Almsommer-Tour (29): Hochsalwand

impressionen aus bayrischzell

Nachdem wir auf unserer gestrigen Wanderung vom Bad Feilnbacher Jenbachtal hinauf zu Mitterberg und Rampoldplatte die nahe gelegene Hochsalwand ausgelassen haben, nehmen wir uns diese heute von der anderen Seite des Wendelsteins aus vor.

 

Unser Ausgangspunkt ist der Bayrischzeller Gemeindeteil Osterhofen, genauer gesagt die Talstation der Wendelstein-Seilschwebebahn. Da im Laufe des Tages ein Wetterumschwung vorhergesagt ist, wählen wir für die erste Etappe bis zur Wendelstein-Bergstation die Aufstiegshilfe.

Der große Parkplatz der Wendelsteinbahn liegt direkt an der Landstraße, kurz vor Osterhofen linkerhand (aus Richtung Miesbach kommend) bzw. nach Osterhofen rechterhand (von Bayrischzell kommend). Die Parkgebühr beträgt 3 EUR, die man beim Erwerb eines Seilbahntickets erstattet bekommt. Alternativ gibt es auch einen Anschluss über die Wendelstein-Bus-Ringlinie oder die Bayerische Oberlandbahn (BOB), die wenige Gehminuten entfernt am Bahnhof Osterhofen hält.

Die Bergfahrt mit der Wendelsteinbahn ist im Sommer täglich ab 9.15 Uhr bis 17 Uhr im stündlichen Rhythmus bzw. nach Bedarf auch alle 30 Minuten oder kürzer möglich (Einzelfahrt-Preis für einen Erwachsenen ohne Ermäßigung 14,50 EUR). Die 1970 erbaute Großkabinen-Pendelbahn mit einem Fassungsvermögen von 50 Personen je Gondel überwindet in rund 7 Minuten Fahrzeit eine Strecke von 3km und dabei 932m Höhenunterschied. Die Talstation liegt auf 799m Seehöhe, die einzige Stütze auf 1.295m und die Bergstation auf 1.731m. Über Tarife, Fahrzeiten und weitere Details zum Bahnbetrieb und Wendelstein (Historisches, Sehenswürdigkeiten wie z.B. Gacher Blick, Höhle, Kircherl sowie Veranstaltungen) kann man sich im Internet unter www.wendelsteinbahn.de informieren.

 

Wir nehmen heute gleich die erste Fahrt des Tages, da der Wendelstein bei schönem Wetter dank Seilbahn (von Osterhofen) bzw. Zahnradbahn (von Brannenburg) ein gut erreichbares und stark frequentiertes Ausflugsziel darstellt. Auf dem Plateau der Bergstation angekommen passieren wir das Wendelsteinhaus und folgen der Beschilderung zum Gipfel- und Panoramaweg.

Der Gipfelweg ist ein gesicherter Kunststeig, der sich in steilem Felsengelände serpentinenartig in Richtung Gipfel schlängelt. Auf 860m Länge geht es noch einmal 102m in die Höhe, wofür man etwa 20 bis 30 Minuten benötigt. Der Steig – ausgestattet mit einigen Aussichtsbankerln - bietet einen herrlichen Panoramablick auf die nahe Bergwelt (v.a. Brünnstein, Sudelfeld, Traithen, Seebergkopf, Hochmiesing, Aiplspitz, Taubenstein) und die südlichen Täler (Ursprungtal, Leitzachtal zwischen Bayrischzell und Aurach).

Die Wendelstein-Gipfelplattform auf 1.838m ist sicherlich einer der schönsten Aussichtspunkte der Bayerischen Alpen. Inn, Simsee und Chiemsee schimmern in der Sonne. Die Weitsicht reicht von der Kampenwand, den Berchtesgadener Alpen, dem Kaisergebirge, dem Großglockner und Großvenediger, dem Karwendel und der Zugspitze bis zur Benediktenwand. Nur die Sendeanlagen des Bayrischen Rundfunks und das Observatorium der Universität München versperren teils den Blick nach Osten.

Den Blick nach Osten holen wir auf dem Panoramaweg nach. Der felsige Wandersteig zweigt kurz unterhalb des Gipfels ab (von oben kommend nach rechts, Trittsicherheit und festes Schuhwerk sind erforderlich !). In weiteren 30 bis 40 Minuten führt er uns durch Latschenfelder über den Ostgipfel mit seinem schönen Brotzeitplatz im Uhrzeigersinn um den Wendelstein herum.

