Frühlingswanderung (18): Jenbachtal & Farrenpoint

impressionen aus Bad feilnbach

Für unsere heutige Tour umfahren wir den Wendelstein, um auf dessen Rückseite von Bad Feilnbach durch das romantische Jenbachtal auf den 1.273m hohen Aussichtsgipfel Farrenpoint zu wandern.

 

Aus Bayrischzell kommend passieren wir bei der Anfahrt durch das Leitzachtal Aurach und Fischbachau. In Hundham biegen wir rechts in Richtung der bereits im Landkreis Rosenheim liegenden Gemeinde Bad Feilnbach ab. Im Ort folgen wir der Hauptstraße ins Zentrum, wo wir vor der Brücke über den Jenbach rechts in die Wendelsteinstraße abbiegen. An deren Ende – zugleich das südliche Ortsende von Bad Feilnbach - gibt es gegenüber dem Gasthaus Millau einen großen Wanderparkplatz, dessen Nutzung kostenpflichtig ist. Für das Tagesticket sind 2,00 EUR zu entrichten.

Neben dem unteren (auf 521m Seehöhe) gibt es auch einen oberen Wanderparkplatz (auf rund 830m Seehöhe), der ebenfalls gebührenpflichtig ist. Zu diesem fährt man am Ende der Wendelsteinstraße geradeaus weiter über die Bergstraße ins Jenbachtal. Die Straße ist in der Regel nur von Anfang Mai bis Ende Oktober geöffnet.

 

Wir starten am unteren Parkplatz, da wir das Jenbachtal stromaufwärts durchwandern möchten. Der Einstieg liegt auf der gegenüber liegenden Straßenseite, an der Brücke über den Jenbach. Dabei wählen wir nicht den Weg links vom Bach (hier ist der Farrenpoint über den Wilhelm-Leibl-Weg bzw. die Almstraße mit 2 Stunden 45 Minuten Gehzeit ausgeschildert - auf dieser Route kommen wir auf unserer Rundtour zurück), sondern bleiben auf der rechten Seite (in Richtung Geschiebesperre / Jenbachsteig).

Direkt am Jenbach-Ufer entlang führt uns der geschotterte Fußweg sachte ansteigend taleinwärts. Es geht an kleinen Wassererlebnisstationen und Brotzeitplätzen vorbei, Familien können die zahlreichen Furten und Bachzugänge zum Verweilen und “Pritscheln” nutzen. An Wochenenden und Feiertagen ist das Jenbachtal bei schönem Wetter entsprechend stark frequentiert.

Im weiteren Verlauf passieren wir mehrere Flussstufen, über die sich der – hier noch breite und begradigte - Jenbach laut rauschend hinunter stürzt. Nach rund 20 Minuten Gehzeit erreichen wir die Geschiebesperre. Der künstliche Damm soll bei starkem Hochwasser die Fließgeschwindigkeit reduzieren und damit bewirken, dass die Anwohner verschont bleiben. Das Bauwerk hält nicht nur Wassermassen aus den Bergen ab, sondern auch Geröll und Felsbrocken. Zudem soll ein aus mehreren Metallpfählen bestehender Wildrechen rund 200 Meter oberhalb der Sperre talwärts treibendes Schwemmholz und große Baumstämme stoppen.

Immer parallel zum Flussverlauf durchwandern wir ein kurzes Waldstück und treffen wenig später auf ein breites Bett mit viel Felsgeröll. Hier leitet uns nach rund 40 Minuten Gehzeit ein Wegweiser nach rechts auf den schmalen Jenbachsteig (steiniger, bei Nässe rutschiger Wurzelpfad), der nun steil ansteigend in den Wald hinein und zunächst vom Jenbach weg führt. Nach dieser anspruchsvolleren und ein Mindestmaß an Trittsicherheit erfordernden Passage treten wir aus dem Wald heraus und folgen für wenige hundert Meter der breiten Schotterstraße, die zum oberen Wanderparkplatz führt.

Kurz darauf biegen wir am Wegweiser zu den Jenbach-Wasserfällen links in den Wald ab und steigen wieder zum rauschenden Jenbach hinunter. Nach einer hölzernen Brücke über einen kaskadenartigen Bachzulauf marschieren wir auf einem schmalen, wildromanischen Steig rechts den nun in einem engeren Bett fließenden Wildbach entlang. Hier gilt erhöhte Vorsicht, da es auf dem felsigen Untergrund in Bachnähe immer rutschige Stellen geben kann.

Nach rund 1 Stunde und kurzer Kraxelei in einer Schlucht stehen wir vor dem Jenbachfall, der sich mit lautem Getöse rund 10 Meter in die Tiefe stürzt. Nach Betrachtung des beeindruckenden Naturschauspiels steigen wir rechts vom Wasserfall über die dort angebrachten Treppenstufen aus Stein und Metall den steilen Hang hinauf.

Hinter dem Wasserfall geht es noch ein Stück am - nun wieder etwas zahmeren - Jenbach entlang, bis der Pfad nach rechts abzweigt und nach dem oberen Wanderparkplatz (zugleich Ende der öffentlichen Befahrbarkeit) auf die Almstraße trifft. An einer Weggabelung mit Weiderost könnte man - nach bisher 1 Stunde 15 Minuten Gehzeit - rechts über die Maieralm (874m) bis zur Wirts-Alm (889m) im hinteren Jenbachtal weiter wandern. Die bewirtschafte Wirtsalm ist ein beliebtes Ausflugsziel, befindet sich derzeit aber noch in der Winterpause.

