impressionen aus thiersee / tirol
Nach vielen regen- und gewitterreichen Tagen starten wir heute mit einer Wanderung auf den Pendling in die Almsommer-Saison. Der 1.563m hohe, in den Brandenberger Alpen gelegene Pendling gilt als Kufsteiner Hausberg und einer der schönsten Aussichtsberge im Tiroler Unterland.
Unser Ausgangspunkt ist Hinterthiersee in Tirol. Bei der Anfahrt folgt man – gleich ob aus Richtung Bayrischzell oder Kufstein kommend - in der Ortsmitte von Thiersee (bei der Thierseetal-Info) der Beschilderung nach Hinterthiersee. In Mitterland zweigt beim Pfarrwirt links die Straße hoch zum Parkplatz am Gasthof Schneeberg ab. Die Auffahrt erfolgt in einigen Serpentinen. Die Parkgebühr von 3 EUR enthält einen Verzehrgutschein von 2 EUR, den man am gleichen Tag im Gasthof einlösen kann.
Am Parkplatz (auf rund 980m Seehöhe) ist der Weg zum Pendling bereits ausgeschildert. Auch unser heutiges Einkehrziel, das Pendlinghaus, können wir hoch über uns auf der steil abfallenden Nordwest-Seite des Berges bereits erkennen.
Auf asphaltierter Straße marschieren wir die ersten Meter bergauf. Nach den letzten Häusern des Ortsteils Schneeberg geht diese dann nach der Schranke in eine gut ausgebaute Forststraße über, der wir geradeaus folgen. Im Winter wird die Forststraße als Rodelstrecke von der Kala-Alm ins Tal genutzt. Rechts zweigt die Route zum Höhlenstein (via Jochalm) bzw. der Abkürzer zur Kala-Alm ab.
Der kurvenreiche, weitgehend im lichten Wald verlaufende Schotterweg führt uns stetig bergauf. Nach rund 20 Minuten Gehzeit zweigt in einer Rechtskehre geradeaus der Pendlingsteig ab. Man könnte auch weiter der Forststraße folgen, die – an der Kala-Alm vorbei – direkt bis zum Pendlinghaus führt. Diese Route haben wir bei unserer letztjährigen Frühlingswanderung zum Pendling genommen. Aber der Steig ist deutlich abwechslungsreicher, wenn auch anspruchsvoller (ein Mindestmaß an Trittsicherheit sollte gegeben sein). Dabei wandeln wir auf den Spuren des bayerischen Schriftstellers Ludwig Steub (1812 bis 1888), der vor allem durch seine Erzählungen über Kultur, Sitten und Gebräuche der Tiroler bekannt wurde. Sein Buch „Drei Sommer in Tirol“ gilt immer noch als das literarische Standardwerk über Tirol.
Anfangs geht es noch moderat ansteigend im Bergwald bergauf. Nach Querung eines Forstwegs am Wegpunkt “Kaltwasser” (1.170m) wird es bald steiler. Bei Nässe besteht auf dem steinigen bzw. felsigen und von Wurzeln durchzogenen Steig erhöhte Rutschgefahr. In Serpentinen schlängelt sich der – teilweise mit Treppenstufen ausgebaute - Steig auf der schattigen Flanke des Berges aufwärts, an imposant aufragenden Steilwänden und einer Höhle vorbei. An einigen Stellen können wir auf Hinterthiersee hinunter blicken.
Nach etwa 1 Stunde 20 Minuten Gehzeit trifft der Steig knapp unterhalb des Kamms wieder auf die zum Pendlinghaus führende Forststraße. Diese überqueren wir und folgen dem nach links oben abzweigenden Pfad die letzten Meter hinauf zum bewaldeten und weitläufigen Gipfelplateau. Der Pendling stellt zugleich das Ende des hoch über dem Inntal verlaufenden Berggrats mit Höhlenstein, Köglhörndl und Hundsalmjoch dar.
Nach fast 600 zurückgelegten Höhenmetern und etwas über 1,5 Stunden Gehzeit erreichen wir das erste von zwei Gipfelkreuzen, die es auf dem 1.563m hohen Pendling gibt. Es ist von Bäumen und großen, glatten Felsblöcken umgeben. Am etwa 100m entfernten und auf gleicher Höhe aufgestellten zweiten Kreuz lädt eine Bank zum Genießen der fantastischen Aussicht auf das Inntal und die österreichischen Alpen ein. Der Gipfelblick reicht vom Zahmen und Wilden Kaiser über die Kitzbüheler Alpen und Hohen Tauern bis zu den Zillertaler Alpen. Unter uns liegen der Stimmersee und der Langkampfener Segelflugplatz. Hier ist allerdings auch erhöhte Vorsicht geboten, da der Berghang direkt hinter dem Gipfelkreuz ohne sichernden Zaun fast 1.000 Meter steil ins Inntal abfällt.