Wir blicken auf Breitenstein und Schweinsberg sowie weit ins Voralpenland. Auch unser heutiges Tagesziel, die Hochsalwand samt der sie umgebenden Erhebungen Sulzberg, Farrenpoint, Rampoldplatte und Lechnerkopf können wir aus der Ferne betrachten. Die Wirtsalm (im Jenbachtal) und die Reindler Alm, die wir auf dem Weg zur Hochsalwand passieren werden, liegen idyllisch unter uns. Viele Schautafeln entlang des GEO-Wanderlehrpfads schildern die Entstehung der Alpen, die sich am Wendelstein besonders gut nachvollziehen lässt (vom Korallenriff vor der Küste Afrikas zum Bergmassiv).

Am Ende des Panoramawegs ginge es rechts hinauf zurück zu Wendelstein-Kircherl, Höhle und Bergstation. Wir orientieren uns nach insgesamt rund 1 Stunde Gehzeit stattdessen links hinunter in Richtung Zeller Scharte (etwa 15 Minuten Gehzeit). Von dem felsigen Steig mit zahlreichen Stufen blicken wir direkt auf die Trasse der am Fuß der Soinwand herauf führenden Zahnradbahn.

Auf Höhe der Zeller Scharte, einem Durchgang zwischen dem Wendelstein im Westen und der Kesselwand im Osten, biegen wir auf 1.611m nach links Richtung Reindler Alm ab (rechterhand beginnt der Abstiegsweg über die Wendelsteinalmen nach Bayrischzell bzw. Osterhofen). Der Pfad führt uns zunächst am Abzweig zur Soinhütte vorbei und unter der Bahntrasse hindurch. Auf dem anschließenden Abstieg ist Trittsicherheit gefragt. Es geht teils steil in Serpentinen über ein Schotterfeld hinunter.

Rund 30 Minuten nach der Zeller Scharte erreichen wir die Almhütte. Auf der zum Brannenburger Ederer-Bauernhof gehörende Reindler Alm kann man während der Sommermonate, in denen sich die Sennerin um das Jungvieh und die Kälber kümmert, auf eine Brotzeit (Speck- und Käsebrote, verschiedene Getränke) einkehren. Die auf einer kleinen Hochebene etwa 450m unterhalb des Wendelstein-Gipfels auf 1.434m Seehöhe liegende Alm ist durch einen von Brannenburg via Mitteralm bzw. Mailalm herauf kommenden Versorgungsweg erschlossen. Eine öffentliche Zufahrt gibt es nicht. Der Wanderweg verläuft nach Osten weiter zur Hochsalwand, nach Westen zweigt der Pfad durch die Weiße Wand ins Jenbachtal ab.

Wir schlagen den Weiterweg zur Hochsalwand ein und folgen den roten Fels-Markierungen über den Weidegrund bis wir auf einen deutlicher erkennbaren Pfad stoßen. Auf diesem queren wir die baumfreien Südflanken der ansonsten bewaldeten Kirchelwand (1.521m) und Haidwand (1.585m). Der Pfad steigt zunächst moderat, später am Gipfelrücken etwas steiler an, lockere und dichtere Waldabschnitte wechseln sich ab. Kurz nach dem linkerhand abzweigenden Verbindungssteig zur Rampoldalm bzw. Lechneralm erreichen wir - rund 45 Minuten nach der Reindler Alm bzw. 1,5 Stunden nach dem Wendelstein - den felsigen, teils latschenbewachsenen Gipfelbereich der Hochsalwand.

Das bislang auf 1.625m thronende Gipfelkreuz wurde offenbar kürzlich demontiert und dient nun als Sitzbankerl. Angesichts des beeindruckenden Rundum-Panoramas trauern wir dem fehlenden Kreuz auf dem Gipfelfoto aber nur kurz nach.

Den gesamten Wendelstein-Ostkamm mit Käserwand, Wildalpjoch, Seewand, Lacherspitz, Kesselwand, Soinwand und Wendelstein-Gipfel im Blick treten wir den Rückweg an. Auf der Aufstiegsroute wandern wir in 30 Minuten zunächst wieder hinunter zur Reindler Alm.

Für die heutige Einkehrpause haben wir uns die Mitteralm ausgesucht. An der Reindler Alm orientieren wir uns deshalb nicht in Richtung Wendelstein (rund 40 Minuten Gehzeit bis zur Zeller Scharte bzw. etwa 1 Stunde bis zur Bergstation), sondern biegen linkerhand ins Tal ab. Der geschotterte Versorgungsweg führt uns in rund 40 Minuten bergab zur Mailalm mit ihrer sehenswerten Almkapelle. Wenige Minuten später erreichen wir nach kurzem Gegenanstieg den gegenüber der Mittelstation der Zahnradbahn gelegenen Berggasthof. Diesem haben wir bereits bei unserer letztjährigen Herbstwanderung vom Arzmoos zur Mitteralm einen Besuch abgestattet.

