Herbstwanderung (30): Thiersee & Stimmersee

impressionen aus thiersee / tirol

Das schöne Herbstwetter nutzen wir für einen “Spaziergang” um zwei idyllische Tiroler Seen, den Thiersee und den Stimmersee. Der Verbindungsweg führt uns über das sogenannte Dreibrunnenjoch, mit 732m der höchste Punkt des heutigen Ausflugs.

 

Unser Ausgangspunkt liegt im Thierseetal, das wir – aus Bayrischzell kommend – via Ursprungpass (Grenzübertritt) und Landl erreichen. Wir folgen der Thiersee-Landesstraße nach Vorderthiersee und orientieren uns im Zentrum weiter in Richtung Kufstein. Auf Höhe des Thiersee-Ostufers biegen wir am “Breiten” (beim Lang- bzw. Breitenhof) rechts ab und fahren auf der schmalen Straße wenige hundert Meter bis zum kostenpflichtigen, oberhalb des Strandbad Ost gelegenen Parkplatz. Aus Richtung Kufstein über die Marblinger Höhe kommend biegt man von der Hauptstraße entsprechend links ab. Die am Automaten zu entrichtende Tagesparkgebühr beträgt 2 Euro.

 

Wir starten wenige Höhenmeter oberhalb des auf 616m liegenden Thiersee und folgen der gemächlich ansteigenden Straße bergwärts (auf dem vom See zum Parkplatz hinauf führenden Gehweg kommen wir am Ende der Tour zurück). Das Dreibrunnenjoch ist mit 45 Minuten und der Stimmersee mit 1 Stunde 15 Minuten Gehzeit ausgeschildert. Nach wenigen Minuten endet die öffentlich befahrbare Straße an der Privatklinik “Armona Alpinresort”. Der anfangs noch asphaltierte, später geschotterte Fahrweg steigt nun im lichten Wald steiler an. Wir bleiben immer auf dem Hauptweg und ignorieren im weiteren Verlauf Abzweiger nach rechts (Steig hinunter zum Thiersee), nach links (Forstweg in Richtung Maistaller Berg) sowie erneut nach rechts (Wanderpfad nach Hausern / Mitterland bzw. auf den Pendling).

Rund 40 Minuten nach dem Start erreichen wir das auf 732m Höhe liegende Dreibrunnenjoch mit Marterl, Gedenkstein (für einen im Jahr 1837 an dieser Stelle ums Leben gekommenen Geistlichen), Holzbrunnen (mit drei Ausflüssen) und Brotzeitbankerl.

Ab hier führt der Wanderweg zwischen dem rechterhand aufragenden Pendling (1.563m) und dem linkerhand liegenden Maistaller Berg (998m) am Bach entlang bergab in Richtung Inntal. Etwa 120 Höhenmeter tiefer mündet von links der Stimmersee-Steig ein, über den wir auf unserer Rundtour um den Stimmersee auf dem Rückweg wieder herauf kommen. Kurz danach blicken wir linkerhand auf den kleinen, im Wald versteckten Stimmer-Stausee (590m, Zutritt nur für Berechtigte). Wir wandern weiter talwärts, der Schotterweg vollzieht dabei einen weiten Linksbogen. Einen Abzweiger in Richtung Unterlangkampfen lassen wir rechterhand liegen und folgen der Beschilderung zum Stimmersee.

Etwa 30 Minuten nach dem Dreibrunnenjoch verlassen wir den breiten Fahrweg nach links und stoßen kurz nach dem Elektrizitätswerk auf die Westspitze des Stimmersees. Der Zugang zum Erholungsraum Stimmersee, der auf Privatgrund im Gemeindegebiet von Langkampfen liegt, ist bis 20 Uhr gestattet. Badegäste zahlen im Sommer Eintritt.

Der Stimmersee wurde in den Jahren 1928 bis 1934 unter der Leitung von Peregrin Stimmer auf einer kleinen Anhöhe über dem Inntal auf 522m Seehöhe künstlich angelegt. Gespeist von zwei Bächlein weist er eine Wasserfläche von etwas über 3 Hektar auf und ist maximal 6m tief. Ein knapp 1km langer Pfad führt um den beliebten Badesee mit sehr guter Wasserqualität herum. Am flachen Westufer – von den Einheimischen auch als “Langkampfener Seite” bezeichnet – und Ostufer (“Kufsteiner Seite”) gibt es baumfreie Liegewiesen. Die beiden langen Seeseiten, die Nordseite am Fuß des Maistaller Bergs und die zum Inntal hin abfallende Südseite sind weitgehend dicht bewaldet.

