Hütten im Winter (24): Wildbichl-Alm

impressionen aus wildbichl / Tirol

Unser heutiger Winterausflug führt uns in die südlichen Ausläufer der Chiemgauer Alpen. Ziel ist die Wildbichl-Alm, die hier im Tiroler Kaiserwinkl auf 1.040m hoch über dem Inntal liegt. Als Ausgangspunkt wählen wir den Ritzgraben nahe Wildbichl, da der südwestseitig verlaufende Zustieg via Almweg im Gegensatz zur alternativen Route vom bayerischen Sachrang im Priental aus weniger schattig ist und zudem heimwärts eine beliebte Rodelstrecke darstellt.

 

Bei der Anfahrt passieren wir auf der Innbrücke zwischen Oberaudorf und Niederndorf die Grenze von Bayern nach Tirol, biegen auf der Straße zum Walchsee in Sebi links in Richtung Wildbichl ab und kurven die Serpentinenstraße am Niederndorfer Berg hinauf. Dabei hat man einen schönen Blick auf die felsige Nordseite des Zahmen Kaisers. Im Ortsteil Gränzing-Mittertrain biegen wir vor einem Feuerwehrhaus am Wegweiser nach Rettenschöss von der Wildbichler Bundesstraße nach rechts ab. Die Straße führt durch die Senke des Ritzgrabens zum erhöht liegenden Wanderparkplatz. Dieser ist kostenpflichtig (2 EUR Tagesgebühr am Automaten).

 

Unser Startpunkt liegt auf etwa 740m Seehöhe. Am Beginn des Parkplatzes biegt nach einer Bachbrücke rechts der für den öffentlichen Verkehr gesperrte Teer- bzw. später Schotterweg zur Wildbichl-Alm ab. Von hier können wir auch die 1.241m hohe Karspitze schon sehen, die wir ebenfalls noch „erklimmen“ möchten. Die Route ist durchgängig beschildert und praktisch nicht zu verfehlen. Die Gehzeit zur Wildbichl-Alm wird mit 1 Stunde sowie der weitere Aufstieg zur Karspitze mit zusätzlichen 45 Minuten angegeben. Wie auf allen als Rodelbahn genutzten Wegen gilt erhöhte Aufmerksamkeit hinsichtlich vereister Stellen, ungesicherter Weideroste, entgegen kommender Rodler und berechtigter Fahrzeuge.

Hinter einer Schranke steigt die regelmäßig geräumte bzw. planierte Almstraße zunächst deutlich an. Nach zwei Kehren durch lichten Wald flacht der Weg etwas ab. Über verschneites Almwiesen-Gelände zieht er nun in angenehm gleichmäßiger Steigung bergwärts. Nach rund 30 Minuten Gehzeit passieren wir den linkerhand liegenden, auffallenden Gabn-Hof (861m).

Im oberen Abschnitt der rund 3km langen Strecke folgen viele Serpentinen, in denen sich der breite Wirtschaftsweg zwischen vereinzelten Almhütten hindurch den waldfreien Südwesthang hinauf schlängelt. Je höher man kommt, umso beeindruckender wird der Schulterblick zurück ins Tal bzw. auf die umliegende Bergwelt. Die Fernsicht reicht bis zu unseren heimatlichen Erhebungen auf der anderen Inntalseite vom Pendling über Traithen und Brünnstein bis zum Wendelstein. Im Nahbereich dominieren neben dem Zahmen Kaiser das Kranzhorn und der Spitzstein.

Nach der letzten Kehre geht es noch ein gerades Stück hinauf bis zur auf 1.040m Höhe liegenden Wildbichl-Alm. Für den bisherigen Aufstieg mit rund 300 Höhenmetern haben wir etwas weniger als 1 Stunde benötigt.

Vor der Einkehr verlängern wir den Aufstieg noch um rund 2km bzw. 200 Höhenmeter bis zur Karspitze und marschieren geradeaus an der Wildbichl-Alm vorbei. Wir bleiben immer auf dem geräumten Wirtschaftsweg, der uns vorbei an einem Schilderbaum Richtung Nordosten leitet und erst an der (unbewirtschafteten) Karalm endet. In einer ansteigenden Rechtskurve führt er zunächst in den Wald hinein und dort in weiten Kehren stetig, aber selten steil bergauf. Dabei vollzieht er per Saldo einen großen Bogen um die Karspitze herum. Wir bewegen uns dabei in unmittelbarer Nähe zur deutsch-österreichischen Landesgrenze. An lichten Stellen blicken wir linkerhand hinüber zum Spitzstein.

