Herbstwanderung (36): Heuberg

impressionen aus nussdorf

Für unsere heutige Jahresabschluss-Wanderung haben wir uns den Heuberg ausgesucht. Als Eckpfeiler der Chiemgauer Alpen und “Pforte” ins bayerisch-tiroler Inntal thront der Heuberg mit seiner – durch gleich mehrere Gipfel geprägten – kronenförmigen Struktur über dem Ort Nußdorf. Unser Tagesziel ist der namensgebende Mittelgipfel, eine aus dem Tal weithin sichtbare Graskuppe mit Gipfelkreuz auf 1.338m. Die weiteren Gipfelpunkte sind Kindlwand (1.228m), Wasserwand (1.367m) und Kitzstein (1.398m).

 

Aus Bayrischzell kommend passieren wir auf der Deutschen Alpenstraße das Sudelfeld und fahren an der Weggabelung oberhalb des Tatzelwurms geradeaus auf der Mautstraße durch das Förchenbachtal hinab bis nach Brannenburg (in der Mautgebühr von 3,00 EUR ist die Rückfahrt am gleichen Tag enthalten). Nach Überquerung des Inns erreichen wir schließlich unseren im Landkreis Rosenheim liegenden Ausgangspunkt Nußdorf. Via Inntalautobahn aus Richtung Rosenheim bzw. Kufstein anreisend wählt man am besten die Ausfahrt Brannenburg / Nußdorf. Der gebührenfreie Heuberg-Parkplatz am Steinbach ist im Ortszentrum ausgeschildert.

 

Wir starten auf rund 480m Seehöhe und folgen circa einen halben KIlometer dem linkerhand des Steinbachs verlaufenden Mühltalweg stromaufwärts bis zur zweiten hölzernen Brücke. Die Daffnerwald-Alm, unser Zwischenziel auf dem Weg zum Gipfel, ist hier mit 2 Stunden Gehzeit ausgeschildert. Geradeaus ginge es durch das idyllische Mühltal weiter in Richtung Dandlberg-Alm. Wir überqueren hier jedoch den Bach zum Waldpark hin (Wegweiser “Kirchwald / Heuberg”) und marschieren wenige Meter hinauf zum asphaltierten Heubergweg, an dem wir uns nach links wenden. Auf Höhe der letzten Häuser der Ortschaft wählen wir nach bisher rund 15 Minuten Gehzeit den an einem Schilderbaum bergwärts in den Wald führenden Kreuzweg. Rechterhand biegt die anspruchsvollere und rund 30 Minuten längere Route über die Bichleralm ab, die wir bei unserer Frühlingswanderung auf den Heuberg gegangen sind.

Der nun deutlich ansteigende, teils mit Holzstufen ausgebaute Steig führt uns im Hochwald an mehreren Kreuzweg-Stationen vorbei, bis wir auf den breiten Fahrweg zur Daffnerwald-Alm treffen. Diesem folgen wir nach links bergauf. Wir passieren eine Wasserquelle und treffen nach rund 40 Minuten Gehzeit auf die linkerhand gelegene Einsiedelei im Kirchwald (692m), die als einzige in Oberbayern noch von einem Eremiten bewohnt wird. Die das Ensemble prägende spätbarocke Wallfahrtskirche “Mariä Heimsuchung” wurde ursprünglich im Jahr 1720 erbaut. In der Mitte des Hochaltars ist eine byzantinische Ikone in einen Strahlenkranz eingearbeitet. Dieses Gnadenbild hatte 1644 ein Pilger aus Rom mitgebracht, der sich etwa 100m unterhalb der heutigen Kirche eine Klause in einer Felsenhöhle errichtete. Der dort austretenden Quelle wurde eine heilende Wirkung zugeschrieben. In früheren Zeiten diente die Einsiedelei auch als Schule für die Nußdorfer Kinder.

Nach der Kirchenbesichtigung setzen wir den Aufstieg auf dem teils betonierten, teils geschotterten Fahrweg fort. Streckenweise steil schlängelt sich dieser im Wald bergauf. Von links münden mehrere Zustiege vom Samerberger Wanderparkplatz Schweibern ein. Am Wegpunkt Mailach (976m) könnte man nach rechts abbiegen und via Mailach-Alm und Kindlwand zum Heuberg-Gipfel gelangen. Wir bleiben aber auf dem Hauptweg und erreichen wenig später nach insgesamt fast 2 Stunden Gehzeit die freie Hochebene der Daffnerwald-Alm.

