impressionen aus thiersee / tirol
Bei sommerlichen Temperaturen steht heute eine familienfreundliche Rundwanderung um die Gießenbachklamm auf dem Programm, die auf Kiefersfeldener Gemeindegebiet liegt.
Die Standard-Anfahrtsroute zur Gießenbachklamm führt über Kiefersfelden (via Thierseestraße in den Ortsteil Breitenau). Wir machen daraus jedoch wieder eine Bayerisch-Tiroler Grenztour und starten in der Gemeinde Thiersee.
Thiersee ist von deutscher Seite via Bayrischzell, Ursprungpass (Landesgrenze) und Landl erreichbar, aus Kufstein über die Thierseer Straße. Von Bayrischzell kommend durchqueren wir Vorderthiersee in Richtung Kufstein und biegen etwa 500m nach dem Ortsende links ab, passieren den Wertstoffhof und folgen dem asphaltierten Fahrweg zum Ortsteil Wachtl. Dort, wo die Teerstraße in einen Forstweg übergeht, parken wir in einer Ausbuchtung.
Alternativ kann man auch im Ortszentrum von Thiersee am Schild zum Gasthof Wachtl abbiegen und an geeigneter Stelle auf der Strecke zum bzw. am Gasthof parken oder gleich in Thiersee loswandern (ca. 60 Minuten zusätzliche Gehzeit).
Wir folgen dem im Wald moderat abwärts führenden Forstweg bis zum Gasthaus Wachtl (auf 538m), das wir nach etwa 15 Minuten erreichen. Hinter dem lauschigen Gasthaus wählen wir den rechten Steig (mit Hechtsee / Kiefersfelden beschildert) und überqueren auf einer Stufen-Brücke den breiten Kieferbach.
Links von uns liegt ein großes Steinbruch-Areal, rechts die Endstation des Wachtl-Express. Bis 2003 wurde mit der Bahn täglich Kalkstein zum Zementwerk nach Kiefersfelden transportiert. Die nostalgische Museumseisenbahn pendelt nun noch an einigen Sommerwochenenden auf Schmalspurgleisen zwischen Kiefersfelden und Wachtl. Die historischen Personenwagen wurden 1912 gebaut, die Elektro-Lokomotiven (aufgrund ihrer Form auch Krokodil genannt) sind Baujahr 1927. Weitere Hintergrundinformationen, Fahrzeiten und Preise findet man unter www.wachtl-bahn.de.
Direkt nach dem Bahnhof verläuft die Landesgrenze zwischen Österreich und Deutschland. Wir halten uns rechts und wandern auf der Thierseestraße entlang der Bahngleise und des Kieferbachs ohne großen Höhenunterschied in Richtung Kiefersfelden. Nachdem wir ein Gewerbegebiet passiert haben, stoßen wir nach etwa 20 Minuten Gehzeit seit dem Gasthof Wachtl auf den Einstieg in die Gießenbachklamm.
Am Eingang zur Gießenbachklamm kann man das größte Wasserrad Oberbayerns, angetrieben vom Gießenbach, der hier in den Kieferbach mündet, bestaunen.
Der rund 4,5km lange Rundweg mit knapp 200m Höhendifferenz startet auf 510m Seehöhe. Er führt zunächst auf einem breiten, moderat ansteigenden Schotterweg parallel zum Gießenbach bis zum Wasserkraftwerk. Dahinter kann man rechts einen Blick auf die vordere Gießenbachklamm mit ihren Wasserfällen werfen, bevor man links über einen steilen Treppensteig den bewaldeten Hang erklimmt. Oben angekommen führt ein mit Geländern gut gesicherter Pfad die enge und schattige Klamm entlang. Der wildromantische Höhenweg erlaubt uns faszinierende Blicke auf den in der Tiefe fließenden Gießenbach und die ihn umgebenden schroffen Felswände. Nach wenigen Minuten endet das Naturerlebnis an einer Staumauer, vor der wir die Klamm auf einer Holzbrücke überqueren. Hinter dem kleinen Stausee erscheint der Gießenbach in seinem breiten Bett zur Zeit eher wie ein dünnes Rinnsal. In jedem Fall ist er hier gut zugänglich und lädt zum Erfrischen und Baden ein.
