impressionen aus bayrischzell
Bei unserer letzten Wanderung konnten wir das Hintere Sonnwendjoch vom südlich gelegenen Thalerjoch-Gipfel aus betrachten. Heute werden wir den Anblick von der 1.811m hohen Auerspitz im Norden genießen können. Die Rundtour verläuft komplett auf Bayrischzeller Gemeindegebiet.
Unser Ausgangspunkt ist der kostenpflichtige Sillberg-Wanderparkplatz (3,00 EUR Tagesgebühr) im Ursprungtal. Dieser liegt direkt an der Tiroler Straße, die von Bayrischzell zur bayerisch-tiroler Landesgrenze führt (etwa 3km vom Ortsende Bayrischzell aus auf der rechten Seite). Wer aus Richtung Kufstein / Thiersee / Landl kommt, findet den Parkplatz etwa 4km nach dem Grenzübertritt auf der linken Seite.
Am Parkplatz auf 825m Seehöhe ist die Auerspitz mit 3 Stunden Gehzeit ausgeschildert. Wir überqueren die Holzbrücke und folgen dem Fußweg hoch zum Sillberghaus. Auf dem weitgehend im Wald verlaufenden, stellenweise steilen Weg legen wir die ersten rund 200 Höhenmeter zurück und erreichen nach 30 Minuten Gehzeit die gegenüber dem Sillberghaus auf rund 1.030m liegende private Sillberg Alm.
Hier folgen wir dem breiten Hauptweg (Bayrischzeller Höhenweg) nach links in Richtung Auerspitz / Rotwand. Der Weg führt nun moderater ansteigend über freien Almgrund und später wieder in ein Waldstück hinein. Etwa 15 Minuten nach der Sillberg Alm stoßen wir auf eine Wegkreuzung mit Schilderbaum. Beim späteren Rückweg über die Soinalm werden wir hier von rechts kommend wieder auf den Aufstiegsweg treffen.
Hinwärts nehmen wir den halb-links abzweigenden geschotterten Fahrweg zur Wirthsalm bzw. Sandbichler-Alm. Im Wald geht es weitere rund 30 Minuten bergauf, bis wir kurz vor der Wirthsalm offenes Almgelände erreichen. Linkerhand blicken wir auf die schroffen Nordhänge von Hinterem Sonnwendjoch und Krenspitze. Ab hier verläuft der südseitig exponierte Weg weitgehend schattenfrei in der Sonne, so dass es sich im Hochsommer auszahlt, zeitig aufgebrochen zu sein. Immer westwärts marschierend passieren wir das Gebäude der Wirthsalm (1.324m) und wenig später auch die Sandbichler-Alm (1.408m). Bei beiden Hütten kann man sich an Tränken erfrischen. Die Aussicht wird linkerhand vom Sonnwendkamm und dem vorgelagerten, einen Kessel bildenden Kreuzbergkopf, an dessen Fuß die Kreuzbergalm liegt, geprägt. Beim Blick zurück fällt das Brunnerköpfl auf, das sich zwischen dem erkennbaren Kloo-Ascher-Tal (Bayern) und dem von einem Bergkamm verdeckten Kesselboden-Tal (Tirol) erhebt.
Auf Höhe der Sandbichler-Alm endet der breite Wirtschaftsweg. Man könnte nun weg- und markierungslos die Grashänge der 1.688m hohen Maroldschneid nach rechts (auf einen markanten Felsen zu) hinaufsteigen und sich am weitgehend latschenbewachsenen Grat westwärts bis zur Auerspitz “durchschlagen”. Wir bleiben heute aber auf dem klassischen Wanderweg, der nach der Almhütte in einen schmalen, zunächst nur leicht ansteigenden Bergpfad übergeht.
Der schmale Pfad vollzieht eine langgezogene Rechtskurve, an deren Ende wir auf die Reste der verfallenen ehemaligen Niederhoferalm (1.430m) treffen. Unter dem alten Hüttenfundament hat sich eine Murmeltier-Kolonie angesiedelt. Wir nehmen uns einige Minuten Zeit, um die jungen Murmeltiere zu beobachten, die in der Morgensonne ihre Umgebung erkunden.
Wir steigen den Bergpfad weiter hinauf und haben nach einer kleinen Kuppe unser heutiges Gipfelziel fest im Blick. Wir queren die Südflanke der Maroldschneid weiter westwärts und erreichen schließlich (etwa 45 Minuten nach der Sandbichler-Alm) den zweiteiligen Schlussanstieg. Zunächst geht es über einige steinige und hölzerne Stufen steil zum Sattel zwischen Auerberg – einer kleinen vorgelagerten Schulter - und Auerspitz hinauf. Dort wenden wir uns nach rechts und steigen die letzten rund einhundert Höhenmeter – nicht weniger steil - durch eine Latschengasse den Südgrat hoch zum schmiedeeisernen Gipfelkreuz der Auerspitz. Der Aufstieg hat insgesamt 2 Stunden 45 Minuten in Anspruch genommen. Dabei haben wir nahezu 1.000 Höhenmeter zurückgelegt.
