impressionen aus thiersee / Tirol
Das Gipfelziel unserer heutigen Herbsttour ist wieder einmal der 1.563m hohe Pendling, der bei schönem Wetter einen herrlichen Panoramablick über das Kufsteiner Land und die Bergwelt entlang des Tiroler Unterinntals bietet. Ausgangspunkt ist diesmal nicht der Schneeberg-Parkplatz oberhalb von Mitterland wie bei unserer letzten Sommerwanderung auf den Pendling, sondern Vorderthiersee.
Aus Bayrischzell kommend erreichen wir das idyllische Thierseetal via Ursprungpass (Grenzübertritt) und Landl. Wir folgen der Thiersee-Landesstraße nach Vorderthiersee und orientieren uns im Zentrum weiter in Richtung Kufstein. Auf Höhe des Thiersee-Ostufers biegen wir am “Breiten” (beim Lang- bzw. Breitenhof) rechts ab und fahren auf der schmalen Straße wenige hundert Meter bis zum kostenpflichtigen, oberhalb des Strandbad Ost gelegenen Parkplatz. Aus Richtung Kufstein über die Marblinger Höhe kommend biegt man von der Hauptstraße entsprechend rechts ab. Die am Automaten zu entrichtende Tagesparkgebühr beträgt 2 Euro.
Wir starten wenige Höhenmeter oberhalb des auf 616m liegenden Thiersee und folgen der gemächlich ansteigenden Straße bergwärts. Dabei können wir schon zum mächtigen Pendling hinauf blicken, der aus dieser Perspektive angesichts der schroffen Nordostseite fast unbezwingbar anmutet. Der Aufstiegsweg führt uns allerdings auf gut begehbaren Pfaden zum Gipfel, der am Start mit 3,5 Stunden Gehzeit (die wir auf unserer Route nicht benötigen werden) ausgeschildert ist. Nach wenigen Minuten endet die öffentlich befahrbare Straße an der Privatklinik “Armona Alpinresort”. Der anfangs noch asphaltierte, später geschotterte Fahrweg steigt nun im lichten Wald steiler an. Wir bleiben immer auf dem Hauptweg und ignorieren im weiteren Verlauf Abzweiger nach rechts (Steig hinunter zum Thiersee) und nach links (Forstweg in Richtung des 998m hohen Maistaller Bergs).
Nach etwas mehr als 20 Gehminuten biegen wir kurz vor dem Dreibrunnenjoch auf rund 730m an einem Schilderbaum nach rechts in Richtung Pendling, an dessen Fuß wir uns bereits befinden, ab. Der Forstweg führt uns 10 Minuten im dichten Nadel- und Laubwald hinauf zu einer Weggabelung. Rechts ginge es nach Hausern / Mitterland / Schneeberg bzw. auf der Forstweg-Route zu Kala-Alm und Pendlinghaus.
Wir marschieren geradeaus auf einem stetig ansteigenden Stein- und Wurzelpfad weiter. In der Folge queren wir zweimal geschotterte Forstwege, wobei wir immer der Beschilderung bzw. den Markierungen des Steigs zum Pendling folgen. An lichten Stellen des Bergwalds können wir rechterhand hinüber zum Vorderen Sonnberg, Trainsjoch und Hinteren Sonnwendjoch blicken.
Nach rund 1,5 Stunden Gehzeit erreichen wir den Wegpunkt „Kaltwasser“ (1.170m). Hier könnte man auch der Forststraße nach rechts folgen, die – an der Kala-Alm vorbei – direkt bis zum Pendlinghaus führt. Aber der nun steiler bergauf ziehende Wanderpfad ist deutlich abwechslungsreicher, wenn auch anspruchsvoller. Ein Mindestmaß an Trittsicherheit sollte gegeben sein, insbesondere bei Nässe besteht auf dem steinigen bzw. felsigen und von Wurzeln durchzogenen Steig erhöhte Rutschgefahr. In Serpentinen schlängelt sich der – teilweise mit Treppenstufen ausgebaute - Pendlingsteig auf der schattigen Flanke des Berges aufwärts, an imposant aufragenden Steilwänden und einer Höhle vorbei. Dabei wandeln wir auf den Spuren des bayerischen Schriftstellers Ludwig Steub (1812 bis 1888), der vor allem durch seine Erzählungen über Kultur, Sitten und Gebräuche der Tiroler bekannt wurde. Sein Buch „Drei Sommer in Tirol“ gilt immer noch als das literarische Standardwerk über Tirol.
