Almsommer-Tour (26): Hundalm-Eishöhle

impressionen aus thiersee / tirol

Schon längere Zeit haben wir uns eine Besichtigung der Hundalm-Eishöhle, der einzigen begehbaren Eis- und Tropfsteinhöhle Nordtirols, vorgenommen. Heute steht sie nun auf dem Programm.

Wanderungen zur Hundalm-Eishöhle, die auf 1.520m Seehöhe weit abseits öffentlicher Fahrwege liegt, sind von verschiedenen Startpunkten aus möglich. Die kürzeste Tour mit rund 2,5 Stunden Gehzeit führt von Mariastein / Embach im Tiroler Inntal über den Buchacker-Almweg zur Höhle. Einen Großteil dieser Route sind wir bei unserer letztjährigen Herbstwanderung zum Hundsalmjoch gegangen. Ein zweiter Weg aus dem Inntal – von Niederbreitenbach / Bärenbad über Höhlensteinalm, Köglalm und Hundsalm – dauert rund 3,5 Stunden. Man kann auch vom Weiler Riedenberg oberhalb von Landl (via Hasatal und Buchackeralm, ebenfalls rund 3,5 Stunden Gehzeit) starten.

Von unserem heutigen Ausgangspunkt in Hinterthiersee sind gleich zwei Routen möglich, die wir zu einer Rundtour verknüpfen: via Kranhof, Hasatal und Buchackeralm zur Höhle und anschließend über Hundsalm, Köglalm, Höhlenstein (Einkehr-Abstecher) und Modal wieder zurück nach Hinterthiersee. Der von uns gewählte Weg, der vorwiegend auf Forst- und Almstraßen verläuft und deshalb eine auch bei Mountainbikern beliebte Strecke darstellt, erfordert eine Tageswanderung mit rund 8 Stunden reiner Gehzeit.

 

Wir starten in der Ortsmitte von Hinterthiersee (rund 860m Seehöhe). Von Kufstein kommend biegt man an der letzten Kreuzung in Vorderthiersee in Richtung Mitterland / Hinterthiersee links ab und folgt der Straße bergauf bis zum Dorfplatz vor der Pfarrkirche St. Nikolaus. Hier sind kostenfreie Parkmöglichkeiten ausgeschildert. Aus Richtung Bayrischzell kommend kann man alternativ kurz nach dem Ortsende von Landl rechts abbiegen und der schmalen Straße folgen, die in engen Serpentinen rund 3km hinauf nach Hinterthiersee führt.

 

Am Dorfplatz orientieren wir uns zunächst rechts und marschieren – mit schönem Blick auf den Sonnwendkamm - entlang der Landesstraße hinunter in Richtung Landl. Kurz vor dem Ortsteil Grub überqueren wir die Straße und biegen links vom Schiestlhof auf einen Teerweg ab (Wegweiser zum Kranhof bzw. zur Buchackeralm). Nach wenigen hundert Metern geht die Straße am Waldrand in einen geschotterten Fahrweg (Kranhofweg) über. Dieser führt im angenehm kühlen Wald nur leicht ansteigend bis zum Kranhof, einem auf einer großen Lichtung gelegenen landwirtschaftlichen Anwesen. Nach etwa 45 Minuten Gehzeit können wir rechterhand tief hinab in die Schlucht um den Glemmbach blicken. Die wildromantische Glemmbachklamm haben wir im letzten Sommer von Jochberg aus durchwandert.

Eine Abzweigung nach links zu den Modalhöfen ignorieren wir. Kurz vor dem Kranhof (rund 980m) biegen wir rechts ab. Man könnte alternativ auch geradeaus zum Kranhof weiter wandern und dort einen – in älteren Wanderkarten verzeichneten - Steig suchen, der bergwärts hoch zur Köglalm bzw. zum Verbindungsweg zwischen Köglalm und Hundsalm führt. Wir queren heute aber auf dem Schotterweg unter dem Kranhof hindurch und tauchen wieder in den Wald ein. Wir folgen nun der - ohne wesentlichen Höhenunterschied - weit oberhalb parallel zur Glemmbachklamm verlaufenden Ebenwaldstraße. Man bleibt dabei immer auf dem Hauptweg, Abzweigungen jeder Art werden ignoriert. Nach etwas weniger als 2 Stunden Gehzeit können wir rechterhand durch die Bäume hindurch den Weiler Riedenberg mit dem Gasthaus Wastler erkennen. Kurz darauf biegen wir an einer Wegkreuzung, an der von vorne rechts der Pfad aus Richtung Riedenberg bzw. Brandenberg einmündet, links ab. Der nun deutlich stärker ansteigende Weg führt an einem Bachlauf entlang und an einer Wildfütterung vorbei durch das bewaldete Hasatal.

