impressionen aus schliersee
Nach dem späten Schneefall der letzten Tage sind die Bergspitzen wieder weiß eingefärbt. Bei unserer heutigen Frühlingswanderung auf die Baumgartenschneid werden wir mehr Schnee vorfinden als bei so mancher Hüttentour im Winter.
Die 1.444m hohe Baumgartenschneid liegt zwischen Tegernsee und Schliersee bzw. zwischen Wallberg und Gindelalmschneid. Eine beliebte Aufstiegsroute führt vom Tegernseer Tal über das Galaunhaus und den 1.207m hohen Riederstein-Felsen, auf dem eine malerische Kapelle steht, zum Gipfel. Wir wählen die gegenüberliegende Seite – das Schlierseer Breitenbachtal – als Ausgangspunkt und kehren auf einer Rundtour über die Kreuzberg- und Gindelalm wieder zurück.
Bei der Anfahrt aus Bayrischzell durchqueren wir Schliersee und biegen kurz vor dem Ortsende am Bahnübergang nach links in die Breitenbachstraße ab (aus Richtung Miesbach / Hausham kommend geht es nach dem Ortsschild entsprechend rechts weg). Der öffentlichen Straße folgen wir rund 2,5km geradeaus bis zu deren Ende am gebührenfreien Wanderparkplatz beim Hennererhof, einem historischen - 2004 neu wieder aufgebauten - Bauernhof mit Cafe und Hofladen.
Wir starten auf rund 830m Seehöhe und folgen der Beschilderung in Richtung Baumgartenschneid. Links am Hennererhof vorbei marschieren wir auf dem breiten Schotterweg mit zunächst moderater Steigung in den Hochwald hinein. Linkerhand rauscht der Breitenbach. Nach einem Linksbogen über eine Bach-Brücke steigt der Forstweg stärker an. Der am Wegrand wachsende Bärlauch ist aufgrund des Nachtfrosts der letzten Tage “tiefgekühlt”. Wir ignorieren Abzweigungen nach links (Lahner Höhenweg / Neuhaus) und stoßen nach rund 45 Minuten Gehzeit auf den Wendeplatz der Forststraße im Stadeltal. Rechts ginge es auf dem sogenannten Prinzenweg, der von Tegernsee bis Schliersee verläuft, weiter in Richtung Kreuzbergalm (rund 30 Minuten Gehzeit) bzw. Gindelalm (rund 60 Minuten Gehzeit).
Wir biegen hier stattdessen auf einen linkerhand abzweigenden und gleich ansteigenden Stein- und Wurzelsteig ab, der sich heute schneebedeckt und glatt präsentiert. Deutlich erkennbare Trittspuren weisen uns den Weg. Der Pfad dreht nach rechts, wo wir nach insgesamt 1 Stunde auf 1.178m Seehöhe schließlich den Sattel zwischen Baumgartenschneid und Kreuzbergköpfl erreichen. Am sogenannten Sagfleckl (eine Wegkreuzung mit gezimmertem Unterstand) halten wir uns links und steigen im verschneiten Bergwald rund 200 Höhenmeter im Zick-Zack bergauf. Auch hier helfen Trittspuren von Vorgängern und Markierungen an Baumstämmen, uns zu orientieren. Unter einer Felswand, von der schon einiger Schnee abgerutscht ist, queren wir rechts hinüber und steigen in kleinen Kehren weiter den steilen Hang hinauf.
Nach etwa 1,5 Stunden Gehzeit treten wir nach einem lichteren Abschnitt endgültig aus dem Wald heraus und blicken auf den Gipfelbereich der Baumgartenschneid und die darunter auf freier Fläche liegende Baumgarten-Alm. Von dem kleinen Hochplateau mit den urigen Hütten (privat, nicht bewirtschaftet) und einem Aussichts-Bankerl können wir bereits rechterhand auf den Tegernsee blicken, links erkennen wir unseren Ausgangspunkt in Schliersee.
Wir steigen nun die letzten Höhenmeter weglos an den Schneefeldern unterhalb des Gipfels vorbei bis zum Gipfelkreuz hinauf. Nach etwa 2-stündigem Aufstieg genießen wir auf 1.444m einen großartigen Ausblick auf den Tegernseer Talkessel (mit See und umliegenden Bergen) und das dahinter in der Ferne aufragende Karwendelgebirge. Der Abstieg zum erkennbaren Riederstein würde rund 45 Minuten erfordern, der gesamte Weg nach Tegernsee rund 2 Stunden. Im Süd-Osten beherrscht die Bergwelt um den Wendelstein das Panorama.
Nach der Gipfelrast steigen wir mit Blick auf unser nächstes Zwischenziel – die Kreuzbergalm und den Weiterweg zur Gindelalm - wieder zur Baumgarten-Alm hinab. Von dort geht es auf dem Aufstiegsweg zurück zur Weggabelung am Sagfleckl. Die Bergab-Passage auf dem schneebedeckten Waldsteig erinnert uns daran, doch einmal Wanderstöcke auf den nächsten Wunschzettel zu setzen.