Nach bisher etwa 2 Stunden Gehzeit trifft der Steig unterhalb eines Kamms auf die zum bewirtschafteten Pendlinghaus führende Forststraße. Wir wenden uns nach links und folgen ihr in Richtung der Einkehrstation (wer zuvor zum höchsten Punkt hinauf möchte, wählt den ebenfalls an dieser Stelle abzweigenden Gipfelweg). Linkerhand blicken wir hinüber auf die Bergwelt zwischen Schönfeldjoch und Brünnstein bzw. hinunter auf Hinterthiersee. Am Ausgang des Inntals sind Wildbarren und Heuberg erkennbar. Etwa 10 Minuten später erreichen wir das auf 1.537m Höhe liegende Pendlinghaus, das am heutigen Feiertag gut besucht ist.
Das ursprünglich 1909 erbaute und in den letzten Jahren renovierte Schutzhaus auf dem Pendling (früher auch „Kufsteiner Haus“ genannt) ist ebenso wie der Gasthof Schneeberg und die Kala-Alm im Besitz der Familie Mairhofer. Die Speisekarte bietet traditionelle Tiroler Küche. Neben Suppen, Salaten und deftigen Brotzeiten gibt es unter anderem Schweinebraten, Rindsgulasch, Selchfleisch mit Sauerkraut, Spinatknödel, Kaspressknödel und Speckknödel, natürlich auch Germknödel und verschiedene hausgemachte Kuchen.
Die große Sonnenterrasse mit ihrer freien Aussicht ist zu den beiden Massiven des Kaisergebirges und den Zentralalpen hin ausgerichtet. Lange Tafeln mit Panoramabildern am Geländer helfen beim Identifizieren der einzelnen Gipfel. Der eindrucksvolle Tiefblick fällt auf Kufstein mit der Festung im Zentrum und auf den Inn, der sich durch das Tal in Richtung Bayern zieht.
Das Pendlinghaus hat regulär von Ende April bis Anfang November täglich geöffnet. Für bis zu 55 Gäste bestehen Übernachtungsmöglichkeiten. Auch für Firmen-, Geburtstags- und sonstige Feierlichkeiten stellt es eine ganz besondere Location dar. Ausführliche Informationen zur Hütte gibt es im Internet unter www.pendlinghaus.at.
Vom Pendlinghaus führt ein Pfad in wenigen Minuten zum ersten von zwei Gipfelkreuzen auf dem 1.563m hohen Pendling. Der beliebte Aussichtsberg in den Brandenberger Alpen stellt die letzte Erhebung des über dem Inntal verlaufenden Berggrats mit Höhlenstein, Köglhörndl und Hundsalmjoch dar. Der Gipfelblick reicht vom Zahmen und Wilden Kaiser über die Kitzbüheler Alpen und Hohen Tauern bis zu den Zillertaler Alpen. Tief unter uns liegen der Stimmersee und der Langkampfener Segelflugplatz. Im Bereich des Gipfelkreuzes ist allerdings auch erhöhte Vorsicht geboten, da der Berghang direkt dahinter ohne sichernden Zaun fast 1.000 Meter steil ins Inntal abfällt.
Das zweite Kreuz steht etwa auf gleicher Höhe, aber etwas zentraler auf dem weitläufigen Gipfelplateau des Pendling. Es ist von Bäumen und großen, glatten
Felsblöcken umgeben.
Am zweiten Gipfelkreuz verweilen wir nur kurz und steigen diesmal auf dem schmalen Kamm-Pfad ab, der uns in lichtem Wald hinunter zum Fahrweg leitet. Rund 20 Minuten nach dem Aufbruch am Pendlinghaus sind wir zurück an der Stelle, an der der Pendlingsteig in den breiten Schotterweg einmündet. Wir wählen für den Rückweg nicht den heute stark frequentierten Wirtschaftsweg über die Kala-Alm, sondern wandern auf der Aufstiegsroute wieder bergab ins Thierseetal.
Nach rund 1,5-stündigem Abstieg unternehmen wir noch einen kleinen Abstecher zum rechterhand auf 732m Höhe liegenden Dreibrunnenjoch, das wir kürzlich schon bei unserer Wanderung zum Stimmersee passiert hatten. Am Wegpunkt Dreibrunnenjoch mit seinem Marterl, Gedenkstein, Holzbrunnen (mit drei Ausflüssen) und Brotzeitbankerl orientieren wir uns in Richtung Vorderthiersee. Knapp 20 Minuten später erreichen wir auf dem breiten Fahrweg - das letzte Stück mit Blick auf den idyllischen Thiersee - nach insgesamt rund 6-stündiger Tour (inklusive Einkehrpause) unseren Ausgangspunkt.
Eine vergleichsweise ruhige Alternativ-Route auf den beliebten Kufsteiner Aussichtsberg !
Günter Etschel │ ALMVOLK
Hinweis: Die Benutzung der beschriebenen Wege erfolgt stets auf eigene Gefahr.