impressionen vom sudelfeld / tatzelwurm
Mit frostigen Temperaturen und Wolkendecke startet der Tag. Unsere heutige Tour führt auf die 1.545m hohe Brünnsteinschanze, vor allem im Winter ein beliebtes Ziel für Skitourengeher und Schneeschuhwanderer. Während der Wandersaison ist die grasige Bergkuppe, Nachbar des bekannten Brünnstein, deutlich weniger frequentiert. Die Brünnsteinschanze ist dennoch einen Aufstieg wert, vor allem aufgrund des durchaus vergleichbaren Gipfel-Panoramas. Zudem kann man mit etwas Glück hier die kleinste Steinbock-Kolonie im bayerischen Raum beobachten. Dank der Familie Sachs, die 1963 in ihrem Jagdrevier einige Exemplare des seltenen und geschützten Steinwilds aus dem italienischen Refugium Gran Paradiso auswilderte, gibt es im Gebiet zwischen Brünnsteinschanze und Brünnstein eines von nur drei Vorkommen (neben Berchtesgaden und der Bendiktenwand bei Bad Tölz).
Unser Ausgangspunkt ist der Waldparkplatz Tatzelwurm. Von Bayrischzell kommend passieren wir auf der Deutschen Alpenstraße das Sudelfeld. Etwa 300m vor der Abzweigung zum Tatzelwurm zweigt nach rechts eine kleine Stichstraße über eine Brücke zum großen Parkplatz ab. Bei der Anfahrt aus Oberaudorf (via Tatzelwurmstraße) bzw. Brannenburg (via mautpflichtiger Sudelfeldstraße) orientiert man sich an der Gabelung oberhalb des Berggasthofs “Feuriger Tatzlwurm” zunächst in Richtung Sudelfeld / Bayrischzell und biegt dann am Wegweiser zum gebührenfreien Waldparkplatz entsprechend links ab.
Der auf 800m Seehöhe beginnende Aufstieg zur Brünnsteinschanze ist weitgehend identisch mit der ausgeschilderten Route zum Brünnsteinhaus (über die Seelachen-Alm). Wir marschieren den am Parkplatz-Anfang abzweigenden Karrenweg 15 Minuten bergauf. Nach einem kurzen Waldstück stoßen wir auf einen mäßig ansteigenden Schotterweg, dem wir nach links folgen. In offenem Gelände passieren wir die Gebäude der Schoißer-Alm. Linkerhand blicken wir auf Tatzelwurm, Wildbarren und den Weg hinunter nach Oberaudorf.
Auf Höhe der Schneelahner Hütte (980m) teilt sich der Weg. Für uns geht es rechts auf dem geschotterten, nun stärker ansteigenden Zufahrtsweg zur Seelachen-Alm weiter. Der kurz danach ebenfalls nach rechts abzweigende Waldpfad, eine direktere und noch steiler verlaufende Abkürzung, die weiter oben wieder auf den breiten Schotterweg trifft, ist Teil unserer Abstiegsroute. In einer weiten Schleife geht es nun um den Auerberg herum. An der Kehre beim Holzpavillon (1.020m) halten wir uns dabei erneut rechts, nach links ginge es über die Großalm zum Brünnsteinhaus.
Nach rund 45 Minuten Gehzeit treffen wir auf eine Gabelung. Der Weg nach rechts führt zur Baumoosalm (circa 30 Minuten) bzw. in Richtung Rosengasse / Traithen. Wir gehen geradeaus in lichtem Bergwald weiter und erreichen 30 Minuten später die auf 1.300m in einem kleinen Kessel liegende Seelachen-Alm, wo wir einen schönen Blick zurück auf die Bergwelt um Wendelstein und Wildalpjoch genießen können.
Wir marschieren links an den privaten Hütten vorbei und folgen dem am Westhang der Brünnsteinschanze hinauf führenden Almweg bis zu einer baumfreien Einsattelung bzw. Senke. Rechts vom kleinen Bächlein ginge es weiter hoch zum Übergang Richtung Himmelmoosalm und Brünnsteinhaus (diese Route kennen wir von unserer Herbstwanderung von der Rosengasse aus bereits).
Wir orientieren uns am Weidetrog aber links und steigen in steilem, markierungs- und weglosem Weidegelände im Zick-Zack direkt bis zum Gipfelbereich der Brünnsteinschanze hinauf. Auf dem grasigen und flachen Plateau, das nach Osten von einem Weidezaun und einigen Bäumen begrenzt wird und dahinter steil abfällt, steht ein hölzernes Kreuz. Rund 2 Stunden nach dem Start sind wir an unserem Tagesziel auf 1.545m Seehöhe angelangt.
Das Panorama wird heute zwar etwas vom Wetter getrübt, dennoch ist der Ausblick in alle Himmelsrichtungen möglich (u.a. Chiemgauer Berge, Inntal mit Kaisergebirge, Teile des schneebedeckten Alpenhauptkamms, Wendelstein). Im Nahbereich dominieren der felsige Brünnstein (1.619m) und die nicht minder schroffe Rotwandlspitze (1.588m) sowie gegenüber Steilner Joch und Traithen.
Während der Gipfelrast halten wir – heute erfolglos - nach Steinböcken Ausschau. Wir wollen unser Glück noch im Bereich der Rotwandlspitze versuchen und steigen die wenigen Höhenmeter nach rechts in den Sattel hinunter und anschließend wieder hinauf. Nach Schneefeldern und einem dichten Waldstück stoßen wir auf die ersten Felsen. Für eine Kletterpartie zum Gipfel ist es uns aber zu eisig, so dass wir vor dem Abstieg nur noch einen kurzen Abstecher um den Westgrat herum auf die steil abfallende Südseite machen. Hier entdecken wir zwar auch keine Steinböcke, dafür ein Rudel Gämsen.
Anschließend treten wir den Abstieg an. Es geht zunächst zurück in die Einsattelung oberhalb der Seelachen-Alm. Wer auf der Tour eine Einkehrmöglichkeit vermisst, kann hier den Weg zum ganzjährig geöffneten Brünnsteinhaus fortsetzen (45-60 Minuten einfache Gehzeit).
Wir steigen heute auf dem Almweg bis zur Seelachen-Alm ab. Hier entscheiden wir uns für eine kleine Rundtour über die Baumoosalm. Hinter dem letzten Almgebäude führt ein Steig links den Wiesenhang hinauf, durch ein kurzes Waldstück hindurch und dann hinunter in den Talboden mit der idyllischen Baumoosalm (1.278m). Zwischen den Hütten plätschert der Baumoosbach talwärts.
Wir setzen den Heimweg auf der geschotterten Almstraße bergab fort und erreichen rund 1 Stunde 15 Minuten nach Abstiegsbeginn die Weggabelung, die wir bereits beim Aufstieg passiert haben. Wir folgen dem Wegweiser zum Waldparkplatz Tatzelwurm nach links. Auf dem Forstweg bzw. der bald darauf links abzweigenden Abkürzung (Stein- und Wurzelpfad durch den Wald) geht es in circa 45 Minuten via Schoißer-Alm zurück zum Ausgangspunkt.
Am Ausgangspunkt lohnt noch ein etwa 10-minütiger Ausflug zu den Tatzelwurm-Wasserfällen. Der Weg zweigt direkt an der Brücke über den Auerbach ab.
Günter Etschel │ ALMVOLK
Hinweis: Die Benutzung der beschriebenen Wege erfolgt stets auf eigene Gefahr.