impressionen aus bayrischzell
Neben dem Wendelstein, dem Sudelfeld und dem Traithen prägt vor allem der Seeberg das Gebirgspanorama im Talschluß um Bayrischzell. Der 1.538m hohe Seebergkopf sowie die benachbarte, deutlich unbekanntere Seebergschneid sind das Ziel unserer heutigen Herbstwanderung zwischen Leitzach- und Ursprungtal.
Unser Ausgangspunkt ist der kostenpflichtige Seeberg-Parkplatz in Bayrischzell. Aus Richtung Schliersee bzw. Fischbachau kommend folgt man bei der Anfahrt der Alpenstraße in den Ort und biegt - kurz nachdem man das Ortsschild von Bayrischzell passiert hat - direkt nach einer Brücke rechts ab. Man fährt nun geradewegs auf den bei der Minigolfanlage gelegenen Parkplatz zu. Die Tagesgebühr beträgt 3,00 Euro. Alternativ kann man den Seeberg-Parkplatz auch vom Bahnhof aus zu Fuß in knapp 10 Minuten erreichen.
Wir starten auf etwa 800m Seehöhe, der Seebergkopf als höchster Punkt ist am Parkplatz mit 2 Stunden 15 Minuten Gehzeit ausgeschildert. Der einst als Almweide genutzte Seeberg ist heute weitgehend bewaldet. Der Bayrischzeller Höhenweg führt uns zunächst rechts von der Minigolfanlage sachte ansteigend in den schattigen Wald hinein. Der anfangs breite Pfad wird schmaler und zieht in zahlreichen Serpentinen teils steil bergauf. Rasch gewinnen wir an Höhe. Eine Aussichtskanzel mit Bankerl und mehrere lichte Stellen geben den Blick auf den Wendelstein sowie das darunter liegende Bayrischzell frei. Schließlich leitet uns ein flacherer Querweg parallel zum Ursprungtal Richtung Süden. Dieses Teilstück ist aufgrund von Windbruch und Abholzung etwas sonniger. Zurück im Bergmischwald marschieren wir an der St. Josephs Deliciusquelle vorbei und erreichen nach rund 1 Stunde 15 Minuten Gehzeit offenes Almgelände.
Auf 1.232m Höhe treffen wir auf die Neuhütte, eines der ältesten Almgebäude der Region (Baujahr 1678). Auf der baumärmeren Südseite des Seebergs reicht die Aussicht weit hinein ins Ursprungtal, das Bayern mit Tirol verbindet. Die Grenze befindet sich am Ursprungpass. In den Napoleonischen Kriegen unterhielten die Bayerischen Gebirgsschützen hier “auf der Wacht” einen Beobachtungsposten. Ein Gedenkstein mit Aussichtsbankerl erinnert an diese Zeit.
An der Neuhütte orientieren wir uns nach rechts und setzen unseren Aufstieg in Richtung Seebergalm fort. Der Pfad führt durch steil abfallendes Weidegelände und einen Waldstreifen bergauf. Linkerhand blicken wir hinunter auf die Niederhofer Alm bzw. hinüber zur Seewiesau-/Seepassaualm. Auch die Schellenbergalm am Aufstiegsweg zum Soinsee ist erkennbar. Rund 20 Minuten nach der Neuhütte passieren wir auf 1.338m die 1760 errichtete, auf einer Lichtung liegende Seeberghütte (nicht bewirtschaftet). Kurz vor dem Gebäude schlägt der Pfad an einer Steinmauer einen scharfen Rechtsknick ein. Über Wiesen und ein weiteres Waldstück führt uns der Stich-Steig erst moderat ansteigend, dann wieder steiler weitere 200 Höhenmeter den Seeberg-Südhang hinauf. Am grasigen Bergrücken angelangt folgen wir seinem Verlauf in mäßiger Steigung nach links zum höchsten Punkt, den wir rund 25 Minuten nach der Seebergalm bzw. etwas über 2 Stunden nach dem Aufbruch erreichen.
Auf dem Seebergkopf in 1.538m Höhe belohnt uns am Gipfelkreuz dann eine wunderbare Aussicht auf das Leitzachtal mit den Bayrischzeller Ortsteilen im Tiefblick, auf den Wendelstein und die umliegende Bergwelt mit Hinterem Sonnwendjoch, Auerspitz, den Ruchenköpfen, Rotwand, Hochmiesing, Aiplspitz, Breitenstein, Schweinsberg, Wildalpjoch, Sudelfeld sowie Kleinem und Großem Traithen – um nur die prägnantesten Erhebungen zu nennen.
Bei unserer Frühlingstour zum Seeberg sind wir nach der Gipfelrast wieder zur Neuhütte abgestiegen. Heute wollen wir noch der Seebergschneid, die vom Seebergkopf aus im weiteren Gratverlauf nach Westen als vorgelagerter Sporn erkennbar ist, einen Besuch abstatten.