Wir bleiben auf dem linken Weg, der in Richtung Farrenpoint führt. In einem Linksbogen überqueren wir den Jenbach, halten uns an der nächsten Wegkreuzung wieder links und steigen nun deutlich steiler im lichten Wald bergauf. Wir passieren ein Forsthaus mit kleinem Fischteich und erreichen wenig später offenes Almgelände. Linkerhand ist die Walchenalm zu sehen. Wir marschieren aber direkt auf die malerisch am Hang unterhalb des Bergwalds auf rund 1.060m liegende Hansenalm mit ihrer kleinen Hauskapelle und herrlichem Blick auf Wendelstein und Breitenstein zu.

An der Alm wenden wir uns nach fast 2 Stunden Gehzeit rechts und steigen über den befestigten Almweg bzw. einen Wiesenweg hoch zum Sattel zwischen Farrenpoint und Mitterberg (auf etwa 1.100m). An der dortigen Wegkreuzung kommt von vorne der Steig aus Richtung Schlipfgrubalm herauf. Rechts ginge es weiter zum nahen Mitterberg (1.214m), einer grasigen Kuppe mit Gipfelkreuz. Dieser bildet mit der dahinter liegenden Rampoldplatte (1.422m) und der Hochsalwand (1.625m) einen Höhenzug, der sich bis zum Farrenpoint fortsetzt. Auch zur Schuhbräualm könnte man in dieser Richtung gelangen (etwa 30 Minuten Gehzeit).

Der Steig zum Farrenpoint zweigt nach links ab und führt in kleinen Serpentinen zunächst hoch zu den Almwiesen und dem kleinen Weiher an der Huberalm (1.260m). Von dort sind es nur noch wenige Minuten zum nahen Gipfelkreuz.

Rund 2,5 Stunden nach dem Start haben wir unser Tagesziel erreicht. Der Name setzt sich aus den ursprünglichen Begriffen “Farre” (Stier) und “Point” (Weide) zusammen. Der zum Mangfallgebirge gehörende und – vom grasigen Gipfelplateau und Teilen des Südhangs abgesehen - allseitig bewaldete Farrenpoint ist trotz seiner nur 1.273m Höhe ein hervorragender Aussichtsberg. Der Talblick (durch eine Schneise auf der Nordseite) fällt auf die Moore um Bad Feilnbach, Bad Aibling sowie Kolbermoor und reicht bei schönem Wetter wie heute weit ins Voralpenland hinein. Bergseitig dominieren im Süden bzw. Südwesten neben Rampoldplatte und Hochsalwand vor allem Wendelstein, Schweinsberg, Breitenstein, Eibelkopf und Schwarzenberg.

Nach der Gipfelrast steigen wir wieder zur Huberalm hinunter, auf der man während der meist Anfang Juni beginnenden Almsaison Getränke und eine kleine Jause bekommen kann. Wir nehmen auch noch auf den Hügel hinter der Alm mit, von wo aus man tief ins Inntal blickt.

Anschließend treten wir auf unserer Rundtour den Rückweg an. Wir folgen dem breiten - teils asphaltierten, teils geschotterten - Fahrweg zur Huberalm nach rechts, der sich in weit ausholenden Serpentinen talwärts schlängelt. An einer beschilderten Wegkreuzung orientieren wir uns rechts in Richtung Bad Feilnbach.

Rund 20 Minuten nach dem Gipfel biegen wir vom Fahrweg nach links auf den Wilhelm-Leibl-Weg - benannt nach dem bekannten Maler, der um 1900 in der Region lebte - ab. Der meist schmale Steig führt uns nun steiler im Wald bergab, an unübersichtlichen Stellen helfen regelmäßig Wegweiser (zum Wanderparkplatz im unteren Jenbachtal) weiter. Wir passieren eine Jagdhütte und den Aussichtspunkt “Malerwinkel”, von dem aus wir schon wieder den Jenbach rauschen hören und unter uns durch die Bäume sehen können. Nach einem Treppen-Abstieg erreichen wir den Uferweg am Jenbach, dem wir nun stromabwärts bis zur Brücke am Wanderparkplatz folgen.

Nach rund 1,5-stündigem Rückweg – insgesamt waren wir heute mit Gipfelrast etwas über 4 Stunden unterwegs – haben wir unseren Ausgangspunkt erreicht. Wer noch einkehren möchte, der kann die Tour im direkt angrenzenden Gasthaus Millau (mit Biergarten, Informationen unter www.gasthaus-millau.de) mit tiroler und bayrischen Spezialitäten bzw. Kaffee und hausgemachtem Kuchen ausklingen lassen.

Eine abwechslungsreiche Frühlingswanderung mit spannenden Wegabschnitten am Jenbach und aussichtsreichem Gipfelbereich auf dem Farrenpoint !

 

Günter Etschel ALMVOLK

Hinweis: Die Benutzung der beschriebenen Wege erfolgt stets auf eigene Gefahr.