impressionen vom sudelfeld / Tatzelwurm
Ziel unserer heutigen Almsommer-Tour ist der idyllische Bergsee Bichlersee, Ausgangspunkt der Wanderparkplatz zwischen Sudelfeld und Tatzelwurm.
Von Bayrischzell auf der Deutschen Alpenstraße über den Sudelfeldpass kommend, folgen wir kurz vor der Abzweigung Richtung Tatzelwurm dem Schild nach rechts über eine kleine Brücke zum kostenfreien Wanderparkplatz. Diesen kann man - entsprechend links abbiegend - auch über die Mautstraße von Brannenburg bzw. die Tatzelwurmstraße von Oberaudorf aus erreichen.
Auf 800m Seehöhe startend spazieren wir zunächst parallel zum Auerbach bergab zu einem ausgewiesenen Naturdenkmal, den Wasserfällen am Tatzelwurm, die wir bereits nach wenigen Minuten hören und sehen können. In der tief eingeschnittenen und nur wenige Meter breiten Gumpei-Klamm stürzt sich der in den Inn weiterfließende Auerbach über mehrere Felsstufen insgesamt 95m hinab in die Tiefe. Die Schlucht ist mit einem gut ausgebauten Weg und je einer Brücke im oberen und unteren Teil erschlossen, von wo aus man die laut rauschenden Wassermassen mit der wild aufsteigenden Gischt auf sich wirken lassen kann.
Die Tatzelwurm-Wasserfälle sind Gegenstand einer bekannten Sage und vieler Geschichten, ihnen ist sogar ein Gedicht von Viktor von Scheffel gewidmet. Hier soll vor über 750 Jahren ein furchterregendes Drachen-Untier, der Tatzlwurm, gehaust haben, der jeden in die Tiefe zog, der sich unvorsichtig nahe an den Wasserfall heranwagte. Vor allem fromme Pilger auf dem an der Schlucht vorbeiführenden früheren Wallfahrtsweg nach Birkenstein sowie Sennerinnen der umliegenden Almen soll er so verschlungen haben. Noch heute soll man der Sage nach die Schreie und Hilferufe seiner Opfer aus den tosenden Wassern heraushören können.
Wir setzen nach dem Genuß des Naturschauspiels unseren Weg bergab fort, passieren das Hotelressort „Feuriger Tatzlwurm“ und folgen dem Gehweg an der Tatzelwurmstraße nach links bergauf. Nach etwa 300m biegen wir auf 791m Seehöhe rechts in einen Forstweg in Richtung Bichlersee ab. Bis hierher waren wir rund 20 Minuten unterwegs.
Auf dem angenehm zu gehenden Schotterweg wandern wir weitere 45 Minuten durch den Wald, in kleinen Wellenbewegungen per Saldo 100 Höhenmeter aufwärts. An lichten Stellen öffnen sich schöne Blicke auf die umliegenden Berge. In Zeisach (891m) endet der Schotterweg. Der sich anschließende Wanderpfad führt uns zunächst über eine von Brombeersträuchern gesäumte Almwiese und dann wieder in einen Hochwald-Abschnitt hinein. Nach einer gerodeten ehemaligen Waldfläche wenden wir uns an der Wegkreuzung links und erreichen nach insgesamt 1,5 Stunden Gehzeit den Bichlersee.
Der Bergsee mit seinem dunklen Moorwasser liegt malerisch in einer Mulde, eingerahmt vom Bergwald am Rücken des 1.448m hohen Wildbarren. Eine öffentliche Zufahrt gibt es nicht. Der Bichlersee selbst liegt auf 955m, hat eine Breite von 80m und eine Länge von 160m und ist umgeben von feuchten Wiesen und Schilfflächen. Am Südufer befindet sich ein kleiner, zum Abkühlen einladender Badesteg.
Für eine Brotzeit geht es weiter zum Berggasthof Bichlersee, der etwa 15 Minuten entfernt im zur Gemeinde Oberaudorf gehörenden Weiler Regau auf 947m Seehöhe liegt. Nach einem kurzen Waldstück stoßen wir auf einen kleinen Parkplatz für die Badeausflügler und einen Fahrweg, der an Kuhweiden vorbei direkt zum Berggasthof führt.
Der Berggasthof Bichlersee hat von April bis Oktober und von Weihnachten bis Heilige Drei Könige geöffnet, Dienstag ist Ruhetag. Mit dem Auto ist er auf einer gut ausgebauten Straße, die bei Agg zwischen Oberaudorf und Tatzelwurm abzweigt, erreichbar.
Die Gaststube fasst 75 Gäste, auf der Sonnenterrasse finden bis zu 140 Personen Platz. Bei schönem Wetter hat man eine tolle Aussicht bis ins Inntal und auf die markanten Gebirgsmassive von „Zahmer Kaiser“ und „Wilder Kaiser“. Kulinarisch wird dem Einkehrer eine Auswahl bayerischer Gerichte und Brotzeiten geboten. Auf der Karte stehen Schmankerln wie Saiblinge aus dem Kaisertalbach, Anguslende oder Bratensülze, natürlich auch Süßspeisen und hausgemachte Kuchen.
Der hauseigene, aus frischem Bergquellwasser gespeiste Badesee ist eine besondere Attraktion für Familien. Der Berggasthof beherbergt auch sieben Doppelzimmer und sechs Ferienwohnungen im Nebengebäude. Details dazu kann man im Internet unter www.bichlersee.de finden.
Nach unserer Einkehr wandern wir auf dem Hinweg via Bichlersee, Zeisach und Tatzelwurm-Wasserfällen in etwas weniger als 2 Stunden wieder zurück zum Ausgangspunkt.
Eine leichte Sommer-Wanderung mit sagenhaftem Naturschauspiel und doppeltem Bichlersee !
Günter Etschel │ ALMVOLK
Hinweis: Die Benutzung der beschriebenen Wege erfolgt stets auf eigene Gefahr.