impressionen aus sachrang
Wie die Ottenalm bei unserer letzten Tour liegt auch das heutige Tagesziel in den Chiemgauer Alpen. Im bayerisch-tiroler Grenzgebiet wandern wir von Sachrang hinauf zur Priener Hütte. Die auf 1.410m Höhe unterhalb des Geigelstein gelegene Alpenvereinshütte ist während der kalten Jahreszeit eine beliebte Anlaufstation für Skitourengeher, Winterwanderer und Rodler.
Bei der Anfahrt zu unserem Ausgangspunkt im bayerischen Priental passieren wir auf der Innbrücke zwischen Oberaudorf und Niederndorf die Landesgrenze nach Tirol und folgen der Bundesstraße in Richtung Walchsee / Kössen. In Sebi biegen wir links nach Wildbichl ab, lassen die Serpentinen des Niederndorfer Bergs hinter uns und überschreiten kurz vor Sachrang erneut die Grenze, diesmal zurück nach Bayern. Kurz nach dem Ortsende von Sachrang biegen wir von der Staatsstraße (in Richtung Aschau) nach rechts auf den großen Wanderparkplatz „Geigelstein“ ab. Am Parkscheinautomaten sind 2,00 EUR Tagesgebühr zu entrichten.
Wir starten auf rund 730m Seehöhe, überqueren den Prien-Fluss über eine Brücke und folgen zunächst dem Ackerwaldweg Richtung Osten. Die Gehzeit auf den noch weitgehend schneebedeckten Forstwegen bis zur Priener Hütte ist am Parkplatz mit 2 Stunden 45 Minuten angegeben. Vor uns liegt ein Aufstieg von knapp 700 Höhenmetern, der sich über circa 9km erstreckt. Die ersten rund 1,5km des Weges sind offiziell als Rodelstrecke ausgewiesen und werden regelmäßig so geräumt, dass eine Schneeauflage verbleibt. Wie bei jeder Naturbahn ist prinzipiell erhöhte Aufmerksamkeit bezüglich Anrainerverkehr, entgegenkommender Rodler, eisiger Stellen etc. gefordert.
In gleichmäßiger Steigung geht es im lichten Wald bergwärts. Der breite Fahrweg mit geschottertem Untergrund, der sich zum Teil bereits zeigt, führt an einem privaten Anwesen (Berger Ried) vorbei. Hier endet an einer Schranke auch die präparierte, auf eigene Gefahr befahrbare Rodelstrecke. Im Nordwesten ragt der markante Spitzstein in den Himmel, gefolgt vom Brandelberg.
Der weitere Anstieg bis zur Priener Hütte erfolgt ebenfalls auf Wirtschaftswegen, die teils geräumt, teils durch Schneemobilspuren gespurt bzw. planiert sind und sich grundsätzlich gut für eine Kombination aus Winterwanderung und Schlittenfahrt anbieten. Wir bewegen uns nun im Naturschutzgebiet Geigelstein und bleiben bis zum durchgehend beschilderten Tagesziel immer auf dem Hauptweg. Zahlreiche Abzweiger (vor allem Sommerwanderwege) ignorieren wir unterwegs.
Zunächst geht es einige Höhenmeter hinunter in den Talgraben, in dem wir einen Bachlauf überqueren, bevor der Forstweg wieder sachte ansteigt. An einer Forsthütte mit Holztränke vollzieht der Weg nach rund 30 Gehminuten eine scharfe Rechtskurve, in der von links ein alternativer Aufstiegspfad von der Ortschaft Huben einmündet. Wenig später passieren wir ein Bankerl mit Aussichtsmöglichkeit hinunter nach Sachrang. Im weiteren Verlauf stapfen wir im bewaldeten Gelände gleichmäßig bergan und stoßen schließlich auf den Laubergraben, in dem wir eine Zeitlang parallel zum talwärts rauschenden Gebirgsbach marschieren.
Nach rund 1 Stunde 15 Minuten Gehzeit leitet uns eine Linkskehre in offenes Gelände. Der Schulterblick streift linkerhand den 1.244m hohen Wirtsalpkopf. Wir queren
die freien Hänge der Unteren und Oberen Talalm (etwa 1.150m) und genießen dabei das Bergpanorama im Westen, unter anderem mit Brünnstein, Traithen, Wendelstein, Wildbarren und
Kranzhorn.
Oberhalb der Talalm tauchen wir wieder in den Bergwald ein. Nach einem Flachstück folgt der steilste Streckenabschnitt der Aufstiegsroute, an dessen Ende wir eine noch tief verschneite Hochebene erreichen. Rund 15 Minuten geht es nun vorwiegend eben dahin, rechterhand rückt oberhalb des 1.396m hohen Moosbergs das mächtige Kaisergebirge ins Blickfeld. Wir überschreiten einen Bach, der rechts unter uns einen kleinen See ausbildet.
