Röhrender König der Wälder
Demnächst werden wir in der Morgen- und Abenddämmerung am Rande der Bergwälder wieder ein außergewöhnliches Naturschauspiel hören und auf Lichtungen möglicherweise auch beobachten können: die Hirschbrunft, Zeit der Revierkämpfe, beginnt.
Seit dem Aussterben der Bären sind die Rothirsche die größte in unseren alpinen Wäldern freilebende Wildart. Mitte September, wenn die Geweihe der männlichen Rothirsche fertig ausgebildet sind und sich die Brunftmähne entwickelt hat, verlassen sie die gewohnten Einstände und losen Verbände mit anderen Männchen und suchen die Nähe der Rudel, in denen die weiblichen Tiere ganzjährig mit ihren Kälbern zusammen leben.
Durch lautstarkes Röhren, mit dem sie Präsenz zeigen und mögliche Rivalen abzuschrecken versuchen, machen sie ihren Anspruch auf die Hirschkühe deutlich. Die tiefen, langgezogenen Brunftschreie sind weithin zu hören, mitunter über ganze Täler hinweg. Es handelt sich dabei um mehrere Einzelrufe, die wir durch das Echo als einzelnen Ruf wahrnehmen. Reichen solche Einschüchterungsrituale und Scheinangriffe nicht aus, um einen Konkurrenten zu vertreiben, kann es auch zu heftigen Kämpfen kommen, in denen die imposanten Geweihe der Hirsche lautstark aufeinander krachen.
Während der etwa fünf Wochen andauernden Brunftzeit stellen die männlichen Hirsche die Nahrungsaufnahme weitgehend ein, um sich auf die Verteidigung des Reviers und die Paarung zu konzentrieren. Das stärkste Tier auf dem Brunftplatz wird auch als "Platzhirsch" bezeichnet, die sich in weiterer Entfernung befindlichen Hirsche „Beihirsche“. Meist sind es die acht- bis zehnjährigen Stiere, die schließlich Fortpflanzungserfolge haben. Im folgenden Jahr werden sie sich dann auf's Neue behaupten müssen.
Wir freuen uns auf das Naturschauspiel der sonst so scheuen Hirsche und widmen auch dem röhrenden König der Wälder ein ALMVOLK-Motiv.
Günter Etschel │ ALMVOLK