impressionen aus flintsbach
Ziel unserer heutigen Tour sind zwei Berge am Rand des Inntals, die im Vergleich zu den Hauptgipfeln des Wendelsteingebiets wie sanfte Waldhügel erscheinen: der große Riesenkopf und der Rehleitenkopf. Doch das Höhenprofil der Aufstiegsroute von Flintsbach am Inn aus ist mit insgesamt über 1.000 Höhenmetern durchaus anspruchsvoll. Da die Zwei-Gipfel-Wanderung zudem nicht durchgehend beschildert bzw. markiert ist, ist abschnittsweise ein Mindestmaß an Orientierungssinn nötig.
Die Anfahrt führt uns von Bayrischzell über das Sudelfeld und die Mautstraße (3,00 EUR Gebühr, in der die Rückfahrt am selben Tag inbegriffen ist) nach Brannenburg. Nach der Mautstation am Ende des Förchenbachtals biegen wir nicht links in Richtung Talstation der Wendelstein-Zahnradbahn ab, sondern orientieren uns rechts nach Flintsbach. Im Ort biegen wir am Wegweiser zur Burg Falkenstein rechts in den Astenweg ab und folgen diesem bis zum Petersbergweg. Am Bergfuß stoßen wir auf den kostenfreien Wanderparkplatz.
Wir starten auf 485m Seehöhe an der Einfahrt zum Parkplatz und folgen dem breiten, geschotterten Fahrweg zum Bauern- und Berggasthof Hohe Asten, unserem ersten Zwischenziel (mit 2 Stunden 15 Minuten Gehzeit ausgeschildert). Am Nordhang des großen Madron geht es in weiten Kehren im Mischwald bergauf. Wir passieren nach wenigen Minuten die Burgruine Falkenstein / Rachelburg (536m), etwas später mehrere Wasserfälle und zwei kleine Kapellen (Maria-Schnee-Kapelle, Antoniuskapelle). Einen Abzweig nach rechts in Richtung Brannenburg / Wagnerberg ignorieren wir. Nach rund 45 Minuten Gehzeit folgt linkerhand der Abzweig zur Wallfahrtskirche St. Peter auf dem Petersberg mit angeschlossener Gaststätte im ehemaligen Propsteihaus (mehr Informationen dazu im Internet unter www.berggasthaus-petersberg.de). Das auf 847m Höhe gelegene Kircherl aus dem 12. Jahrhundert ist eines der ältesten romanischen Bauwerke der Region und wäre in rund 15 Minuten erreichbar.
Wir heben uns den Wallfahrtsweg aber für eine andere Tour auf und setzen den Aufstieg geradeaus auf dem Hauptweg in Richtung Hohe Asten fort. Bald erreichen wir den historischen Bauernhof “Bauer am Berg”. Es folgt ein kurzer Wegabschnitt in flacherem und unbewaldetem Gelände, an dessen Ende von links ein Weg aus Fischbach einmündet. Rechterhand blicken wir auf die markante und kreuzgeschmückte Felskanzel der Maiwand (1.135m). Nun nimmt die Steigung des Wirtschaftswegs wieder zu und wir durchschreiten erneut bewaldetes Gebiet.
Nach etwas über 1 Stunde Gehzeit wird die Sicht freier und ermöglicht den Blick auf das Inntal mit Heuberg, Kranzhorn und Spitzstein. In Serpentinen zieht sich der Weg die letzten Höhenmeter hinauf zum Weidegebiet um das Anwesen Hohe Asten (1.106m), das nach dem Heraustreten aus dem Wald ins Blickfeld rückt. In einer langgezogenen Linkskurve wandern wir auf die Gebäude zu.
Nach rund 1 Stunde 45 Minuten Gehzeit zweigt kurz vor dem Berggasthof Hohe Asten nach rechts der Pfad zum großen Riesenkopf ab. Den deutlichen Trittspuren folgend steigen wir den Grashang hinauf und queren dann in nahzu gleichbleibender Höhe nach rechts. Auf einem schmalen, zugewachsenen und teils morastigen Karrenweg vollziehen wir einen weiten Linksbogen – teils mit Inntalblick. Im Wald stoßen wir dann auf einen von rechts einmündenden Forstweg, dem wir nach links folgen.
Rund 30 Minuten nach dem Asten-Hof erreichen wir die nun wieder in freiem Gelände auf 1.176m liegende Riesenkopfalm. Wir marschieren
rechts an der Almhütte vorbei und folgen dem Wegweiser zum großen Riesenkopf schräg über die Weide in nordöstlicher Richtung. Am Waldrand übersteigen wir den Stacheldrahtzaun, hinter dem wir uns
scharf nach links wenden (geradeaus weist ein Schild zur Maiwand, die den Kletterern vorbehalten ist).
Auf einem steilen Wurzelpfad steigen wir im Bergwald den Ostrücken des großen Riesenkopfs hinauf. Von rechts mündet ein Steig aus Brannenburg ein. Kurz vor dem Gipfel passieren wir rechterhand einen felsigen Spalt, auf dessen Höhe der Pfad mit einem Stahlseil gesichert ist. Im Bereich des Gipfelkreuzes auf 1.337m, das wir rund 30 Minuten nach der Riesenkopfalm bzw. etwas weniger als 3 Stunden nach dem Aufbruch in Flintsbach erreichen, sorgt eine weitgehend baumfreie Zone für eine umfassende Aussicht. Wir genießen den Blick ins Voralpenland und ins Inntal, auf die Chiemgauer Alpen sowie – über den 1.241m hohen Hirschnagel hinweg - auf die Region um Hochsalwand, Wendelstein und Breitenstein. Nur die Aussicht nach Süden ist durch die Baumwipfel etwas eingeschränkt. Rund 850 Höhenmeter unter uns liegt Flintsbach. Aufgrund des steilen Abbruchs nach Norden ist beim Talblick allerdings etwas Vorsicht geboten.
