Hütten im Winter (18): Spitzsteinhaus

impressionen aus sachrang

Ziel unserer heutigen Winterwanderung ist das fast ganzjährig geöffnete Spitzsteinhaus in den westlichen Chiemgauer Alpen, auf 1.252m Seehöhe oberhalb des Tiroler Inntals gelegen.

 

Der klassische Winterweg zum Spitzsteinhaus startet am Parkplatz Erlerberg (Gemeinde Erl / Tirol) in der Nähe des Gasthofs Moosbauer und führt – je nach Schneelage und Route - in rund 45 Minuten bis 1 Stunde Gehzeit zur bewirtschafteten DAV-Schutzhütte. Schneeschuh-Geher nehmen den Weg via Stoana- und Goglalm, Wanderer die Versorgungsstraße, auf der meist Schneemobilspuren vorhanden sind.

Angesichts der schon weit vorangeschrittenen Schneeschmelze entscheiden wir uns heute aber für Sachrang im bayerischen Priental als Ausgangspunkt. Der weitgehend südseitig verlaufende Aufstieg zum Spitzsteinhaus ist deutlich länger und landschaftlich noch reizvoller.

 

Bei der Anfahrt passieren wir auf der Innbrücke zwischen Oberaudorf und Niederndorf die Landesgrenze nach Tirol, biegen auf der Straße zum Walchsee in Sebi links in Richtung Wildbichl ab und kehren kurz vor Sachrang nach Bayern zurück. In Sachrang orientieren wir uns via Dorf- und Kirchstraße links zur Kirche hin, wo es am Kirchplatz Parkmöglichkeiten gibt. Alternativ sind größere Wanderparkplätze am Ortseingang bzw. Ortsausgang (direkt an der Bundesstraße) vorhanden. Der malerische Ort Sachrang ist vor allem durch den Roman des Schriftstellers Carl Oskar Renner "Der Müllner-Peter von Sachrang" und dessen Verfilmung 1978 bekannt.

 

Wir starten an der barocken Kirche auf 738m Seehöhe und folgen zunächst der schmalen und wenig befahrenen Bergfeldstraße in Richtung des kleinen Weilers Mitterleiten (dort gibt es keine öffentlichen Parkplätze). Auf Asphalt geht es mäßig ansteigend bergauf. Nach rund 10 Minuten halten wir uns an einer Wegkreuzung geradeaus auf dem Hauptweg (nach rechts zweigt der Sommer-Wanderweg zum Spitzstein via Mesner-Alm ab). Von hier können wir auch einen ersten Blick auf den – heute leider den ganzen Tag wolkenverhangenen - Zahmen Kaiser werfen.

Nach rund 25 Minuten Gehzeit durchwandern wir den Weiler Mitterleiten (850m), wo der Weg zum Spitzstein unmittelbar vor dem letzten Bauernhof links abzweigt (im weiteren Verlauf oft auch als Wanderweg Nr. 6 beschildert). Auf einem Hohlweg geht es kurz hinunter in einen Graben mit einem kleinen Bach und an einem Überstieg rechts am Holzzaun entlang wieder hinauf. Der lehmige Pfad führt nun steiler ansteigend über Weidegrund in den Wald hinein. Bis hierher war es komplett schneefrei, nun nimmt die Schneehöhe stetig zu. Ein steiniger - heute zudem sehr nasser und rutschiger - Steig führt uns bergauf. Auf einem kurzen Abschnitt im Hochwald zieht der durch Wegweiser und Markierungen an Bäumen durchweg gut verfolgbare Pfad links hinüber ins Quellgebiet der Prien. Dort erreichen wir wieder freies Gelände mit schneebedeckten Almwiesen. Geradeaus ginge es weiter in Richtung der im Sommer bewirtschafteten Jausenstation Stoana-Alm (1.055m). Wir orientieren uns aber an der Beschilderung zum Spitzstein und folgen den nach rechts am Waldrand hinauf führenen Trittspuren. Dabei bewegen wir uns immer entlang des Grenzverlaufs und überschreiten diesen schließlich von Bayern nach Tirol.