Auf der am östlichen Heuberg-Rücken gelegenen Almfläche stehen in rund 1.050m mehrere Hütten. Zwei davon sind – nahezu ganzjährig – bewirtschaftet. Die Laglerhütte (www.laglerhof-nussdorf.de) und die Deindlalm (www.deindlalm.de) verfügen über urige Gaststuben und große Terrassen mit Aussicht auf die Chiemgauer Berge mit Hochries, Karkopf, Feichteck, Spitzstein und Pasterkopf.

In beiden Jausenstationen werden kalte Brotzeiten, warme Hüttengerichte (wie z.B. Erbsen- und Gulaschsuppe, Speckknödel) und Kuchen sowie eine breite Getränkeauswahl angeboten. Es gilt jeweils Selbstbedienung. Die Laglerhütte hat während der Weidesaison täglich, danach von Donnerstag bis Sonntag sowie an Feier- und Ferientagen geöffnet. Die Deindlalm, auf der man auch übernachten kann, hat ganzjährig geöffnet, von Oktober bis Mai ist - außer zur Ferienzeit - Montag Ruhetag.

Zwischen den Almen zweigt nach rechts der Steig in Richtung Heuberg-Gipfel ab, die Gehzeit ist mit 45 Minuten ausgeschildert. Mit Blick auf die felsige Wasserwand, die oberhalb eines Waldstreifens in den Himmel ragt, wandern wir auf einem Wiesenpfad bergwärts. Der erste Abschnitt des Aufstiegs führt im Zick-Zack über steile Hänge in offenem Weidegelände, dann tauchen wir in dichten Bergwald ein. Der Steig wird wurzeliger und steiniger, bevor wir schließlich die Einsattelung zwischen Heuberg und Wasserwand erreichen. Hier wenden wir uns nach links und steigen die letzten Höhenmeter zum edelweißgeschmückten Holzkreuz hinauf.

Rund 2,5 Stunden nach dem Start stehen wir auf dem beliebten, 1.338m hohen Aussichtsberg, auf dem man selten allein ist. Der Tiefblick ins bayerisch-tiroler Inntal beeindruckt ebenso wie die weit bis ins Voralpenland und Chiemgau reichende Aussicht. Das Bergpanorama wird vom nahen Kranzhorn sowie den Erhebungen des Mangfallgebirges mit Wildbarren, Wildalpjoch, Wendelstein, Breitenstein, Hochsalwand sowie Rehleitenkopf und Großem Riesenkopf (oberhalb der Hohen Asten) – um nur einige zu nennen - auf der anderen Seite des Inns geprägt. Die Fernsicht reicht bis zum Alpenhauptkamm im Süden. In direkter Umgebung der grasigen Heuberg-Kuppe ragen auch noch die schroffen Felsengipfel von Kindlwand, Wasserwand und Kitzstein empor, deren Begehung unbedingte Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erfordert, da die jeweiligen (Kletter-) Steige teils ausgesetzt verlaufen.

Nach der Gipfelrast steigen wir vom Heuberg auf der Aufstiegsroute in knapp 30 Minuten wieder hinunter zur Daffnerwald-Alm. Bei Nässe oder Frost kann der stellenweise stark ausgetretene Pfad recht matschig bzw. rutschig werden, so dass erhöhte Vorsicht geboten ist. Ab dem Waldrand kann man bereits die Almgebäude mit den beiden Jausenstationen überblicken.

Nach einer Stärkung marschieren wir auf dem Fahrweg talwärts in Richtung Kirchwald. Oberhalb von Nußdorf biegen wir nach rechts auf den bekannten Kreuzweg ab. An dessen Ende geht es nun rechterhand zum Mühlbach, wieder über die Brücke und am Bach entlang zurück zum Parkplatz, den wir knapp 1,5 Stunden nach dem Aufbruch auf der Daffnerwald-Alm erreichen. Insgesamt waren wir auf unserer sich über rund 850 Höhenmeter erstreckenden Jahresabschluss-Tour zum Heuberg etwa 5 Stunden (ohne Einkehrpause) unterwegs.

Wir merken uns die idyllisch gelegenen und ganzjährig geöffneten Hütten auf der Daffnerwald-Alm für eine Winterwanderung bzw. einen Rodelausflug im neuen Jahr !

 

Günter Etschel ALMVOLK

Hinweis: Die Benutzung der beschriebenen Wege erfolgt stets auf eigene Gefahr.