impressionen aus brandenberg / tirol
Auf unserer gestrigen Tour von der Ackernalm zur Erzherzog-Johann-Klause hätten wir den Weg entlang der Brandenberger Ache gerne bis zur Kaiserklamm und zum Kaiserhaus fortgesetzt. Dies holen wir heute quasi nach, indem wir in entgegengesetzter Richtung vom Kaiserhaus in Brandenberg über die Kaiserklamm bis zur Erzherzog-Johann-Klause wandern. Dafür nehmen wir gerne auch eine etwas längere Anfahrt zum Ausgangspunkt als sonst in Kauf.
Auf der Inntal-Autobahn in Richtung Innsbruck passieren wir Kufstein und Wörgl. An der Ausfahrt Kramsach verlassen wir die Autobahn, orientieren uns rechts nach Kramsach und im Kreisverkehr am Ortseingang erneut rechts. Bei der nächsten Gelegenheit biegen wir gleich wieder links in Richtung Brandenberg ab. Der Gasthof Kaiserhaus und die Kaiserklamm sind hier bereits ausgeschildert. Wir folgen nun immer der Straße – vorbei am Parkplatz der Tiefenbachklamm - über Aschau nach Pinegg. Dort zweigt vor der Brücke, die über die Brandenberger Ache führt, links die Zufahrt zum Kaiserhaus ab. Die Straße ist teils schmal und auf dem letzten Stück auch nicht mehr asphaltiert. Oberhalb des Kaiserhauses bietet ein Wanderparkplatz ausreichend Stellfläche.
Am historischen Kaiserhaus auf 710m Seehöhe folgen wir dem Wegweiser in Richtung Kaiserklamm / Erzherzog-Johann-Klause. Der breite Forstweg leitet uns in wenigen Minuten in einem Linksbogen zum Einstieg in die Klamm. An der Brücke über die Brandenberger Ache queren wir nicht den Fluss, sondern passieren linkerhand den hinter einem Holzzaun "versteckten" Eingang.
Die Kaiserklamm ist grundsätzlich von Anfang Mai bis Ende Oktober geöffnet, kann witterungsbedingt aus Sicherheitsgründen aber auch kurzfristig gesperrt werden. Der felsige Wanderweg durch die Klamm ist gut mit Geländern und Eisenbrücken gesichert, erfordert aber dennoch ein Mindestmaß an Trittsicherheit und Schwindelfreiheit. Bei Nässe ist erhöhte Aufmerksamkeit geboten. Im Kaiserhaus kann man ggf. nach Sicherungsgurten für Kinder fragen (gegen Kaution).
Der Klammweg war ursprünglich ein von Ing. Hermann Veith erbauter Triftsteig. Das über 70 Quadratkilometer große Gebiet, das sich beidseits der Brandenberger Ache erstreckt, zählt zu den größten Waldgebieten Südbayerns und Nordtirols. Das Brandenberger Tal war bis Mitte des 20. Jahrhunderts entsprechend von der Holzwirtschaft geprägt. Bei der Erzherzog-Johann-Klause wurde der Fluss früher angestaut. Die gefällten und in den Stausee geworfenen Baumstämme konnten damit durch die Kraft der Wasserströmung fast 20km talauswärts bis nach Kramsach „getriftet“ werden. Dabei waren die engen Schluchten der Kaiserklamm und Tiefenbachklamm zu überwinden.
Der schmale Weg verläuft ohne großen Höhenunterschied rund 1 Kilometer links entlang der von steilen Felswänden eingerahmten Kaiserklamm. Tief unter dem über zahlreiche Brücken, um Felsvorsprünge herum und durch einen künstlich angelegten Tunnel hindurch führenden Steig bahnt sich die wilde, türkisgrün schimmernde Brandenberger Ache laut tosend ihren Weg durch die enge Schlucht.
Nach rund 20 Minuten Gehzeit weitet sich die Klamm und der Fluss fließt deutlich sanfter talwärts. Im Anschluß an den Klamm-Ausgang (bzw. oberen Eingang) folgen wir nicht dem breiten Schotterweg, sondern dem rechts abzweigenden, in lichtem Gelände am linken Flußufer stromaufwärts führenden schmalen Pfad. Nach weiteren 20 Minuten stoßen wir auf einen breiten Forstweg, der kurz darauf über den „Trauersteg“ - eine Brücke auf 741m - führt und in den Fahrweg zur Erzherzog-Johann-Klause einmündet.