Am Sagfleckl führt geradeaus ein schmaler Pfad in Richtung Kreuzbergalm (von rechts sind wir aus dem Tal gekommen, nach links geht es in 1,5 Stunden nach Tegernsee). Seit dem letzten Schneefall sind wir die ersten auf diesem Waldsteig, aber dank regelmäßiger Markierungen kann man mit etwas Intuition auch hier den Weg gut finden. Zwischen Bäumen und Felsen marschieren wir in einem langen Linksbogen um das Kreuzbergköpfl (1.273m) herum. Nach einer Abwärts-Passage stoßen wir rund 45 Minuten nach dem Aufbruch am Gipfel am Waldrand auf den von Tegernsee / Alpbachtal (links) bzw. Schliersee / Breitenbachtal (rechts) heraufkommenden Prinzenweg. Der Weg zur Kreuzbergalm ist an der Gabelung ausgeschildert.
In freiem Gelände folgen wir dem breiten Almweg 15 Minuten zuerst geradeaus, dann in Kehren hoch zum Almgebäude. Die urige, ursprünglich 1738 erbaute Kreuzbergalm liegt auf einem rund 1.200m hohen Hügel zwischen Gindelalmschneid und Kreuzbergköpferl. Während der Almsaison kann man bei der Almerin eine kleine Jause (z.B. Buttermilch, Topfenbrot) bekommen. Etwas unterhalb steht an einem malerischen Aussichtspunkt ein Almkreuz, von dem aus man zum Wendelstein hinüber und auf den Schliersee hinunter blickt, auch die Baumgartenschneid ist rechterhand noch einmal zu sehen.
Anschließend setzen wir unsere Wanderung in Richtung Gindelalmschneid fort. Es geht in eine Mulde hinunter und am Gegenhang gleich wieder hinauf. Der ausgetretene Pfad ist im Abstieg bzw. Aufstieg heute aufgrund des Schmelzwassers gleichermaßen nass und rutschig. Auf der Höhe angelangt genießen wir rechterhand nochmals die Aussicht auf den Schliersee (mit Ort und Schliersbergalm bzw. Schliersberg). Rund 30 Minuten nach der Kreuzbergalm erreichen wir das Kreuz auf der Gindelalmschneid (1.330m) mit weit ins Voralpenland hinein reichender Aussicht.
Auf dem Sattel zwischen Gindelalmschneid und Auerberg liegen unter uns die Hütten der Gindelalm, dem größten geschlossenen Almgebiet rund um den Schliersee. Hinunter zu den Almhütten auf 1.242m führt sowohl ein schmaler und direkter Wiesenpfad als auch ein etwas breiterer und im Rechtsbogen verlaufender Wanderweg, den wir heute bevorzugen. In wenigen Minuten erreichen wir die drei Hütten, die alle bewirtschaftet sind und unterschiedlichen Eigentümern gehören. Zur Orientierung hat man sie von 1 bis 3 durchnummeriert. Da die Gindelalm sowohl von Tegernsee, Hausham und auch Schliersee auf vergleichsweise leichten Wegen zu erreichen ist, ist sie während der Sommersaison insbesondere an schönen Wochenend- und Ferientagen ein beliebtes Ausflugsziel.
In der Gindelalm 2, die bereits geöffnet hat und in der wir schon bei unserer letztjährigen Almsommer-Tour zum Kreuzberg gerastet haben, gönnen wir uns einen Kaiserschmarrn. Details und Aktuelles zum Berggasthof findet man im Internet unter www.gindelalm.de.
Nach der Einkehr treten wir den Heimweg an. Auf dem hinter der Gindelalm nach rechts abzweigenden Forstweg geht es zügig durch den Hochwald talwärts, anfangs etwas steiler auf steinigem und ausgewaschenem Untergrund, später flacher abfallend und geschottert. Das letzte Drittel verläuft oberhalb des vom Start bekannten Forstwegs.
Nach rund 45 Minuten sind wir wieder am Ausgangspunkt angelangt. Insgesamt dauerte die Rundtour auf die Baumgartenschneid rund 4,5 Stunden (ohne Einkehrpause). Am Ende kann man sich auch im Hennererhof-Cafe nochmals stärken oder im kleinen Hofladen die selbst hergestellten Produkte (Kräutertee, Liköre, Nudeln, Marmeladen, Seife und vieles mehr) einkaufen. Öffnungszeiten und weitere Informationen bietet die Homepage www.hennerer.de.
Eine schnee- und panoramareiche Frühlingstour zwischen Tegernsee und Schliersee !
Günter Etschel │ ALMVOLK
Hinweis: Die Benutzung der beschriebenen Wege erfolgt stets auf eigene Gefahr.