Almsommer-Tour (32): Jägerkamp - via Aurachtal

impressionen aus aurach

Nachdem unsere letztjährige Tour zum Jägerkamp-Gipfel am Spitzingsee startete, nehmen wir uns heute den Aufstieg über das Aurachtal und die Benzingalm vor. Die Abstiegsroute führt uns dann über die Jägerbauernalm zurück.

 

Unser Ausgangspunkt ist Aurach. In dem kleinen Ortsteil der Gemeinde Fischbachau treffen Wege aus drei Richtungen (Schliersee, Fischbachau und Bayrischzell) zusammen. Aus Bayrischzell kommend biegen wir kurz vor der direkt an der Bundesstraße gelegenen Kapelle nach links in die Benzingstraße ab, die begrenzte Parkmöglichkeiten bietet.

 

Am Startpunkt auf 775m Seehöhe ist der Weg zum Jägerkamp mit 2,5 Stunden Gehzeit ausgeschildert, wir haben ein Streckenprofil mit fast 1.000 Höhenmetern vor uns. In südlicher Richtung können wir schon unser erstes Zwischenziel, die in einem Bergkessel hoch über dem Aurachtal thronende Benzingalm sehen. Zunächst führt uns ein Fahrweg am Leitzachtaler Kletterstadl des DAV und einem steinernen Bildstock vorbei. Wir passieren eine weitere kleine Kapelle und folgen dem stetig ansteigenden Schotterweg, der uns – parallel zum Bach - ins bewaldete und von steilen Bergflanken begrenzte Aurachtal hinein führt.

Nach rund 45 Minuten Gehzeit geht der Forstweg zunächst in einen steinigen und schattigen Pfad und nach Überquerung des heute nur wenig Wasser führenden Aurachgrabens in einen schmalen Waldsteig über. Dieser zieht sich in zahlreichen, aber gut begehbaren Serpentinen durch den mit vielen Buchen durchsetzten Wald den Berg hinauf. Nach rund 1,5 Stunden öffnete sich vor uns der große Kessel.

Am Talboden angekommen zweigt nach links der Steig zum 1.759m hohen Aiplspitz-Gipfel ab (rund 1,5-stündiger Aufstieg). Wir wandern aber nach Westen weiter und erreichen rund 10 Minuten später die malerisch auf 1.325m liegende Benzingalm (privat, nicht bewirtschaftet). Uns begrüßen neben den sömmernden Kühen viele Alpenblumen wie Stil-Enzian, Silberdisteln und Almrausch. Oberhalb und unterhalb der Almhütte sind zwei Almgärten mit Klaubsteinmauer zu erkennen. Die Alm hat keinen befahrbaren Versorgungsweg, sondern ist nur auf Pfaden erreichbar.

Wir genießen kurz den weiten Blick aus dem nach Norden offenen, ansonsten aber von steil einfallenden Hängen eingefassten Kessel heraus ins Leitzachtal mit Aurach und Fischbachau, flankiert durch die Bergwelt zwischen Auracher Köpferl, Schwarzenberg, Breitenstein und Schweinsberg.

Dem Wegweiser zum Jägerkamp folgend marschieren wir nun weiter in den Kessel hinein. Das Pfeifen der hiesigen Murmeltier-Kolonie begleitet uns über die ansteigende Almweide bis zum Bergfuß. Ein steiler, im Zick-Zack verlaufender Steig, der sich nach dem Regen der letzten Tage stellenweise etwas rutschig präsentiert, führt uns hoch zu einer Einsattelung (etwas mehr als 30 Minuten Gehzeit). Von hier aus können wir rechterhand hinunter auf die unterhalb des Jägerkamp liegende Jägerbauernalm blicken.

Wir orientieren uns am Sattel zunächst aber nach links und folgen dem schmalen Felsen-Steig, der durch teils dichte Latschenfelder den Nordgrat hinauf zum östlichen Gipfelbereich des Jägerkamp führt. Rund 1 Stunde nach der Benzingalm erreichen wir das Gipfelkreuz auf 1.746m Höhe.