Vom zweiten Gipfelkreuz führt ein schmaler Kamm-Pfad linkerhand leicht absteigend in wenigen Minuten zum bewirtschafteten Pendlinghaus (früher: Kufsteiner Haus), das auf 1.537m Höhe liegt. Die große Sonnenterrasse mit ihrem beeindruckenden Bergpanorama ist zu den beiden Massiven des Kaisergebirges und den Zentralalpen hin ausgerichtet. Der Tiefblick fällt auf Kufstein mit der Festung im Zentrum und auf den Inn, der sich durch das Tal in Richtung Bayern zieht.
Das 1909 erbaute und kürzlich renovierte Schutzhaus ist ebenso wie der Gasthof Schneeberg und die Kala-Alm im Besitz der Familie Mairhofer. Die Speisekarte bietet traditionelle Tiroler Küche. Neben Suppen, Salaten und deftigen Brotzeiten gibt es unter anderem Schweinebraten, Rindsgulasch, Selchfleisch mit Sauerkraut, Spinatknödel, Kaspressknödel und Speckknödel, natürlich auch Germknödel und verschiedene hausgemachte Kuchen.
Das Pendlinghaus hat regulär von Ende April bis Anfang November täglich geöffnet. Für bis zu 55 Gäste bestehen Übernachtungsmöglichkeiten. Auch für Firmen-, Geburtstags- und sonstige Feierlichkeiten stellt es eine ganz besondere Location dar. Ausführliche Informationen zur Hütte gibt es im Internet unter www.pendlinghaus.at.
Nach der Einkehr wählen wir nicht den Aufstiegsweg als Route für den Abstieg, sondern legen zunächst ein Stück auf der hinter dem Pendlinghaus talwärts führenden Forststraße zurück. Hier blicken wir rechterhand zunächst tief ins Thierseer Tal und unseren Ausgangspunkt in Hinterthiersee sowie auf die markanten Gipfel von Hinterem Sonnwendjoch, Trainsjoch und Brünnstein. Am Ausgang des Inntals sind Wildbarren und Heuberg erkennbar. Später genießen wir auf dem Kammweg linkerhand nochmals den Tiefblick ins Inntal.
Nach rund 15 Minuten Gehzeit kann man sich an einem Schilderbaum entscheiden, ob man die Route zur Kala-Alm auf dem breiten Schotterweg fortsetzt oder alternativ einen nach rechts abzweigenden Waldweg bevorzugt. Wir nehmen heute den schmalen Pfad, der uns nach einigem Auf und Ab im Wald auf eine große Lichtung führt. Stellenweise ist der Weg heute nur undeutlich erkennbar, als Orientierungshilfe dienen regelmäßige Markierungen an Baumstämmen.
Auf der Lichtung angekommen unternehmen wir einen kleinen Abstecher nach rechts zum sogenannten “Heimkehrerkreuz” mit fast freier Aussicht auf den Thiersee. Anschließend geht es nach links weiter in Richtung Kala-Alm, die wir nach einem kurzen Waldstück mit steilem Abstieg etwa 45 Minuten nach dem Pendlinghaus erreichen.
Die Kala-Alm, ein beliebtes Familien-Ausflugsziel auf der Südseite des Pending, hat heute aufgrund Betriebsurlaub geschlossen. Informationen und Impressionen zur Hütte bieten die Homepage www.kala-alm.at und die Berichte von unseren Besuchen auf der Kala-Alm (im Winter, im Herbst).
Auf rund 1.370m bekommen wir nochmals ein beeindruckendes Bergpanorama geboten, diesmal mit Blick auf die bayerischen Voralpen mit Rotwand und Schinder.
An der Wegkreuzung vor der Kala-Alm orientieren wir uns links talwärts und folgen den Forststraßen-Serpentinen im Mischwald bergab. Nach etwa einem Drittel der Strecke kürzen wir nach links über den etwas steileren Waldpfad in Richtung Schneeberg / Mitterland ab. Der teils ausgewaschene und heute aufgrund der Niederschläge der letzten Tage etwas rutschige Pfad führt uns direkt hinunter zur Schranke am Beginn der Forststraße. Auf der Teerstraße legen wir die letzten Meter zu unserem Ausgangspunkt am Gasthof Schneeberg zurück. Der Abstieg hat etwas mehr als 1,5 Stunden in Anspruch genommen.
Ein panoramareicher Wander-Klassiker für jede Jahreszeit !
Günter Etschel │ ALMVOLK
Hinweis: Die Benutzung der beschriebenen Wege erfolgt stets auf eigene Gefahr.