Eine Beschilderung oder einen erkennbaren Pfad zur Seebergschneid gibt es nicht, allenfalls Trittspuren einheimischer Wanderer. Dennoch kann man mit etwas Orientierungssinn problemlos zum Ziel gelangen, wenn man das licht bewaldete Gelände entlang des Seebergkamms – immer links von den nach Norden schroff abfallenden Gratfelsen – durchschreitet. Es geht zunächst leicht bergab, dann wieder hinauf. Kurz vor der Seebergschneid überqueren wir nach rund 20 Minuten Gehzeit in einer Mulde eine grasbewachsene Hochfläche. Hier soll sich bis ins Jahr 1899 ein natürlicher See befunden haben, von dem der Seeberg gerüchteweise seinen Namen hat.
Am nördlichen Ende der Fläche ragt der mit einem Holzkreuz geschmückte Felsensporn nahe einer Abbruchzone ins Leitzachtal hinein. Die Seebergschneid ist 1.519m hoch und damit etwa 300m niedriger als der gegenüber auf der anderen Talseite thronende Wendelstein.
Wir marschieren weg- und markierungslos zurück zum Seebergkopf und von dort auf dem Aufstiegssteig wieder hinunter zur Neuhütte (zusammen etwa 45 Minuten Gehzeit).
Hier gönnen wir uns eine urige Einkehrpause. Bei der Almerin gibt es während der Sommermonate einfache Brotzeiten, Kuchen und Getränke, die man im kleinen Garten vor der Hütte mit Blick ins Ursprungtal, auf den Traithen sowie das Trainsjoch genießen kann.
Anschließend kehren wir nicht auf dem Aufstiegsweg zum Ausgangspunkt unserer heutigen Wanderung zurück, sondern setzen die Tour zunächst auf dem Bayrischzeller Höhenweg fort. Ein geschotterter Forstweg führt uns stetig abwärts ins idyllische Hochtal der Klarer Alm und Niederhofer Alm (auf rund 1.050m). Linkerhand blicken wir zur 1.592m hohen Gamswand hinüber und beobachten Steinadler, die hier ihr Jagd- und Thermikgebiet haben.
Kurz vor der Klarer Alm mündet von rechts ein Steig ein, der direkt von der Seebergalm herunter führt. Danach ist der Talgrund
erreicht und der Weg vollzieht eine Linkskurve. Rund 30 Minuten nach der Neuhütte bieten sich an der Abzweigung zur Niederhofer Alm, auf der man während der Weidesaison ebenfalls eine almtypische
Brotzeit bekommen kann, mehrere Möglichkeiten für den Rückweg nach Bayrischzell. Man könnte via Niederhofer Alm durch das stille und am Ende schluchtartige Wackbachtal ins Ursprungtal absteigen
und von dort entlang des Aubachs zum Ausgangspunkt zurückkehren. Alternativ biegt man kurz vor der Niederhofer Alm rechts ab und marschiert über den Bayrischzeller Höhenweg und das Sillberghaus
ins Ursprungtal hinunter. Letzteres war unser Heimweg im Frühjahr.
Wir entscheiden uns heute für die dritte mögliche Wegvariante und wenden uns am Weidegatter nach rechts (in Richtung Geitau / Osterhofen), um den Seeberg zu umrunden und über Mieseben und das Leitzachtal nach Bayrischzell zurück zu wandern. Auf dem geschotterten Versorgungsweg geht es – immer entlang des Steilenbachs – zügig talwärts. An der Steilenbachbrücke lassen wir nach weiteren rund 30 Minuten Gehzeit den auf circa 850m Höhe abzweigenden Fahrweg in Richtung Soinsee bzw. Krottentaler Alm linkerhand liegen. Kurz darauf treffen wir auf die Mieseben-Teerstraße. Dieser könnte man – am Klarerhof vorbei – bis nach Osterhofen folgen. Wir wählen allerdings den Wanderpfad, der rechts davon entlang des idyllisch dahin plätschernden Alpbachs verläuft.
Schließlich treffen wir auf die Asphaltstraße und folgen ihr kurz nach rechts. Nach einer Brücke biegen wir an einem Transformatorhäuschen entsprechend des Wegweisers nach Bayrischzell rechts ab. Am Talboden führt uns ein breiter Schotterweg immer an der Leitzach entlang (rechts davon gibt es auch noch eine Alternativroute, die näher am Bergfuß verläuft). Die Leitzach hat hier zahlreiche Gumpen, das Ufer ist beidseits mit Büschen und Bäumen bewachsen. Rechterhand können wir über die Wiesen hinweg hoch zum Seebergkamm mit unseren beiden heutigen Gipfelzielen blicken.
Kurz vor Bayrischzell wechseln wir an einer Brücke auf die linke Bachseite, verlassen den breiten Weg nach rechts und marschieren auf einem Wiesenpfad bzw. einer Asphaltstraße an den Tennisplätzen vorbei zu unserem Ausgangspunkt am Seeberg-Parkplatz. Diesen erreichen wir rund 2,5 Stunden nach der Neuhütte. Insgesamt waren wir heute auf unserer Rundtour auf und um den Seeberg etwa 6,5 Stunden unterwegs.
Eine abwechslungsreiche Umrundung des Bayrischzeller Aussichtsbergs mit einem gut besuchten Seebergkopf und einsamer Seebergschneid !
Günter Etschel │ ALMVOLK
Hinweis: Die Benutzung der beschriebenen Wege erfolgt stets auf eigene Gefahr.