Der Schlußanstieg zur bereits am Südwesthang des Geigelsteins erkennbaren Priener Hütte verläuft in einem weiten, nochmals ansteigenden Linksbogen. Dabei passieren wir auch eine stattliche Privat-Hütte (ehemalige Niederkaseralm) mit Almkreuz. Nach fast 2,5-stündigem Aufstieg kommen wir an unserem Einkehrziel an.
Die Priener Hütte - ein Domizil der DAV-Sektion Prien - liegt auf 1.410m unweit der Staatsgrenze zu Tirol. Oberhalb der Hütte thronen Wandspitz (1.685m) und Geigelstein (1.808m), der zweithöchste Gipfel der Chiemgauer Alpen auf bayerischem Boden. Das Schutzhaus wurde ursprünglich 1930 eröffnet und seitdem mehrfach ausgebaut und renoviert. Es ist fast ganzjährig bewirtschaftet (im Dezember war es zuletzt aufgrund Betriebsferien geschlossen).
Im Sommer sind neben der Hauptroute Zustiege von Huben (via Schreckalm) sowie von Ettenhausen bei Schleching (via Wuhrsteinalm und Wirtsalm) und von Walchsee (via Baumgartneralm) aus möglich. Im Winter trifft sich hier ein bunter Mix aus ambitionierten Skitourengehern, genussvollen (Schneeschuh-) Wanderern und rodelbegeisterten Familien, die mehrheitlich auf dem Sachranger Hüttenweg aufsteigen. Auf der sonnigen Terrasse genießt man – am nahen Breitenstein vorbei - eine einzigartige Sicht auf den Zahmen Kaiser und den Wilden Kaiser mit seinen markanten Gipfel-Zacken. Diese kann man anhand der Panoramatafel an der Hüttenwand identifizieren. In der Ferne sind bei klarer Sicht wie heute zudem die Hohen Tauern, die Kitzbüheler, Tuxer und Stubaier Alpen sowie das Rofan und Karwendel auszumachen.
Die Küche bietet neben einer Auswahl an Brotzeiten und Suppen typische bayerische Hüttengerichte wie Kaspress-, Speck- und Spinatknödel, Gröstl, Schnitzel sowie Kaiserschmarrn, Rohrnudeln, Apfelstrudel und selbstgebackenen Kuchen. Es gilt Selbstbedienung.
Für Übernachtungsgäste verfügt die Priener Hütte über insgesamt 43 Mehrbettplätze (darunter aber keine Doppelzimmer) und 54 Lagerplätze. Viele weitere Informationen sowie aktuelle Ankündigungen findet man auf der Homepage unter www.prienerhuette.de.
Gut gestärkt machen wir uns nach der Einkehr auf den Rückweg. Wer auf der Aufstiegsroute talwärts rodeln möchte, für den sind auf der Priener Hütte auch Leihschlitten verfügbar. Im Bereich mehrerer Flachpassagen muss der Schlitten dann gezogen werden. In den sonnenbestrahlten Abschnitten ist der Schnee am Nachmittag zudem bereits recht sulzig. Zu Fuß sind für den Abstieg via Forstweg knapp 2 Stunden einzuplanen. Nach insgesamt rund 4,5-stündiger Winterwanderung (ohne Berücksichtigung der Einkehrpause) sind wir zurück am Ausgangspunkt im Priental.
Ein uriges Hüttenerlebnis in wunderschön verschneiter Berglandschaft !
Günter Etschel │ ALMVOLK
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Die Berichte sind jedoch grundsätzlich subjektiver Natur und explizit auch nicht als Wanderführer gedacht. Gehzeiten und Schwierigkeiten sind individuell unterschiedlich, Bedingungen vor Ort wie Wegverhältnisse, Beschilderungen oder Hütten-Öffnungszeiten können sich jederzeit ändern. Eine eigenständige Tour-Vorbereitung und Beurteilung von Routen, Wetterverhältnissen und möglichen Gefahren sind unverzichtbare Voraussetzungen für jede Unternehmung in alpinem Gelände. Dazu zählen auch das vorherige Studium von Informations- und Kartenmaterial, das Mitführen einschlägiger Ausrüstung sowie die realistische Einschätzung der eigenen Leistungsfähigkeit. Dies gilt umso mehr bei Streckenverläufen abseits markierter Wanderwege oder gesicherter Steige.
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