Auf dem Gipfel in 1.811m Höhe bietet sich uns eine großartige Rundum-Aussicht. Bereits am Grat konnten wir nach Nordwesten zur Rotwand mit dem darunter liegenden Rotwandhaus blicken. Weiter im Westen zeichnen sich Rofan, Guffert, Schinder und Karwendel ab. Im Norden bauen sich Hochmiesing und Dürrmiesing auf, etwas vorgelagert die zackigen Ruchenköpfe. Das Wendelstein-Massiv und der Seebergkopf im Nordosten sowie die Traithengruppe im Osten setzen das Bergpanorama fort. Im Südosten ragt das Kaisergebirge in den Himmel, der Süden wird vom Sonnwendkamm und Kreuzbergkopf dominiert.
Im Nahbereich fällt natürlich der latschenbewachsene Ostgrat, die mehrere Kilometer lange Maroldschneid, auf. Außerdem die 1.592m hohe Gamswand, die den Soingraben mit der idyllischen Soinalm vom Steilenbachtal und Soinsee – der blau-grünlich unter uns schimmert – trennt.
Nach der panoramareichen Gipfelrast bieten sich mehrere Optionen für den Rückweg. Man könnte auf der Aufstiegsroute absteigen oder die Gratwanderung zurück über die Maroldschneid wählen. Wir entscheiden uns für die dritte Variante, die Gipfelüberschreitung in Richtung Norden mit Abstieg über die Soinalm. Dies stellt zwar die längste Strecke dar, bietet dafür aber eine abwechslungsreiche Rundtour, bei der wir die Maroldschneid vollständig umrunden.
Wir steigen also einige Höhenmeter in den Sattel zwischen Auerspitz und dem Kletterrevier Ruchenköpfe hinunter, wo wir uns an der Weggabelung rechts in Richtung Soinalm / Sillberghaus (letzteres mit 3 Stunden Gehzeit angegeben) orientieren. Man könnte von hier aus auch noch einen Abstecher nach links zum bewirtschafteten Rotwandhaus (rund 30 Minuten Gehzeit) unternehmen, was wir angesichts der hohen Temperaturen aber verwerfen.
Der schmale Pfad führt am sogenannten Brotzeitfelsen vorbei und in kleinen Serpentinen weiter bergab. Wir passieren die Bergwachthütte unterhalb der Steilwände der Ruchenköpfe (mit herrlichem Blick auf den Soinsee) und wenig später die private Ruchenkopfhütte (1.518m). Hier könnte man in 5-10 Minuten zum Soinsee (1.458m) hinab steigen, was wir bei unserer letztjährigen Herbstwanderung zum Soinsee gemacht haben. Doch heute lassen wir auch diesen Abstecher links liegen.
Wir halten uns geradeaus und wandern – mit Blick auf den großen und kleinen Traithen sowie das Kaisergebirge – hinunter zur Soinalm auf circa 1.420m Seehöhe, die wir nach insgesamt rund 1-stündigem Abstieg erreichen. Immer wieder lohnt sich der Rückblick auf die beeindruckenden Ruchenköpfe. Es geht zwischen den urigen Hütten und Kuhherden der Soinalm hindurch, bevor wir auf dem breiten Almweg 30 Minuten durch den Soingraben talauswärts marschieren.
Nach einem Gatter treffen wir auf den Bayrischzeller Höhenweg, dem wir geradeaus folgen (nach links ginge es in Richtung Bayrischzell / Seeberg). Der Schotterweg dreht nach rechts ab und führt uns um den Sillberg herum. Dabei können wir an einigen Stellen nach Bayrischzell bzw. ins Ursprungtal hinunter und auf die unterhalb des Seebergkopfs liegende Neuhütte hinüber blicken. Rund 2 Stunden nach dem Aufbruch am Gipfel stoßen wir wieder auf die Wegkreuzung oberhalb der Sillberg Alm.
Hier biegen wir nach links auf den bekannten Aufstiegsweg ab und erreichen etwa 15 Minuten später das für Einkehrer am Wochenende und an Feiertagen geöffnete Sillberghaus (Homepage: www.sillberghaus.de bzw. www.almbad.de). Den letzten Streckenabschnitt hinunter zum Parkplatz legen wir auf dem steilen Fußweg zurück.
Nach rund 2,5-stündigem Rückweg sind wir wieder am Ausgangspunkt angelangt. Insgesamt waren wir auf unserer Rundtour zur Auerspitz heute knapp 5,5 Stunden (reine Gehzeit) unterwegs.
Ein Bayrischzeller Bergtour-Klassiker mit beeindruckendem Gipfelpanorama, abwechslungsreichen Wegvarianten und idyllischen Almen !
Günter Etschel │ ALMVOLK
Hinweis: Die Benutzung der beschriebenen Wege erfolgt stets auf eigene Gefahr.