Auf Höhe der idyllischen Steinmoosalm mit ihrem farbigen Marterl können wir zwischen den Wolken hindurch einen kurzen Blick hinauf zum Spitzstein-Gipfelkreuz auf 1.596m erhaschen. Linkerhand unter uns liegt die Gogl-Alm (1.143m), im Sommer ebenfalls ein beliebtes Ausflugsziel für Familien. In tieferem Schnee queren wir die weiten Hänge unterhalb des schon erkennbaren Spitzsteinhauses nach links und marschieren die letzten Meter auf dem geräumten Versorgungsweg zu unserem Tagesziel hinauf. Für die rund 500 Höhenmeter haben wir im Aufstieg etwa 2 Stunden benötigt.

Das Spitzsteinhaus liegt auf 1.252m Seehöhe am Südwest-Rücken des rund 350m höheren Spitzsteins, der sich durch Bergwald und Almgrund auszeichnet, während die anderen Seiten eher schroff und felsig sind. Die Landesgrenze verläuft direkt an der Schutzhütte der DAV-Sektion "Bergfreunde München" entlang, die zum Gemeindegebiet von Erl / Tirol gehört.

Eigentlich zählt das Spitzsteinhaus mit seiner umlaufenden Terrasse zu den schönsten "Aussichtsplattformen" in den Chiemgauer Alpen, mit herrlichem Weitblick ins Inntal und das gegenüber liegende Kaisergebirge sowie - bei klarer Sicht - bis in die Zillertaler Alpen und die Hohen Tauern. Heute verwehren uns die dichten Wolken allerdings das Bergpanorama. Wir konzentrieren uns stattdessen auf das kulinarische Angebot.

In der gemütlichen Gaststube (rund 70 Plätze) und im separaten "Münchner Stüberl" (rund 35 Plätze) serviert die Wirtsfamilie deftige Brotzeiten und Suppen, Tiroler Hausmannskost (wie Spinat- und Kaspressknödel, G'selchtes, Kasspatzl) und saisonale Schmankerln (wie Schweinskrustenbraten, Hirsch- oder Almochsengulasch). Für die Süssen gibt es Kaiserschmarrn und hausgemachte Kuchen bzw. Strudel. Die Zubereitung erfolgt bevorzugt aus regional erzeugten Produkten.

Das ursprünglich 1905 erbaute und nach einem Brand 1981 komplett neu errichtete Spitzsteinhaus beherbergt 5 Mehrbettzimmer mit jeweils 4 Betten und drei Räume mit insgesamt 25 Lagern zum Übernachten. Auch für Vereins- und Betriebsausflüge sowie Seminare und Familienfeste ist man bestens gerüstet.

Das Spitzsteinhaus hat – mit Ausnahme von Betriebsferien und etwaigen witterungsbedingten Schließungszeiten – ganzjährig ohne Ruhetag geöffnet. Im Winter informiert man sich am besten aktuell auf der Hütten-Homepage www.spitzsteinhaus.info.

Nach der Jause steigen wir noch wenige Meter zum Almkreuz oberhalb des Spitzsteinhauses und zur ganzjährig geöffneten - Montags allerdings geschlossenen - Altkaseralm auf 1.279m hinauf. Die Altkaseralm hatten wir zuletzt bei unserer Herbstwanderung zum Spitzstein besucht. Anschließend wandern wir in rund 1,5 Stunden auf dem Aufstiegsweg zurück nach Sachrang.

Diese Tour zählt sicherlich zu den einfacheren, wobei bei Winterwanderungen die Schwierigkeit natürlich stark von den aktuellen Verhältnissen abhängt. Bei rutschigem Untergrund wie heute ist in den wenigen steinigen und steileren Passagen im schneefreien Terrain sicherlich erhöhte Vorsicht geboten.

Auf der Heimfahrt kann man am Niederndorfer Berg auch den ganzjährig geöffneten Wildpark Wildbichl - u.a. mit Rotwild, Gämsen, Wildschweinen, Mufflons - noch besuchen, den man gleich nach dem ehemaligen Grenzübergang bei Sachrang passiert (www.wildbichl.com) !

 

Günter Etschel ALMVOLK

Hinweis: Die Benutzung der beschriebenen Wege erfolgt stets auf eigene Gefahr.