impressionen aus kufstein / tirol
Unsere heutige Frühlingswanderung ist wieder eine grenzüberschreitende Tour. Vom tiroler Hechtsee im Bezirk Kufstein geht es auf der bayerischen Seite über das Kieferbachtal und die Gießenbachklamm hinauf zur Schopper-Alm auf Kiefersfeldener Gemeindegebiet.
Unser Ausgangspunkt ist der gebührenfreie Wanderparkplatz an der Thierseestraße zwischen Thiersee und Kufstein, wenige Kehren unterhalb der Marblinger Höhe (Sattel auf 683m).
Etwas oberhalb des Parkplatzes führt ein beschrankter Forstweg rechts in den Wald hinein. Wir folgen dem Wegweiser in Richtung Hechtsee. Nach wenigen Minuten passieren wir den Längsee, einen idyllisch im Wald gelegenen Bergsee. Aufgrund der stark bewachsenen und zum Teil steilen Böschung kann man den Längsee nicht umrunden.
Der nun bis zum Hechtsee stetig abwärts führende Weg – ein zunächst breiter Schotterweg, der weiter unten in einen schmaleren Wanderpfad übergeht - verläuft entlang des leise dahin plätschernden Hechtbachs. Er ist zu dieser Jahreszeit von zahlreichen Schlüsselblumen, Buschwindröschen, Veilchen und Sumpfdotterblumen gesäumt. Wir durchschreiten eine Abholzung und treffen nach etwa 30 Minuten Gehzeit auf die Einmündung des Hechtbachs in den Hechtsee.
Der Hechtsee – auf 542m Seehöhe gelegen – ist ein rund 28ha großer und bis zu 56m tiefer Natursee. Er kann auf dem weitgehend steigungsfreien, etwa 2,7km langen Uferweg umrundet werden. Am Südufer liegt die Seearena Hechtsee, ein Seeschwimmbad mit Restaurantbetrieb. Unweit davon erhebt sich der 721m hohe Thierberg mit seiner bekannten Burgruine (dorthin führte unsere letztjährige Frühlingswanderung zum Thierberg).
Wir orientieren uns auf dem meist gut von Wanderern, Spazierengehern und Joggern frequentierten Uferweg nach links. Etwa 15 Minuten später erreichen wir am Nordufer die Stelle, an der sauerstoffarmes Tiefenwasser in den Kieferbach abgeleitet wird, wodurch man einen intensiven Schwefelgeruch wahrnimmt. Hier sammeln sich im seichten Uferbereich oft zahlreiche Fischarten. Der Hechtsee ist reich an Hechten, Zandern, Forellen, Renken, Saiblingen sowie Karpfen und Schleien.
Wir biegen links ab und folgen dem Abfluss des Hechtsees, der nach wenigen Metern die österreichisch-deutsche Staatsgrenze quert. Nach einem kleinen Wasserfall mündet er in den etwa 35m tiefer liegenden Kieferbach. Der parallel in einem Waldgürtel hinunter führende Steig ist mit Geländern gesichert und mit Beton- bzw. Holzstufen ausgebaut.
Nach Überquerung des breiten Kieferbachs auf einer Brücke wandern wir auf der linken Seite der “deutschen” Thierseestraße das Kieferbachtal flußaufwärts in Richtung Wasserrad / Gießenbachklamm. Rechts ginge es nach Kiefersfelden, geradeaus über die Wiese zum kleinen Bauernhof-Weiler Schöffau mit dem Gasthof Kurzenwirt bzw. von dort weiter nach Breitenau (auf dieser Route kommen wir auf unserem Rundweg zurück).
Parallel zur wenig befahrenen Asphaltstraße verlaufen die Schmalspurgleise des Wachtl-Express. Bis 2003 wurde mit der Bahn täglich Kalkstein vom Steinbruch bei Thiersee zum Zementwerk nach Kiefersfelden transportiert. Die nostalgische Museums-Eisenbahn ist an einigen Wochenenden im Sommer in Betrieb. Die Bebauung am Wegesrand zeugt von der früheren gewerblichen Nutzung des Tals.
Wir passieren die Bahn-Haltestelle sowie die Straßenabzweigung nach Breitenau und erreichen nach insgesamt 1 Stunde 15 Minuten Gehzeit rechterhand den Wanderweg zur Gießenbachklamm. Hier kann man an der “Bleier Sag” das größte noch funktionierende Wasserrad Oberbayerns, angetrieben vom Gießenbach, der direkt danach in den Kieferbach mündet, bestaunen.
