impressionen aus rettenschöss / tirol
Das Ziel unserer heutigen Hüttentour ist die Wandberghütte in den Chiemgauer Alpen, zu der wir von Rettenschöss bzw. Feistenau im Tiroler Kaiserwinkl aus hinauf wandern. Sie hat zwar am heutigen Rosenmontag geschlossen, aber uns lockt vor allem die Winterlandschaft um den 1.454m hohen Wandberg.
Bei der Anfahrt passieren wir auf der Innbrücke zwischen Oberaudorf und Niederndorf die Landesgrenze von Bayern nach Tirol und folgen der Bundesstraße in Richtung Walchsee / Kössen. Kurz nach dem Ortsende von Sebi biegen wir links nach Rettenschöss ab. Wir fahren durch Rettenschöss hindurch und die serpentinenartige Straße zum Weiler Feistenau hinauf. Etwas unterhalb des Gasthofs „Schöne Aussicht“ befindet sich ein geräumiger Wanderparkplatz. Am Parkscheinautomaten sind 3,00 EUR Tagesgebühr zu entrichten.
Wir starten auf rund 980m Seehöhe und marschieren in wenigen Minuten entlang der asphaltierten Straße in einer langgezogenen Rechtskehre hinauf zum Feistenauer Gasthof „Schöne Aussicht“. Hier bieten sich zwei Möglichkeiten für den Aufstieg zur Wandberghütte. Da die Schneeschmelze in den tieferen Lagen schon weit fortgeschritten ist, entscheiden wir uns für den Fußweg, der mit 1 Stunde 45 Minuten Gehzeit ausgeschildert ist und nach links abzweigt. Alternativ könnte man auch auf dem breiten, geradeaus weiter verlaufenden und nach einer Schranke nur von Berechtigten befahrbaren Almweg bleiben, der direkt bis zu unserem Tagesziel führt. Der Fahrweg wird regelmäßig geräumt und empfiehlt sich bei winterlichen Verhältnissen. Für die rund 5km lange Strecke sind 1,5 Stunden Gehzeit veranschlagt. Diese Route stellt heute unseren Rückweg dar.
Wir wenden uns also nach links und folgen dem Wanderpfad, der die bereits weitgehend schneefreien Wiesenhänge quert, bergwärts. Bereits nach wenigen Höhenmetern bietet sich uns ein erster schöner Ausblick auf den Chiemkogel (1.066m), den Zahmen Kaiser sowie ins Inntal – trotz der starken Bewölkung, die uns zu Beginn begleitet und sich erst später mit sonnigen Abschnitten abwechselt. An einem Schilderbaum biegen wir rechts in Richtung Wandberg / Staudinger Alm ab (geradeaus führt ein Übergang in 30 Minuten zur Wildbichl-Alm, die wir vor Kurzem vom Ritzgraben aus besucht haben).
Wir folgen dem Wiesenpfad steil aufwärts bis zu einem Viehgatter, auf dessen Höhe wir rechterhand die Staudinger Alm erkennen können. Hier weichen wir vom beschilderten Pfad ab und steigen in gerader Linie die sich vor uns aufbauende Wiesenkuppe mit Almkreuz hinauf. Am Staudinger Kreuz (1.229m) genießen wir rund 30 Minuten nach dem Start eine herrliche Aussicht bis nach Kufstein. In westlicher Richtung blicken wir auf die bayerisch-tiroler Bergwelt jenseits des Inns zwischen Wildbarren und Pendling. Weiter nördlich erfasst der Rundumblick Kranzhorn und Spitzstein. Im Süden dominiert das mächtige Kaisergebirge, im Tal darunter ruht der noch schneebedeckte Walchsee.
Vom Staudinger Kreuz aus könnte man die Tour auch via Karspitze / Karalm zur Rettenbach-Alm fortsetzen, wo man dann auf den Fahrweg zur Wandberghütte trifft. Wir steigen allerdings über freies Weidegelände zur Staudinger Alm ab und wenden uns dort nach links. Ein Wirtschaftsweg führt uns – mit Blick auf Geigelstein und Wandberg – auf der Höhe am Waldrand entlang. Nach einer kurzen abfallenden Passage, in der der Weg nur anhand der vorhandenen Trittspuren zu erkennen ist, stoßen wir auf den von der Feistenau herauf kommenden Almweg. Wir folgen diesem nach links und passieren wenig später nach bisher rund 1,5 Stunden Gehzeit die malerisch gelegene Rettenbach-Alm (1.240m).
Nach einem Bachbrückerl steigt der Fahrweg wieder moderat an. Eine Abzweigung nach rechts (Sommersteig zur Wandberghütte) ignorieren wir. Gemütlich durchschreiten wir einen bewaldeten Abschnitt, bevor wir wieder freies Gelände erreichen. Linkerhand blicken wir hinüber zum 1.808m hohen Geigelstein-Gipfel und zur darunter eingebetteten Priener Hütte (ebenfalls eines unserer Tourziele bei einer Winterwanderung von Sachrang aus). Den Wandberg vor Augen führt uns eine Linkskurve – vorbei an den rechts liegenden Gebäuden der Wandberg- bzw. Burgeralm - in den letzten Anstieg hinauf zur Wandberghütte. Nach insgesamt etwa 2 Stunden 15 Minuten Gehzeit kommen wir dort an.