 

Die Mitteralm ist eine ganzjährig bewirtschaftete Hütte des Deutschen Alpenvereins. Einkehrern werden auf 1.200m Seehöhe neben regionalen Hüttengerichten (wie Speckknödelsuppe, Fleischpflanzerl auf Reiberdatschi, Bratensülze oder bayrischem Wurstsalat) auch wechselnde Tagesempfehlungen geboten (heute z.B. Linseneintopf, Zucchinischnitzel, Kaspressknödel). Gäste können an schönen Tagen die Aussicht von der Terrasse ins Mühlbach- und Inntal genießen. Der Gastraum bietet 70 Personen Platz. Für Feste, Seminare oder kleinere Gesellschaften steht außerdem das rund 30 Personen fassende Stüberl zur Verfügung. Die 1930 erbaute Mitteralm hält seit ihrer kompletten Sanierung 2003 auch Übernachtungsmöglichkeiten für bis zu 55 Personen in Mehrbettzimmern und Lagern bereit. Details zur Mitteralm gibt es auf der Hütten-Homepage www.mitteralm-wendelstein.de.

Da sich der angekündigte Wetterumschwung bereits andeutet, verwerfen wir die Absicht, auf einer Route über die Soinhütte (Stützpunkt der Bundeswehr) wieder zur Zeller Scharte hinauf zu steigen. Stattdessen entscheiden wir uns dafür, mit der stündlich verkehrenden Zahnradbahn zur Wendelstein-Bergstation zu fahren und ersparen uns damit rund 2 Stunden Gehzeit. Für die Teil-Strecke ab der Mitteralm (Bedarfshalt) zahlen Erwachsene ohne Ermäßigung 11,50 Euro (nachträgliche Entrichtung am Bergbahnhof).

Die 1910-1912 gebaute Zahnradbahn mit Talbahnhof in Brannenburg (508m) und Bergbahnhof auf dem Wendelstein (1.725m) war Deutschlands erste Hochgebirgsbahn und eine technische Pionierleistung. Entlang der steilen Felswände wurden 7 Tunnel, 8 Galerien und 12 Brücken gebaut. Die 1.217 Höhenmeter bzw. 7,6km Streckenlänge werden im Doppeltriebwagen in 25 bis 30 Minuten zurückgelegt. Alle Informationen zur Bahn und zum Fahrplan findet man unter www.wendelsteinbahn.de.

 

Nach circa 12-minütiger Fahrzeit am Bergbahnhof angekommen steigen wir erneut zur Zeller Scharte hinunter, um von dort den etwa 2,5-stündigen Abstieg zurück zum heutigen Ausgangspunkt anzutreten. Diesmal orientieren wir uns nach rechts und wandern - immer der Beschilderung zur Talstation in Osterhofen folgend - über Almwiesen bergab. Wir passieren die Wendelsteinalmen (1.420m, hier kann man in den Sommermonaten ebenfalls eine Alm-Brotzeit bekommen), eine DAV-Selbstversorgerhütte und die private Sigl-Alm.

Nach kurzen Abschnitten im Wald und rund 2 Stunden Gehzeit erreichen wir auf rund 980m Höhe das Plateau Hochkreuth mit seinen grünen Almwiesen. Hier bietet sich nochmals ein Halt an, um im Bergcafe Siglhof das vielfältige Angebot hausgemachter Kuchen und Torten zu genießen (www.siglhof.com). Das von Mai bis Oktober geöffnete Bergcafe ist auch Station des beliebten Bayrischzeller “Wendelstein-Männlein”-Familienwanderwegs.

Von Hochkreuth aus marschieren wir teils auf einer Teerstraße, teils auf Wiesenpfaden hinunter nach Osterhofen. Im Ort halten wir uns rechts in Richtung Seilbahn-Talstation und passieren den Bahnhof sowie die daneben liegende Kneipp-Anlage, die zu einer abschließenden Erfrischung einlädt. An der Bahnlinie entlang führt uns der Weg nun unter der Seilbahn hindurch zum Parkplatz. Insgesamt waren wir heute rund 7 Stunden (inklusive Bahnfahrten und Einkehr) unterwegs.

Eine panoramareiche Wandertour, bei der wir alle Aufstiegshilfen am Wendelstein getestet haben !

 

Günter Etschel ALMVOLK

Hinweis: Die Benutzung der beschriebenen Wege erfolgt stets auf eigene Gefahr.