Herbstwanderung (14): Pasterkopf

impressionen aus erl / tirol

Nachdem wir in diesem Jahr von der Tiroler Gemeinde Erl aus bereits die deutsch-österreichischen Grenzgipfel Kranzhorn und Spitzstein erwandert haben, nehmen wir uns heute den dazwischen liegenden Pasterkopf vor. Dieser ist mit 1.326m Höhe etwas niedriger, dafür weit weniger besucht als seine beiden bekannten Nachbarn.

 

Bereits die Anfahrt erzeugt bleibende Eindrücke. Erl im Inntal ist von Kufstein, Oberaudorf oder Brannenburg aus erreichbar. Aus Richtung Oberaudorf kommend überqueren wir den Inn und passieren kurz vor dem Ortsteil „Dorf“ das moderne Passionsspielhaus. An der Kirche biegen wir rechts ab und folgen nun immer der Beschilderung zum Parkplatz „Kranzhorn“. Die streckenweise schmale und in Serpentinen ansteigende Straße führt uns mehrere Kilometer den Erler Berg hinauf. An zwei Abzweigungen halten wir uns jeweils links. Auf 947m Seehöhe bietet der gebührenpflichtige Kranzhorn-Parkplatz (2,00 EUR am Ticketautomaten) ausreichende Kapazitäten.

An der letzten Abzweigung unterhalb des Parkplatzes könnte man geradeaus auf einem nicht für den öffentlichen Verkehr freigegebenen Wirtschaftsweg durch das Trockenbachtal zur bewirtschafteten Schwarzrieshütte wandern. Da unsere heutige Rundtour einen kritischen Streckenabschnitt abseits der ausgewiesenen und beschilderten Wanderwege enthält, sollte dies die Alternativ-Route für eine Familien-Wanderung sein.

 

Am oberen Ende des Kranzhorn-Parkplatzes folgen wir nicht dem Schotterweg geradeaus zum Kranzhorn, sondern dem Weg nach rechts in Richtung Pastau-Alm (in neueren Wanderkarten auch als Paster-Alm bezeichnet). Stetig ansteigend geht es in Kehren durch teils lichten, mit vielen Buchen besetzten Hochwald bis zur Alm. Zwei Abzweigungen nach rechts (jeweils „Sackgassen“ zur Aschberg-Alm bzw. Rabenegg-Alm) ignorieren wir unterwegs.

Die weitläufige Pastau-Alm, die wir nach rund 30-minütiger Gehzeit erreichen, liegt auf einem offenen Plateau in 1.119m Höhe und bietet eine herrliche Aussicht ins Inntal. Der Bergblick reicht vom Heuberg über das Wendelsteingebiet, das Kranzhorn sowie das Kaisergebirge. Die einzelnen Hütten befinden sich in Privatbesitz und sind nicht bewirtschaftet.

Ein breiter Almweg führt uns nun rechts über Weidegrund in 20 Minuten hinauf auf einen kleinen Gupf namens Blasenhag mit hölzernem Kreuz (Tiroler Kriegerdenkmal) und Aussichtsbankerln auf 1.200m. Hier genießen wir das Bergpanorama zwischen Pendling und Wendelstein.

Ohne Beschilderung folgen wir anschließend dem schwach ausgeprägten Pfad in Richtung Pasterkopf-Gipfel (nach dem Überstieg links bergauf). Der zunehmend steiler werdende Steig führt uns wieder in den Wald hinein. Nach rund 30 Minuten Gehzeit stehen wir am Gipfelkreuz des 1.326m hohen Pasterkopf (früher Pastaukopf), der uns etwas an das Auracher Köpferl erinnert. Der kleinräumige Gipfelbereich mit Steilabbruch ist felsig und die Sicht durch Baumkronen begrenzt. Das freie Ausblicks-Fenster erfasst vor allem den markanten Spitzstein, aber auch Hochries und Klausenberg.