Am nordöstlichen Rücken der Karspitze verlassen wir etwa 30 Minuten nach der Wildbichl-Alm den Bergwald wieder und passieren die Abzweigung zum Wandberg (Sommerwanderpfad nach links). Es folgt eine mäßig ansteigende Passage, bevor es hinunter in eine Senke geht. Wir blicken hier schon auf die nur noch wenige Minuten entfernte Gipfelkuppe mit Holzkreuz, Stadel und Aussichtsbankerl. Der Weg führt nun direkt auf das Gebäude der Karalm zu. Bevor wir dieses erreichen, biegen wir rechts ab und folgen den tiefen Trittspuren im Schnee an einer Viehtränke vorbei in Richtung Gipfel. Ein kurzer Schlußanstieg bringt uns zum höchsten Punkt der Karspitze auf 1.241m, den wir rund 45 Minuten nach der Wildbichl-Alm bzw. knapp 1 Stunde 45 Minuten nach dem Start errreichen.

Trotz der vergleichsweise geringen Höhe genießt man auf der Karspitze eine imposante Aussicht nach Süden, in die anderen Himmelsrichtungen wird sie weitgehend von Bäumen und den umliegenden Erhebungen begrenzt. An klaren Tagen kann man weit ins Inntal (bis nach Kufstein und darüber hinaus) blicken. Das Bergpanorama bietet einen fantastischen Blick vorbei am Zahmen Kaiser mit Pyramidenspitze, Petersköpfl und Naunspitze zu den Kitzbüheler und Zillertaler Alpen. In Richtung des Alpenhauptkamms glitzern dessen schneebedeckte Gipfelzacken. In der Gegenrichtung blickt man über den benachbarten Wandberg hinweg zum Geigelstein.

Nach dem Rundumblick wandern wir in etwas mehr als 30 Minuten auf dem Aufstiegsweg zurück zur Wildbichl-Alm. Bei entsprechender Schneelage ist der größte Teil auch dieses Wegabschnitts – auf eigene Gefahr - rodelbar.

 

Die Wildbichl-Alm, eine urige Almhütte und Jausenstation, ist mit Ausnahme der Betriebsferien im Dezember und den wöchentlichen Ruhetagen am Montag und Dienstag ganzjährig geöffnet. In der gemütlichen Gaststube (rund 40 Innenplätze) und auf der Sonnenterrasse mit wunderbarer Aussicht (rund 70 Außenplätze) kann man sich die typischen Tiroler Hüttengerichte schmecken lassen. Neben wechselnden Tagesempfehlungen (z.B. Rindsgulasch, Wildragout), stehen Suppen und Salate sowie beispielsweise Speck- und Kaspressknödel, Wiener Schnitzel, hausgemachte Bratwürste und zünftige Brettljausen aus teils selbst erzeugten Produkten auf der Speisekarte. Selbstgebackene Strudel und Kuchen ergänzen das kulinarische Angebot. Für die Getränke gilt Selbstbedienung, die Speisen werden an die Tische gebracht. Bauernspeck und Räucherwürste aus eigener Herstellung gibt es auch zum Mitnehmen. Übernachtungen sind auf der Wildbichl-Alm nicht möglich.

Nach der ausgedehnten Einkehrpause machen wir uns auf den Rückweg. Auf der Aufstiegsroute geht es via Gabn-Karalmweg zu Fuß in knapp 45 Minuten zurück zum Ausgangspunkt am Ritzgraben. Dabei werden wir heute von zahlreichen Rodlern überholt, die die Abfahrt in rund 10 Minuten zurücklegen dürften.

Ohne Berücksichtigung der Rast auf der Wildbichl-Alm waren wir heute insgesamt 3 Stunden, davon etwa 1 Stunde 15 Minuten während des zweigeteilten Abstiegs von der Karspitze unterwegs.

Eine leichte Winterwanderung auf der Sonnenseite des bayrisch-tiroler Grenzgebietes mit herrlichem Gipfelpanorama, uriger Jausenstation und Rodelstrecke !

Günter Etschel ALMVOLK

 

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Die Berichte sind jedoch grundsätzlich subjektiver Natur und explizit auch nicht als Wanderführer gedacht. Gehzeiten und Schwierigkeiten sind individuell unterschiedlich, Bedingungen vor Ort wie Wegverhältnisse, Beschilderungen oder Hütten-Öffnungszeiten können sich jederzeit ändern. Eine eigenständige Tour-Vorbereitung und Beurteilung von Routen, Wetterverhältnissen und möglichen Gefahren sind unverzichtbare Voraussetzungen für jede Unternehmung in alpinem Gelände. Dazu zählen auch das vorherige Studium von Informations- und Kartenmaterial, das Mitführen einschlägiger Ausrüstung sowie die realistische Einschätzung der eigenen Leistungsfähigkeit. Dies gilt umso mehr bei Streckenverläufen abseits markierter Wanderwege oder gesicherter Steige.

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