Der private Berggasthof mit Übernachtungsmöglichkeit liegt am Waldrand, auf einer kleinen Bergnase in 1.350m Höhe unterhalb des Hochköpfl. Auf der Süd- und Westseite gibt es freie Sicht.
Die Wandberghütte ist prinzipiell ganzjährig geöffnet, während der Wintersaison (Januar bis April) kann man von Freitag bis Sonntag hier einkehren. Angeboten wird typische Tiroler Hausmannskost, auf die wir am heutigen Montag allerdings verzichten müssen. Wir lassen uns stattdessen die mitgebrachte Brotzeit schmecken. Von der Terrasse aus blicken wir auf das Lochner Horn (1.448m) im Osten, auf Teile des Wilden Kaisers und den Zahmen Kaiser samt vorgelagerter Berge im Süden sowie den namensgebenden Wandberg im Westen. Unterhalb des Wandbergs ragen auf rund 1.320m mehrere Almhütten aus dem Schnee, darunter die Bergkäserei Burgerhütte, ein beliebtes Ausflugsziel während des Sommers. Südlich davon ist noch das Gipfelkreuz des Brennkopf (1.353m) einsehbar.
Die heutigen Schnee- und Wetterverhältnisse lassen den rund 20-minütigen Aufstieg zum Wandberg-Gipfel ohne besondere Lawinengefahr und ohne weitere Hilfsmittel wie Schneeschuhe etc. zu. Dies lassen wir uns vor dem Rückweg nicht entgehen. Von der Wandberghütte aus marschieren wir wieder zurück zur Abzweigung Richtung Burgerhütte. Hier biegen wir links ab und wenden uns auf Höhe der im Winter geschlossenen Bergkäserei / Almwirtschaft nach rechts. Weglos folgen wir den Trittspuren im harschen Schnee hinauf zur privaten Obermaurach-Almhütte. Rechts von uns steht am Hang die kleine Maria-Hilf-Kapelle. Hinter dem Gebäude führt der steil ansteigende Gipfelpfad in einem weiten Rechtsbogen hinauf zum 1.454m hohen Wandberg.
Am Gipfelkreuz angekommen laden eine Sitzbank mit Holztisch und das beeindruckende Panorama, das für diese Höhe seinesgleichen sucht, zum erneuten Verweilen ein. Die Aussicht reicht über die schon genannten Täler und Gebirge hinaus bis zu den schneebedeckten Zinnen der Hohen Tauern und des Karwendel.
Im Anschluss an die Gipfelrast machen wir uns endgültig auf den Heimweg. Zunächst geht es auf der Aufstiegsroute via Burgeralm hinunter zur Wegkreuzung unterhalb der Wandberghütte. Wir wenden uns nach links und wandern auf dem breiten Almweg auf der Nordseite des Wandbergs talwärts. Geigelstein, Wandspitz und Spitzstein liegen nun zur Rechten. Rund 30 Minuten nach dem Aufbruch am Gipfel passieren wir wieder die Rettenbach-Alm. An der vom Aufstieg bekannten Abzweigung zur Staudinger Alm bleiben wir jetzt geradeaus auf dem Hauptweg (Beschilderung Schöne Aussicht / Feistenau). Der geschotterte Fahrweg führt stetig abwärts und geht schließlich in eine Teerstraße über. Linkerhand können wir nochmals hinauf zum Wandberg sowie hinunter zum Walchsee schauen. Das Kaisergebirge vor Augen wandern wir in einem Rechtsbogen hinunter nach Feistenau.
Wer zum Abschluß der Tour doch noch bzw. nochmals einkehren möchte, der kann dies nach insgesamt etwas über 1-stündigem Abstieg im Gasthof „Schöne Aussicht“ mit seiner südseitigen Panorama-Terrasse (www.schoene-aussicht.biz) tun.
Anschließend geht es in wenigen Minuten zurück zum Ausgangspunkt. Inklusive der beiden Abstecher zum Staudinger Kreuz und Wandberg-Gipfel waren wir heute knapp 4,5 Stunden unterwegs.
Die Einkehr in der Wandberghütte holen wir spätestens im Sommer nach, dann verbunden mit einem Besuch der Bergkäserei auf der Burgeralm !
Günter Etschel │ ALMVOLK
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Die Berichte sind jedoch grundsätzlich subjektiver Natur und explizit auch nicht als Wanderführer gedacht. Gehzeiten und Schwierigkeiten sind individuell unterschiedlich, Bedingungen vor Ort wie Wegverhältnisse, Beschilderungen oder Hütten-Öffnungszeiten können sich jederzeit ändern. Eine eigenständige Tour-Vorbereitung und Beurteilung von Routen, Wetterverhältnissen und möglichen Gefahren sind unverzichtbare Voraussetzungen für jede Unternehmung in alpinem Gelände. Dazu zählen auch das vorherige Studium von Informations- und Kartenmaterial, das Mitführen einschlägiger Ausrüstung sowie die realistische Einschätzung der eigenen Leistungsfähigkeit. Dies gilt umso mehr bei Streckenverläufen abseits markierter Wanderwege oder gesicherter Steige.
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