Die vorhandenen Trittspuren verleiten uns zu einer Gipfelüberschreitung, die allenfalls etwas für geübte Bergwanderer ist. Normal- und Familien-Wanderer, die sich ungern im steilen Terrain abseits markierter Wege bewegen, treten nach der Gipfelrast den Rückweg auf der Aufstiegsroute an. Die Gipfelüberschreitung mit Abstieg zur Rabenegg-Alm erfordert ein hohes Maß an Trittsicherheit und Orientierungssinn (bei Nässe mit erhöhter Rutschgefahr würden wir diese Route keinesfalls empfehlen).

Die anfangs erkennbaren Trittspuren verlieren sich rasch – vor allem auch aufgrund des dichten Buchenlaubs am Waldboden. Nach kurzem Abstieg auf der dem Aufstiegspfad gegenüber liegenden Bergseite queren wir in einem weiten Rechtsbogen den steil abfallenden, mit zahlreichen schroffen Felsen durchzogenen Hang unterhalb des Pasterkopfes und orientieren uns dabei abwärts in Richtung der zeitweise durch die Bäume sichtbaren Rabenegg-Alm.

Wir erreichen schließlich das Weidegebiet, passieren die Alm und steigen auf einem kleinen Jägerpfad (streckenweise wieder intuitiv) durch den Wald hinunter zur Fürst-Alm. Diese liegt oberhalb des Versorgungswegs zur Schwarzrieshütte. Über freien Almgrund, der von zahlreichen Murmeltier-Baulöchern durchzogen ist, marschieren wir nun parallel zum Weg auf unsere heutige Einkehrstation zu. Rund 1 Stunde nach dem Aufbruch am Gipfel sitzen wir auf der Terrasse der Schwarzrieshütte.

Die Schwarzries-Schutzhütte liegt auf einer Höhe von 970m und gilt als nördlichste Hütte Tirols. Sie hat im Sommer- wie Winterhalbjahr geöffnet (Montags ist allerdings Ruhetag). In den gemütlichen Gaststuben finden 40 Gäste Platz, der Außenbereich bietet bis zu 80 Sitzmöglichkeiten.

Kulinarisch legen die Wirte Wert auf bodenständige Tiroler Küche mit frischer Ware von Erzeugern aus der Region. Neben wechselnden Tagesgerichten umfasst das Angebot Brotzeiten (Brettljause, Kas-Teller), Suppen (Frittaten-, Gulaschsuppe), Knödelgerichte (Spinat-, Kaspress- und Speckknödel), aber auch Chili con Carne und Flammkuchen. Natürlich fehlen auf der Karte ebensowenig typische Mehlspeisen (Germknödel, Palatschinken) und hausgemachte Kuchen bzw. Strudel.

Seit ihrer umfassenden Renovierung 2010 bietet die Hütte auch 16 Übernachtungsplätze in zwei Lagern und zwei Zimmerlagern. Details und aktuelle Informationen findet man im Internet unter www.schwarzrieshuette.at.

Nach der Einkehr wählen wir den gut beschilderten Rückweg durch das Trockenbachtal. Auf dem geschotterten Wirtschaftsweg passieren wir Schwarzries- und Asten-Alm. Entlang des Trockenbachs, der am Ende unterhalb des Wegs in einer Klamm verschwindet, wandern wir gemütlich immer etwas bergab. Nur der letzte kurze Abschnitt führt auf der rechts abzweigenden asphaltierten Stichstraße zum Kranzhorn-Parkplatz nochmals bergauf. Nach gut 1 Stunde kommen wir wieder am Startpunkt an, insgesamt waren wir rund 3,5 Stunden (ohne Einkehrpause) unterwegs.

Aufgrund der fehlenden Beschilderung geht es am Pasterkopf recht ruhig zu. Dafür ist die idyllische Schwarzrieshütte ein ganzjährig beliebtes Ausflugsziel !


Günter Etschel ALMVOLK

Hinweis: Die Benutzung der beschriebenen Wege erfolgt stets auf eigene Gefahr.