Nach rund 2 Stunden 45 Minuten Gehzeit verlassen wir den Wald zwischen den Erhebungen von Zunterköpfl (1.635m) und Dürrenberg (1.534m). Über den idyllischen Hasaboden wandern wir auf das Almgebiet der Buchackeralm zu. Der Schotterweg führt uns einige Kehren bergauf und vollzieht dann einen großen Linksbogen. Rechterhand können wir auf der Höhe hinunter ins Inntal und auf die gegenüber liegende Bergwelt blicken. Kurz darauf treffen wir auf den von rechts aus Angerberg bzw. Mariastein herauf führenden Buchacker-Almweg. Auf 1.223m biegen wir links ab und folgen dem breiten Almweg rund 15 Minuten hinauf zur Buchackeralm, die wir rund 3,5 Stunden nach unserem Aufbruch in Hinterthiersee erreichen.

Der auf 1.345m Seehöhe liegende Almgasthof Buchacker hat heute geöffnet, obwohl er laut Homepage derzeit geschlossen ist. Aber die Wirtsfamilie Gasteiger möchte ihre zahlreichen Stammgäste, die an schönen Wochenend- und Ferientagen die Buchackeralm besuchen, während der Nachfolgersuche nicht “auf dem Trockenen" sitzen lassen.

In der ehemaligen Schutzhütte wird eine bodenständige Tiroler Hüttenküche angeboten (es gilt Selbstbedienung). Auf der Tageskarte stehen heute neben verschiedenen Brotzeiten unter anderem Gulasch- und Grießknödelsuppe, Speck- und Kaspressknödel, Schnitzel oder Kaiserschmarrn. Die Gerichte genießt man in der urigen Gaststube oder auf der südseitigen Sonnenterrasse mit phantastischem Weitblick ins Tiroler Unterinntal und auf die Kitzbüheler und Zillertaler Alpen.

Über die Jausenstation und den aktuellen Bewirtschaftungsstatus kann man sich im Internet unter www.buchackeralm.at informieren.

Der Almweg führt am Almgasthof vorbei über langgezogene Serpentinen in offenem Weidegelände weiter bergauf. Wir passieren die Daxer Hütte (1.411m) und erreichen nach rund 30 Minuten Gehzeit auf einer Hochfläche den “Adlerhorst”, einen hölzernen Aussichtsturm mit geschnitzten Adler-Skulpturen, die auf den hier verlaufenden Tiroler Adlerweg hinweisen. Vom Turm bzw. dem daneben stehenden Daxer Kreuz (1.454m) gönnen wir uns erneut die herrliche Aussicht ins Inntal und die Bergwelt im Süden inklusive der aus den Zentralalpen herausragenden Gipfel von Großvenediger und Großglockner.

Geradeaus ginge es auf dem Almweg weiter zur Hundsalm, halbrechts zweigt der Steig in Richtung Hundsalmjoch ab. Der Wegweiser zur Hundalm Eishöhle weist nach links (rund 30 Minuten Gehzeit). Auf einem kleinen Pfad wandern wir über die Almweide und lichten Wald an den Nordrand der Hochfläche. Dort führt der gekieste Pepi-Kruckenhauser-Steig die letzten Höhenmeter hinauf zum auf 1.520m gelegenen Eingangsbereich zur Höhle. Nach fast 5-stündiger Wanderung, in denen wir rund 650 Höhenmeter bis zum Tagesziel zurückgelegt haben, freuen wir uns auf das Höhlenabenteuer.

Die Hundalm-Eishöhle ist die einzige Höhle in den Nordtiroler Alpen, in der es Eis- und Tropfsteingebilde zu sehen gibt. Den Schacht zur Höhle im almwirtschaftlich genutzten Gebiet um die Hundsalm entdeckte man bereits im 18. Jahrhundert. Seit 1921 wurde die Hundalm-Eishöhle erforscht und im Jahr 1956 schließlich unter Naturschutz gestellt.

Die seit 1967 als Schauhöhle ausgebaute und vom Tiroler Landesverein für Höhlenkunde betreute Höhle kann nur mit einem ausgebildeten Höhlenführer erkundet werden. Von Mitte Juli bis Ende August finden täglich Führungen jeweils von 10 bis 16 Uhr statt (im übrigen Zeitraum ab Mitte Mai bis Anfang Oktober nur an Wochenenden und Feiertagen). Die 1970 erbaute “Viktor-Büchel-Forscherhütte“ beherbergt auch die Kassa. Erwachsene entrichten für die rund 20 bis 30 Minuten dauernde Höhlentour 6 EUR (ermäßigt 5 EUR), Kinder 3 EUR. Größere Gruppen sollten sich zuvor anmelden.

Mit festem Schuhwerk, warmer Kleidung (empfehlenswert sind auch im Sommer lange Hosen, Anorak oder Pullover), Karbidlampen und Schutzhelm ausgestattet steigen wir über rund 120 Stufen auf einer Eisentreppe in die Höhle hinunter. Innerhalb weniger Schritte wechselt die Temperatur von heute 30 Grad (außen) auf 0 Grad Celsius, die ganzjährig innerhalb der Höhle herrschen.

