impressionen vom sudelfeld
Der erste Weihnachtsfeiertag bietet uns mildes Herbstwetter. Wir nutzen dies zu einer Wanderung durch eines der idyllischsten Täler in unserer Region. Vom Sudelfeld geht es ins Arzmoos-Tal und von dort weiter zur Mitteralm am Wendelstein.
Bei der Anfahrt passieren wir den Sudelfeldpass und die Zufahrt zum Waldkopflift. Rund 6km nach dem Ortsende von Bayrischzell befindet sich direkt nach der Brücke über den Arzbach in einer Rechtskurve ein großer Parkplatz. Aus Richtung Brannenburg / Oberaudorf kommend biegt man links auf den Parkplatz ab, dessen Nutzung kostenfrei ist.
Direkt auf der gegenüber liegenden Straßenseite beginnt auf rund 980m Seehöhe der Einstieg ins Arzmoos (rechts von der Brücke). Oberhalb des sich am Talboden entlang schlängelnden Arzbachs führt der – nur von Berechtigten befahrbare – Almweg flach auf die ersten Almhütten zu. Linkerhand blicken wir auf Lacherspitz, Wildalpjoch und Käserwand bzw. die Hütten am Fuß des Jackelbergs (Kelheimer Hütte, Jackelbergalm).
Nach der ersten Almhütte unternehmen wir einen kurzen Abstecher nach links, an der Arzmoosalm (1.006m) vorbei und geradewegs auf den Waldrand zu. Zwischen einem großen Marterl und dem Arzbach führt ein schmaler Pfad zu den imposanten Arzmoosfällen. Geschätzte 30 Höhenmeter rieselt das Gebirgswasser in die Tiefe, um sich dort in einer Gumpe zu sammeln. Im Winter gefriert der Schleierwasserfall und wird zum Ziel wagemutiger Eiskletterer.
Nach dem rund 15-minütigen Abstecher zum Wasserfall geht es zurück auf den Almweg. Wir marschieren auf die Mulde zwischen Schortenkopf (1.322m) links und Dümpfel (1.354m) bzw. Schreckenkopf (1.316m) rechts zu. Nach der Schnappenalm folgen wir an der Kreuzung dem nach links abzweigenden Schotterweg bergauf, der uns vom unteren ins obere Arzmoos führt. Geradeaus ginge es über die sogenannte Steinerne Stiege weiter Richtung Brannenburg. In der Umgebung zeugen kleine Stollen von früheren Bergbau-Aktivitäten, daher auch die Bezeichnung Arz (für Erz).
Im oberen Arzmoos verläuft der leicht ansteigende Weg wieder parallel zum Arzbach. Zwischen Almwiesen passieren wir die Wasserburger Hütte (1.080m) und die Kernalm. Nach links zweigt der Pfad in Richtung Käserwand / Wildalpjoch ab. Wir gehen geradeaus am Waldrand weiter und erreichen nach insgesamt 1 Stunde Gehzeit die Kronbergeralm (1.114m).
Kurz nach der Kronbergeralm biegen wir vor dem Mutterberg (1.262m) am Wegweiser zur Mitteralm links ab. Es geht nun in den Wald hinein, erst ansteigend, dann wieder bergab. Der Forstweg geht nach einem weiteren - nach rechts weisenden – Schild in einen schmalen Pfad über, der an einer felsigen Stelle mit Treppenstufen und Geländer ausgebaut ist.
Mitten im Bergwald stoßen wir kurz darauf auf die Trasse der Wendelstein-Zahnradbahn. Wir überqueren vorsichtig die Schienen und setzen unseren Weg auf dem gegenüber liegenden Pfad fort, der nun wieder sachte ansteigt. An der Stelle, an der der sogenannte Winterweg zur Mitteralm von der Bahn-Bedarfshaltestelle Aipl herauf kommt, geht es dann nach links in Serpentinen den steilen Waldhang hinauf. Rechterhand erkennen wir die Hochsalwand (1.625m) und einen rauschenden Wasserfall.
Rund 45 Minuten nach der Kronbergeralm (bzw. 1 Stunde 45 Minuten nach dem Start) erreichen wir die auf 1.200m an einem Nordhang, der noch zum Wildalpjoch zählt, liegende Mitteralm, unsere heutige Einkehrstation.