Das schöne Wetter ermöglicht uns einen wunderbaren Tiefblick auf die Jägerbauernalm, den Schliersee und in das Alpenvorland hinein. Das Rundum-Bergpanorama am Jägerkamp reicht vom Breitenstein und Wendelstein über Aiplspitz, Hochmiesing und Rotwand bis zum hinteren Sonnwendjoch und Schinder im Süden sowie den Tegernseer Bergen im Westen. Zum Taubenstein gewandt blicken wir auf die Hütten der oberen und unteren Schönfeldalm samt Schönfeldhütte hinunter.

Nach der Gipfelrast steigen wir nicht in Richtung Benzingspitz bzw. Schnittlauchmoosalm ab, sondern orientieren uns südwestlich. Der schmale Kammweg führt mit kurzem Gegenanstieg zu einem latschenbewachsenen Gratköpfl, das den “zweiten” Jägerkamp-Gipfel bildet (sogar 2 Meter höher, aber kreuzlos). Von dort geht es durch enge Latschengassen weiter im Uhrzeigersinn den Grat entlang. Linkerhand blicken wir auf die vom Stolzenberg über den Roßkopf bis zur Bodenschneid bzw. Brecherspitz reichende Gebirgskette. Der Pfad führt uns an der Jägerkamp-Westschneid über eine - heute etwas sumpfige - Gras-Passage wenige Höhenmeter hinab und wendet sich vor einer Felswand nach rechts (nicht markierte Abzweigung). In einem weiten Bogen am Kesselhang werden wir nun sachte hinunter zur Jägerbauernalm geleitet.

Rund 45 Minuten nach dem Aufbruch am Gipfel erreichen wir das urige, über 300 Jahre alte Steinhaus mit kleiner Terrasse und Blick auf den gesamten Kammverlauf des Jägerkamp. Die Jägerbauernalm liegt auf 1.546m Höhe inmitten freier Almwiesen. Diese bevölkern neben den Kühen auch Ziegen, Lamas, Schweine, Hasen sowie Hühner. Die Jägerbauernalm besitzt ebenfalls keinen befahrbaren Versorgungsweg. Die kürzeste Aufstiegsmöglichkeit bietet ein Pfad, der an der Spitzingstraße (ca. 1km vor dem Spitzingsattel auf rund 1.000m Seehöhe) beginnt und aus westlicher Richtung auf das Almgelände einmündet (Gehzeit rund 1,5 Stunden).

Während der Almsaison kann man auf der Jägerbauernalm einkehren, es gibt einfache Brotzeiten, selbst produzierten Almkäse und diverse Getränke. Die Almerin hat keine festen Preise für die Verpflegung, man hinterläßt stattdessen einen selbst gewählten Betrag in der Almkasse.

Wir marschieren nun über die Weide hinauf zum kleinen Aussichts-Gupf hinter der Jägerbauernalm und genießen von dort zum Abschied noch einen herrlichen Blick auf den Schliersee samt Ort und Umgebung. Anschließend orientieren wir uns nach Osten hin zur Einsattelung zwischen Jägerkamp und Nagelspitz auf rund 1.600m, die wir bereits vom Aufstieg kennen. In rund 30 Minuten steigen wir auf der gleichen Route im Schrofengelände wieder zur Benzingalm ab. Von dort benötigen wir etwa 1 Stunde 15 Minuten Gehzeit bis zum Ausgangspunkt in Aurach.

Heute waren wir insgesamt rund 6,5 Stunden (davon ungefähr 5 Stunden reine Gehzeit) unterwegs. Wer nach der Wanderung noch(mals) einkehren möchte, hat in Aurach die Auswahl zwischen den Gasthöfen Mairhofer (www.gasthof-mairhofer.de) und Wölflhof (www.gasthof-woelflhof.de), die beide bayerische Schmankerln in gemütlich-rustikalem Ambiente bieten.

Eine sommerliche Wandertour mit beeindruckendem Bergpanorama und “Zoobesuch” auf der Jägerbauernalm !

 

Günter Etschel ALMVOLK

Hinweis: Die Benutzung der beschriebenen Wege erfolgt stets auf eigene Gefahr.