Auf rund 510m Seehöhe wechseln wir auf den breiten Schotterweg, der uns parallel zum Gießenbach (anfangs rechts, nach einer Brücke dann links vom Bach) moderat aufwärts führt. 15 Minuten später passieren wir das 1910 erbaute Elektrizitätswerk der Gemeinde Kiefersfelden. Dahinter kann man rechts einen ersten Blick auf die vordere Gießenbachklamm mit ihren laut rauschenden Wasserfällen und glattgeschliffenen Gumpen werfen.
Auf einem steilen Treppensteig mit über 100 Stufen erklimmen wir den bewaldeten Hang. Oben angekommen führt ein streckenweise betonierter, mit Geländern gut gesicherter Pfad die enge Schlucht entlang. Der – teils unter überhängenden Felsen hindurch führende – Höhenweg erlaubt uns faszinierende Blicke auf den in der Tiefe fließenden Gießenbach und die ihn umgebenden schroffen Felswände. Nach wenigen Minuten endet das Naturerlebnis an einer Staumauer, vor der wir die Klamm auf einer Holzbrücke überqueren. Hinter dem kleinen, türkisfarben schimmernden Stausee erscheint der Gießenbach in seinem breiten Bett zur Zeit eher wie ein dünnes Rinnsal. In jedem Fall ist er hier gut zugänglich und lädt zum Erfrischen ein.
Wir folgen nun den Wegweisern hinauf zur Schopperalm. Über Almwiesen und an Zuflüssen zum Gießenbach vorbei spazieren wir in wenigen Minuten zur bewirtschafteten Hütte, die in einem Hochtal auf 612m Seehöhe liegt. Die insbesondere bei Familien als Ausflugsziel beliebte Schopperalm hat bis Anfang Mai noch Betriebsferien bzw. auf das Wochenende beschränkte Öffnungszeiten. Bei unserer letztjährigen Rundwanderung um die Gießenbachklamm sind wir in der urigen Almwirtschaft mit großem Kinderspielplatz, Bachlauf und Ziegengehege eingekehrt (ausführliche Informationen auf der Homepage www.schopperalm-inntal.de).
Unser heutiges Tagesziel ist der oberhalb der Schopperalm gelegene Aussichtshügel mit Bankerl und Marterl, auf dem wir rund 45 Minuten nach der Abzweigung zur Klamm bzw. etwa 2 Stunden nach unserem Start ankommen.
Nach der Brotzeit aus dem Rucksack steigen wir auf der Wiese zur Schopperalm hinunter und setzen unsere Wanderung auf der links abzweigenden geteerten Straße in Richtung Breitenau fort. Rechts würde ein Rundweg über den historischen Trojer-Hof zurück zum Wasserrad führen.
Nach kurzem Anstieg geht es rechterhand mit malerischem Panoramablick wieder hinunter und am Weiler Breitenau vorbei. Kurz vor der Einmündung in die Thierseestraße biegen wir links ab und folgen der Straße in Richtung Schöffau / Kurzenwirt. Ab der auf Privatgrund liegenden Windhag-Kapelle geht es auf einem Pfad über Wiesen und durch ein Wäldchen weiter bis Schöffau. Nach dem Gasthaus biegen wir rechts auf einen Wiesenweg ab. Dieser führt direkt auf die Holzbrücke über den Kieferbach zu, an der wir beim Hinweg links abgebogen sind.
Wir überqueren die Thierseestraße und steigen wieder hinauf zum Hechtsee, den wir etwa 1 Stunde nach dem Aufbruch auf der Schopperalm erreichen. Nun geht es in 45 Minuten auf der bekannten Route zurück zu unserem Ausgangspunkt. Insgesamt waren wir rund 4 Stunden unterwegs.
Auch ohne Hütteneinkehr eine lohnende, farbenfrohe Frühlingswanderung mit viel Wasser !
Günter Etschel │ ALMVOLK
Hinweis: Die Benutzung der beschriebenen Wege erfolgt stets auf eigene Gefahr.
Nachtrag im Mai 2016: den Vatertagsausflug haben wir genutzt, um die Schopperalm nochmals zu besuchen. Hier die Impressionen vom Almfest: