Almsommer-Tour (39): Hochmiesing

impressionen aus geitau

Die letzte Wanderung dieses Almsommers führt uns auf den Hochmiesing, der mit seinen 1.883m auf “Augenhöhe” mit der benachbarten Rotwand (1.884m) liegt, dem höchsten Punkt des Landkreises Miesbach sowie des bayerischen Teils des Mangfallgebirges.

 

Den Hochmiesing kann man von mehreren Startpunkten aus erreichen, eine vielbegangene – mit der Taubensteinbahn zudem abkürzbare – Route führt vom Spitzingsee herauf. Wir entscheiden uns heute aber für eine mit rund 6 Stunden Gehzeit etwas längere, aber landschaftlich reizvolle Rundtour mit Ausgangspunkt in Geitau. Der Aufstiegsweg führt uns via Soinsee und Großtiefental-Alm zum Gipfel, über die Kleintiefental-Alm und den Krottentaler Graben geht es dann wieder zurück.

 

Bei der Anfahrt aus dem Leitzachtal fällt er bereits ins Auge, der wuchtige Hochmiesing mit seinem markanten Abbruch auf der Nordseite. Aus Bayrischzell kommend biegen wir zwischen Osterhofen und Aurach von der Bundesstraße links nach Geitau ab, passieren den Postgasthof "Rote Wand" in der Ortsmitte und fahren bis zum kostenfreien Wanderparkplatz am Ende der öffentlichen Straße weiter. Man kann auch gut mit der Bayerischen Oberlandbahn (BOB) anreisen, die Haltestelle Geitau ist nur circa 15 Gehminuten entfernt.

Wir starten auf 780m Seehöhe und folgen am vorderen Ende des Parkplatzes der Beschilderung in Richtung Soinsee / Miesing. Die Gehzeit ist mit 2,5 Stunden für das Zwischenziel bzw. 4 Stunden für den Gipfel veranschlagt. Die schmale asphaltierte Straße führt uns - an einer kleinen Kapelle vorbei – flach und gemütlich durch den Geitauer Talboden zu den Gebäuden des Segelflugplatzes. Linkerhand blicken wir über die grüne Wiesenpiste hinüber zum Wendelstein, rechterhand sind hinter lichtem Baumbewuchs erst die Gödenbaueralm und später die mittlere Heubergalm “versteckt”. Darüber thront der breite Bergstock des Miesing mit seinem Doppelgipfel aus Dürrmiesing und Hochmiesing.

Wir passieren das Holztor am Segelflugplatz und die Zufahrt zur Heubergalm. An der folgenden beschilderten Wegkreuzung wenden wir uns nach rechts und biegen wenig später an der Brücke über den Steilenbach erneut nach rechts ab (geradeaus ginge es weiter in Richtung Klarer Alm bzw. Niederhofer Alm).

Nach bisherigen rund 30 Minuten Gehzeit folgen wir dem geschotterten Forstweg in den dichter und schattiger werdenden Bergwald. Wir marschieren an der Mieseben-Forsthütte vorbei und ignorieren kurz darauf die Abzweigung nach rechts in Richtung Krottentaler Alm / Taubensteinhaus (auf dieser Route kommen wir später zurück). Der Weg steigt nach anfangs mäßiger Steigung nun deutlich stärker an und führt uns am Südosthang des Steilenbergs weitere 30 Minuten hinauf.

Auf rund 1.180m Seehöhe erreichen wir schließlich das offene Almgebiet der Untersteilenalm, die rechts zu erkennen ist. Einen Abzweiger in Richtung Niederhofer Alm lassen wir linkerhand liegen. Mit Blick auf Steilenberg, Schellenberg und Gamswand wandern wir entlang eines Bachs weiter bergwärts.

In einer Kehre des Forstwegs unternehmen wir einen kurzen Abstecher durch ein Waldstück zum beeindruckenden Wasserfall, der vom Soinsee-Abfluss gespeist wird.

Zurück auf dem Versorgungsweg erreichen wir wenige Kehren später die malerisch auf 1.348m liegende Schellenbergalm. Vor dem steilen Schlußanstieg zum Soinsee lohnt sich hier eine kurze Verschnaufpause mit Panorama-Blick auf Wendelstein und Seeberg (mit Klarer Alm am Bergfuß).

Anschließend marschieren wir die letzten Höhenmeter hinauf zum idyllischen Bergsee, den wir nach insgesamt rund 2-stündiger Gehzeit erreichen. Zuletzt waren wir bei unserer Herbstwanderung zum Soinsee (vom Ursprungtal aus) hier.

Der auf 1.458m Seehöhe in einem Kessel liegende Soinsee ist mit einer Fläche von rund 5 Hektar der kleinste See, für den die Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen zuständig ist. Der durch große Felsblöcke am Ufer eingefasste See, der keine erkennbaren Zuflüsse hat, ist bis zu 9,5 Meter tief und mehr als 5 Monate im Jahr zugefroren. Das Westufer wird durch die hoch aufragenden Ruchenköpfe (1.805m) beherrscht, die sich im glasklaren Wasser spiegeln.

Am vorderen Ende des Soinsees zweigt nach links über ein Holzbrückerl der Übergang zur Soin-Alm bzw. Auerspitz ab. Wir bleiben auf der etwa 400m langen Nordseite, an der der Wirtschaftweg flach weiter in Richtung Großtiefental-Alm führt. Nach einem kurzen Waldstück blicken wir in ein von Ruchenköpfen, Auerspitz, Rotwand und Miesing umschlossenes Hochtal, an dessen Ende auf 1.500m die Gebäude der Großtiefental-Alm liegen. Hier endet auch der ausgebaute Weg. Hält man sich an der Alm links, kann man über die Kümpflscharte zum Rotwandhaus und weiter zur Rotwand aufsteigen. Rechterhand blicken wir auf die Steilabbrüche des Miesing-Felsstocks.

Wir gehen zwischen den urigen Almgebäuden hindurch und folgen dem markierten Bergsteig, der uns – mit Nahblick zur Rotwand - über Weidegelände und zwischen vereinzelten Lastschen hindurch hinauf zum Miesingsattel auf 1.703m führt. Dort stoßen wir etwa 45 Minuten nach dem Soinsee an einer Steinmauer auf den Übergang in Richtung Kleintiefental-Alm. Nach rechts zweigt der Stichsteig zum Hochmiesing-Gipfel ab. Angesichts der gegenüber liegenden Rotwand mit ihrer exponierten, in den Himmel ragenden Felsformation und den geschwungenen Grashängen darunter wirkt der Hochmiesing von hier aus eher wie ein abgerundeter Buckel. Ohne größere Schwierigkeiten steigen wir im Zick-Zack auf ausgeschnittenen Gassen durch dichte Latschenfelder die letzten 180 Höhenmeter dem Gipfelkreuz entgegen. Nach insgesamt 3 Stunden 15 Minuten Gehzeit erreichen wir unser Tagesziel, rund 1.100 Höhenmeter oberhalb des Startpunkts gelegen.

Das ausgedehnte Gipfelplateau des 1.883m hohen Hochmiesing ist vergleichsweise eben bzw. wellig und dicht von Latschen umsäumt. Es bietet aber eine herrliche Fernsicht in alle Richtungen und im Gegensatz zur stark frequentierten Rotwand geht es auf dem Hochmiesing deutlich ruhiger zu. Der Blick schweift vom Breiten- und Wendelstein über Brünnstein, Seeberg, Traithengruppe bis zum Kaisergebirge und Alpenhauptkamm. Im Nahbereich dominieren Auerspitz, Maroldschneid, Rotwand, Lämpersberg, Taubenstein (mit Bergbahnstation), Jägerkamp, Aiplspitz und Rauhkopf (mit darunter liegender Krottentaler Alm). In westlicher Richtung ist die gesamte Bergwelt jenseits des Spitzingsees (v.a. Schinder, Stolzenberg, Roßkopf, Bodenschneid, Brecherspitz) einsehbar. Talwärts können wir das Leitzachtal zwischen Geitau und Bayrischzell überblicken.

Geht man vom Gipfelkreuz einige Meter in östlicher Richtung, genießt man einen imposanten Tiefblick auf den Soinsee. Von diesem Aussichtspunkt aus kann man auch den mit 1.863m etwas niedrigeren und kreuzlosen zweiten Miesing-Gipfel gut betrachten. Der deutlich steilere, felsigere und noch dichter latschenbewachsene Dürrmiesing ist nicht durch einen beschilderten oder markierten Steig erschossen.

Nach unserer Gipfelrast steigen wir auf dem Stichsteig wieder durch das Laschengelände hinunter zum Miesingsattel. Linkerhand blicken wir nochmals hinüber auf die Ruchenköpfe, rechterhand zum Taubensteinhaus. Am Überstieg orientieren wir uns nach rechts. Ein teils tief ausgewaschener Wiesensteig leitet uns in Schleifen hinunter zur Kleintiefental-Alm auf 1.546m, die wir rund 30 Minuten nach dem Aufbruch am Gipfel passieren. Bei den Almgebäuden treffen wir auf einen Fahrweg, dem wir nun immer talwärts folgen - im Uhrzeigersinn um den Miesing herum und den Krottentaler Graben hinunter Richtung Geitau. Den circa 15-minütigen Abzweiger nach links zum Taubensteinhaus lassen wir heute aus. Die nahezu ganzjährig bewirtschaftete DAV-Hütte haben wir kürzlich bei unserer Almsommer-Tour zum Taubenstein und Rauhkopf (vom Spitzingsee aus) besucht.

Auch an der zweiten Weggabelung mit Abbiegemöglichkeit nach links zur Krottentaler Alm marschieren wir geradeaus weiter. Wir queren ein breites Geröllfeld, das unterhalb einer zwischen den beiden Miesing-Gipfeln in der steilen Nordflanke eingeschnittenen Rinne beginnt und im Graben ausläuft. In Serpentinen geht es auf dem breiten Schotterweg bergab, kurz an einem rauschenden Bachlauf vorbei und in den Wald hinein. Schließlich treffen wir oberhalb der Mieseben-Forsthütte auf den vom Aufstieg bekannten Forstweg, dem wir nach links folgen.

In rund 30 Minuten wandern wir zurück zum Ausgangspunkt, den wir nach insgesamt fast 6-stündiger Tour (davon etwa 2 Stunden Abstieg) erreichen.

Für einen zünftigen Ausklang bieten sich mit dem Postgasthof “Rote Wand” (www.rotewand.de) und dem Gasthaus Aiplspitz (www.gasthaus-aiplspitz.de) zwei zentral in Geitau gelegene Einkehrmöglichkeiten mit Biergarten an.

Eine etwas längere, aber ruhige Rundtour um den Hochmiesing, die bis auf den gipfelnahen Abschnitt zwischen Groß- und Kleintiefental-Alm auf befestigten Wegen verläuft !

 

Günter Etschel ALMVOLK

Hinweis: Die Benutzung der beschriebenen Wege erfolgt stets auf eigene Gefahr.