Almsommer-Tour (19): Hinteres Sonnwendjoch

impressionen aus landl / tirol

Das Hintere Sonnwendjoch, auf Tiroler Landesgebiet gelegen, ist mit 1.986m der höchste Gipfel des Mangfallgebirges.

Da der Aufstieg von der Ackernalm aus südseitig verläuft und kaum schattige Passagen bietet, haben wir uns die Tour für den Spätsommer aufgehoben. Außerdem sind wir heute besonders früh aufgebrochen, um die zu dieser Jahreszeit unterhalb des Gipfelkamms anzutreffende Gämsenpopulation beobachten zu können.

 

Unser Ausgangspunkt liegt auf 1.340m Seehöhe. Von Bayrischzell aus überqueren wir bei der Anfahrt in Richtung Thiersee die Landesgrenze am Ursprungpass. Etwa 2,5km weiter (kurz vor der Ortschaft Landl) zweigt rechts die beschrankte Mautstraße zur Ackernalm ab. Wer aus Richtung Kufstein via Thiersee / Landl kommt, biegt an den Hinweisschildern entsprechend links ab. Am Automaten sind 4 EUR Mautgebühr mit Münzen zu bezahlen.

Die schmale, etwa 6km lange Mautstraße führt uns an den Häusern der Stallenalm vorbei und mit durchschnittlich 16% Steigung direkt hoch nach Ackern. Geparkt werden kann gebührenfrei am Wanderparkplatz hinter dem Berggasthof Ackernalm.

 

Am Parkplatz folgen wir der geteerten, in zwei Kehren zwischen den Häusern der kleinen Almsiedlung hindurch führenden Straße aufwärts in Richtung des mit 2 Stunden Gehzeit ausgeschilderten Hinteren Sonnwendjochs. Wir passieren die Almkäserei auf rund 1.400m (neben dem Berggasthof eine weitere Einkehrmöglichkeit bzw. Einkaufsstation am Ende der Tour – siehe Ackernalm-Bericht vom Juli) und die malerisch über den Hütten thronende kleine Alm-Kapelle. Der Fahrweg leitet uns in nordwestlicher Richtung über weitgehend freies Almgelände bergauf.

 

Nach rund 30 Minuten Gehzeit erreichen wir auf 1.540m die Gebäude der Steinerkaseralm. Hier zweigt nach rechts ein Schotterweg ab, der via Frommalm ebenfalls zum Hinteren Sonnwendjoch führt. Diesen Abzweiger ignorieren wir und bleiben auf der Teerstraße. Linkerhand blicken wir zur Bergkette von Veitsberg, Thalerjoch und Frechjoch hinüber, vor uns zeigt sich der markante Guffert am Horizont.

30 Minuten später blicken wir auf die im Karboden auf 1.580m unter einem mächtigen Felskessel liegende Bärenbad-Alm. Bevor dort der Fahrweg endet, verlassen wir diesen am Wegweiser nach rechts und steigen einen steilen Pfad die Almwiese hinauf. Dem kreuzenden, nur noch sachte ansteigenden Forstweg folgen wir nach rechts durch lichten Nadelwald und über Wiesen, bis wir nach weiteren 15 Minuten den Burgstein (1.787m) vor uns und den Gipfelaufbau des Hinteren Sonnwendjochs rechts über uns sehen.

Hier entdecken wir die ersten Gämsen, die in der Morgensonne friedlich auf den Bergwiesen unterhalb des Gipfelkamms äsen.

Nachdem wir einige Zeit damit verbracht haben, die scheuen Tiere zu beobachten, setzen wir unseren Aufstieg fort. Während die Nordseite des Hinteren Sonnwendjochs aus Richtung der Tegernseer bzw. Schlierseer Berge wie eine gewaltige, abweisende Felsmauer erscheint, ist der Berg von Tiroler Seite aus über grasige Hänge – zumindest bei trockenem Wetter - gut begehbar.

