ALMVOLK-Motiv: Lederhose

Bayrischzeller Errungenschaft mit Hirschhornknöpfen und Eichenlaub-Stickerei

Vor über 132 Jahren wurde in Bayrischzell Geschichte geschrieben, genauer gesagt der Grundstein für die bayerische Tracht gelegt.

 

Am 25. August 1883 gründete Joseph (Sepp) Vogl zusammen mit fünf Stammtischbrüdern den allerersten Trachtenverein. Der heimatverbundene Bayrischzeller Dorfschullehrer befürchtete das Aussterben der hiesigen Tracht. Insbesondere die kurze Hose aus Leder – dank ihrer hohen Strapazierfähigkeit seit dem 18. Jahrhundert ein traditionelles Arbeitsgewand der (Wald-) Arbeiter, Bauern, Almerer und Jäger - geriet angesichts des Vormarsches von städtischer Kleidung, Uniformen und Anzügen zunehmend aus der Mode.

Also ließen sich die Männer beim Säcklermeister in Miesbach neue Hosen aus Hirschleder nach ihren Vorstellungen anfertigen und gründeten den “Verein für Erhaltung der Volkstracht im Leitzachthale / Bayrischzell”. Die Mitglieder waren gemäß Satzung verpflichtet, die aus kurzer Lederhose, Joppe und grünem Hut bestehende Gebirgstracht – mit Ausnahme der Wintermonate – nach Möglichkeit stets zu tragen.

Gegenwind bekamen die alpenländischen “Kniehösler” von der katholischen Kirche, die ihnen die Teilnahme an Prozessionen untersagte und die kurzen Lederhosen lange Zeit als sittenwidrig erklärte. Erst als sie Rückendeckung vom Brauchtums-begeisterten König Ludwig II erhielten, beugte sich die Kirche schließlich. Die in Bayern, aber auch dem angrenzenden Österreich neu entstandene Trachtenbewegung übernahm die Lederhose als Teil der regionalen Volkstracht. Die nun in vielen Orten gegründeten Trachtenvereine begannen damit, mit unterschiedlichen Ornamenten und Verzierungen vereinstypische Stile für die vor allem zu Schauzwecken getragene Traditionskleidung zu entwickeln.

Der aufkommende Alpentourismus verhalf der Lederhose dann endgültig zum Durchbruch. Urlauber, Künstler und Schriftsteller (wie z.B. Ludwig Ganghofer und Ludwig Thoma) sowie die ersten Heimatfilme im Kino bzw. Fernsehen machten die Lederhose weit über die bayerischen Landesgrenzen hinaus salonfähig. Nicht zuletzt durch das Münchner Oktoberfest ist die Lederhose heute weltweit bekannt und eines der prägensten Symbole für die (ober-) bayerische Kultur und Lebensart.

Im bayerischen Alpenraum zählt die Lederhose in ihrer traditionellen Art heute noch (bzw. wieder) zur Alltagskleidung, die vor allem an Sonn- und Feiertagen sowie zu festlichen Anlässen von Jung und Alt als Ausdruck der Heimatverbundenheit getragen wird. Typisch sind: Anfertigung aus gegerbtem Hirschleder, Hosenlatz, Bestickung mit Eichenlaub-Verzierungen, Hirschhornknöpfe, seitlich - meist rechts - angebrachte Jagdmessertasche sowie lederne Hosenträger, die vorne mit einem – meist mit schmückendem Motiv ausgestatteten – Quersteg verbunden sind. Vielfach wird die "zweite Haut", die in der Regel ein Leben lang hält, für ihren stolzen Träger mit der Hand maßgeschneidert. Oft wird die speckige Krachlederne sogar über Generationen hinweg vererbt.

 

Mit dem ALMVOLK Lederhosen-Motiv erinnern wir an die Bayrischzeller Pioniertat, die uns bis heute in verschiedensten Ausführungen begleitet.

 

Günter Etschel ALMVOLK