Der schmale und teilweise niedrige Führungsweg mit 180m Länge, der sich durch das verzweigte, schachtartig angelegte Höhlenlabyrinth zieht, zeigt mächtiges Bodeneis und sehenswerte Eis- und Tropfsteinformationen, die man aus unmittelbarer Nähe betrachten kann. Der sogenannte Eisdom ist mit einer Höhe von rund 12m und einer Länge von rund 25m der größte Raum der Höhle. Der tiefste Punkt liegt etwa 45m unter der Erdoberfläche. Einige der Tropfsteine in der Höhle wurden wissenschaftlich untersucht und auf ein Alter zwischen 120.000 und 350.000 Jahren datiert. Das Eis soll etwa 1.300 Jahre alt sein (abgeleitet aus der Untersuchung eines vom Eis eingeschlossenen und zwischenzeitlich teilweise frei gegebenen Holzstamms). Das teils mehrere Meter dicke, ganzjährig vorhandene Höhleneis sorgt auch für die beständig niedrige Temperatur. Über den heute begehbaren Bereich setzt sich die Höhle tief im Berg in bislang unbekannter Dimension fort.

Weitere Informationen zur Höhle inklusive aktueller Öffnungszeiten und Eintrittspreisen findet man im Internet unter www.hoehle-tirol.at.

Links unterhalb der Höhlenforscher-Unterkunftshütte folgen wir nun dem beschilderten Steig zur Hundsalm. Es geht für wenige Minuten im Wald bergab, bevor wir oberhalb der Almsiedlung auf freies Weidegelände treffen. Die Hütten liegen in einer kleinen Senke auf rund 1.420m Seehöhe, auf einem Hügel thront das Almkreuz. Unterhalb des gegenüber liegenden Rückens des Hundsalmjochs (Gipfelhöhe 1.637m) ist der Fahrweg zu erkennen, der nach rechts zurück zur Buchackeralm und nach links in Richtung Köglalm führt.

Markierungen auf Felsen weisen uns linkerhand den Weg über die Almweiden zum geschotterten Fahrweg. Dort angekommen orientieren wir uns am Wegweiser nach links und bleiben bis zur Köglalm auf dem Fahrweg, der per Saldo abwärts verläuft. Rund 45 Minuten nach der Hundalm-Eishöhle erreichen wir die auf 1.359m gelegene Köglalm.

Der Weg führt unterhalb der Almhütten vorbei und dann im lichten Wald abwärts in Richtung Hinterthiersee. Linkerhand erkennen wir die Kala-Alm am bewaldeten Pendling-Rücken.

Rund 45 Minuten nach der Köglalm entscheiden wir uns an einer Wegkreuzung, noch einen Einkehr-Abstecher zum Höhlensteinhaus zu unternehmen. Wir wenden uns rechts und marschieren rund 15 Minuten auf dem breiten Fahrweg bis zur freien Hochebene, in deren Zentrum die Almwirtschaft auf etwa 1.230m Höhe liegt. Das Höhlensteinhaus hatten wir schon mehrfach besucht, zuletzt bei unserer Almsommer-Tour zum Köglhörndl.

Nach verdienter Stärkung steigen wir noch die wenigen Meter hoch zum Feuerköpfl-Gipfelkreuz (1.292m), genießen den abendlichen Blick ins Inntal und wandern schließlich auf der gleichen Route zurück zum Ausgangspunkt des kleinen Abstechers.

Zurück an der Wegkreuzung wenden wir uns rechts und folgen der Fahrstraße bergab. Wir orientieren uns nun immer an der Beschilderung in Richtung Hinterthiersee / Modal. Teils auf dem breiten Schotterweg, teils auf Waldsteigen marschieren wir talwärts und erreichen rund 1 Stunde nach dem Höhlensteinhaus die große Lichtung beim Modalbauer. Die Wegweiser nach Hinterthiersee leiten uns kurz links und dann wieder rechts um die Lichtung herum. Bald trifft der Forstweg auf die Asphaltstraße, die von Hinterthiersee hoch zur Jausenstation Wieshof führt. Dieser folgen wir nach links (talwärts) und können kurz darauf schon von oben herab auf den Ort blicken.

Rund 4 Stunden nach der Hundalm-Eishöhle sind wir zurück am Dorfplatz. Insgesamt waren wir mit Höhlenbesuch und dem Abstecher zum Höhlensteinhaus bzw. Feuerköpfl fast 10 Stunden unterwegs (davon circa 8 Stunden reine Gehzeit).

 

Trotz langer Strecke auf Forst- und Almwegen eine beeindruckende Tour mit mehreren Almen, Gipfelpanorama und natürlich einmaligem Eishöhlen-Erlebnis im Hochsommer !

 

Günter Etschel ALMVOLK

Hinweis: Die Benutzung der beschriebenen Wege erfolgt stets auf eigene Gefahr.