Wir spazieren entlang der Südseite zum Ostufer, wobei wir den einzigen Abfluss des Stimmersees, den in den Inn mündenden Rochenbach passieren. Am Ostufer können wir auf Pendling und Kaisergebirge blicken. Hinter dem Strandbad liegt das halbrund gebaute Seehaus (mit Gästezimmern und Seminarraum), etwas tiefer der Gasthof Stimmersee mit großem Parkplatz, mehreren Gaststuben und Kastanien-beschirmtem Biergarten. Details zum kulinarischen Angebot sowie zu Öffnungszeiten und Übernachtungsmöglichkeiten kann man auf der Homepage des Gasthauses Stimmersee unter www.stimmersee.at nachlesen.

Ungefähr in der Mitte des Nordufers zweigt nach rechts der beschilderte Stimmersee-Steig in Richtung Dreibrunnenjoch ab. Der schmale Pfad führt nach einer Weggabelung im Wald steil an den südöstlichen Ausläufern des Maistaller Bergs hinauf, bevor wir den Hang nach links oben queren. Der Steig ist teils mit Holzstufen und an exponierten Stellen auch mit Holzgeländern ausgebaut. An lichten Stellen können wir hinab ins Inntal blicken. Oberhalb des Stimmer-Stausees biegt der Steig nach einer kleinen Bachlauf-Überquerung in den breiten Forstweg ein, den wir schon vom Hinweg kennen. Hier orientieren wir uns nun nach rechts / bergwärts und erreichen rund 45 Minuten nach dem Stimmersee erneut das Dreibrunnenjoch.

Wir folgen zunächst weiter dem Forstweg, biegen aber wenig später am Wegweiser in Richtung Vorderthiersee / See nach links auf einen schmalen Pfad ab, der den Streicherbach über ein Brücklein quert und dann oberhalb eines Wasserfalls im Hochwald bergab führt. Auf Höhe eines weiteren Bachlaufs schwenkt der Pfad nach rechts, verläßt das Waldstück und führt über eine Wiese direkt auf das südliche Ende des Thiersees zu (Gehzeit ab Dreibrunnenjoch knapp 30 Minuten).

Der während der letzten Eiszeit entstandene Natursee liegt unterhalb der mächtig und teils schroff anmutenden Pendling-Nordostseite inmitten eines Talkessels und prägt den Anblick des gesamten Hochtals mit der Ortschaft Vorderthiersee.

Wie der Stimmersee ist auch der 1930 als eines der ältesten Tiroler Naturdenkmäler unter Schutz gestellte Thiersee mit seinem im Sommer bis zu 24 Grad warmen Wasser ein beliebter Badesee. Er wird von Thierseebach, Streicherbach und Untererbach gespeist, ist etwa 25 Hektar groß und erreicht eine Wassertiefe von 12 Metern. Ein geschotterter, etwas über 2km langer Gehweg führt eben um den malerischen See herum. Dabei passiert man mehrere Liegewiesen und Stege, einen Campingplatz sowie das große Strandbad mit dem Café / Bistro “Blaubart” sowie Bootsverleih, Kinderspielplatz und Freizeitgelände.

Wir wenden uns nach links und wandern auf dem Uferweg im Uhrzeigersinn um den Thiersee. Ein Schilfgürtel rahmt den klaren und fischreichen See fast durchgehend ein. Mehrere Stationen des 2009 errichteten Themenwegs “Tiroler Traumfabrik” erinnern daran, dass Thiersee einst eine Hochburg der österreichischen Filmproduktion war. Unter anderem wurden hier “Das doppelte Lottchen“, „Blaubart“ und "Der Weibsteufel" gedreht.

Unweit des Nordufers steht das eindrucksvolle, 1926 errichtete Passionsspielhaus, in dem auch ein Museum zur Filmgeschichte im Thierseeetal eingerichtet ist. Die erstmals 1799 aufgeführte Thierseer Passion, die das Leiden und Sterben Jesu Christi in Form eines Mysterienspiels darstellt, findet alle 6 Jahre statt, das nächste Mal im Jahr 2022.

Kurz vor einer Fischerhütte biegen wir vom Seeuferweg nach links ab und marschieren wenige Höhenmeter zum Parkplatz hinauf. Die idyllische Thiersee-Umrundung dauerte etwas über 20 Minuten, die gesamte Zwei-Seen-Tour mit Jochüberschreitung knapp 3 Stunden.

Eine wenig anstrengende Zwei-Seen-Wanderung, die zu jeder Jahreszeit idyllische Ausblicke bietet !

 

Günter Etschel ALMVOLK

Hinweis: Die Benutzung der beschriebenen Wege erfolgt stets auf eigene Gefahr.