Der stark ausgetretene – und teils mit Stufen ausgebaute – Wiesenpfad führt uns in 45 Minuten steil die Gipfelflanke aufwärts, zuerst in Serpentinen, dann direkter und deutlich steiniger an Geröll vorbei und durch einen Latschengürtel hindurch dem hölzernen Gipfelkreuz entgegen. Auf den letzten Metern ist etwas Trittsicherheit erforderlich.

 

Nach rund 650 Höhenmetern und 2 Stunden seit dem Aufbruch erreichen wir den Gipfel und erleben auf fast 2.000m den weit reichenden Rundblick, für den das Hintere Sonnwendjoch gerühmt wird. Nach Norden, über die steile Abbruchkante hinweg, erkennen wir die Rotwand mit Rotwandhaus, Auerspitz und Miesing. Weiter östlich ragt der Wendelstein empor, gefolgt vom Kaisergebirge. Nach Süden hat man freie Aussicht auf die teils vergletscherten Gipfel der Zentralalpen, insbesondere der Hohen Tauern sowie Zillertaler und Tuxer Alpen. Im Westen blicken wir Richtung Rofan, Karwendel und Wetterstein.

Sofern man mit Kindern unterwegs ist, sollte man im felsigen Gipfelbereich gut aufpassen, da es hier tief ins Kloo-Ascher-Tal hinunter gehende Steilabbrüche gibt.

Wir können das grandiose Panorama heute nur kurz genießen, da der Gipfel direkt nach unserer Ankunft von einem dichten Wolkenfeld eingehüllt wird. Die Brotzeit, bei der uns zwei Dohlen Gesellschaft leisten, fällt entsprechend kurz aus.

Angesichts der eingeschränkten Sicht verzichten wir auf eine Gratüberschreitung in die eine oder andere Richtung und steigen zunächst wieder auf dem Aufstiegsweg ab. Am Sattel zwischen Sonnwendjoch und Burgstein führt nach links ein Steig in die Taleinkerbung hinab zur Wildenkaralm, die wir ein anderes Mal besuchen wollen. Wir folgen dem Wiesenpfad weiter abwärts und halten uns erst am zweiten Wegweiser in Richtung Frommalm links. Über einen kaum erkennbaren Steig queren wir zum breiten Forstweg hinunter, der uns wieder ansteigend zu den Almwiesen der Frommalm auf 1.672m führt.

Das Almgelände der Frommalm erreichen wir rund 1 Stunde nach dem Aufbruch am Gipfel.  Von dort können wir aus einer anderen Perspektive hoch zum Gipfelkreuz und zur - mit dem Hinteren Sonnwendjoch über einen langen Grat verbundenen - Krenspitze (1.972m) blicken. Rechts davon schauen wir zur Wildenkaralm hinunter und auf der anderen Seite auf die Almstraße zwischen Stallenalm und Ackernalm.

Im unteren Bereich der Frommalm treffen wir nochmals auf Gämsen. Da der von der Frommalm direkt nach Ackern führende Steig offenbar dauerhaft aufgrund Steinschlaggefahr gesperrt ist, wandern wir auf dem breiten Forstweg hinunter in Richtung Steinerkaseralm (rund 30 Minuten Gehzeit), wo wir auf die Almstraße treffen, die uns in weiteren rund 30 Minuten gemütlich zurück zum Ausgangspunkt bringt. Insgesamt waren wir rund 4 Stunden unterwegs (reine Gehzeit).

Inzwischen hat sich der Bodennebel aufgelöst und wir können zum Abschluss unserer heutigen Almsommer-Tour weit ins Thiersee-Tal und auf das dahinter liegende Kaisergebirge blicken.

Eine vergleichsweise leichte – und deshalb bei schönem Wanderwetter meist nicht einsame - Tour auf einen grandiosen Aussichtsberg liegt hinter uns. Heute dank frühem Start sogar mit reger Gamsbegleitung !


Günter Etschel ALMVOLK

Hinweis: Die Benutzung der beschriebenen Wege erfolgt stets auf eigene Gefahr.