Der benachbarte Rehleitenkopf liegt südlich des großen Riesenkopfs. Dessen Südseite ist mit einem dichten Fichtenwald bewachsen. Am Waldrand unterhalb des Gipfelkreuzes führt ein teils undeutlich erkennbarer Steig in fast direkter Linie hinunter. Nach rund 15-minütigem Abstieg im Zick-Zack endet der Waldgürtel und wir wandern nach einem Überstieg weg- und markierungslos über die freien Weideflächen der Riesenkopfalm zur Almhütte hinunter (alternativ kann man die circa 160 Höhenmeter vom Gipfel zur Alm auch wieder auf der markierten Aufstiegsroute zurücklegen).
Auf Höhe der Riesenkopfalm schwenken wir nach rechts und steigen – erneut ohne Weg und Markierungen - an einem schmalen Bachgraben entlang den Hang zwischen zwei Waldzonen bis zu einem breiten Grasrücken hinauf. Dort angekommen orientieren wir uns rechts zum Wald hin. Unterwegs “stolpern” wir über einen sogenannten Tintenfischpilz, der – eigentlich asiatischen Ursprungs – vereinzelt durch Zugvögel auch bei uns verbreitet wird. Am Waldrand finden wir einen Überstieg und eine Wegspur, die uns in ein Waldstück hinein leitet. Nach ein paar Minuten endet der dichte Wald und wir blicken auf den Rehleitenkopf, einen freistehenden Felsenzahn, der in Richtung Sudelfeld und Traithengruppe steil abfällt. Ein schmaler Pfad führt uns die kurze Flanke hoch zum Gipfelkreuz auf 1.338m. Rund 1 Stunde nach dem großen Riesenkopf stehen wir auf dem zweiten Gipfel des Tages und haben rund 160 Höhenmeter Zwischen-Abstieg wieder wettgemacht. Im Vergleich zum großen Riesenkopf ist der Rehleitenkopf meist weniger frequentiert. Das Bergpanorama reicht vom Kaisergebirge bis zum Wendelstein.
Nach kurzer Rast verlassen wir den Gipfelbereich des Rehleitenkopfs auf dem Hinweg. Auf dem flachen Wiesenrücken biegen wir allerdings nicht wieder links hinunter zur Riesenkopfalm ab, sondern marschieren auf den ausgedehnten und aussichtsreichen Hochweiden östlich des Rehleitenkopfs weiter geradeaus, bis wir rechterhand unter uns die Gebäude der Hohen Asten erkennen können.
Nun steigen wir ohne erkennbare Trittspuren oder Markierungen den steilen Almweiden-Hang bis zur Kapelle neben dem Bauern- und
Berggasthof hinab, wo wir rund 30 Minuten nach dem Rehleitenkopf eintreffen. Zuletzt waren wir bei unserer Winterwanderung zur Hohen Asten (vom Bichlersee aus) hier.
Das Anwesen Hohe Asten ist seit 1512 im Besitz der Familie Astl. Mit seiner Lage auf 1.106m Seehöhe gilt der Hof als einer der höchstgelegenen, ganzjährig bewirtschafteten Bergbauernhöfe Deutschlands. Rinder, Schafe, Schweine und Pferde zählen zum Tierbestand. Bei schönem Wetter genießt man eine wunderschöne Aussicht auf das Inntal sowie die Chiemgauer Bergwelt, auf den Wildbarren und das Tiroler Kaisergebirge.
Angeboten wird in der Bergwirtschaft eine gutbürgerlich-bayrische Küche mit saisonal wechselnden Gerichten auf der Tageskarte, z.B. Bärlauch-, Spinat- und Speckknödel, Tellerfleisch, Rindsgulasch, Sauerbraten, Lüngerl und natürlich auch Kaiserschmarrn und verschiedene hausgemachte Kuchen bzw. Schmalzgebäck. Die verarbeiteten Produkte stammen vorwiegend aus der eigenen Landwirtschaft.
Rustikale Gaststuben, eine große Sonnenterrasse, die Hauskapelle, ein Bauerngarten, ein Spielplatz für die Kinder und ein mächtiger ausgehöhlter Baumstamm für schöne Erinnerungsfotos sind weitere Anziehungspunkte. Der Berggasthof ist ganzjährig bewirtschaftet, Freitag ist Ruhetag. Im Mai und Dezember sind meist kurze Betriebsferien. Aktuelle Informationen und weitere Details zur Geschichte des Hofs findet man im Internet unter www.hoheasten.de.
Nach der Einkehr geht es für uns in rund 1,5 Stunden auf dem geschotterten Fahrweg von der Hohen Asten zurück zum Ausgangspunkt in Flintsbach. Insgesamt waren wir heute etwa 6 Stunden (reine Gehzeit) unterwegs.
Eine abwechslungsreiche Zwei-Gipfel-Runde oberhalb des Inntals !
Günter Etschel │ ALMVOLK
Hinweis: Die Benutzung der beschriebenen Wege erfolgt stets auf eigene Gefahr.