Wir folgen nun den Wegweisern hinauf zur bewirtschafteten Schopperalm, unserer heutigen Einkehrstation. Über Almwiesen und an Zuflüssen zum Gießenbach vorbei spazieren wir in wenigen Minuten zum Hüttengelände auf 600m Höhe. Insgesamt dauerte der Aufstieg vom Wasserrad aus rund 45 Minuten.
Die private Almwirtschaft verfügt über ein urige Gaststube sowie einen gemütlichen Almgarten. Das gut überschaubare Freigelände vor der Schopperalm ist ein kleines Kinderparadies. Es gibt ein Streichelgehege, einen Spielplatz mit Sandkasten und Bach zum „Pritscheln“, ausgehöhlte Baumstämme, eine Bobbycar-Downhill-Strecke sowie einige Attraktionen mehr. Oberhalb der Alm befindet sich ein kleiner Aussichtshügel mit Marterl.
Die Speisekarte bietet deftige bayerische Brotzeiten, weitere Spezialitäten sind hausgemachter Kuchen sowie Speck und Schnaps aus eigener Herstellung. Montags hat die Schopperalm Ruhetag (außer an Feiertagen). Weitere Details, u.a. zu Veranstaltungen wie dem heutigen Standkonzert, das unseren Besuch musikalisch begleitete, sind der Hütten-Homepage www.schopperalm-inntal.de zu entnehmen.
Nach unserer Einkehrpause setzen wir unsere Wanderung auf dem Rundweg fort. An der Wegzweigung kurz vor der Schopperalm führt der Wanderweg hinunter zum Gießenbach, den wir auf einer überdachten Holzbrücke überqueren. Bei dem aktuell niedrigen Wasserstand wäre die Überquerung auch barfuß durch das Bachbett möglich gewesen.
Danach geht es wieder bergauf, zunächst auf einer serpentinenartigen, asphaltierten Straße. In einer Linkskurve folgen wir rechts der Ausschilderung zum "Trojerhof". Der nun steiler ansteigende Forstweg im Wald führt uns auf die Almweiden beim Weiler Althäusl. Kurz vor dem Trojerhof bietet links vom Weg ein Aussichtsbankerl auf 666m – dem höchsten Punkt der heutigen Rundwanderung – einen wunderschönen Blick auf die Chiemgauer Alpen und das Kaisergebirge.
Kurz darauf erreichen wir am Ende einer langen Ebene den Trojerhof, der als ältester Bergbauernhof Bayerns gilt. Bereits 500 Jahre vor Christus soll hier eine Keltensiedlung entstanden sein, die heutigen Hofgebäude und die Marienkapelle des Anwesens stammen aus dem 17. Jahrhundert.
Vom Trojerhof führt ein geteerter Fahrweg durch den Wald hinunter ins Tal. Nach etwas mehr als einer Stunde Gehzeit seit der Rast erreichen wir wieder die Thierseestraße, etwa 100 Meter entfernt vom links liegenden Wasserrad. Wir wenden uns rechts und spazieren auf dem Hinweg via Kieferbach-Brücke und Gasthaus Wachtl in rund 30 Minuten zurück zu unserem Ausgangspunkt.
Auf der Heimfahrt biegen wir kurz vor dem Wertstoffhof Thiersee zum Ortsteil Krückl rechts ab und besuchen noch die Tiroler Bienenalm, die Bio-Gebirgsimkerei der Familie Christen. Hier gibt es neben einem hochinteressanten Einblick in das Leben der Honigbienen auch deren hochwertige Produkte wie Gebirgshonig, Propolis, Gelee Royale, Blütenpollen und einiges mehr im Direktverkauf. Für einen Besuch meldet man sich am besten im Vorfeld an. Informationen und Kontaktdaten gibt es unter www.tirolerbienenalm.at.
Auch ohne Gipfelbesteigung eine abwechslungsreiche Familien-Tour !
Günter Etschel │ ALMVOLK
Hinweis: Die Benutzung der beschriebenen Wege erfolgt stets auf eigene Gefahr.