trockenbach speisende Bächlein. Linkerhand können wir zum - nun gegenüber liegenden – Bergkamm zwischen Ascherjoch und Saurüssel blicken. Rund 45 Minuten nach dem Ascherjoch nähern wir uns der auf circa 1.250m Höhe oberhalb der anderen Hütten der Trockenbachalm thronenden Jausenstation Mariandlalm. Einen kurz zuvor nach links abzweigenden Steig, der die Route talauswärts nach Ursprung abkürzen würde, ignorieren wir.
Die Mariandlalm – im Sommer wie Winter ein beliebtes Einkehrziel von Einheimischen und Gästen – hat am heutigen Donnerstag allerdings Ruhetag. Derzeit ist sie nur Mittwoch, Freitag sowie am Wochenende geöffnet. Dann bekommt man in der kleinen Stube oder auf der sonnenverwöhnten Terrasse typische Tiroler Hüttenküche geboten. Auf der Karte stehen verschiedene Brotzeiten und Suppen, wechselnde Tagesgerichte (beispielsweise Tiroler Gröstl, Kaspressknödel, Schweinebraten) und hausgemachte Strudel. Weitere Informationen zur Jausenstation kann man im Internet unter www.mariandlalm.at oder auch unserem Bericht von der Winter-Hüttentour zur Mariandlalm nachlesen.
Heute passieren wir die Mariandlalm ohne die sonst obligatorische Einkehr und marschieren auf dem breiten Versorgungsweg in Richtung Talgrund. Der geschotterte Fahrweg schlängelt sich in Serpentinen über freies Gelände bergab und zwischen den urigen Hütten der Trockenbachalm hindurch. Rund 30 Minuten nach der Mariandlalm stoßen wir im Wald auf die Kehre, in der wir beim Aufstieg zur Ascherjochalm abgebogen sind. Auf der vom Hinweg bekannten Strecke entlang des Trockenbach-Grabens geht es in weiteren 15 Minuten talauswärts bis zum Ausgangspunkt am Ursprungpass. Hier endet unsere erste Frühlingstour nach insgesamt knapp 5 Stunden Gehzeit.
Ein ruhige und panoramareiche, aufgrund der Schneelage aber etwas mehr Gehzeit als geplant in Anspruch nehmende Auftaktwanderung in den Bergfrühling !
Günter Etschel │ ALMVOLK
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Die Berichte sind jedoch grundsätzlich subjektiver Natur und explizit auch nicht als Wanderführer gedacht. Gehzeiten und Schwierigkeiten sind individuell unterschiedlich, Bedingungen vor Ort wie Wegverhältnisse, Beschilderungen oder Hütten-Öffnungszeiten können sich jederzeit ändern. Eine eigenständige Tour-Vorbereitung und Beurteilung von Routen, Wetterverhältnissen und möglichen Gefahren sind unverzichtbare Voraussetzungen für jede Unternehmung in alpinem Gelände. Dazu zählen auch das vorherige Studium von Informations- und Kartenmaterial, das Mitführen einschlägiger Ausrüstung sowie die realistische Einschätzung der eigenen Leistungsfähigkeit. Dies gilt umso mehr bei Streckenverläufen abseits markierter Wanderwege oder gesicherter Steige.
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