Wir wählen stattdessen den Fußweg zur Erzherzog-Johann-Klause und biegen kurz vor der Brücke am entsprechenden Wegweiser nach links auf einen schmalen Steig ab. Dieser führt zunächst den bewaldeten Hang hinauf. Oberhalb des Flusses verläuft der Wanderpfad nun in leichtem Auf-und-Ab taleinwärts. Die Passage endet 30 Minuten später am Bachlauf der Weißache, die wir auf einer kleinen Holzbrücke überqueren. Links ginge es in Richtung Baumbachalm. Wir wenden uns nach rechts, überqueren auf einer großen Brücke die Brandenberger Ache und folgen dem geschotterten Fahrweg nach links. Ab hier ist mit einem erhöhten Aufkommen von Radlern zu rechnen.
Parallel zum Flusslauf schlängelt sich der Weg am rechten Ufer – mit nur minimalem Höhenanstieg - in nordwestlicher Richtung tief ins Herz der Brandenberger Alpen. Schroffe, teils latschenbewachsene Felswände begrenzen das abenteuerlich anmutende Tal auf beiden Seiten und lassen stellenweise gerade einmal Platz für den Fluss und das Sträßchen. Wir wandern an zahlreichen kleinen Wasserfällen und einem hölzernen Quellwasser-Trog vorbei.
Nach insgesamt etwa 1,5 Stunden Gehzeit ignorieren wir die Brücke, die linkerhand über die Brandenberger Ache Richtung Gufferthütte führt und marschieren geradeaus weiter. 30 Minuten später erreichen wir die Wegkreuzung an der Erzherzog-Johann-Klause. Wir wenden uns nach links und überqueren auf der überdachten Holzbrücke das ehemalige Klauswerk. Zu unserem Tagesziel, der auf 814m Höhe liegenden gleichnamigen Gastwirtschaft, steigen wir nur noch wenige Meter hinauf.
Ausführliche Informationen zur Klause enthält unser Bericht über die gestrige Frühlingswanderung zur Erzherzog-Johann-Klause – via Ackernalm.
Nach der Einkehr legen wir die etwa 7,5km lange Strecke retour zum Kaiserhaus auf dem gleichen Weg zurück. An einer leicht zugänglichen und seichten Uferstelle gönnen wir uns unterwegs eine Erfrischung im klaren und kalten Wasser der Brandenberger Ache. Zahlreiche Wasserfälle, Gumpen und Kiesstrände entlang des Tiroler Naturdenkmals laden förmlich zum Pritscheln und Baden ein.
Auch die einmaligen Eindrücke in der Kaiserklamm genießen wir ein zweites Mal. Rund 2 Stunden nach dem Aufbruch an der Erzherzog-Johann-Klause erreichen wir den Parkplatz am Kaiserhaus. Insgesamt dauerten Auf- und Abstieg – soweit man davon bei knapp über 100m Höhendifferenz überhaupt sprechen kann - etwas über 4 Stunden (reine Gehzeit).
Vor der Rückfahrt bietet sich auch das Kaiserhaus noch für eine Einkehr an. Wie die Klamm ist das Gasthaus nach dem österreichischen Kaiser Franz Joseph I. (1830 – 1916) benannt, der hier bevorzugt zur Jagd gegangen und gerne das Schauspiel der Brandenberger Holztrift von den gesicherten Klammsteigen aus beobachtet haben soll.
Das 500 Jahre alte ehemalige Forsthaus bietet seinen Gästen in den gemütlichen Stuben (bis zu 130 Plätze) und auf der großen Terrasse (bis zu 200 Plätze) neben zahlreichen Brotzeiten und Gerichten aus der Tiroler Küche besondere Spezialitäten wie Bachforelle aus der Ache, Wild aus heimischen Wäldern sowie die Brandenberger Prügeltorte (eine Art Baumkuchen). Der weitläufige Garten mit großem Erlebnisspielplatz und Streichelzoo für die Kinder macht das Kaiserhaus insbesondere bei Familien zum beliebten Ausflugsziel. Auch auf Feiern und größere Gesellschaften ist man eingerichtet. In den teils historischen Zimmern (z.B. original erhaltenes Sissi-Zimmer) und Schlaflagern kann übernachtet werden.
Das Kaiserhaus hat von Mai bis Oktober täglich geöffnet, Dienstag ist – mit Ausnahme im Juli und August - allerdings Ruhetag. Weitere Details zum Gasthof bietet die Homepage www.kaiserhaus.eu.
Beeindruckende Schluchtlandschaften entlang der Brandenberger Ache und das Naturschauspiel Kaiserklamm machen die familienfreundliche Tour zu einem bleibenden Erlebnis !
Günter Etschel │ ALMVOLK
Hinweis: Die Benutzung der beschriebenen Wege erfolgt stets auf eigene Gefahr.