Die Mitteralm ist eine ganzjährig bewirtschaftete Hütte des Deutschen Alpenvereins. Montags (mit Ausnahme bei Skibetrieb und an Feiertagen) ist Ruhetag. Einkehrern werden neben regionalen Hüttengerichten auch wechselnde Tagesempfehlungen wie Entenkeule, Rindsgulasch oder Fischpfanne geboten. Terrassengäste können dabei eine herrliche Aussicht ins Inntal genießen. Der gemütliche Gastraum bietet 70 Personen Platz. Für Feste, Seminare oder kleinere Gesellschaften steht außerdem das rund 30 Personen fassende Stüberl zur Verfügung. Die 1930 erbaute Mitteralm hält seit ihrer kompletten Sanierung 2003 auch Übernachtungsmöglichkeiten für bis zu 55 Personen in Mehrbettzimmern und Lagern bereit. Details zur Mitteralm gibt es auf der Hütten-Homepage www.mitteralm-wendelstein.de.
Eine öffentliche Zufahrt zur Mitteralm ist nicht möglich, allerdings liegt die Mittelstation der Wendelstein-Zahnradbahn direkt gegenüber. Die 1910-1912 gebaute Bahn mit Talbahnhof in Brannenburg (508m) und Bergbahnhof auf dem Wendelstein (1.725m) war Deutschlands erste Hochgebirgsbahn und eine technische Pionierleistung. Die 1.217 Höhenmeter bzw. 7,6km Streckenlänge werden im Doppeltriebwagen in 25 bis 30 Minuten zurückgelegt. Informationen zur Bahn und zum Fahrplan findet man unter www.wendelsteinbahn.de.
Die Mitteralm ist von Brannenburg (St. Margarethen, 650m Seehöhe) aus auch zu Fuß in rund 1,5 Stunden über eine teils steile Forststraße erreichbar. Im oberen Teil dieser Strecke gibt es den parallel verlaufenden Winterweg, der Trittsicherheit erfordert. Für den Weiterweg über die Reindler Alm zum Wendelsteinhaus (1.728m) mit Blick auf die imposante Trassenführung der Zahnradbahn sind ebenfalls rund 1,5 Stunden Gehzeit einzuplanen.
Wir treten heute nach der Einkehr den Rückweg an. Auf der Aufstiegsroute geht es in 45 Minuten zurück bis zum Waldende kurz vor der Kronbergeralm. Hier zweigt nach rechts ein schmaler und unmarkierter, nur durch Trittspuren erkennbarer Pfad entlang des Waldrands ab. Wir folgen diesem bis zu einem Waldstück, in dem sich ein malerischer kleiner Moorsee versteckt. Die von moortypischer Vegetation umgebene “Gebirgslache” ist bereits zugefroren.
Am Ende des Moorsees steigen wir nach rechts wenige Meter durch den Wald zu einem Forstweg hinauf, dem wir nach links in Richtung Käserwand / Wildalpjoch folgen. Kurz nach einer Jagdhütte geht es an einem kreuzenden Bächlein linkerhand einen Steig Richtung Arzmoos hinunter.
Wir folgen diesem hundert Meter und wenden uns dann nach rechts auf den Höhenweg, der - am Hang des Jackelbergs entlang - zur Kelheimer Hütte (und weiter zur Schweinsteiger-Alm) führt. Von hier können wir nochmals einen herrlichen Blick über das obere und untere Arzmoos sowie das noch weitgehend schneefreie Sudelfeld genießen.
Kurz vor der Jackelbergalm steigen wir weglos über freies Almgelände ins Tal ab. Wir passieren das dort liegende Almgebäude, überqueren den Bach auf einem kleinen Holzbrückerl und folgen dem Zufahrtsweg bis zur Straßenbrücke über den Arzbach (nun linkerhand). Unseren Ausgangspunkt erreichen wir wenige Minuten später, insgesamt waren wir auf dem Rückweg rund 1,5 Stunden unterwegs.
Eine abwechslungsreiche Weihnachts-Wanderung mit idyllischem Almtal, Wasserfall, Moorsee, Einkehrhütte und optionalem Bahnanschluss !
Günter Etschel │ ALMVOLK
Hinweis: Die Benutzung der beschriebenen Wege erfolgt stets auf eigene Gefahr.