impressionen aus kundl / tirol
Drei der schönsten Naturschluchten in Tirol liegen im Bezirk Kufstein: Kaiserklamm, Tiefenbachklamm und Kundler Klamm. Nachdem wir die ersten beiden bereits im Frühling besucht haben, steht heute die dritte Klamm auf unserem Programm.
Die Kundler Klamm, die zugleich den Verbindungsweg zwischen dem Unterinntal und dem Hochtal Wildschönau darstellt, ist ein beliebtes Familien-Ausflugsziel. Im Gegensatz zu den beiden anderen Klammen mit ihren schmalen Triftsteigen führt seit umfassenden Sanierungs- und Sicherungsarbeiten in 2009 ein breiter, stufenfreier und Kinderwagen-tauglicher Wanderweg durch die beeindruckende Schluchtlandschaft. Die Kundler Klamm ist in der Regel von Anfang Mai bis Ende Oktober frei begehbar. Bei starken Unwettern oder großen Regenmengen kann die Klamm aus Sicherheitsgründen allerdings gesperrt werden.
Um zum Ausgangspunkt in Kundl zu gelangen, nehmen wir eine etwas längere Anfahrt in Kauf. Auf der Inntal-Autobahn in Richtung Innsbruck passieren wir Kufstein. Ab der Ausfahrt Wörgl-West fahren wir dann weiter über die Bundesstraße nach Kundl. Dort biegt die Klammstraße, die zum großen kostenfreien Parkplatz an der Kundler Klamm führt, direkt von der Hauptstraße ab.
Wir starten am Parkplatz auf rund 550m Seehöhe. Der ausgeschilderte Einstieg in den Klammweg erfolgt über eine sehenswerte, über 100 Jahre alte und denkmalgeschützte Holz-Brücke über die Wildschönauer Ache - errichtet im Fachwerkstil zu Zeiten Kaiser Franz Joseph I. Gleich danach folgt das “Wildschönauer Tor”, ein kurzer bogenartiger Felsentunnel. Wie andere Zuflüsse aus den waldreichen Seitentälern des Inntals wurde die Ache bis ins 20. Jahrhundert zur Holztrift genutzt, d.h. Waldarbeiter warfen die gefällten Baumstämme im Frühling in die Ache, deren Wassermassen sie dann bis nach Kundl trieben.
Unter Felsvorsprüngen hindurch führt der Weg in 10 bis 15 Gehminuten zunächst bis zum Gasthaus "Kundler Klamm" (ehemaliges Wegzollhaus, www.kundlerklamm.at). An Dienstagen wie heute sollte man im Sommer jedoch seine Brotzeit im Rucksack dabei haben, da fast alle potenziellen Einkehrstationen auf der Tour wegen Ruhetag geschlossen sind. Am Gasthaus stößt man auch auf ein großes Drachentier. Denn die Kundler Klamm soll der Sage nach durch einen wütenden Drachen entstanden sein, der im Kampf mit einem Bauern um sich schlug und so die Schlucht schuf, die den See auf dem Gebiet der heutigen Wildschönau Richtung Inn abfließen ließ.
Kurz nach dem Gasthaus beginnt die eigentliche Schluchtstrecke entlang der Wildschönauer Ache, eng begrenzt von steilen, bis zu 200 Meter hohen Felswänden auf beiden Seiten. Das Flussbett, das an einigen Stellen zugänglich ist, ist voller Steine verschiedenster geologischer Art, die in Grau-, Rot- und Brauntönen schimmern. Hier treffen Gesteinsarten wie Wildschönauer Schiefer, Bundsandstein, Tonschiefer, alpiner Muschelkalk und Ramsau-Dolomit aufeinander.
Rund 2km führt der wildromantische, durch seine vergleichsweise einfache Begehbarkeit aber meist gut besuchte Weg durch die Klamm. Durch kleinere Tunnel und über zwei Brücken geht es leicht ansteigend Richtung Wildschönau, immer begleitet vom lauten Rauschen der meist reißenden Ache.
Nach rund 45 Minuten Gehzeit endet der Schluchtweg und das Tal weitet sich. Eine Schotter- bzw. Teerstraße führt weitere 3km bis zum Weiler Mühltal.
Diese Strecke kann man zu Fuß zurücklegen oder den regelmäßig verkehrenden nostalgischen Bummelzug wählen. Am Klamm-Ende gibt es eine Einstiegs- bzw. Ausstiegsstation. Der Wildschönauer Bummelzug fährt täglich zwischen 10 und 16 Uhr jeweils zur halben Stunde an der Klamm bzw. vollen Stunde in Mühltal weg. In drei Waggons können bis zu 72 Personen befördert werden. Der Zugtraktor fährt gemütliche 10km/h. Für die einfache Fahrt zahlen Erwachsene ohne Ermäßigung 4,00 EUR, Kinder über 6 Jahre 2,50 EUR. Weitere Informationen kann man unter www.bummelzug.com nachlesen.
Wir verzichten auf die Fahrgelegenheit und marschieren auf der sachte ansteigenden Straße weiter ins Hochtal. Dabei passieren wir das Wasserkraftwerk Mühltal und erreichen nach rund 40 Minuten Gehzeit den Gasthof "Klammrast", eine weitere Einkehrmöglichkeit (www.klammrast.at, Dienstags ebenfalls Ruhetag). Kurz darauf biegen wir an einer Brücke über die Wildschönauer Ache links ab und folgen dem Mühltal-Rundweg, der uns in rund 20 Minuten ins Ortszentrum auf über 700m Höhe führt. Für den insgesamt etwa 6,5km langen Weg mit kaum 150m Höhendifferenz haben wir seit dem Start knapp 2 Stunden benötigt.
Nach kurzer Rast geht es nun auf der Klammstraße in rund 45 Minten Gehzeit flussabwärts zurück bis zum oberen Klamm-Ende. Einen Zugang zur Ache nutzen wir zur Erfrischung im kalten, kristallklaren Wasser und zum Suchen bunt-marmorierter Steine. Besonders schöne selbstgefundene Exemplare kann man am Ende der Tour in der einzigen Steindreherei Tirols (“Haus der Steine” am Klamm-Parkplatz, www.steinzeit-sandbichler.at) anschleifen bzw. zu Schmuck oder allerlei Gebrauchsgegenständen verarbeiten lassen. Man sollte allerdings die Möglichkeit haben, diese ein paar Tage später dort abzuholen.
Schließlich wandern wir auf dem Schluchtweg zurück zu unserem Ausgangspunkt, den wir rund 1,5 Stunden nach dem Aufbruch in Mühltal erreichen. Insgesamt waren wir auf der heutigen Tour etwa 3,5 Stunden (reine Gehzeit) unterwegs.
Auch wenn die Kundler Klamm sicherlich die am leichtesten begehbare der drei Flußschluchten ist und daher entsprechendes Besucheraufkommen erfährt, bietet sie doch ein echtes Klamm-Erlebnis !
Günter Etschel │ ALMVOLK
Hinweis: Die Benutzung der beschriebenen Wege erfolgt stets auf eigene Gefahr.